LdN 303: Dienstwagen

Was ich witzig finde ist ja, dass ihr euch zwar so Schön einig seid und mit der angeblichen Realität argumentiert, euch aber die Leute mit den Zahlen (die ihr nicht liefert) widersprechen.

Ich glaube dann doch eher denen die anhand einer Zahlenbasis argumentieren und sagen, dass es sich lohnt über eine Änderung bis Abschaffung nachzudenken, als solchen die nur schreiben: meine Realität gibt das nicht her.

Auf jeden Fall könnten wir uns einigen, nur noch E-Autos als Dienstwagen zu fördern, oder?

Du hast die Postings des Steuerberaters nicht gelesen, nehme ich an.

Da stehen Daten und Fakten.

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Das zeigt wieder sehr schön, dass wir als Menschen sehr geneigt dazu sind, nur die „Expertenmeinung“ als „Daten und Fakten“ wahrzunehmen, die unserer eigenen Meinung entspricht.

Erinnert mich an die Corona-Diskussionen. „Hast du das Interview mit Streeck nicht gelesen? Da stehen Daten und Fakten!“.

So lange die Infrastruktur den Betrieb eines eKFZ nur für Eigenheimbesitzer praktikabel macht und für viele Menschen in urbanen Gebieten kaum möglich ist, erscheint mir das eine Lösung zu sein, die, wie alle bisherigen eKFZ-Förderungen (Kaufprämie, Wallbox-Förderung…) wieder sehr einseitig nur die oberen 50% der Gesellschaft unterstützt.

Das trifft es ganz gut, so kommt es mir auch immer vor, wenn jemand in einem Forum mit dem Siezen anfängt und auch noch darauf beharrt. Ich muss mich dann immer sehr beherrschen, nicht einfach „OK Boomer“ zu schreiben, praktisch bleibe ich dann aber einfach beim konsequenten Duzen… wobei ich das „Sie“ auch im Alltag weitestgehend auf den beruflich-professionellen Bereich beschränke, wo es wirklich dazu dient, bewusst Distanz zu schaffen.

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Die stehen ja nicht rum, wenn der Arbeitnehmer sie zurückgebracht hat, sondern werden vom nächsten genutzt. Ganz anders, wenn der Arbeitnehmer mit dem Krankenwagen nach Hause fährt.

Sehen wir es uns doch mal beispielhaft an.
Arbeitnehmer: 120.000 € Gehalt, Wertverlust Auto 8333 € (50.000 € / 6), laufende Kosten 10.000 €, 40% Steuern
Unternehmer: 120.000 € Gewinn, 50% Privatnutzung, für die Vergleichbarkeit alle Kosten verdoppelt, 40% Steuern

Arbeitnehmer:
Gehalt: 120.000 €
-Wertverlust: 8.333 €
-laufende Kosten: 10.000 €
-Steuer: 48.000 €
=53.667 €

UnternehmerArbeitnehmer mit Dienstwagen:
Gewinn: 120.000 €
+fiktiver Gewinn: 18.333 €
Steuer auf 138.333 €: 55.333 €
=64.667 €

Da nicht die realen Kosten anfallen, sondern nur der Steuersatz, ist es immer eine Subvention.

edit: Der Unternehmer hat natürlich die Kosten. Insofern ergibt sich die gleiche Rechnung wie immer: Beim Unternehmer spricht nichts dagegen, dem Arbeitnehmer einen Dienstwagen zu stellen, ist dagegen immer eine Subvention.
Hier ist zu beachten, dass in einer GmbH der Unternehmer ein Arbeitnehmer ist. Das ist unter anderem deshalb relevant, da GmbH und Arbeitnehmer unterschiedlich versteuert werden.

Doch habe ich.

Und dann habe ich von den Leuten gelesen die die Daten und Fakten bundesweit ausgewertet haben und nicht nur eines zufälligen Steuerberaters, der deine Haltung als Nutznießer des Privilegs bestätigt.

Die Daten eines einzelnen Steuerberaters lassen zum einen keine Schlüsse für ganz Deutschland zu, zum anderen unterliegen sie einem massiven Selection-Bias. Steuerberater haben nämlich überproportional viele Selbstständige und Unternehmer in ihrem Kundenstamm, deutlich weniger Angestellte (obwohl die insgesamt den Großteil der Arbeitnehmer ausmachen) vom Dienstwagen als Privileg profitieren insgesamt aber vor allem Angestellte - die in den Zahlen von Steuerberatern oft nicht auftauchen, weil sie ihre Steuer selbst oder mit Hilfe von Lohnsteuervereinen etc. machen.

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Was hast du da ausgerechnet?

Was sind das für Kosten und wer Zahlt die an welcher Stelle?

Ich würde ja meinen die Rechnung wäre unvollständig.

Weil Arbeitnehmer beginnt mit Lohnsteuer + PKW Kosten

Arbeitnehmer mit Dienstwagen; Lohnsteuer gesamt incl. Geldwerten Vorteil.

Und genau das ist der Punkt! Genau deswegen brauchen wir eine Reform der gesamten Besteuerung rund um Dienstwägen „von der Pike auf“.

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Mmmm. Gehören die meisten Dienstwagenfahrer nicht sowieso zu den „oberen 50%“? Es geht um ein äußerst wichtiges Lenkungsmittel.
Außerdem: Genau wie bei Nutzung/Ausbau des ÖPNV kann nicht eins auf das andere warten. Beides muss gleichzeitig passieren. Ich persönlich stelle mir den Aufbau der E-Auflade-Infrastruktur nicht so kompliziert vor. Das sind doch keine Windräder… Ich denke, es war bisher einfach nicht wirklich gewollt, vielleicht auch weil es nicht genug Nutzer:innen gab, s.o. Beides gleichzeitig angehen.
Oder alternativ die komplette Subvention streichen.

In der Regel laufen Leasingverträge nur über 3 Jahre, eventuell 4. Der Wertverlust ist nicht linear, sondern in den ersten Jahren am höchsten. Wenn man also rechnet, dass alle 3 Jahre ein Neuwagen zur Verfügung steht, dann ist die Rechnung noch einmal positiver für den Dienstwagen.

Das stimmt schon, aber das Problem bleibt, dass es eine Förderung von Eigenheimbesitzern ist - was auch wieder umweltfeindlich ist. Wer zur Miete wohnt (und damit deutlich ressourcenschonender!) hat das Nachsehen. Das finde ich einfach schade. Vermutlich hast du Recht, aber irgendwie kann ich mich nicht dazu durchringen, eine Änderung zu begrüßen, von der primär Eigenheimbesitzer profitieren.

Naja, @pitus hatte ja in dem Thread zur Wärmepumpe schon geschildert, wie schwer es ist, nur eine Wärmepumpe und eine Wallbox in einem Haus gleichzeitig zu betreiben, weil die Netze so schlecht ausgebaut sind.

Eine hinreichende Zahl von öffentlichen Stromtankstellen in typischen urbanen Wohngebieten aufzustellen erfordert vermutlich eine Modernisierung der gesamten Stromnetze.

Ich muss zugeben, dass ich bei dem Thema Hardliner bin: Ich bin dafür, sämtliche Fördermittel der E-Mobilität in der Anfangszeit in die Infrastruktur zu packen. Keine Individualförderung (Kaufprämien, 0.25%-Dienstwagen-Regelung, Wallbox-Zuschüsse), volle Gemeinschaftsförderung. Wenn die Infrastruktur steht, werden die eKFZ automatisch so viel attraktiver als das Auto, vor allem, wenn fossile Kraftstoffe im Rahmen der CO2-Steuer deutlich teurer werden.

Die Individualförderung führt leider dazu, dass die Infrastruktur dort ausgebaut wird, wo es sich wirtschaftlich lohnt - also auch Unternehmen nur dort in die Infrastruktur investieren, wo ohnehin schon das Geld der Individualförderung gelandet ist. Das ist einfach eine klassische Umverteilung von Unten nach Oben.

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Das ist ziemlicher Unsinn. Zwar ist es richtig, dass wir viel mehr Unternehmen vertreten, aber deren Beschäftigte sind ja wohl Arbeitnehmer und wir - und nicht deren Steuerberater - ermitteln oder prüfen im Zweifel den privaten Nutzungsanteil.

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Ok, aber dann bitte auch die Gelder aus Steuervorteilen und Subventionen für fossile Strukturen abziehen und in diesen Ausbau stecken.
Sonst wird sich nichts ändern.
Der Dienstwagenmarkt beeinflusst wesentlich den Automarkt. Deshalb muss man dort ansetzen und Fehlanreize streichen. Wenn fossile Strukruren weiterhin massiv gefördert werden, müssen wir uns nicht wundern, dass anderes keine echte Chance hat.

Also faktisch ist es ja so, dass Elektro-KFZ im Rahmen der Dienstwagenregelungen deutlich gefördert werden. Daher: Während beim Verbrenner die 1%-Regelung gilt (dh. pro Monat fällt 1% des Bruttolistenpreises als geldwerter Vorteil steuerlich an), wird dies be Elektrofahrzeugen nochmal geviertelt (dh. effektiv eine 0,25%-Regelung).

Für ein Elektroauto, das 40.000 Euro kostet, fallen daher nur so viele Steuern an wie für einen Verbrenner, der 10.000 Euro kostet. Das ist schon eine mächtige Lenkungswirkung.

Die Frage ist doch jetzt: Warum reicht das offenbar nicht? Warum werden trotzdem noch so viele Verbrenner als Dienstfahrzeuge gekauft?

Die Antwort dürfte tatsächlich in der Infrastruktur zu suchen sein. Wenn ich als Arbeitnehmer ohnehin den Sprit nicht zahle, weil der im Rahmen der Dienstwagenregelung vom Arbeitgeber gezahlt wird, wiegt die höhere Flexibilität des Verbrenners natürlich stark.

Ja, deren Beschäftigte sind Arbeitnehmer. Soweit ich weiß entscheidet aber nicht der Arbeitgeber, ob ein Beschäftigter das 1%-Modell oder das Fahrtenbuch nutzt, sondern der Beschäftigte selbst. Das erzeugt noch einen zusätzlichen Bias: All die, die ohne Konsultation eines Steuerberaters die Entscheidung für das 1%-Modell fällen, tauchen nicht beim Steuerberater auf, weil sie eben auch nicht im Zweifel geprüft werden.
Darüber hinaus ist die Praxis der Gewährung von Dienstwägen als Gehaltsbestandteil und nicht nach tatsächlicher dienstlicher Notwendigkeit größer, je größer ein Unternehmen. Je größer das Unternehmen, desto wahrscheinlicher allerdings, dass diese eigene Steuerberater beschäftigen und damit weder bei dir noch bei anderen selbstständigen Steuerberatern „auffällt“. Damit wird in deinem Datensatz die Anzahl derer, für die der Dienstwagen tatsächlich ein Privileg ist, weiter unterschätzt.

Ich stelle ja gar nicht in Abrede, dass es viele Menschen gibt, für die der Dienstwagen Notwendigkeit und kein Privileg gibt. Gleichzeitig ist der Datensatz eines einzelnen Steuerberaters einfach überhaupt nicht geeignet, um Schlüsse auf ganz Deutschland zu ziehen. Da ist dann unabhängige Forschung (wie beispielsweise vom UBA zitiert…) dann doch valider. Und diese kommt eben zu dem Schluss, dass es viele Menschen gibt, deren Dienstwägen steuerlich gegenüber Privat-PKW deutlich besser gestellt sind.

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Das UBA zitiert da keine „Forschung“ aus der Finanzwissenschaft.

Ansonsten scheint mir, dass sich hier viel Meinung mit wenig Ahnung verbinden.

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Und mir scheint, nicht zuletzt wegen der anderen Diskussionen, die wir z.B. zum Thema Lichtverschmutzung hatten, dass du einfach ein extrem „liberales“ (im Sinne der FDP) Weltbild vertrittst und du entsprechende Biases hast, über die du nicht einmal versuchst, dir im Klaren zu sein.

Nebenbei wurden in der letzten Ausgabe auch einige andere, gute Argumente genannt, die gegen das Prinzip Dienstwagen sprechen - völlig unabhängig davon, wie vorteilhaft die 1%-Regelung nun im Einzelfall oder im Normalfall sein mag. Das stärkste Argument ist schlicht das Flatrate-Argument: Wenn der Arbeitnehmer weiß, dass der Arbeitgeber über den Dienstwagen alle laufenden Kosten der Fahrzeugnutzung übernimmt, wird das Fahrzeug auch so viel wie möglich genutzt. Und das ist einfach die falsche Richtung, wenn das gesellschaftliche Ziel ist, unnötige PKW-Nutzung generell zu reduzieren.

Es gibt viele gute Gründe, die Dienstwagenregelungen zu überarbeiten - sei es, weil sie zu bürokratisch seien (Position der deutschen Steuergewerkschaft), sei es, weil sie zu vorteilhaft für Dienstwagennutzer sind (linke Position), weil sie vor allem die Wohlhabenden fördern (siehe eKFZ-Förderung, von der praktisch fast nur Eigenheimnutzer profitieren) oder sei es, weil sie im Hinblick auf den Umweltschutz in die falsche Richtung führen / Fehlanreize für häufige KFZ-Nutzung setzen (wie @Felix4 weiter oben schön geschildert hat).

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Und mir scheint du liest nur was du lesen willst, aber was wem scheint ist völlig egal.

Ich habe die harten Fakten und den Umfang der Falschdarstellung angegeben und stelle mir ehrlicherweise langsam die Frage, ob das nicht in voller Absicht geschah um Leuten Lipservice zu geben. Was ich übrigens nicht gemacht habe ist mich da politisch zu positionieren. Von der Materie selbst hast du ohnedies keine Ahnung, und so wenig es Sinn macht mit Impfgegnern über mRNA zu diskutieren macht es Sinn euch hier auf eure Irrtümer hinzuweisen.

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