Meine Frau auch - ist wirklich nur Gewöhnungssache und zudem gesünder. Hier sieht man aber wieder einmal exemplarisch das Problem einer hauptsächtlich vegetarisch/veganen Ernährung: Viele Produkte sind - im Vergleich zu ihren „tierischen“ Alternativen - deutlich teurer. Es kann mir keiner erzählen, dass Hafermilch (zumal die nicht zu 100% aus Hafer besteht, der Großteil ist Wasser) teurer in der Produktion ist als die aufwändige Gewinnung von Kuhmilch.
Exakt das ist das Problem. Und dieses Problem hat viele Ebenen:
- EU-Subventionen der Landwirtschaft
- Preisdruck der Supermärkte auf die Milchbauern, weil Milch als Basisprodukt günstig sein muss, während Hafermilch oder Sojamilch als „Luxusprodukt“ geführt wird, bei dem der Preis Nebensache ist.
- Das leidige Thema Umsatzsteuer: Auf Milch- und Milchprodukte beträgt sie 7%, bei Hafermilch und anderen Getränken sind es 19%. Dagegen wurde auch schon geklagt, leider ohne Erfolg.
- Milchersatzprodukte enthalten als Trend- oder Luxusprodukte eine saftige Gewinnmarge (i.d.R. um die 40% des Kaufpreises), während die Gewinnmarge bei Milch im niedrigen einstelligen Prozentbereich liegt.
Das alles führt dazu, dass der Liter Hafermilch, der in der Produktion nur ein Bruchteil dessen kostet, was ein Liter Milch kostet, im Supermarkt deutlich teurer ist als Kuhmilch. Und das zu ändern wäre ein wichtiger Schritt für mehr Nachhaltigkeit.
Bei mir in Frankreich nahe Genf kostet gerade die Hafermilch von Alnatura mit 1,30 Euro in etwa so viel wie die Milch. Aber du hast natürlich völlig recht: Hafer ist viel billiger. Es ist nicht zu verstehen, warum Milch so günstig sein muss.
Aber es gibt Hafermilch bei Rewe oder dm auch schon ab 95 Cent pro Liter. Das ist auf dem Preisniveau der Milch, die ich kaufe, wenn nicht sogar billiger.
So ein bisschen scheint es ja in der Diskussion durch:
Man kann andere selten nachhaltig zur Übernahme der eigenen Lebensweise zwingen.
Idealerweise überzeugt man andere von der Sinnhaftigkeit und Vorteilen alternativer Lebensweisen.
Was speziell in Deutschland anstrengend sein kann, ist dieses oberlehrerhafte von oben herab „ich erklär dir jetzt wsrum du dumm bist und nur ich es richtig mache“.
Damit verschenkt man viel Zeit und Energie, die in sinncollen Gesprächen im gegenseitigen Austausch suf Augenhöhe gewinnbringender wären.
Es hat selten imner nur einer recht
Als Einzelperson können wir wenig bewirken. Ich schlage deshalb mal ein neues Thema vor bzgl. des Gegenpols https://talk.lagedernation.org/t/die-macht-der-fossilen-unternehmen-kapitalstroeme/19682?u=margarete_amelung
Und du meinst das wäre hilfreich, wenn du anderen erklärst was ihnen zu schmecken hat?
Ich hab gesagt, dass ich genervt bin. Ich hab nicht gesagt, dass ich es ausspreche
Zudem geht es nicht darum, ihnen zu erklären, was ihnen zu schmecken hat, sondern ihnen vor Augen zu führen, welche Konsequenzen ihr Verhalten hat.
Wer übermäßig viel Fleisch isst, sollte sich genau so schämen wie derjenige, der mehrfach im Jahr rund um den Globus jettet, um Urlaub zu machen („Flugscham“). Oder wie derjenige, der „aus Spaß“ einen SUV mit großem Spritverbrauch fährt.
Übermäßiger Fleischkonsum ist leider aber (noch) viel zu wenig schambehaftet, im Gegenteil gibt es viele Menschen, die sich über ihren Fleischkonsum positiv profilieren - das erlebe ich leider nahezu jeden Tag.
Wenn man beide Argumentationslinien betrachtet, stellt sich mir die Frage, wo zieht man die Grenze?
Ab wann ist Fleischkonsum „zuviel“? Ab wann ist ein „Verbrenner“ unsinnig? Oder übertrieben?
Vor allem: Wer legt das fest?
Ja, das ist eine spannende Frage. Besonders im Einzelfall. Eine andere Frage in dem Kontext: stellst Du in Abrede, dass weniger Emissionen besser sind als mehr oder, dass es ein zu viel geben könnte, nur, weil die genaue Bestimmung schwierig und kontrovers sein könnte?
Nein, ich stelle da nichts in Abrede. Ich stelle mir nur die Frage, inwieweit sich einerseits Grenzwerte, z.b. bei Emissionen, wissenschaftlich neutral und zukunftsbezogen definieren lassen, andererseits wie sich auf einer solchen Grundlage ein gesellschaftlicher Konsens bzw Aktzeptanz erzeugen lassen.
Eine notwendige Veränderung lässt sich, so meine Vermutung, nur einleiten, wenn eine Mehrheit von der Notwendigkeit überzeugt ist und damit auch bereit ist, mögliche Einschränkungen, die mit dieser Veränderung einhergehen können (!), mitzugehen.
Ok. Verstehe. Da sind wir uns wahrscheinlich einig. Klar kann man auf Basis des CO2-Restbudgets Klimaneutralitätspfade für alle Sektoren vorschlagen. Welche dann gewählt (und umgesetzt!) werden, ist aber natürlich eine politische Entscheidung, die Überzeugungsarbeit erfordert.
Ich kann leider nur sehen was du schreibst, nicht was du sagst
Wie, in dem du „ungehalten“ reagierst?
Schämen tut man sich „von innen heraus“. Wenn das gesellschaftliche „normal“ anders ist, dann schämt sich auch keiner. Wenn man diese Menschen „anmacht“, so wie es bei mir gerade etwas ankommt, dann erreicht man eher das Gegenteil. Das gilt genauso für „ungehalten sein“.
Mike hat ja schon gefragt wo deine „Grenze fürs Schämen“ gezogen wird. Im Fall Ernährung gibt es zudem große Unterschiede, unter den Fleischsorten aber auch bei den Veganen Lebensmitteln. Plötzlich wird der Unterschied im Footprint möglicherweise winzig klein. Wer schämt sich dann?
Und schmeckt nicht wie Milch ^^
Das klingt für mich nun wie ein Widerspruch.
Einerseits sagst du, Scham entsteht von Innen heraus, dann sagst du, dass Scham durch ein Abweichen von der gesellschaftlichen Normalität entsteht.
Dadurch, dass man übermäßigen Fleischkonsum kritisiert - was man mit Recht tun sollte - manifestiert sich ja gerade eine „Normalität“, die dann zur Schamentwicklung führt (vergleiche die Entstehung von „Flugscham“ in den letzten 10 Jahren).
Natürlich ist die Form bei Kritik immer wichtig, wenn man will, dass die Kritik etwas positives bewirkt. Hier sind wir in den üblichen pädagogisch-psychologischen Diskussionen. Mit einer zu aggressiven, zu wenig nachvollziehbaren Kritik riskiert man natürlich, dass der Kritisierte abblockt und eine „Jetzt erst Recht“-Mentalität aufbaut.
Gerade weil massiver Fleischkonsum für manche Menschen ein Mittel der Selbstidentifikation ist, weil sie es mit positiven Dingen wie „Wohlstand“ und „Männlichkeit“ verbinden (ähnlich wie das Auto btw.) muss man hier natürlich besonders vorsichtig sein.
Idealerweise erfolgt Kritik daher aus einer wohlwollenden Position heraus, aus einem positiven persönlichen Verhältnis heraus - zum Beispiel in der Familie oder im Freundeskreis. Wenn hingegen eine Partei wie die Grünen einen konservativ geprägten Menschen für übermäßigen Fleischkonsum kritisiert, wird natürlich eher mit Abwehr reagiert - leider. Dennoch ist es wichtig, dass diese Position auch politisch vertreten wird.
Wie wir nun „übermäßig“ im Hinblick auf Fleischkonsum definieren ist natürlich strittig, wobei man hier objektive Indikatoren verwenden kann, beispielsweise den durchschnittlichen Konsum (dh. wer mehr Fleisch als der Durchschnitt verzehrt sollte in jedem Fall über eine Reduktion nachdenken) oder die Empfehlung von Ernährungsgesellschaften / medizinischen Studien. Wenn jene, die überdurchschnittlich viel konsumieren, ihren Konsum reduzieren, sinkt der Durchschnitt und somit auch der Gesamtkonsum langfristig (und verhältnismäßig langsam, wir wollen ja niemanden überfordern…). Die typische Downward-Spiral eben.
Der Durchschnitt liegt aktuell bei etwa 60 kg Jahres-Fleischkonsum pro Kopf, das sind über 1150 Gramm pro Woche. Die DGE empfiehlt maximal 600 Gramm pro Woche (also etwa 31 kg im Jahr). Das sind zwei verhältnismäßig objektive Indikatoren - wer mehr als 600 Gramm pro Woche verzehrt, hat einen „hohen Verbrauch“ und sollte über eine Reduktion nachdenken, wer mehr als 1150 Gramm pro Woche verzehrt, hat einen „übermäßigen Verbrauch“ und sollte sich dessen auch bewusst sein (und den Verbrauch dringend reduzieren).
Das ist eine Argumentation mit Extremfällen. Klar könnte man durch den Import problematischer veganer Lebensmittel (z.B. Mandeln aus Kalifornien im Hinblick auf die Wasserknappheit) auch Probleme verstärken, aber in Anbetracht der Tatsache, dass bei der Umwandlung von Futtermitteln in Fleisch 90% der Proteine und 99% der Kohlenhydrate verloren gehen ist der reale Anwendungsraum für Beispiele, in denen eine vegane Ernährung auch nur annähernd so problematisch wie eine fleischbasierte Ernährung ist, so klein, dass man bestreiten kann, ob er überhaupt außerhalb der Theorie existiert…
Das stimmt. Aber hier wurde ja beklagt, dass das Zeug viel teuerer sei. Das stimmt nicht unbedingt.
Ehrlich gesagt würde ich persönlich erst mal mit Information beginnen. Leider sind ja vernünftige Informationen noch ziemliche Mangelware. Eine pauschale Bewertung könnte sonst genauso sein: Vegane Lebensmittel (Ausnahme Gemüse und Körner) sind praktisch immer industriell verarbeitet.