Ich wollte dich nicht persönlich angehen. Aber ich denke, dass du hier falsch liegst. Wenn du auf die Freiheit bestehst, neben der Heitung mit potenziell ~15 kW Leistungsaufnahme noch dein Auto mit 20 kW laden zu können, dann benötigt das (lokale Verteil-)Netz Leistungsreserven, die gegenüber dem heutigen Stand astronomisch hoch sind.
Hier mal unser Stromverbrauch von gestrigen Sonntag als Beispiel (3 Erwachsene, 3 Kinder, Wärmepumpe):
Der Spitzenbedarf geht nicht über ~5 kW hinaus. Und diese Verbrauchsspitzen sind sehr kurz, so dass sie kaum mit denen der Nachbarn überlappen. Der konstante Verbrauch eines Straßenzuges ist daher pro Haushalt tagsüber irgendwo bei 1 bis 2 kW. Genau das, was du bezüglich Gleichzeitigkeitsfaktoren geschrieben hast. Obwohl jedes Haus individuell 30 kW oder mehr abnehmen könnte, mitteln sich die individuellen Verbrauchsprofile der Haushalte.
Durch Luft-Wasser-WP mit zusätzlichem Heizstab ändert sich dieses Bild im Winter aber grundlegend. Wenn es draußen kalt wird, steigt in allen Häusern in der Straße der Heizbedarf. Zudem geht die Effizinz der LW-WPs in den Keller. Eine typische WP mit Heizleistung 12 kW braucht z. B. bei -15° Außentemperatur fast 6 kW aus dem Netz, um Wasser auf 50° zu erwärmen. Bei Plusgeraden nur einen Bruchteil davon. Schalten dann noch die Heizstäbe zu (was man als Besitzer einer WP tunlichst vermeiden sollte), braucht nun plötzlich jedes Haus in der Straße mehr als 10 kW. Und zwar fast durchgehend, wenn es mal extrem kalt ist. Allein die Luft-Wasser-WPs werden für das Verteilnetz also schon zur Herausforderung. Und nun denken wir uns noch die ganzen Elektroautos hinzu, die nach Feierabend (also in einem recht engen Zeitfenster) an die Wallboxen gesteckt werden. Wenn die per Default auf 22 kW stehen, dann kommen wir von einer Situation, als der durchschnittliche Verbrauch eines Hauses am frühen Abend bei ~2 kW lag, in eine, wo dieser (im Winter) bei ~20 kW liegen kann.
In den meisten Fällen werden das die Leistungsreserven des bestehenden Verteilnetzes nicht hergeben. Anstatt punktuell zu verstärken, wäre es dann notwendig, das komplette Netz gegen ein deutlich leistungsfähigeres auszutauschen. Wer ungefähr eine Ahnung davon hat, was es allein kostet, eine Straße aufzureißen, um Leitungen darunter zu erneuern, wird einsehen, dass dies utopisch ist. Und vor allem ist es auch unnötig, wenn die Leute akzeptieren, dass sie sich, was die maximale Leistungsabnahme ihres Hauses angeht, eben bescheiden müssen, um das Gesamtsystem nicht zu überfordern.