Ja, denke auch das man da eher die kommunalen Strukturen nutzen sollte, die näher an den realen Bedarfen dran sind als zentral von Berlin.
Da ist der ferne Blick meist sehr theoretisch und auf Schättungen beruhend, die lokal völlig abweichen können.
Ich schreibe darüber, um dem Narrativ derjenigen, die die Wärmewende und die Reform des Gebäudeeneergiegesetz populisatisch mit Fake und falschem Framing niederschreiben, und sehr weitverbreiteten Missverständnissen und Verunsicherungen Fakten entgegen zu setzen.
Die vorherrschende, aber falsche Vorstellung, dass man erst einen hohen 5- bis sogar 6-stelligen Betrag in eine Bestandsimmobilie investieren muss, damit man im Winter nicht friert, könnte die Wärmewende ebenso wie Robert Habeck erfolgreich torpedieren.
Gleichwohl ist es unter Energiegesichtspunkte natürlich sinnvoll, unsere Bestandsgebäude möglichst gut energetisch zu sanieren. Nur: Notfalls haben wir dafür mehr Zeit wie für die Dekarbonisierung von Wirtschaft und Gesellschaft (solange das Stromnetz mitmacht).
Was für ein Gebäude ist das denn? Eine typische Wärmepumpe für ein EFH zieht ein paar kW. Das war’s. Unsere kommt gerade so auf 2 kW.
Und was sind die Anforderungen an die Wallbox? Komplett leeren Akku in weniger als drei Stunden wieder voll machen? Bist du Taxifahrer? Mit typischen 11 kW kriegt man von Mitternacht bis sechs Uhr morgens jedes Elektroauto voll.
Ich bin wirklich ratlos, was da für Leute unterwegs sind …
Na ja die schauen halt auf die maximale Nennleistung, nicht auf den Durchschnittsverbrauch. Die Sicherung im Hausanschluss soll ja nicht rausfliegen.
Wallbox 22 kW. Vermutlich ist das nicht nötig, aber quasi Standard und der Aufpreis ist kaum existent. Und seltene(!) Use Cases in denen man die 22 kW brauchen kann, gibt es ganz sicher. Zum Beispiel eine weitere Dienstreise mit PKW bis Freitag. Heimkehr Freitag Nachmittag und Abfahrt in den Urlaub am Abend.
Die Wärmepumpe macht in der Spitze 6 kW und der optional zuschaltbare Heizstab noch einmal 8 kW oder so (±2 kW Unsicherheit bei den Werten, da ich jetzt nicht in die Specs reinschauen kann).
Zusammen sind WP und Wallbox damit bei 36 kW.
@TilRq und @Guenter: wenn ihr hier Beispielrechnungen oder Untersuchungen kennt, fände ich es super, wenn wir sie in unsere Quellensammlung aufnehmen würden. Hilft sicher auch für zukünftige Diskussionen, da das Thema ja sehr aktuell und nicht unwichtig ist
Um Gottes Willen - wir leben doch nicht mehr im Jahre 1980! Warum soll die Wallbox die Ladeleistung nicht an den übrigen Stromverbrauch im Gebäude anpassen? Die Technik, um diesen sekundengenau zu messen, kostet fast nichts.
Es ist doch verrückt, alle Leitungen und Sicherungen ohne Not auf den absurden Fall auszulegen, dass die Wärmepumpe inklusive Heizstab auf voller Leistung läuft und man genau zu diesem Zeitpunkt auch noch mit 22 kW das Auto laden will.
P.S. Wenn man jetzt einmal weiterdenkt, von dem einzelnen Haus hin zu einer ganzen Straße mit ~100 Haushalten, dann sollte klar sein, dass es niemals klappen kann, da jeden mit 22 kW laden zu lassen, wann er will.
Klar kann man das. Aber im seltenen Einzelfall (lange Dienstreise + direkter Aufbruch zum Besuch der weit entfernt wohnenden Familie) will man das ja nicht, sofern es nicht unbedingt notwendig ist.
Der typische Autofahrer fährt in Deutschland durchschnittlich 37 km am Tag. Die lädt eine 22 kW Wallbox in unter einer halben Stunde. Es ist daher sehr unwahrscheinlich, dass alle gleichzeitig das Auto an die Steckdose hängen. Für die Netzplanung gibt es daher Gleichzeitigkeitsfaktoren. Das funktioniert in der Siedlung super, beim Individuum dagegen eher schlecht (Stichwort Gesetz der großen Zahlen).
Ansonsten plädiere ich persönlich für eine Wallboxfunktion, mit der man schnelles Aufladen triggern kann. Der Strom sollte dafür gerne mit einer Strafsteuer signifikant teurer gemacht (Faktor 2-3?, mindestens auf Höhe des Preises von Autobahnschnellladern) und von den Einnahmen die Netze ausgebaut oder sozial entlastet werden. Damit sichert man den Nutzern die Option schnell vollzuladen, während diese davon aber wohl nur im echten Bedarfsfall Gebrauch machen werden.
Aber auch dafür muss die Wallbox überhaupt erstmal die Leistung bringen können. Und dafür muss der Hausanschluss entsprechend abgesichert sein.
P. s.: Mich irritiert deine zur Schau getragene Selbstgewissheit. Findest es wirklich besser Menschen Flexibilität ohne Not zu verbieten? Stattdessen könnte man doch besser Netzplanung verbessern, Netze intelligent ausbauen, Strombezug flexibilisieren, Häuser bedarfsgerecht und zielgenau modernisieren und vieles mehr. Sorry, aber mit so eindimensionalen Denken werden wir die Energiewende ganz sicher gegen die Wand fahren.
Ich wollte dich nicht persönlich angehen. Aber ich denke, dass du hier falsch liegst. Wenn du auf die Freiheit bestehst, neben der Heitung mit potenziell ~15 kW Leistungsaufnahme noch dein Auto mit 20 kW laden zu können, dann benötigt das (lokale Verteil-)Netz Leistungsreserven, die gegenüber dem heutigen Stand astronomisch hoch sind.
Hier mal unser Stromverbrauch von gestrigen Sonntag als Beispiel (3 Erwachsene, 3 Kinder, Wärmepumpe):
Der Spitzenbedarf geht nicht über ~5 kW hinaus. Und diese Verbrauchsspitzen sind sehr kurz, so dass sie kaum mit denen der Nachbarn überlappen. Der konstante Verbrauch eines Straßenzuges ist daher pro Haushalt tagsüber irgendwo bei 1 bis 2 kW. Genau das, was du bezüglich Gleichzeitigkeitsfaktoren geschrieben hast. Obwohl jedes Haus individuell 30 kW oder mehr abnehmen könnte, mitteln sich die individuellen Verbrauchsprofile der Haushalte.
Durch Luft-Wasser-WP mit zusätzlichem Heizstab ändert sich dieses Bild im Winter aber grundlegend. Wenn es draußen kalt wird, steigt in allen Häusern in der Straße der Heizbedarf. Zudem geht die Effizinz der LW-WPs in den Keller. Eine typische WP mit Heizleistung 12 kW braucht z. B. bei -15° Außentemperatur fast 6 kW aus dem Netz, um Wasser auf 50° zu erwärmen. Bei Plusgeraden nur einen Bruchteil davon. Schalten dann noch die Heizstäbe zu (was man als Besitzer einer WP tunlichst vermeiden sollte), braucht nun plötzlich jedes Haus in der Straße mehr als 10 kW. Und zwar fast durchgehend, wenn es mal extrem kalt ist. Allein die Luft-Wasser-WPs werden für das Verteilnetz also schon zur Herausforderung. Und nun denken wir uns noch die ganzen Elektroautos hinzu, die nach Feierabend (also in einem recht engen Zeitfenster) an die Wallboxen gesteckt werden. Wenn die per Default auf 22 kW stehen, dann kommen wir von einer Situation, als der durchschnittliche Verbrauch eines Hauses am frühen Abend bei ~2 kW lag, in eine, wo dieser (im Winter) bei ~20 kW liegen kann.
In den meisten Fällen werden das die Leistungsreserven des bestehenden Verteilnetzes nicht hergeben. Anstatt punktuell zu verstärken, wäre es dann notwendig, das komplette Netz gegen ein deutlich leistungsfähigeres auszutauschen. Wer ungefähr eine Ahnung davon hat, was es allein kostet, eine Straße aufzureißen, um Leitungen darunter zu erneuern, wird einsehen, dass dies utopisch ist. Und vor allem ist es auch unnötig, wenn die Leute akzeptieren, dass sie sich, was die maximale Leistungsabnahme ihres Hauses angeht, eben bescheiden müssen, um das Gesamtsystem nicht zu überfordern.
Die Frage ist für mich, ob so ein Engpass mit Smartgrid-Elementen relativ einfach in den Griff zu bekommen wäre. In so einem System wäre ja eine Wallbox mit hoher Leistung sogar ein Vorteil, weil sie in Zeiträumen mit wenig Bedarf schnell viel Strom ziehen kann. Theoretisch wäre es auch möglich Wärmepumpen netzdienlich zu betreiben, wenn es entsprechende thermische Pufferspeicher gäbe. Aber keine Ahnung, ob sich sowas lohnt.
Das ist schon Standard. Jeder Wärmepumpentarif für Strom funktioniert so, dass du Vergünstigungen bekommst, wenn für ein paar Stunden extern abgeschaltet werden darf. Dafür sind die Pufferspeicher da.
Na klar. Das SmartGrid bis hinunter zum einzelnen Haushalt könnte die optimale Nutzung der Leistungsfähigkeit des Netzes und auch des schwankenden Angebots an EEs gewährleisten. Aber davon sind wir noch wirklich weit weg.
Die Hardware, die aktuell verbaut wird, kann das alles nicht oder nur rudimentär. Und das Zeug bleibt dann erstmal 10 bis 20 Jahre in Betrieb.
(Was es natürlich schon gibt, das ist die Abstimmung von Verbrauchern/Erzeugern innerhalb eines Gebäudes. Aber dass diese gebäudebezogenen Energiemanagementsysteme mit dem Netz reden, ist noch lange nicht Standard.)
An welcher Stelle habe ich behauptet, dass ich diese Freiheit beanspruche? Ich habe lediglich gesagt, dass ich die Option haben möchte, mit 15kW die Wärmepumpe zu betreiben und mit 22 kW zu laden. Das geht natürlich nur, wenn es das Netz gerade zulässt. Außerdem habe ich ja oben ein Konzept benannt, mit dem man Nachfrage vielleicht steuern könnte (Schnellladung per Knopfdruck zu höheren Kosten, analog den ohnehin geplanten Stromtankstellen).
Der regionale Netzbetreiber sagt lediglich sinngemäß, dass er das nicht zulassen kann, denn er könne nicht sicherstellen, dass ich nicht im falschen Moment diese Last ziehe (was mit Einschränkungen mangels gesetzlicher Regelung auch stimmt).
Was du übersehen zu haben scheinst ist, dass das Netz der Wohnsiedlung bereits jetzt, mit überwiegend fossil erzeugter Wärme (weniger als 10 % Wärmepumpen und <5 % E-Autos), nahe der Belastungsgrenze zu sein scheint. Ein baldiger Ausbau erscheint mir völlig unumgänglich, denn selbst mit sehr netzdienlichem Verhalten wird das lokale Netz, mit nur moderatem Anstieg der Wärmepumpen/E-Autos, seine Grenzen überschreiten. Und das sagte so auch der Mitarbeiter des Netzbetreibers. Bis das durchgeplant sei, dauere es aber eben 1-2 Jahre.
Dir ist klar, das nur sehr sehr hochpreisig Elektroautos (meist gegen Aufpreis) überhaupt mit 22 KW AC Leistung laden können?
Dir ist klar, das die der Stromanbieter mal eine deutlich höhere Grundgebühr belastet?
Da reiche Menschen bekanntlich „sparweltmeister“ sind, werden sie das kaum berappen.
Die Leistung die du anforderst gibt es z.b. in viele Haushalten (EFH) mit Nachtspeichern standardmäßig, bzw. dort sogar deutlich mehr Leistung, denn Nachtspeicher haben ja mal richtig Strom gezogen. Ich kenne jemand mit einem 60er Jahre Haus, der hat seine Nachtspeicher nun um Split Klimageräte ergänzt in einem unsanierten Haus, als nächstes kriegt er jetzt im Mai noch seine PV Anlage, und wohl auch bald ein E Auto wenn lieferbar und bezahlbar.
Der kann sich dank seines, ohnehin schon teureren, Grundtarifs für die Nachtspeicher auch eine 22 KW Wallbox gönnen, allerdings wird er sich nicht so ein hochpreisiges Auto nehmen (plus die kostenpflichtige Option für 22KW).
Für diesen theoretischen Fall nutzt der heutige Emobilist sein Gehirn und fährt mal noch irgendwo an einen Schnelllader, Genau für diesen Zweck sind die da.
Wer solch theoretische Ansprüche hat, sollte evtl über einen richtig großen „netzdienlichen“ Speicher nachdenken im Heimbereich und evtl. eine Gleichstrom Wallbox…
Wie kommst du zu dieser Aussage? Hast du da irgendwelche Zahlen?
Hast du unabhängig von deinen theoretischen Überlegungen einmal gemessen was dein tatsächlicher Verbrauch ist und wie sich der Verteilt?
Ich beziehe mich nur auf meine Wohnsiedlung (ca. 50 Häuser). Da kennt man sich und kann auch weitgehend in den Garten reinschauen und sieht wo WP installiert sind oder Wallboxen hängen.
Die Angaben zur Überlastung hat mein regionaler Netzbetreiber mir bei der Anmeldung so gemacht. Das habe ich oben schon geschrieben.
Ganz wichtig, es geht mir ausdrücklich nicht um eine Verallgemeinerung auf das gesamte Land. Sondern es ging hier ausschließlich um ein einzelnes Beispiel, dass als solches auch gekennzeichnet wurde.
Es ist ein großer Unterschied, ob punktuell Leistungsverstärkungen durchgeführt werden (z. B. Trafos austauschen) oder man in jeder Straße den Boden aufmacht und die Leitungen tauscht, weil deren Querschnitt schlicht zu gering ist für die in Zukunft benötigte maximale Leistung. Letzteres ist nicht durchführbar auf großer Skala. Das scheitert schon an den Kapazitäten für Leitungsbau.
Das waren meine Befürchtungen, deshalb meine Nachfrage.
Ich beschäftige mich gerade damit ob und wie bei mir ein Umbau funktionieren würde und welche Fragen ich wem (Elektriker/Versorger) stellen muss.
Dann sagt dir die Wallbox halt „sorry, kann grad nicht Vollgas geben, die Wärmepumpe zieht volle Kanne und der Heizstab ist auch noch an“ und du nimmst das als Hinweis, die Heizung schon mal runterzudrehen, weil es eh wenig Sinn macht, die Bude auf Saunatemperatur hochzuheizen, wenn ihr in wenigen Stunden alle auf ne Reise aufbrecht.
Hallo,
mit Spannung verfolge ich das neue Heizungsgesetz nach dem bald nur noch Heizungen mit 65%+ erneuerbare Energien eingebaut werden dürfen. Ich befürworte ein solches Gesetz bin jedoch auf ein Problem gestoßen.
Ich wohne in einem Mehrfamilienhaus (20 Parteien) von 1910. Dieses wurde in den 90ern grundsaniert und heizt mit Gas. Soweit so gewöhnlich und trifft sicher auf Millionen Altbauten in Deutschland so oder so ähnlich zu. Aufgrund spezieller umstände benötigen wir voraussichtlich nächstes Jahr eine neue Heizung.
Nun haben wir einen Sanierungsplan von einem Energieberater erstellen lassen.
Das Ergebnis ist, dass das Gebäude für ca. 600.000 € saniert werden muss, damit eine Wärmepumpe halbwegs sinnvoll verwendet werden kann (auch dann sind die Betriebskosten noch höher als mit Gas / 20% elektrischer Zuheizanteil). Bedeutet Investitionen von 30.000€ pro Wohneinheit (meine Wohneinheit hat 50m²).
Die staatlichen Förderungen, die es aktuell gibt, würden ca. 20% der Investitionen decken. Auf der anderen Seite ist alles andere als klar, dass die 600.000 reicht (steigende Handwerkerkosten/Inflation/unerwartete Zusatzkosten/etc.).
Von unserer Mietergemeinschafft kann das kaum getragen werden, selbst bei einer Streckung auf 10 Jahre bedeutet das jedes Jahr für jede Partei 3.000€ Investitionen.
Nachdem ich diese Aufwände für eine Umstellungen der Heizung von Altbestand gesehen habe, bin ich doch sehr pessimistisch, dass in den nächsten 10-15 Jahren ein Großteil des Altbestandes in Deutschland auf erneuerbares Heizen umgestellt werden kann.
Wie ist eure Meinung dazu? Übersehen wir technische Möglichkeiten bei der Heizungsumstellung? Wie sollten solche Kapitalbedarfe sinnvoll aufgebracht werden? (Zum Vergleich, ich habe die Wohnung vor 2,5 Jahren für 80.000€ gekauft, mit den oben gennannten Investitionen muss fast nochmal der halbe Betrag aufgebracht werden). Für viele Parteien im Haus ist eine solche Summe kaum aufzubringen. Am Ende wird das Wohnen durch die Umstellung nur teurer, erst durch die Sanierung und dann während des Betriebs.
Gruß
Carsten