Ich find das ja vernünftig, sich mal selber vor Ort ein Bild zu machen, wie laut so eine WKA in der Realität ist, auch in verschiedenen Abständen.
Noch informativerer wäre es aber imho gewesen, das nicht quasi nur mit kompletter Stille zu vergleichen, („von hier ist es gegen den Wind noch ein leises Surren“), sondern mit anderen verbreiteten Lärmquellen wie Autobahnen, Bahnstrecken, Einflugschneisen, u.ä., und welche Mindestabstände zu Wohnbebauung da so existieren, oder auch nicht.
Mir kommt nämlich auch eine Grenze von 1000 Metern noch arg übertrieben vor.
Ich finde ja einen Radius um eine solche Anlage reichlich dämlich:
Der Schattenwurf tritt prinzipbedingt nur Nordwestlich bis Nordöstlich einer Anlage auf.
Schall trägt sich extrem weit mit dem Wind. Weiß jeder, der in der Nähe einer Autobahn wohnt: Manchmal die die Brummis gar nicht zu hören, an anderen Tagen scheinen sie in unmittelbarer Nachbarschaft zu fahren.
Man sollte also bei in Deutschland verbreiteten West-Wind-Lagen eine Anlage Nordöstlich deutlich näher an eine Ortschaft heran bauen können, im Südwesten sollte mehr Abstand herrschen.
Auch wenn die Vor-Ort-Reportage schön anzuhören war, fand fand ich die wissenschaftliche Lärmanalyse völlig daneben: Das Ohr kann nur ganz schwer absolute Lautstärken beurteilen: Im Wald ist es im Winter naturgemäß richtig still: Da hört man ein surren viel lauter, als wenn man an gleicher Stelle auf dem Balkon säße und typische Nachbarschaftsgeräusche zu ertragen hätte. Von Innenräumen ganz zu schweigen.
Das Prinzip kennt jeder, der sich mal einen PC gebaut hat, der dann gefühlt zu laut war: Erste Analyse: Der Prozessor-Lüfter ist zu laut, der verursacht den Lärm. Also gegen einen ganz leisen getauscht. Dann festgestellt, dass bei (reduziertem absolutem) Geräusch jetzt die Festplatte zu laut ist. Also die in einen frei schwingenden Rahmen gesteckt. Wieder enttäuscht: Jetzt stört das Netzteil. Also das auch noch getauscht. Jetzt ist der Rechner richtig leise. Aber nein: Jetzt hört man das Fiepen der Hintergrundbeleuchtung des Flachbildschirms. Dabei hätte man vorher schwören können, dass der Monitor immer absolut geräuschlos war…
Eine Top Folge, bei der ich wirklich was dazu gelernt habe – gerade beim Thema Individual- und Bestandsschutz und auch beim Planungsrecht. Super die wichtigen Themen recherchiert. Das Thema Lärm und Schatten hat mir auch nicht so viel gebracht. Vielleicht kommt dazu mehr in Folge 2? Der subjektive Eindruck ist OK, aber bringt natürlich so ohne Hintergrund-Infos (läuft das Windrad auf Vollast, war Ulf letzte Nacht noch in der Disko, … ) nicht viel. Vielleicht hätte man da ja einfach noch paar Zahlen bringen können. Was ist an Lärm erlaubt / gesund? Wie sieht es mit Infraschall aus (da gibt es ja wohl einige Mythen). Und beim Thema Schattenwurf wäre natürlich auch interessant gewesen, wie viel Schattenwurf erlaubt ist, wie viel bei welchem Abstand entsteht und in wieweit sowas überhaupt eine Beeinträchtigung ist. Das ganze kann man dann ja auch wunderbar mit der 10H Regel in Bezug bringen.
PS: Gefühlt kam das Wort „Map alarm“ ungewöhnlich häufig in dieser Folge vor
an dieser Stelle kann ich HessenChris nur zustimmen und möchte auch nochmal darauf aufmerksam machen, dass das Thema Lärm ein sehr relevantes für die Bevölkerung darstellt und ich als Befürworter der Windkraft dieses Problem wirklich nachvollziehen kann. Und dafür war diese knappe vor-Ort-Subjektiv-Einschätzung wirklich schwach. Das ist eigentlich nicht der Anspruch der Sendung.
Ich habe mich auf der Arbeit mit dem Thema Akustik von Maschinen befasst und kenne mich recht ordentlich aus - natürlich nicht so gut wie ein Freifeld-Akustiker vom TÜV, dennoch versuche ich das einmal einzuordnen.
Die Überlagerung von Geräuschen
Anscheinend standen die beiden in der Nähe eines Windrads und haben auf die Geräsche eines anderen Windrads in ca. 450 m Entfernung gelauscht. Wenn die Differenz der beiden Quellen bspw. 10 dB beträgt, dann ist das fürs menschliche Gehör nicht mehr vernünftig einzuordnen. Daher war die Aussage, dass es bei dieser Entfernung nur noch leise zu hören ist, irreführend. Das Geräusch des entfernten Windrads wird durch das nähere Windrad überdeckt (Analog zum Beispiel mit dem PC von HessenChris)
Schnee
ist ein stark absorbierender Faktor, der Geräusche enorm dämpft. Daher sind Messungen/Einschätzungen bei Schnee sehr fragwürdig.
Windrichtung (Analog zu HessenChris)
Wir haben fast immer Südwest-Wind und der Wind transportiert Schall massiv. Wenn mal Ost-Wind ist, dann hören wir auf einmal die Schulglocke, die 1 km Luftlinie entfernt ist und sonst nie zu hören ist. Ich finde seinen Ansatz richtig, dass im Südwesten von Siedlungen einfach mehr Abstand sein muss (und auch mehr als 1km).
Ausbreitung in der Luft
Tiefe Frequenzen breiten sich viel besser aus, hingegen werden hohe relativ schnell absorbiert. Daher hört man in größeren Abständen immer nur ein tiefes Brummen (Autobahn, Windrad, …), aber auf Dauer ist dieses sehr nervig und kann auch krank machen. Die psychischen Probleme durch Lärmbelastung in Deutschland sind keine Randerscheinung.
Ich würde mir wünschen, dass ihr das Thema noch einmal im zweiten Teil ansprecht, weil ich die Thematisierung in der Sendung für qualitativ schlecht halte. Insgesamt war es dennoch wieder eine sehr lohnenswerte Folge.
VG
Ich weiß nicht, ob es zum Schattenwurf Grenzwerte gibt.
Den nötigen Abstand kann man aber mit einfacher Geometrie ausrechnen:
Es gibt unterschiedlich sensible Menschen, aber Hell/Dunkel-Flackern nervt mich massiv: Schon mal bei tiefstehender Sonne von der Seite durch eine Allee oder an dürren Hecken vorbei gefahren? Da hab ich direkt Blitze im Kopf. Das will ich zu Hause nicht haben.
Aber zum Glück nimmt der Hell/Dunkelkontrast mit dem Abstand zur Anlage ab:
Zwischen den Alleebäumen und mir sind vielleicht 3-5 Meter, da ist das extrem.
Aber bei ein paar hundert Metern zwischen Anlage und Haus merkt man das kaum noch.
Nach dem Hören habe ich mal die Entfernung zur Windkraftanlage, die ich höre, über Openstreetmap nachgemessen. Von meiner Wohnung sind es 770m Luftlinie. Nun drehen sich die Rotoren in gleichbleibender Geschwindigkeit, aber bei mir kommt ein Wusch-Wusch-Wusch an. Bei entsprechender Windrichtung ist das nervig. Besonders auffällig ist es für mich, weil es vor der Errichtung absolut still war. Offenbar galt in NRW die 1000m Regel nicht bei der Errichtung dieser Windkraftanlage.
Die Hersteller haben versucht über die Flügelform den Lärm zu reduzieren, was funktioniert. Die Enercon-Anlage mit gebogenen Flügelspitzen ist leiser als die Vestas-Anlage (älteres Modell) mit geraden Flügelspitzen.
Was genau ist denn die Aussage deines Beitrages jetzt?
Wenn es einfach ein Praxis-Beispiel sein soll, dann gehe ich gerne darauf ein.
Zwei Punkte dazu:
Die „Messung“ von Ulf und Philip war kokolores und das ist ja jedem bewusst. Da ging es ja eher generell darum, mal Denkanstöße zum Überdenken der 1000M Regel (z.B.) zu liefern.
Es ist auch, denke ich klar, dass modernere Anlagen technischen Fortschritt auch im Bereich Lärm erzielen ( Repowering ist toll). Es sollte also generell besser geguckt werden, wie laut eine Anlage ist und wo trägt sich der Schall anstatt zu sagen 1000M
Moin zusammen,
Ich bin Akustik-Ingenieur bei einem Winkraftanlagen-Hersteller. Daher muss ich auf diese Folge praktisch schon von Amts wegen Feedback geben.
Zunächst einmal, danke Phillip und Ulf, dass ihr dem (derart wichtigen) Thema Windkraft so viel Platz einräumt. Zum anderen danke auch dafür, wie ihr ein derart komplexes Thema mit den für die Allgemeinheit relevanten Teilaspekten angeht. Ich denke einige Aspekte, wie bspw. die Akustik, sind im allgemeinen zu komplex (technische Akustik/BimSchg/Schallprognosen/…) um sie umfassend zu behandeln Ich denke das war auch nicht der Anspruch, sondern eher einen subjektiven Eindruck zu geben, sowie einen Einblick in die Sinnhaftigkeit wie Komplexität des Genehmigungsverfahrens zu geben.
Einige Anmerkungen dazu von mir:
ihr habt ,wenn es um das Blattgeräusch (der aerodynamische Schall ist der primäre Schall bei ‚gesunden‘ WKA) ging, mehrfach von Pfeifen gesprochen.Der von WKA abgestrahlte Schall ist im Allgemeinen breitbandiges Rauschen (viele Frequenzen zwischen 100 Hz und mehreren kHz). Falls tatsächlich ein Pfeifen auftritt, muss man (als Hersteller) aktiv werden und dies beseitigen. Das BImSchG schreibt nicht nur vor, was der immissionsrelevante Schallleistungspegel (wie laut ist die Anlage in Summe üpber alle Frequenzen) betragen darf, sondern auch, wie sehr Töne (Pfeifen ist kein klar definierter Begriff, aber i.d.R. wird an tonalen Schall gedacht, wenn von Pfeifen die Rede ist) aus dem Rauschen hervortreten. Das nennt man Tonalität bzw. tonale Hörbarkeit.
Im Kontext von (Mindest-)Abständen gibt es einige Punkte die es zu ergänzten gibt.
es macht einen Unterschied, ob der Abstand zu einer Bebauung sich auf eine Anlage bezieht oder auf 10. Der immissionsrelevante Schallpegel wird nämlich (energetisch) addiert.
unterliegen WKA natürlich (wie ja auch im Podcast erwähnt) den BImSchg-Vorgaben hinsichtlich der Akustik. D.h. die Immissionskontingente, die von Anlagen eingebracht werden, schlagen natürlich im Gesamtkontigent zu Buche. Das Gesamtkontigent ist eben abhängig von der Art des Gebietes (Baugebiet/Mischgebiet)
Ich denke allein die 2 genannten Punkte machen die Absurdität bzw. den inhärenten Populismus von ‚Abstandsregeln‘ recht klar.
Um nicht zu sehr auszuschweifen, aber dennoch 2 wichtige Punkte los zu werden:
Ihr sprecht von luv und lee. Heutzutage ist common sense, dass WKA eine Richtcharakteristik besitzen. Allerdings ist die Schallabstrahlung in upwind und downwind praktisch die gleiche (einfachste Modelle). der abgestrahlte Schall ist jedoch nennenswert niedriger im Querwind.
In dem Kontext ist es wohl sinnvoll zu erwähnen, dass NAchweismessungen (Messungen die der Behörde zeigen dass an einer bestimmten Anlage der ‚vorgegebene Schall‘ auch eingehalten wird) stets downwind (nach Norm) durchgeührt werden und damit ein worst case Szenario abdecken.
Ein letzter Punkt den ich loswerden möchte mit Bezug auf den Kopmmenta von @Frank_Hilker : Man muss sich vor Augen halten, dass die Leistung von WKA kontinuierlich ansteigt (vor 5 Jahren waren wir noch bei 2…3 MW, währnd wir heute bei ~6 MW pro ANlage liegen) während die Schallabtrahlung die gleiche bleibt.
Ich wohne in Nordfriesland und treffe hier quasi alle paar Kilometer auf Windparks, die deutlich mehr als „nur“ sieben Windräder groß sind. Als Stadtbewohner habe ich so eine Anlage nicht direkt vor der Nase.
Nun kann man sich lange und breit über Lärm, Schatten und Naturschutz unterhalten und das ist auch richtig, solange es den Prozess nicht hemmt. Allerdings haben wir keine Wahl und das sollte doch auch langsam mal klar werden. Wir werden nicht unendlich weiter Gas, Öl und Kohle verbrennen können und auch die Atomkraft in der jetzigen Form stellt keine Alternative dar. Aber ein nein zur Kernspaltung sollte nicht die Forschung in Sachen Kernfusion behindern.
Es fehlt mir ein zusammenhängenderes Denken. Man kann auch nicht einfach sagen, Windkraft ist gut und los. Das führt dazu, dass hier zum Beispiel wenige die Möglichkeit hatten Windparks aufzubauen bzw. sich zu beteiligen und damit sehr viel Geld verdienen. Allerdings auf dem Rücken der Steuerzahler und Stromkunden. Wir hier in Schleswig-Holstein haben viel Windkraft, zahlen aber auch mit die höchsten Ausgleichszahlungen, wenn Windräder abgeschaltet werden müssen.
Vielleicht gehören so wichtige gesellschaftliche Dinge wie Energie, Wasser und auch Verkehr in öffentliche Hand. Windkraftanlagen sind gut, aber gebaut wurden sie größtenteils, weil sich damit gutes Geld verdienen läßt und nicht, weil sie grünen Strom produzieren.
Wir müssen als Gesellschaft ein Ziel erreichen. Dafür müssen wir alle was leisten, dafür erhalten aber auch alle etwas.
Ich fand die Folge höchst gelungen. Mäkelei wegen nicht professioneller „Schallmessung“ unangebracht. Da kann sich jeder in das Thema vertiefen, der durch diese Sendung angeregt wurde, oder er/sie weiss es halt schon besser und kann das hier ja auch beitragen (wie @Andypopandy vorbildlich).
Der Vogelschutz nach Individuum anstatt nach Art war für mich neu und die Absurdität dieser Vorgabe finde ich krass. Wenn das der Gutachter schon sagt…! Kommt je den Politikern und Bürgern super entgegen, die prinzipiell alles beim Alten lassen wollen, zB. eben das Windrad verhindern, aber die vorherrschende Form der Landwirtschaft nicht antasten wollen und damit so viele Vogelarten und Wildtiere immer mehr bedrängen.
Das Format der Recherchereise finde ich grundsätzlich gut. Die „Aufnahmen im Feld“ haben eine Super-Atmosphäre vermittelt. Wirklich sehr schön. Klasse Arbeit von den Beiden!
Ich kriege mich da nicht mehr ein vor Lachen wenn ich das Wort „Lärm“ im Zusammenhang mit Windkraftanlagen höre (und ja, ich hab auch schon direkt davor gestandn und weiß, dass die „Geräusch“ machen)
Zwei Kilometer Abstand von Gebäuden… rofl. Diese Größenordnung sollte man dann aber auch beim Bau von Autobahnen einhalten.
Wir leben hier in der Einflugschneise vom Frankfurter Flughafen und 50 Meter läuft eine viergleisigen Bahnstrecke entfernt. Hab vor zwei Jahren heir gekauft. Man gewöhnt sich an alles. Flugzeuge kratzen mich gar nicht mehr. Die Züge stören auch kaum noch, sind aber schon so laut, dass man auf dem Balkon bei einem Güterzug die Unterhaltung unterbrechen muss.
Wer sich über den „Lärm“ von Windrädern beschwert soll mal vorbei kommen.
Was den Artenschutz angeht… Einfache Lösung: Die Beweislast umkehren.
Nicht die Bauer der Windanlagen müssen den Nachweis erbringen, dass nichts passiert, sondern die (vermeintlichen) Umweltschützer müssen Beweisen, dass Tiere gefährdet sind.
Auch hier stellt sich mir die Frage, ob man bei Autobahnen den gleichen Maßstab anlegt.
Ich kann dem „Lärm“ nur zustimmen. Durch meine Stadt führt eine Schnellstraße auf der 80 gefahren werden darf. Ich wohne 450m davon entfernt und auch 2:00 Nachts „rauscht“ es dauerhaft (trotz geringem Verkehr). Nicht das es wirklich stört. Ich bezweifle dass ein 1km entferntes Windrad auch nur ansatzweise den Lärm macht.
Aber gegen den Lärm der Windräder kann man was machen: 50m Breit um den Ort Bäume pflanzen, gut für Klima, man sieht die Windräder nicht mehr und sie Blocken auch den Lärm etwas.
So wie Sie es beschreiben war beides aber schon da als sie dort hingezogen sind. Somit war Ihnen sowohl die Straße als auch der Flughafen bewusst und hat sich vermutlich entsprechend auf den Kaufpreis ausgewirkt. Ich möchte z.b. nicht mit Blick auf ein Windrad leben und da ich nicht der einzige bin drückt es halt den Wert einer Immobilie. Ist die Frage ob es hier für die entsprechenden Anwohner einen finanziellen Ausgleich gibt.
Sie möchten allerdings auch mit Strom leben nehme ich an. Am besten in einer Umwelt, die lebt und nicht zerstört wurde durch etwaige Wettergroßereignisse.
Realistisch betrachtet wird bald fast jeder, der nicht in der Stadt wohnt, ein Windrad in Sichtweite haben und dann wirkt es sich auch nicht mehr auf Immobilienpreise aus
Es gibt leider keine Lösung mit der jeder 100% glücklich ist.
Wenn jedoch jetzt schon der Blick auf ein Windrad ausreicht, damit Menschen gegen die Anlagen vorgehen, sehe ich die Gesellschaft am Scheideweg.
Wasserkraft und Solarenergie ist etwas das mich nicht stört. Solar auf jedes Dach. Wieviel Solaranlagen könnte man für das Geld einer Windkraftanlage auf die Dächer packen? Ich denke nicht, dass sich daran jemand stören würde. Macht keine Geräusche und auf den Dächern Deutschlands wird kein zusätzlicher Boden versiegelt.