LdN 240: Klimaschutz muss nicht wehtun

Mal abgesehen davon, dass sich wirklich nicht alle Menschen eine 2,5fache Steigerung der Heizkosten leisten können (und/oder wollen), würde mich interessieren, ob überhaupt genug Biogas für alle produziert werden könnte? Bzw. welche Auswirkungen das für die Umwelt hätte (noch mehr Mais- und Rapsfelder?? Noch mehr Abfall produzieren??). Ich habe ich mit dem Thema noch nicht wirklich beschäftigt. Würde nur aus dem Bauch heraus sagen, dass es den erforderlichen Energiebedarf aller Privathaushalte und Unternehmen nicht (sinnvoll) decken könnte.

Als „Einzellösung“ aber natürlich super, dass ihr das nutzt.

2 „Gefällt mir“

Ungefähr das war der Punkt, den ich oben versucht habe, zu machen. Danke für die etwas ausführlichere Darstellung!

Heizen für alle auf Basis von Biogas wird aufgrund des begrenzten Potenzials nicht möglich sein. Dafür sind zum einen die landwirtschaftlichen Flächen begrenzt und es besteht eine Nutzungskonkurrenz. Damit ist nicht nur die Landwirtschaft sondern auch z.B. die Stromerzeugung oder in der Mobilität gemeint. Auf der anderen Seite gibt es zwar Abfälle, aber such hier wird es nicht genug Müll, um alle jetzigen Verbraucherinnen einfach umstellen zu können.

Insgesamt gibt es ein Bioenergiepotenzial von geschätzt 360 TWh. Das entspricht nicht mal 10% des Primärenergiebedarfs. Da sollte man schon sehen, dass es auch bei großen Fortschritten bei der Energieeffizienz nicht für alle genug da ist.

Umso wichtiger ist es den Teil, der davon als Biogas fürs Heizen zur Verfügung steht dort einzusetzen, wo es keine andere Option gibt. Also nur dann, wenn man auch mit energetische Sanierung und Strom nicht oder nur sehr viel teurer Heizen könnte.

Aber wie bei allen auch sonst angesprochenen Punkten kann es in Summe nicht funktionieren, wenn jeder selber für sich versucht umzustellen. Die Probleme sind so fundamental und müssen mit so gravierenden Eingriffen begegnet werden, dass es nur gehen kann, wenn die Politik etwas grundlegend ändert. Denn es wird an manchen Stellen wehtun (Dinge werden teurer, es wird manche Sachen in der aktuellen Form nicht mehr geben), dass man es nicht Einzelpersonen überlassen kann und darauf hoffen, dass alle das Richtige machen und es gut geht.

1 „Gefällt mir“

Welcher lobby? Internationaler Tourismus ist im übrigen kein rein westliches Phänomen. Auch Chinesen Japaner und Menschen aus anderen Ländern reisen unter anderem auch gerne nach Deutschland. Es ist nunmal ein Bedürfnis vieler Menschen, andere Länder durch persönlichen Aufenthalt kennen zu lernen. Und das geht nunmal bei größeren Distanzen am besten mit dem Flugzeug. Wollen Sie denen das auch verbieten?

Verbieten werden wir es wohl nicht können, selbst, wenn wir wollten, aber nachhaltig ist es halt nicht. Das werden Sie wohl zugeben müssen.

1 „Gefällt mir“

Ganz interessanter Artikel von einem Ökonomen. Und ein relevantes Zitat zum Thema:

„ Es müsste also, wie viele Parteien längst planen, Kompensationen für Leute mit weniger Einkommen geben. Die aber heben zum Teil die Lenkungswirkung des CO2-Preises wieder auf.“

1 „Gefällt mir“

Das war missverständlich, tut mir leid, hätte Zitat einfügen sollen

Danke für die Nachfrage!

Schon spannend :slight_smile:
Wie groß ist das Haus? Welcher KFW-Standard? Wieviel Personen? Haste vor noch auf eine Wärmepumpe umzusteigen? Dann würde es ja erträglich mit den Kosten.

Wenn du jetzt die Außenwände gedämmt hast, dann hast du ja auch viel „wärmere“ Oberflächen um dich herum, allein dadurch kommen die die 17°C noch wärmer vor.

Aber dein Beispiel zeigt auch schön, dass selbst eine gute Dämmung das Problem nicht löst (hast du ja richtig ausgeführt).

Luftfahrtlobby und Reiseveranstalterlobby meine ich.

Japaner gehören dem westlichen Kapitalismus an, auch wenn die traditionelle japanische Kultur uns tatsächlich fremd ist. Die fernreisenden Chinesen und die aus anderen Ländern gehören den jeweiligen Eliten an, wie ich das schon sagte.

Dagegen ist nichts zu sagen. Aber warum muss man dazu „Kilometer fressen“? Ich meine, Europa, oder z.B. nur Frankreich oder England allein hätten so viele Ziele dass es für die Urlaube eines Lebens reicht. Man muss halt nur genauer hinschauen, sich für die Feinheiten öffnen, dann bekommt man die volle Ladung Exotik. Ich glaube auch, dass das Bedürfnis zu reisen seinen Hauptantrieb darin hat, die eigenen vier Wände einmal hinter sich zu lassen, so weit weg zu sein, dass man nicht einfach von der Arbeit oder anderen Verpflichtungen zurückbeordert werden kann und also seine Ruhe wo anders hat. Das hat insofern gar nichts mit der Entfernung zu tun.

Die Entfernungen sind halt das Problem. Und wenn sehr viele Menschen sehr weit reisen (dann fliegen müssen), dann wird es zu einem Teil des Menschheitsproblems, vor dem wir jetzt stehen und das wir einfach lösen müssen.

Ich würde gar nichts verbieten wie schon gesagt, nur den reellen Preis verlangen, der theoretisch die Reparatur der angerichteten Schäden finanzieren würde. (Diese CO2-Kompensation ist wie auch schon gesagt sehr viel zu wenig, da nur auf den kleinen CO2-Anteil bezogen, worauf die Luftverkehrslobby sich gern bezieht und Erfolg damit hat offensichtlich, denn vom RFI-Faktor hört man nicht mal von Journalisten die sonst gut im Thema sind).

Sehe gerade, dass atmosfair die Gesamtklimawirkung von Flugverkehr recht schön darstellt, interessanterweise aber nach der Eingabe eines konkreten Flugs nur das CO2 für die Kompensation berechnet. Die Lobby leistet ganze Arbeit!
https://www.atmosfair.de/de/fliegen_und_klima/flugverkehr_und_klima/klimawirkung_flugverkehr/

Abschliessend: der Flugverkehr ist nicht das allergrösste Problem, aber er ist zu 90% so überflüssig wie sonst nichts Vergleichbares. Deshalb wäre es so einfach und wirkungsvoll, hier mit ehrlichen Kosten anzufangen.

1 „Gefällt mir“

Natürlich. Daher ist es auch wichtig über die Nachteile von Flugreisen zu sprechen, damit es zu Verbesserungen kommt, seien es technische Innovationen oder ein größeres Bewusstsein bei den Konsumenten.

1 „Gefällt mir“

Was spricht den dagegen den Preis an das Einkommen zu koppeln das es für alle gefühlt gleich teurer wird? Und die Mehreinnahmen werden in Forschung gesteckt für z.b. ein Hochgeschwindigkeitszugnetz in Europa aufzubauen. Wenn der Zug mit 500 km\h fährt sind Flugreisen innerhalb von Europa schon Mal unnötig. Techniken wie der Hyperloop sollen später bis zu 1000km\h erreichen was so ziemlich einem Verkehrsflugzeug entspricht. Und da hätten wir die Ökostrom alternative. Das ist alles teuer und da muss noch viel geforscht werden. Das doofe ist halt das eine Erhöhung des Preises unabhängig vom Einkommen die niedrigen Gehälter sehr viel stärker belastet als die hohen. Und das empfinde ich als Ungerecht. Lass einen Bezo die Flugreise 1 Millionen kosten und den Handwerker 500€. Selbst die Millionen merkt der nicht aber das Geld kann die Forschung gebrauchen. Und diejenigen, die am ehesten Global was ändern können sind nun einmal diejenigen die das Geld haben…also schaffen wir doch dort die entsprechenden Anreize.

100qm - 1 Person (ja, nobel geht die Welt zugrunde, aber ich bin aufs Land/200-Seelen-Dorf gezogen und da sind Single-Häuser noch seeeehr rar gesät :wink: Weil ich natürlich nicht so viel Platz brauche, ziehe ich im Winter von den großen in kleine Räume um, um erstere nicht heizen zu müssen.)
Da es ein Altbau ist, konnte ich nur KfW-Einzelmaßnahmen nutzen. Ist also kein KfW-Standard-Haus geworden, aber immerhin über EneV.

Hmm…macht eine Wärmepumpe auch Strom? Ich dachte, die wird an ein bestehendes Heizsystem angeschlossenen. Das habe ich ja nicht. :thinking: Zudem wurde mir gesagt, dass es damit bei Altbau zu viele Probleme gebe und nur für Neubauten empfehlenswert sei.

Im Obergeschoss: ja!!! Im Untergeschoss gibt es leider noch zwei Hürden: 1.) Ein 45 Jahre altes 2x8m Panoramafenster (tolle Fernsicht ins Grüne, aber im Winter echt kalt…) 2.) Ein ungedämmter Fußboden (nur Spanplatte, etwas Glaswolle und Parkett). Da es ein nicht-unterkellertes Hanghaus ist, steht es quasi frei in der Luft (nach allen Seiten - ein echter Unterschied zu meiner alten Großstadt-Innenstadt-Wohnung im Mehrfamilienbunker, wo alle drumherum schön mit geheizt haben). Da fühlen sich 17 Grad eher wie 15 an :wink: Leider ist die Auftragslage der Handwerker derzeit viel zu gut. Alle Angefragten hatten keine Lust, unter ein Hanghaus zu krabbeln, um den Boden zu dämmen. (Auch an der Stelle scheitert Klimaschutz schneller als man denkt.)

Dieses Argument ist falsch, weil das Konzept der relativen Preise nicht berücksichtigt. Wenn Menschen über die Klimadividende für die Mehrausgaben wegen des CO2-Preises kompensiert werden, werden sie das Geld nicht für die Sachen ausgeben, die sie ohne CO2-Preis gekauft hätten. Denn durch den CO2-Preis haben sich die relativen Preise verändert: CO2-intensive Waren und Dienstleistungen sind teurer geworden relativ zu CO2-armen Waren und Dienstleistungen. Das wird in jedem Fall die Nachfrage nach klimaschädlichen Konsum und Investitionen verringern.

Ich habe mir den Artikel durchgelesen.

Wirklich erschütternd, was ein eigentlich volkswirtschaftlich gebildete Menschen so von sich gibt.

Soweit es ihm darum geht, dass für einen effektiven Klimaschutz nicht allein um einen CO2-Preis geht, sondern dieser durch weitere Maßnahmen flankiert werden müssen: Was für eine Binse!

Aber wenn ein in Aachen studierter Volkswirt die Lenkungswirkung von relativen Preisen in Frage stellt, negiert 200 Jahre ökonomische Empirie!

Mal blöd nachgefragt (ich verfüge nur über volkswirtschaftliches Halbwissen), aber kommt es nicht auf die jeweilige Preiselastizität der Nachfrage nach jedem spezifischen Gut an?
Also, wenn ich unbedingt nach Mallorca will, werde ich, solange ich es mir leisten kann, im Zweifel auch nach Mallorca fliegen, wenn es deutlich teurer ist.
Dann hätte er ja recht, dass die Steuerungswirkung z.T. aufgehoben wird.

Und zu der Binse: es gibt ja genügend Stimmen, die die Anschubfinanzierung für solche Technologien immer wieder in Frage stellen, bzw., sie abwürgen, wie die aktuelle Bundesregierung bei der Windkraft. Von daher finde ich es schon sinnvoll, das zu sagen…

Ich würde sagen: Es ist kein Schwarz-Weiß.

Klar ist es am einfachsten wenn wir günstigere, CO2-Arme Ersatzprodukte haben.
Aber auch in Deinem Beispiel:
Wenn Du Dir für den Preis eines Mallorcaflugs auch einen 6 wöchigen Hotelaufenthalt in Norditalien finanzieren kannst, ist - auch wenn Du Dir beides leisten kannst - die Frage ob Du wirklich „unbedingt nach Mallorca“ willst.

Das ist gar nicht blöd nachgefragt: Ja, der Effekt hängt stark von der Preiselastizät der Nachfrage ab. Es gibt aber gesamtwirtschaftlich kaum Güter, die eine so geringe Preiselastizität haben, dass ein CO2-Preis kaum oder kein Effekt hat. Einzelwirtschaftlich gilt das schon. Wer über hohen Wohlstand verfügt, wir generell weniger ausweichen. Das wirft natürlich eine Gerechtigkeitsfrage auf. Aber die würde mit dem Umverteilungseffekt einer Klimadividende ausgeglichen

1 „Gefällt mir“

@dabomo

Dir würde eine Heizungsanlage mit Wärmepumpe gefördert werden - mit 40% der Anschaffungskosten. Also einmal komplett neu: Wärmeerzeuger, Wärmespeicher, wasserbasierte Flächenheizung (meistens Fußbodenheizung, geht aber auch an Decke oder Wänden, wenn nötig), gegebenenfalls Solebohrung.

Wenn dein Haus bisher über keine Zentralheizung verfügt, ist das sicherlich eine Investition von ~ 40.000 Euro. Aber fast die Hälfte davon übernimmt der Staat.

Für Hausbesitzer, die nicht gerade am Hungertuch nagen, ist das ein wahnsinnig attraktiver Deal. Das Haus gewinnt damit ja immens an Wert. Und man spart jedes Jahr über 1000 Euro an Heizkosten.

Damit könntest du deinen Stromverbrauch für Heizung und Warmwasser um einen Faktor 3 bis 4 senken vergleichen zu direkten Wandlung von Strom in Wärme.

Eine Wärmepumpe „schaufelt“ Wärme aus einem (näherungsweise) unerschöpflichen Resservoir in ein Medium - zumeist in Wasser. Dazu braucht sie Strom. Je nach Temperaturdifferenz zwischen Resservoir und Zieltemperatur wird zur Bereitstellung von 10 kWh Wärme aber nur zwischen 1,5 und 3,5 kWh Strom benötigt. Also ein Gewinn von einem Faktor 3 bis 6.

Eine Flächenheizung, in der Wasser als Trägermdium für die Wärme fungiert, ist wiederum die effizienteste Art der Wärmeverteilung in einem Gebäude. Daher sind basieren nahezu alle modernen Heizungsanlagen darauf. Aber natürlich kann man einen Raum auch mittels Infrarotheizung oder Heizlüfter beheizen. Das benötigt halt wesentlich mehr Energie (was in deinem Fall teilweise abgefedert wird durch eine vergleichsweise niedrige Raumtemperatur).

Ein Tempo-Limit würde z. B. nichts kosten, hätte aber sofort spürbare Auswirkungen - nicht nur aufs Klima sondern auch auf die Verkehrssicherheit. ¹

Der Staat könnte Anreize zum Energiesparen setzen - z. B. den Kauf von energiesparenden Haushaltsgeräten bezuschusst (ähnlich wie jetzt schon bei E-Autos). Eine europaweite Vorschrift wäre möglich, die den Verkauf von Dingen verbietet, die man nicht reparieren kann (das fängt schon bei austauschbaren Akkus an). Viele Geräte (etwa Fernseher) laufen ständig (24/7) auf Standby, obwohl sie nur 2, 3 Stunden pro Tag genutzt werden - haben aber keinen Knopf zum kompletten Ausschalten. Warum?

Der Staat könnte die ökologische & energetische Sanierung von selbstgenutzten Einfamilienhäusern fördern - das hätte zahlreiche Vorteile: auf Beschäftigung, Wirtschaftswachstum, Wohlstand der Bevölkerung und natürlich die Umwelt. Möglichkeiten wären etwa kostenlose Beratung, zinsvergünstigte Kfw-Darlehen und natürlich auch Direkt-Zuschüsse (wieder vergleichbar mit dem E-Auto).

Mit der Förderung von HomeOffice könnte man den Pendel-Verkehr reduzieren - und damit die entsprechenden Emissionen.

Mit der Förderung der Bahn (etwa günstigere Preise durch Wegfall der Umsatzsteuer, bessere & schnellere Verbindungen, Pünktlichkeit!) wären Kurzstrecken per Flugzeug nicht mehr attraktiv.

Wenn wir ernst machen mit dem Tierschutz und aus der Massentierhaltung aussteigen, hätte dies auch viele Vorteile: den Tieren geht es besser (es wären wahrscheinlich weniger, allerdings geht der Fleischkonsum sowieso zurück. Und wir müssen nicht Tiere für den Export quälen). Die Belastung für Boden & Trinkwasser geht zurück. Der Verbrauch von Antibiotika ginge zurück (ein großes Problem ist die zunehme Resistenz von Keimen gegen Antibiotika). Die derzeitigen Arbeitsbedingungen für Mitarbeiter in Mast- und Schlachtbetrieben sind auch eher schlecht als recht. Und last but not least: das Fleisch von Tieren, die artgerecht gehalten und gefüttert wurden, ist gesünder und schmeckt besser.

Es gibt also zahlreiche Möglichkeiten, Klimaschutz für Verbraucher nicht teuer zu machen und damit die Akzeptanz zu erhöhen - und zwar in allen Bereichen: Mobilität, Wohnen, Ernährung. Man muss nur wollen.