LdN 261/274 - Energiewende/ "Atomkraft ist kokolores"

Wobei da noch wichtig ist dass AKWs das potentiell effizienter können weil Wasserstoffsynthese bei hohen Temperaturen (die AKWs bereitstellen können) besser funktioniert.

Wir müssen beides beenden, die Kohleverstromung UND die Kernkraft. Und zwar so schnell wir die Erneuerbaren Energien nur irgendwie ausbauen können. Während aber in Europa mEn weitestgehend Einigkeit über den Kohleausstieg besteht, sieht es bei der Atomkraft aktuell anders aus.

Aber nehmen wir mal für die Diskussion an, es ginge den Leuten, die sich aktuell für Atomkraft stark machen, wirklich nur um eine Brückentechnologie um den Kohleausstieg zu beschleunigen. Dann müsste man ja in, sagen wir mal spätestens 20 Jahren wirklich aus der Kernenergie aussteigen oder?
Aber:
Aktuell wird ja auf EU-Ebene die Anerkennung von Kernkraft als nachhaltiges Investment (Stichwort: Taxonomie) besprochen. Geht das durch, dann sind Investitionen in Betreiber von Atomanlagen auf einmal sehr interessant. Da Strom etwas ist, dass jeder braucht, kann man Investitionen in Energieversorger auch als einigermaßen sicher bezeichnen.
Und wir bekommen, so die FDP will, ja bald einen Aktienrentenfond der in Unternehmen investieren soll.

Wenn unsere kommenden Renten also in Atomkraftwerke angelegt würden, dann hätten wir beispielsweise ein großes Problem, wenn die Aktien der Energiebetreiber wegen eines tatsächlichen Ausstiegs in der Zukunft fallen würden.

Klar, dass ist ein großes „Wenn“, aber nicht auszuschließen. Und so etwas ähnliches gab es im Nachgang des letzten Atomausstieg auch schon, allerdings bei den NRW-Kommunen, die RWE-Anteile halten und deren Dividenden fest im Haushalt eingeplant hatten:

Also, bitte keine Investitionen mehr in Technologien, die keine Zukunft haben.

Genau das meine ich - ich bin auch die Finanzierung anzustoßen einfach weil wir sowieso Wasserstoff auch in rauhen Mengen für die chemische Industrie und Stahlproduktion benötigen… Es scheint aber oft dieses Narrativ zu geben: Alles gut, wir machen das mit Wasserstoff…

Das kann aber erstmal nicht die Lösung sein - zumindest nicht in den Größenordnungen die wir da brauchen. Ich seh das wie du - es sind die Netze und Erzeuger die wir angehen müssen.

Immer noch über synthetische Kraftstoffe auf Wasserstoffbasis oder Wasserstoffautos zu reden führt bei gelegentlich zu kleinen Zuckungen… :wink:

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Sei mir nicht böse, aber dieses Szenario sehe ich als ziemlich an den Haaren herbeigezogen an. Atomkraft ist eine sehr riskante Geldanlage, einmal aus technischen Gründen, aber auch aus gesellschaftlichen.
Die Renten in sowas anzulegen ist hochriskant. Allgemein ist die Anlage in Einzelwerten oder in einzelnen Brachen hochriskant. Das ist finanztechnisch ziemlich bescheuert sowas zu machen. Dazu gehen wir in Deutschland bei der Rente im allgemeinen auf Null-Risiko (was auch doof ist, aber das ist ein anderes Thema).

Und wie viel Grundwasser ist da verseucht worden? Keines. Die Asse ist also ein Gegenbeispiel, nicht einmal in diesem Fall ist es zu einer großflächigen Versuchung des Grundwassers gekommen (Hinweis: Das Wasser fließt in die Asse rein, nicht raus).

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Hier mal ein sehr anschauliches Video dazu:

Zusammengefasst:

  1. Es läuft immer mehr Wasser in die Asse
  2. Es kostet pro Jahr 100 Millionen Euro, dass Wasser schnell genug aus dem Bergwerk zu pumpen, damit es nicht den Atommüll erreicht und das Grundwasser vergiftet.
  3. Das Bergwerk ist einsturzgefährdet
  4. Wahrscheinlich wird man den Atommüll nie wieder rausholen können, weil viele Fässer inzwischen korrodiert sind.
  5. Die ursprünglichen geologischen Einschätzungen zur Eignung der Asse waren viel zu optimistisch.
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Da passt aber auch nicht unendlich viel Wasser rein. Irgendwann, wenn nicht die Gegenmaßnahmen die @Matder erwähnt hat ergriffen werden, ist der Pott voll und läuft über. Dann haben wir den Gau mit dem Grundwasser. Wie weit und verzweigt das Grundwasser dann verseucht ist lässt sich nicht sagen.
Ganz nebenbei

  • bei der Klimaveränderung sind wir verstärkt auf Grundwasser angewiesen.
  • Bei uns in der Region speisen sich die Trinkwasserquellen aus dem Grundwasser!
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Diese Einschätzungen wurde auch sehr politisch eingefärbt, denn die Asse liegt am ehemaligen Zonenrandgebiet, das war ein Ort den man vielfältig durchgesetzt bekam.

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Dieser Artikel illustriert ganz gut einen weiteren strukturellen Nachteil der Kernkraft: Bloomberg - Are you a robot?

Die Entwicklung des EPR-Designs startete Anfang der 90er. Mitte der 2000er wurde es dann final zertifiziert. Im Jahr 2018/19 gingen schließlich die ersten beiden Reaktoren dieses Typs in Betrieb. Bevor der erste Euro verdient werden konnte, ging also fast eine Generation ins Land, während der Entwicklungs- und Baukosten in Höhe von zig Mrd aufliefen. Nun kommt heraus, dass es vermutlich einen schwerwiegenden Konstruktionsfehler gibt. Das wird sich schon irgendwie fixen lassen, aber solange steht der gerade erst in Betrieb gegangene Reaktor still. Und bei den laufenden Reaktorbauten (in Finnland, Frankreich und UK) wird es vermutlich zu weiteren Verzögerungen kommen.

Bis der EPR als gut verstanden und verläßlich gelten kann und die Kinderkrankheiten der ersten Bauten ausgemerzt sind, werden seit dem ersten Entwurf vermutlich 40 Jahre vergangen sein.

Man stelle sich mal vor, irgendein Land hätte darauf gesetzt für die Dekarbonisierung und zeitgleich mit dem Bau von Dutzenden dieser Reaktoren begonnen. Da hätte man nun Kosten von 100 bis 200 Mrd und lauter stillstehende Kraftwerke.

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Technologie erfordert immer Forschung und Entwicklung. Hier sind die einzelnen Anlagen nur so groß, dass wir die Kosten in Form von Baukosten sehen. In die Entwicklung der Kernkrafttechnik ist Jahrzehnte kaum investiert worden. Wir können was besseres als riesige Dampfmaschinen zu bauen. Hauptgrund für die fehlende Entwicklung ist wie unglaublich günstig es war ein Loch zu bohren und das was raus kam zu verbrennen, sowie politische Motive.

Wir sehen aktuell einfach nur, was passiert wenn die Forschung still steht. Wir bräuchten Technologien die wir nie entwickelt haben und Expertise die nicht aufgebaut wurde.

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Da hast du natürlich Recht. Aber gewisse physikalische Zusammenhänge wirst du nie wegbekommen.

Und neue Technologien kommen immer auch mit neuen Nachteilen. Zum Beispiel die hier vielgenannte Transmutation, die den radioaktiven Müll weniger und kürzer strahlend machen soll.
Diese benötigt Brüter-Reaktoren welche viel gefährlicher und schwerer zu kontrollieren sind. Deswegen haben sich auch die Leichtwasser-Reaktoren durchgesetzt, obwohl es das Brüter-Design schon seit den 1950er gibt.

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In den 1950er Jahren ist dabei der Knackpunkt für mich. Wie sehr ist das Design seitdem angefasst worden? Wohl doch nur um effizienter waffenfähiges Plutonium zu generieren. Für den Rest braucht man es schlicht nur, wenn man die Endlagerung wirklich als Problem sieht in die es sich zu investieren lohnt. Das wird aber kein Unternehmen tun - der Markt regelt sowas nicht.

Ich sehe in dieser Debatte einfach wie sich Physik und politische Entscheidungen zu einem untrennbaren Brei zusammenrühren und daraus ein zirkuläres Argument wird. Wir haben die Technologie nicht entwickelt → die Technologie ist veraltet → daher will man nicht investiertieren → wir haben die Technologie nicht entwickelt…

Sicherlicht ist diese Meinung auch durch meine eigenen Erfahrungen geprägt. Ich arbeite in einem anderen als Hochrisikotechnologie klassifizierten Bereich - nämlich in der Grundlagenforschung mit Gentechnik und bin für eine Forschungsanlage verantwortlich und haftbar. Die bürokratischen Auflagen sind ein nie enden werdender Horror und habe schon vor langer Zeit jegliche sinnvollen Grenzen überschritten. Von Jahr zu Jahr werden die Daumenschrauben angezogen da das klare politische Ziel die Reduktion von Gentechnik in Deutschland ist.

Kurzum, ich sehe dort aus erster Hand wie eine Technologie durch die Bürokratie so unmöglich gemacht werden kann, dass sie keine Option mehr darstellt. Gentechnik ist teuer, erfordert extrem viel Personal und kann in vielen Bereichen kaum wirtschaftlich genutzt werden. Ob das ein valides politisches Ziel sein kann mag ich hier nicht diskutieren, ich wünsche mir lediglich klare Positionen und Vorgaben. Die Frage „warum schlägst du dich selbst“ von Schulhofschlägern passt vielleicht ganz gut zu den politischen Entscheidungen die ich so miterlebe.

Und die Parallelen zur Kernenergie sind tatsächlich gegeben. Eine der Personen die mich in der Ethik der Gentechnik ausgebildet hat, hat damals auch am Gesetzentwurf für das Gentechnikgesetz mitgearbeitet. Die Folgen waren damals nicht abzuschätzen, also hat man sich an der Gesetzgebung zur Kernenergie orientiert. Das war damals logisch, wurde nur nie wieder angepasst. Aus heutiger Sicht fand er das Gesetz lächerlich, aus damaliger Sicht vollkommen gerechtfertigt.

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Das ist nicht falsch, aber auch etwas zu einfach.

Die Kernkraft, so wie sie bisher für die Stromproduktion zum Einsatz kam, ist nicht gut kompatibel mit allem, was wir über industrielle, technologische und auch sicherheitstechnische Lernkurven wissen. Wo stünden wir heute beim interkontinentalen Flugverkehr, wenn man die ersten Flieger für 40, 50 Jahre lang genutzt hätte und die relevanten Firmen nicht jedes Jahr ein paar 100 Flugzeuge herstellen, sondern alle paar Jahre ein einziges? Wir hätten einen unfassbar teuren, technologisch wenig entwickelten, sehr unsicheren Flugverkehr. Schlicht weil man Prozesse oft wiederholen muss, um sie a) gut zu beherrschen und b) weiterzuentwickeln. Da hilft keine Grundlagenforschung, sondern es muss tatsächlich was gebaut werden. Und zwar kontinuierlich.

Der Bau von Kernkraftwerken gleich heute dagegen eher dem mittelalterlicher Kathedralen. BIs sie fertig sind, gehen die, die mit dem Projekt begonnen haben, bereits in Rente oder liegen gar unter der Erde. Und wenn sie dann einmal da sind, tut man sich sehr schwer damit, sie wieder abzureißen und durch eine verbessertes Design zu ersetzen.

Ist einfach total verkorkst. Zusätzlich noch zu den gesellschaftlichen und politischen Schwierigkeiten dieser Technologie.

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Ja darauf können wir uns einigen - verkorkst ist denke ich die richtige Wortwahl und die Zeit für Iterationen ist zu lang. Fair enough. Ich glaube wir sind uns auch einig, dass wir Solar, Wind und Speicher benötigen um wirklich nachhaltig zu werden. Es ist keine Zukunftstechnik (aber in 30 Jahren haben wir ja Kernfusion und es ist eh kein Problem mehr :wink: ).

Mein einziger grudge ist dass alles was jetzt gebaut oder im Bau ist, was denselben Zweck wie ein Kohlekraftwerk erfüllt dringend benötigte Zeit kauft. Und ich glaube auch, dass wir länger als 20 Jahre benötigen werden um klimaneutral zu werden. Selbst wenn es teuer ist und der Staat aushelfen muss ist das für mich kein Kokolores - lediglich eine Frage von Prioritäten.

Daher sehe ich die Entscheidungen in Deutschland als nicht als rational an und glaube, dass wir sie bitter bereuen werden. Aber mindestens so sehr hoffe ich, dass ich mich irre.

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Ich bin theoretischer Kernphysiker. Hier ein Beitrag zum Thema

Ist Atomkraft der Klimaretter?

Mit fortschreitender Klimakrise und weiterhin untätigen Regierungen werden Rufe laut, die Atomkraft wiederzubeleben, um ausreichende und saubere Energie zur Verfügung zu stellen. Diese Nebelkerze gilt es als trügerische Lüge von Kapitalinteressen zu entlarven. Von Simo Dorn

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Lieber @Simo,

ich habe mal in den Artikel rein geschaut. Ich konzentriere mich in meinem Feedback jetzt mal auf den Aspekt CO2-Bilanz. Denn dass der Atommüll ein Problem ist und dass Atomstrom nicht besonders billig ist, wird hier glaube ich kaum bestritten. An der CO2-Bilanz entzündet sich aber halt immer wieder die Frage: sollen wir die AKWs noch etwas laufen lassen, um dadurch Kohlekraftwerke früher abzuschalten?

Wir haben das Thema hier zur Gänze diskutiert. Leider bin ich da von dem Artikel wirklich enttäuscht. Folgendes Zitat zeigt das ganz gut:

Bei schlechter Erzqualität können sich die CO2-Emissionen von einer mit Atomspaltung erzeugten Kilowattstunde Strom auf 210 g belaufen. Damit ist Atomstrom schlechter als das Verbrennen von fossilem Gas mit 200 g CO2/kWh und nur unwesentlich besser als Braunkohle mit 360 g. Bei erneuerbaren Energieträgern wie Wasser, Wind und Sonne belaufen sich die Emissionen auf 3 bis 60 g CO2/kWh.

Hier sucht man sich den schlechtesten Wert für Atomstrom raus. Das ganze wird dann verglichen mit Werten für Gas und Kohle, die am unteren Spektrum liegen müssen (siehe u.a. verlinkte Quelle). Und dann wird schlussgefolgert, dass Atomstrom schlechter als die Verbrennung von fossilem Gas und fast so schlecht wie Kohle ist. Bei erneuerbaren Energien wird dann im Gegensatz zu Atom, Kohle und Gas ein Von-Bis Bereich angegeben.

Sorry, aber da muss es bei jemandem wie dir mit wissenschaftlichem Hintergrund doch kalt den Rücken runter laufen. Das ist doch ein hochgradig unseriöser Umgang mit Zahlen! Das ist so, wie wenn ich sage: „Jungs sind schlauer als Mädchen“ und ich vergleiche dann den schlausten Jungen mit dem dümmsten Mädchen. Da muss man schon mittlere repräsentative Werte von CO2 Emissionen angucken. Da gibt es hier und in anderen Threads zahlreiche Quellen. Hier mal speziell eine vom Öko-Institut, das alles andere als Atomkraft-nah ist [1]. Die Zahlen werden an vielen Stellen genutzt um genau zu zeigen, dass Atomkraft nicht CO2-Neutral ist. Trotzdem liegt zwischen Atomkraft und Kohle noch mindestens etwa Faktor 10.

Wo kommen die Zahlen aus dem Artikel her? Wenn ich auf den Link klicke, werde ich auf eine andere Anti-Atomkraft Seite weitergeleitet, auf der nichts von der CO2-Bilanz steht.

Wenn man bzgl. Sicherheit von Atomkraftwerken argumentiert, dann ist man mit dem Argument Menschenleben schnell auf verlorenem Posten – insbesondere, wenn man das mit Kohlekraftwerken vergleicht. Ich glaube hier bietet sich eher ein Ansatz an, wie @vieuxrenard ihn gewählt hat [2], wo man auf die Gesamtgesellschaftlichen Folgen eines GAUs guckt (Verseuchung einer dicht besiedelten Region etc.).

An dieser Stelle kann ich nur wieder sagen: Artikel wie diese sind ein wirklich schlechtes Vorgehen, wenn ihr Menschen überzeugen wollt, sich kritisch mit Atomkraft auseinander zu setzen. Bitte bei den Fakten bleiben: es gibt genügend solide Argumente, dass Atomkraft nicht die Lösung für das Klimaproblem sein muss.

[1] https://www.oeko.de/oekodoc/318/2007-008-de.pdf
[2] LdN 261/274 - Energiewende/ "Atomkraft ist kokolores" - #23 von Verena

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Es wäre gut, die in deinem Beitrag genannten Zahlen zu belegen. Insbesondere die 360 g CO2 pro kWh Strom aus Braunkohlekraftwerken sind höchstwahrscheinlich falsch. EIn realistischer Wert dürfte irgendwo bei ca. 1 kg CO2 liegen.

Noch spannender wäre die Quelle für ca. 200 g CO2 / kWh bei der Kernkraft aufgrund von „schlechter Erzqualität“. Rechner man das auf die ca. 2500 jährliche Stromproduktion der globalen Kernkraftwerke hoch und geht davon aus, dass dahinter den Emissionen hauptsächlich Strombedarf gedeckt durch Kohlekraftwerke mit ca. 1000 g CO2 / kWh steht, dann müsste irgendwo auf der Welt der Stromverbrauch ganz Deutschlands aufgewendet werden, um jährlich den Bedarf an Kernbrennstoff bereitzustellen. Unplausibel!

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Atomausstieg a la francais: https://pbs.twimg.com/media/FJEl2joXIAAAvV4?format=png&name=small

2022 werden die französischen Reaktoren vermutlich 1/4 weniger Strom erzeugen als zehn Jahre zuvor. Und das obwohl mit Fessenheim nur ein einziges Kraftwerk in diesem Zeitraum stillgelegt wurde.

Haben die Franzosen also verlernt, wie man Kernkraftwerke anständig betreibt? Ne, daran liegt’s wohl nicht. Eher daran: Nuclear power in France - Wikipedia
Das Durchschnittsalter der Reaktoren ist jetzt stolze 36 Jahre.

Wie soll das erst in weiteren 10 Jahren aussehen, wenn die ersten Reaktoren ihre 50 Lenze auf dem Buckel haben? Und es sind dann gleich um die 20 Reaktoren, die sich dann so langsam dem Rentenalter entgegenschleppen. Um nur diese ältesten paar Kraftwerke zu ersetzen, müsste man in Frankreich bereits um die 10 neuen EPRs hinstellen.

Das sollte für uns aber kein Grund zur Schadenfreude sein, sondern zur Sorge. Sowohl vor Störfallen als auch davor, dass wir in Europa alle zusammen in eine große Energiekrise hineinschlittern.

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Frankreich hatte ja eigentlich geplant sechs weitere EPR2-Reaktoren mit jeweils 1670MW zu bauen- sobald Flamanville problemlos hochgefahren ist - was für dieses Jahr geplant war. Mit den Preiskontrollen von Macron wäre ich mir da jetzt aber nicht mehr so sicher - schliesslich profitiert das Unternehmen nicht mehr von einer Ausweitung des Angebots. Die höchstzulässigen Preise zu Zeiten von Preiskontrollen werden schliesslich nie unterschritten - da wäre man ja auch schön blöd. Zudem wird üblicherweise von den preisgedeckelten Gütern so viel gekauft wie möglich um es später auf dem Schwarzmarkt weiterzuverkaufen. Das ist bei Energie schwierig - aber wenn der Preis vom Marktpreis zu weit abweicht könnten wir auch hier kreative Blüten blühen sehen… Die europäischen Kryptofarmen können ja schonmal in Frankreich Hallen anmieten.
In der Lage wurde behauptet ein Kernkraftwerk hätte eine durchschnittliche Leistung von 1000MW (sprich 1 Gigawatt) - diese Zahl ist seit den 1970er Jahren aber überholt.


Ich sehe das auch sehr kritisch - der Energiemarkt in Staatshänden (zumindest was Preise angeht) führt genau wie auf dem Wohnungsmarkt zu einer Reduktion des Angebots. Andre Branche, selbe Fehler.

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Ich wäre mir vor allem nicht so sicher, ob die Menpower und Lieferketten dafür vorhanden sind. In Polen möchte man ja auch noch vier bis sechs Reaktoren anbieten. Wenn man bedenkt, dass allein schon der für den EPR-Bau notwendige Schwerlastkran eine Sonderanfertigung ist, können einem da Zweifel kommen.

Gehen wir mal davon aus, dass demnächst auch das Kraftwerk in Flamanville in Betrieb geht, dann hat Areva/EDF es geschafft, innerhalb von etwas mehr als 15 Jahren immerhin stolze vier EPR-Reaktoren an drei Standorten zu bauen. Der Bau von zwei weiteren Reaktoren in UK läuft gerade und wird sich noch bis in die zweite Hälfte dieses Jahrzehnts hinziehen. Parallel mit einem Dutzend weiterer Bauten anzufangen erscheint mir gewagt.

Aber wir alles müssen feste die Daumen drücken, dass es klappt.

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