Vielleicht können wir noch einen anderen Aspekt besprechen? Was ich nicht verstehe, ist das der Begriff „Frau“ anscheinend ausgehöhlt wird und gar nichts mehr bedeutet. Lasst mich erklären.
Aber zunächst: Ich finde es schrecklich, wie bedroht trans Menschen sind und das muss sich ändern. Ich würde auch nie jemanden misgendern oder deadnamen. Ich will jeden seine eigene Identität bestimmen lassen. Wenn es sein muss, ohne es zu verstehen. Aber wenn es geht natürlich lieber mit.
Schon länger haben wir uns dafür eingesetzt, dass etwa Lippenstift, Röcke und lange Haare genausowenig als inhärent weiblich gelten wie Fürsorge oder das Reden über Gefühle - zu Recht. Jetzt heißt es, auch Vagina, Gebärmutter, Gebären und Stillen sind nicht wirklich inhärent weiblich sondern bloß „weiblich gelesen“. Das heißt für mich, dass „Frau“ zur Kategorie ohne Eigenschaften wird (sogar Sternzeichen haben dann mehr, sogar objektiv betrachtet). Das hieße, dass niemand entscheiden kann, ob er/sie eine Frau ist oder nicht. Auch wenn es ein Gefühl, eine Bauchentscheidung sein soll. Anhand was denn? Als Vergleich: Ich kann objektiv entscheiden, welches Sternzeichen ich habe, weil es eine klare Definition gibt. Ich kann aus dem Gefühl entscheiden, dass ich etwa Lust auf italienisches Essen habe. Aber auch nur, wenn klar ist, was italienisches Essen ist. Wenn aber auch Sushi, Fischbrötchen, Kebab, Mate-Tee und alles andere genauso italiensich sein können, macht die Aussage „Ich will definitiv italienisch und nichts anderes“ keinen Sinn.
Also: Wenn jede Äußerlichkeit, Verhaltensweise und Anatomie sowohl weiblich wie auch männlich sein kann, dann brauche ich die Kategorien „Mann“ und „Frau“ nicht nur nicht mehr, ich kann sie gar nicht mehr sinnvoll verwenden.
Was ich verstehen würde, wäre die Aussage, dass Mann und Frau als Kategorien generell zu überwinden sind - also am Besten alle nicht-binär wären. Von vielen anderen Menschen hören wir aber, dass sie definitiv Mann (oder Frau) sind.
Ich habe einfach das Gefühl, dass ich alle anderen Lebensweisen, so schlecht ich sie teilweise auch verstehe, besser verstehe, als die Idee einer Kategorie ohne Eigenschaften, der man aber definitiv angehört. Ich werde das aber bestimmt nicht mein Verhalten beeinflussen lassen. Ich will niemandem seine*ihre Gefühle absprechen und werde Pronomina und alle anderen Aspekte jeder Identität respektieren.