Ich denke Degrowth bedeutet vor allem erst mal Konsum zu hinterfragen. Im Schnitt kaufen wir glaub ich 65 Kleidungsstücke im Jahr, eine Zahl, die sich vermutlich massiv senken lässt, ohne die Lebensqualität der Menschen sonderlich stark einzuschränken. So könnten wir Klammoten einfach mal länger tragen und auch ausgebleichte T-Shirts nicht sofort wegschmeißen. Genau so für Handys, da braucht man nicht jedes Jahr ein neues IPhone mit x mehr Pixeln in der Kamera. Auch sowas wie Wasser aus dem Wasserhahn statt aus der Plastikflasche trinken. Oder ein kleines, leichtes Auto oder Bahn fahren, statt einen großen SUV. Urlaub in Deutschland und Umgebung, statt in der ganzen Welt. Mittlerweile gibt es auch viele die nicht mehr nur einen Fernseher im Haus haben, sondern gleich 3 oder mehr. Dann auch so Themen, wie das man sich mehr Sachen teilt. Warum braucht bei Nachbarn zum Beispiel jeder einen eigenen Rasenmäher. Oder man könnte in Mehrfamilienhäusern in den Kellern, wenn möglich Waschräume einrichten, sodass nicht jeder eine eigene Waschmaschine braucht.
Und um auf die Gegenfrage direkt einzugehen: Wo soll das alles aufhören? Da wo wir gemeinsam sagen, dass es aufhören soll.
Klar bedeutet das ganze gewisse Einschränkungen im Komfort, auf der anderen Seite, wenn wir weniger konsumieren, müssen wir auch weniger Produzieren, das heißt wir könnten von einer 5 auf eine 4 Tage Woche runter gehen. Und man muss ja auch nicht beim Degrowth sämtliche Effizienzentwicklungen der letzten Jahrzehnte verzichten.
Die Sache beim Thema Wachstum wäre: Wofür brauchen wir in den entwickelten Ländern denn noch Wachstum? Damit wir auch noch in den Abstellschrank einen Fernseher packen können? Für jeden Tag der Woche einen SUV? Wachstum wird gefühlt nur noch zum Selbstzweck. Und solange wir es nicht geschafft haben, gleichzeitig zu wachsen und den CO2-Verbrauch/Rescourcen-Verbrauch zu reduzieren, machen wir uns das leben nur künstlich schwerer, wenn wir weiter wachsen. Und wozu das Ganze?
Diese ganze Wachstumslogik setzt auch darauf, dass wir immer unglücklich mit unserer aktuellen Situation sind. Das ist Werbung: „Produkt A erfüllt nicht deine Bedürfnisse, kauf dir Produkt B, dann bist du glücklich“ Und später dann: „Produkt B erfüllt nicht deine Bedürfnisse, kauf dir Produkt C, dann bist du glücklich“ und so weiter. Vielleicht sollten wir uns mehr darauf besinnen, was uns wirklich glücklich macht und nicht weiter in diesem Hamsterrad rennen?! Als Beispiel dafür mal Fotos, ein modernes IPhone kann Fotos in einer unglaublich guten Qualität schießen. Aber machen uns Familienfotos von früher aus schlechterer Qualität wirklich unglücklicher, als Familienfotos mit dem modernen IPhone?
Und um nochmal auf meinen Punkt vom Anfang zurückzukommen, würden wir uns alle jetzt auf wundersame Weise darauf einingen, diese Konsumverzichte einzugehen, wäre das absolutes Gift für eine wachstumsorientierte Wirtschaft. Das heißt die Wirtschaft setzt uns dort fesseln an, was ich komplett absurd finde. Sollten wir nicht eher die Wirtschaft danach ausrichten, wie wir im Einklang mit dem Planeten leben wollen und nicht unser Leben danach, wie wir die Wirtschaft haben wollen?
Und übrigens die ganzen Berechnungen, die sagen wir schaffen 1,5° nicht mehr, gehen davon aus, dass wir weiter wachsen. Mit einem Schrumpfen der Wirtschaft in den entwickelten Ländern wäre es noch möglich. Es gibt Weltweit noch kein wirkliches Beispiel für Green Growth, von daher denke ich, es ist extrem Riskant wirklich alles auf dieses einzige Pferd zu setzen.