Sorry, aber ich muss sagen, dass ich in der französischen Presse das sehr anders lese. https://www.france24.com/fr/france/20220210-nucléaire-emmanuel-macron-à-belfort-pour-dévoiler-sa-stratégie-énergétique-pour-la-france .
Ja, die deutsche Presse fokusiert sich sehr auf die Atomkraft, aber ebenso relevant ist doch, dass Macron ziemlich ambitionierte Ausbauziele für Erneuerbare definiert.
Macron kündigt zwar an, EDF irgendwie wieder finanziell satisfaktionsfähig machen zu wollen und bis 2035 den Bau von sechs neuen Reaktoren anzustreben (mit „Option“ für acht weitere im Zeitraum ab 2035), aber sein Plan sieht bis 2050 auch vor:
- Windenergie an Land zu verdoppeln (plus 15-20 GW bei einem Kapazitätsfaktor von konservativ 25%),
- 40 GW Windenergie offshore aufbauen (Kapazitätsfaktor von konservativ 1/3),
- Solarenergie von 10 auf 100 GW ausbauen (Kapazitätsfaktor von ca. 10%).
Überschlagsmäßig bedeutet dies, dass in Frankreich im Jahr 2050 ca. 250TWh aus Erneuerbaren zusätzlich zu den bereits heute erzeugten 115TWh jährlich hinzukommen sollen. Die sechs neuen Atomreaktoren kämen auf ca. 80TWh; die optionalen acht, falls sie jemals gebaut werden, auf nochmal 115TWh. Und man darf nicht vergessen, dass zu erwarten ist, dass nicht all der in den 70ern und 80ern gebauten Reaktoren noch in Betrieb sein werden. Zudem wird es einfacher werden, Erneuerbare auszubauen, während bei der Atomkraft eigentlich eine neue Reaktortyp zu entwickeln wäre (den in den 90ern entwickelten EPR im Jahr 2040 in Betrieb zu nehmen wäre einfach nur peinlich).
Meine Vorhersage: Im Jahr 2050 wird Frankreich zwar noch eine Nuklearindustrie haben (werden sie nicht aufgeben, weil Atommacht und so), aber mit deutlich kleinerem Anteil an der Stromproduktion, als heutzutage. Und genau dafür stellt Macron heute die Weichen.