Kinderbetreuungskosten explodieren

Wir reden hier immer noch von Kita-Kindern. Die „gute Ausbildung“ bedeutet hier eher eine Entlastung der Eltern, als die Vorbereitung auf den Beruf.

Das Handelsblatt sieht das anders.

Nein. Man muss sich nur mal Grundschullehrern unterhalten. Die Defizite vieler Kinder in diversen Bereichen lassen sich in der Grundschule kaum mehr kompensieren.

Angefangen bei Sprache (nicht nur bei Kindern mit Deutsch als Zweitsprache), Fähigkeit sich in einen Ablauf zu integrieren, einer Sache zu Folgen, etc.

Entwicklung ist halt doch ein kontinuierlicher Prozess und beginnt nicht erst in der Schule.

Kitas als Ort der Verwahrung zu sehen, damit die Eltern Zeit für sich oder die Arbeit haben greift da doch deutlich zu kurz.

1 „Gefällt mir“

Wir hatten vor einiger Zeit mal einen Thread zum Thema Chancengleichheit. Ich hatte darin mal die Ifo Studie ein Herz für Kinder verlinkt.

Darin wurde festgestellt, dass schon die Kita Jahre einen deutlichen Effekt auf die Bildungs- (und damit Karriere)chancen haben.

Vielleicht schaust du da mal rein?

1 „Gefällt mir“

Ich bin deshalb verwundert, weil westlich der Elbe das Thema Kita eher eine noch die Ausnahme als die Regel ist. D.h. Kinder in den Altbundesländern hätten seit Jahrzehnten Startschwierigkeiten ins Leben, weil vornehmlich die Mütter die ersten Lebensjahre die Betreuung übernommen haben. Offensichtlich kann man doch sehr viel in der Schulzeit aufholen…

Du meinst mit „Kita“ die Krippe im speziellen?

Weil Kindertagesstätte ist ja auch ein gängiger Überbegriff für Krippe, Kindergarten und Hort.

Aber selbst wenn wir dein Argument nur auf Krippen anwenden. Auch dort ist ein Nutzen für viele Kinder über die Aufbewahrung hinaus gegeben. Und der dürfte im Durchschnitt bei denen die sich den Krippenplatz nur schwer leisten können sogar deutlich höher sein als bei denen wo das finanziell kein Problem wäre.

Wir haben im Westen auch leider zu lange die Devise vertreten, dass Frauen daheim bleiben sollen und das gratis Kindermädchen, Haushaltshilfe und Köchin darstellen. Die Kinder sind früher auch wesentlich weniger entwickelt in die Grundschulen, die wenigsten konnten schon lesen oder teilweise rechnen. Damals hatten schon die vermögenden Haushalte enorme Vorteile, weil diese gerne Ihrem Nachwuchs mit Geld diese Vorbildung eingekauft haben, was die wenigsten leisten konnten. So wurde damals mit Sicherheit schon ordentlich was dafür getan, dass jeder am besten brav in seinem Klassenstand bleibt. Und früher war definitiv nichts besser.

Diese Kritik ist meines Erachtens auf jeden Fall berechtigt, der DDR-spezifische Arbeitskräftemangel, der die diesbezüglich bessere Entwicklung im Osten begünstigt hat, hin oder her.

Dennoch bin ich sehr dafür, nach mehr als drei Dekaden Wiedervereinigung die Fakten der Gegenwart zur Kenntnis zu nehmen.

Ost und West unterscheiden sich größtenteils nicht mehr nach dem Wunsch außerhäuslicher Kita-Erziehung für Unter-3-Jährige. Eine entsprechende Statistik hatte ich weiter oben verlinkt.

Ebenso hatte ich darauf aufmerksam gemacht (und exemplarisch „vorgerechnet“), dass die höheren Betreuungsquoten im Osten faktisch mit anderen Betreuungsschlüsseln zusammenhängen, wobei eine entwicklungsfördernde U3-Erziehung in der Kita bei einem Erziehenden-Kinder-Verhältnis von eins zu drei besteht. Letzteres erreicht nur Bremen und näherungsweise Baden-Württemberg.

Unbezweifelbar müssen daher also Osten und Westen „Hausaufgaben“ machen. Im Osten und in größeren Teilen des Westens muss die Betreuungsrelation erheblich verbessert werden. Flächendeckend muss darüber hinaus auch noch der Frühbildungssektor so stark ausgebaut werden, dass er dem Bedarf entspricht. Denn auch im Osten ist die Nachfrage höher als die zur Verfügung stehenden Kitaplätze.

Ist die Diskussion hier erstmal beendet? Dann machen wir mal zu…

Final: