Ja - man spricht von einem Störungsspektrum.
Im Falle der Neurodiversität entfalten mannigfaltige Einflüsse - chromosomale Vererbung, (poly-) gen-vermittelte Vererbung, Erziehung, Erfahrungen, physische und psychische Traumata, Umwelt, Umweltgifte etc. auf den psychischen Zustand eines Individuums, mitunter in einer Ausprägung, dass der Zustand derartige Muster erkennen lässt, die wir in den Klassifikationssystemen als Abweichung von der Norm (Intelligenz, Sensibilität, Emotionalität, Persönlichkeitsausprägungen etc.) und in den negativen Abweichungen als Störungen (ADHS, Depression, Wahn, Psychose, Schizophrenie etc.) zusammenfassen - in den unterschiedlichsten Varianten, mal lebensbeeinflussend, mal als relativ unwichtige Akzentuierung, mal beeinträchtigend, mal gewinnbringend.
Eben die Neurodiversität ist hierfür ein schlechtes Beispiel, weil sie von tausenden Faktoren - innerhalb und außerhalb des Individuums - beinflusst wird und tatsächlich ein riesiges Spektrum abbildet, das abhängig von Familie, Umwelt und Kultur geschätzt, herabgewürdigt oder pathologisiert werden kann.
Anders ist es beim biologischen Geschlecht. Hier gibt es zwei biologische Pole: Der biologische männliche Pol, der Spermien produziert (und diese bestenfalls aufgrund hormoneller und anatomischer Voraussetzungen als funktionierende Spermien zur Befruchtung von Eizellen verwenden könnte) und den biologischen weiblichen Pol, der Eizellen produziert und für den die genannten Voraussetzungen vice versa gelten.
Bei den biologischen Geschlechtern ist es wie mit der Anzahl der Finger oder Nieren: Nur weil es Menschen gibt, die mit 6 oder 12 Fingern oder einer Doppelniere geboren werden, existiert diesbezüglich kein gesundes Spektrum zwischen 6 und 12 Fingern oder 1 - 3 Nieren. Es gibt physiologische Anlagen (10 Finger, 2 Nieren) und Störungsbilder - und innerhalb der Störungsbilder existiert ein breites Spektrum, nicht innerhalb der physiologischen Anlagen.