Das klingt für mich nun wie ein Widerspruch.
Einerseits sagst du, Scham entsteht von Innen heraus, dann sagst du, dass Scham durch ein Abweichen von der gesellschaftlichen Normalität entsteht.
Dadurch, dass man übermäßigen Fleischkonsum kritisiert - was man mit Recht tun sollte - manifestiert sich ja gerade eine „Normalität“, die dann zur Schamentwicklung führt (vergleiche die Entstehung von „Flugscham“ in den letzten 10 Jahren).
Natürlich ist die Form bei Kritik immer wichtig, wenn man will, dass die Kritik etwas positives bewirkt. Hier sind wir in den üblichen pädagogisch-psychologischen Diskussionen. Mit einer zu aggressiven, zu wenig nachvollziehbaren Kritik riskiert man natürlich, dass der Kritisierte abblockt und eine „Jetzt erst Recht“-Mentalität aufbaut.
Gerade weil massiver Fleischkonsum für manche Menschen ein Mittel der Selbstidentifikation ist, weil sie es mit positiven Dingen wie „Wohlstand“ und „Männlichkeit“ verbinden (ähnlich wie das Auto btw.) muss man hier natürlich besonders vorsichtig sein.
Idealerweise erfolgt Kritik daher aus einer wohlwollenden Position heraus, aus einem positiven persönlichen Verhältnis heraus - zum Beispiel in der Familie oder im Freundeskreis. Wenn hingegen eine Partei wie die Grünen einen konservativ geprägten Menschen für übermäßigen Fleischkonsum kritisiert, wird natürlich eher mit Abwehr reagiert - leider. Dennoch ist es wichtig, dass diese Position auch politisch vertreten wird.