Kinderbetreuungskosten explodieren

Hallo liebes Lage-Team,

Erst einmal danke für den extraordinären Podcast jede Woche. Ihr habt mir Politik wirklich näher gebracht und ich freue mich jedes Mal auf eure Einordnung und Erklärung der Geschehnisse der Woche.
Es gibt ein Thema was uns als Familie zweier kleiner Kinder zunehmend belastet: Die Kosten der Kinderbetreuung. Mein Mann und ich arbeiten beide in Teilzeit 80% und benötigen, trotz großzügiger Homeoffice-Regelung bei meinem Mann Ganztagesplätze für unsere beiden Kinder 4 und 2 Jahre alt in einer Kita. Wir sind beide sehr froh diese beiden Plätze bekommen zu haben. Nun gab es dieses Jahr aber schon die 3. Beitragserhöhung, sodass wir nun für diese zwei Plätze 1158€ jeden Monat bezahlen müssen. Die letzte Beitragserhöhung wurde damit begründet, dass die Kosten gestiegen seien und gleichmäßig auf die Kostenträger verteilt werden müssten. Außerdem würde der Städte und Gemeindetag eine Erhöhung der Elternbeiträge um 8% empfehlen… Wir haben uns bereits an die Stadt gewandt, die sagt, dass eine Übernahme weiterer Kosten für die Kommune nicht leistbar sei und es eine Empfehlung für die Kostenverteilung 80% Kommune und 20% Eltern gäbe, die von der Stadt bislang noch weit unterschritten werde (9,6% Elternbeitrag). Mein Mann und ich verdienen gut, bezahlen noch ein Häuschen ab, und trotzdem empfinden wir es als ungerecht, wenn wir einen solchen Batzen Geld jeden Monat für die ja so benötigte Betreuung der Kinder ausgeben zu müssen. Dadurch nagen wir zwar nicht am Hungertuch, aber Dinge wie Urlaub usw. Können wir uns nun zunehmend einfach nicht mehr leisten. Ich selbst bin Lehrerin an einer Ganztagesschule und werde da natürlich auch dringend gebraucht, sodass einfach nicht nachvollziehbar ist, warum es nicht in staatlichen Interesse liegt, nicht nur genügend Kita-Plätze zu schaffen, sondern diese auch bezahlbar zu halten. Wir kennen in unserem Freundeskreis viele Frauen, die durch diese enormen Kosten jahrelang mit den Kindern daheim bleiben, weil sie sich mit ihrem Job eine Kita nicht leisten können. Das ist ja nicht nur ein Problem in Zeiten von Arbeitskräftemangel, sondern auch ein Problem für die Kinder, denen die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben dadurch erschwert wird. Dies ist natürlich Vorallem bei Kindern schlecht, die zuhause eine andere Sprache sprechen als Deutsch und dann mit wenig Deutschkenntnissen in die Schule komme . Einige Bundesländer haben es ja anscheinend auch geschafft die Kita, oder zumindest den Kindergarten ab 3 Jahren beitragsfrei zu machen. Bei uns gibt es nicht mal eine Preisgestaltung die sich am Einkommen orientiert. Hier zahlt einfach jeder gleich viel, wer das nicht zahlen kann, kann nicht arbeiten gehen… Ich spreche von der Gemeinde Stutensee, nahe Karlsruhe in Baden-Württemberg. Ich bin mir aber sicher, dass das kein Einzelfall ist.
Wir Eltern fühlen uns mit diesem Thema wirklich machtlos und allein gelassen.
Wäre super, wenn ihr das mal aufgreifen würdet.
Liebe Grüße
Charlotte

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Wir zahlen aktuell für 6 Buchungsstunden täglich pro Monat 575 Euro plus Frühstücksgeld, plus Vespergeld plus Mittagessen à 4,65 €.

Das gehört zwar zu den teureren Trägern aber die kann man sich ja nicht aussuchen. Bei uns bleiben daher auch viele Mütter daheim bis das letzte Kind im Kindergartenalter ist.

Und dann hat man so viele Schliesstage, dass z.B. bei alleinerziehenden Elternteilen nicht mal der Jahresurlaub ausreichen würde.

Bissl zynisch: Laut Herrn Linnemann von der CDU wäre die Lösung, das Bürgergeld zu streichen. :wink:

Aber Scherz beiseite:

Infos dazu:

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Danke für deinen Beitrag! Ja, das sind auch stolze Preise! Wir könnten bei einem kirchlichen Träger auch sparen, möchten aber unsere Kinder nicht in eine konfessionelle Kita geben, da wir die Diversität unter den Erziehern sehr schätzen und selbst auch nichts mit der Kirche am Hut haben. Außerdem: Wie du schreibst: Man kann sich die Plätze ja auch nicht aussuchen…

Danke für den Beitrag! Sehr interessanter Artikel!

ich finde die Kita muss nicht zwingend mit der Gießkanne kostenfrei sein. Das ist bei uns in Rheinland-Pfalz auch so. Ich sehe eben nicht, wieso eine Familie mit 10.000,-€ Brutto die Kita kostenfrei braucht. Zeitgleich werden aber sehr hohe Gebühren fällig, wenn man sein Kind mit unter 2 in die Kita schickt, damit beide arbeiten können. Das sind dann häufig Paare, wo schlicht ein Partner nicht genug verdient, man wird also bestraft weil man arbeitet. Grundsätzlich sollte Kita im angemessenen Rahmen Gebühren kosten. Die hier genannten Summen sind natürlich eine Frechheit. Man kann außerdem mit Gebührenbefreiung arbeiten. Das Schlimmste finde ich an Kita-Gebühren, dass man sie auch zahlen muss, wenn die Kita Ihre Leistungen nicht liefert durch Schließtage und Notbetreuungen. Wenn man die KItagebühren flächendeckend angleicht und senkt könnte man diese Lücke durch höhere Steuern bei Kinderlosen ausgleichen, diese profitieren später eben auch von den meisten Kindern der anderen und können so Ihren Beitrag leisten.

Das halte ich mit für das größte Problem. Neben der Tatsache natürlich, dass es einfach eine flächendeckende Knappheit gibt. Wir haben Glück gehabt und in der Kita-Lotterie einen günstigen Platz gezogen. Hätten aber auch Pech haben können und hätten dann ggf. um die 1000 € für so einen Platz gezahlt. Sowas kann man ja nicht (mehr oder weniger) dem Zufall überlassen.
Aus meiner Sicht müsste das ein Thema sein, das in die Verantwortung des Bundes gehört, wo sichergestellt ist, dass es zum einen nicht riesige regionale Preisunterschiede gibt und wo zum mindestens durch staatliche Zuschüsse am Ende sicher gestellt ist, dass die Beiträge nach Einkommen gestaffelt sind.

Genau, ich plädiere auch nicht für deutschlandweite Kitaplätze zum Nulltarif. Wie schon gesagt, Besserverdienende können durchaus ihren Beitrag leisten, aber auch das muss natürlich in einem leistbaren Rahmen bleiben…. Mit scheint hier auch eine deutschlandweite Regelung von Nöten, da das ja auch eine bessere Planungssicherheit für Familien bedeuten würde.

Wieso sind eigentlich ÖPNV Tickets nicht einkommensgestaffelt? Oder Netzengelte für Strom? Oder die Kosten für die Ausstellung von Reisepässe und Personalausweise? Oder die Kosten des Schornsteinfegers? Oder der Museumsbesuch? Ich sehe es nicht ein, warum der 17jährige, dessen Eltern 250.000€ verdienen, kostenlos ins Technikmuseum gehen darf.

Ich finde ja, man sollte lieber für eine gerechte Besteuerung sorgen und dann Dinge der Daseinsvorsorge unbürokratisch handhaben. Und Kinderbetreuung sollte für alle kostenfrei sein.

Würden wir 500-1000€ für den Kitaplatz zahlen müssen, weiß ich nicht, ob meine Freundin nicht lieber zuhause geblieben wäre.

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Das beobachte ich bei uns sehr viel. Denn gerade die die es sich leisten können bleiben dann ja eher daheim. Und das kostet der Gesellschaft auch Ressourcen. Z.B. ist die eine Mutter die bei uns in der Kita seit Jahren daheim bleibt, Physiotherapeutin, die andere Logopädin, beides Bereiche in denen es bei uns einen Mangel an verfügbaren Personal gibt. Beides Bereiche in denen ich für mein Kind Termine brauche und nur schwer bekomme. Mehr Anreiz auch zu arbeiten hilft auch anderen. Da gönne ich denen gerne deren Zuschuss zur Kita.

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Wir sind uns da absolut einig, leider bin ich absoluter Pessimist was unsere Politiker angeht. Da sehe ich mehr Chancen, dass über den Beitrag etwas geregelt wird als über Steuern. Das Steuern das bessere Mittel wären gehe ich mit, ich sagte ja dass das Beitragsmodell vor allem übel ist, da man keine Erstattung bekommt.

Leider befürchte ich, dass es keine faire Besteuerung und keine Anpassung der Beiträge geben wird, man will ja die oberen „Leistungsträger“ nicht belasten.

Also besser die Frau bleibt daheim um dann als Haushalt weniger zu verdienen und keine 1000 € für den Kitaplatz zu zahlen?

Ist sicher ein Argument, wenn die Frau ggf wegen der Kinderbetreuung nur geringfügig beschäftigt arbeiten kann und unter 1000€ verdienen würde.
Dann bleibt man schon rein rechnerisch eher zuhause.
Kommt auch oft vor, und die Männer verdienen da oft eher weit unter 100.000€, teils nur die Hälfte brutto.
Die Fälle gibt es nicht zu selten.

Die Fälle gibt es bei geringer verdienenden Leuten ebenso wie bei Leuten mit hohem Einkommen. Am Ende stellt halt jeder eine eigene Kosten-Nutzen Rechnung auf die bei dem Ehepaar mit 100.000 €Haushaltseinkommen oft anders ausfällt als bei dem mit 35.000 €.

Quatsch wäre es aber die Frau dafür zu „bestrafen“ dass sie arbeitet indem man erst dann in den Genuss der hohen Gebühren kommt. Da wird es sicher welche geben die dann lieber daheim bleiben und das Kind für weniger Gebühr in die Kita geben. Wenn das Haushaltseinkommen Grundlage ist, dann muss auch berücksichtigt werden ob es einen oder zwei Verdiener gibt und wie viele Stunden die jeweils arbeiten.

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Da meine Kinder schon volljährig sind und die Enkelin erst in 2025 in den Genuss kommt, bin ich da nicht auf dem aktuellen Stand.
Soweit ich mich entsinne ist das komplette Haushaltseinkommen Grundlage der Berechnung.

Da gibt es hier aber sicher Eltern mit ganz aktuellen Informationen.

Aber das unterschwellige Eindruck bleibt (zumindest bei mir) das Kinder eher als Hindernis für unseren Wohlstand betrachtet werden. Alle Bemühungen für bessere Unterstützung von Eltern stießen bislang auf mehr Widerstand als wenn man über Bürgergeldkürzungen oder Abschiebungen diskutiert.
Das finde ich als Vater und Opa schon sehr bedenklich in unserer Gesellschaft. Als ob wir uns eigentlich für den Erhalt des Wohlstandes keine Kinder mehr leisten können als Staat. Nur: was ist dann Wohlstand und für wen?

Ich glaube, dass das in viel häufigeren Fällen in Frage kommt. Auch wenn ein Partner nicht nur geringfügig verdient, 2000 oder 2500€ Brutto. Man darf nicht vergessen, dass es für Eltern auch einen ungemeinen Wert darstellt (darstellen kann in meinen Augen sollte), viel Zeit mit ihren Kindern zu verbringen. Wenn man dann als Familie 800€ mehr hat, dafür aber Vater und Mutter 40 Stunden die Woche arbeiten (+Wegzeiten) und man das Kind nur noch erschöpft (Kind und Eltern) nach der Kita sieht, dann schnallt man den Gürtel vielleicht etwas enger und betreut es selbst.

(Und spart sich damit Querelen wie Schließzeiten, spontane Kind-Krank-Tage, Urlaub nur in der teuersten Hauptsaison, Schließung wegen Streik und Personalmangel, Elternsprechtage, …)

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Das habe ich weder geschrieben noch gefordert. Ich sehe leider nur die Realität. Meine Frau und ich habe paritätisch Elternzeit genommen, ich gehe jetzt auch mit den Stunden wie Sie leicht runter. Wir wollten auch das unsere Kinder früh in die Kita gehen, da es eben keine monetäre sondern eine Entwicklungsentscheidung ist. Das System jetzt ist aber schlicht das schlechteste aller Konzepte. Es gib nur Verlierer und die Behörden haben zu viel Macht. Das Problem ist, wenn man Kitas ohne klare Finanzierung kostenfrei macht, fehlt das Geld woanders und leider wird es dann in Deutschland immer die Schwächsten treffen. Die Vermögenden lachen sich wieder ins Fäustchen.

Und die Kitas sind natürlich unterfinanziert. Ich bin Vorsitzender des Kita Fördervereins und wir tun wirklich viel und generieren viel Geld um sehr viele Dinge anzuschaffen, die die Träger nicht machen wollen. Traurig genug ehrlich gesagt, denn es sind keine unnormalen Dinge sondern sehr normale Alltagsspielgeräte.

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Ist auch so, Deutschland ist extrem kinderfeindlich und die Politik beweist dies immer wieder und wieder. Allein die Anträge, die wir einreichen mussten für Rentenpunkte usw. grenzen schon an Mobbing und das nur weil wir beide Elternzeit gemacht haben, und zwar gleich viel. Da schwingt schon mit dass man ja selbst schuld ist, lass halt deine Frau daheim und die Anträge sind nur halb so schlimm. Hinzu kommt dass wir so beide auf der Arbeit als nicht voll leistungsfähig angesehen werden, weil 34 Stunden sind ja Teilzeit. Dass man in der Zeit meist dasselbe schafft wie der Rest wird nicht gesehen.

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Es kommt auf die Qualität und nicht die Quantität der Zeit an. Wenn man Kinder wollte findet man auch nach der Arbeit die Kraft die Zeit mit den Kindern zu genießen. Leider kommt hinzu, dass es sehr oft keine Wahl ist, ob beide arbeiten gehen, sondern schlicht sein muss, um abgesichert zu sein. Da gehts es mitnichten um Urlaube, sondern Rentenvorsorge, Reserven falls ein teueres Gerät ersetzt werden muss und ein finanzieller Puffer für sonstige Notfälle. Wahrlich nicht jeder hat einen Partner, der 5000€ Brutto aufwärts verdient.

Eine kostenfreie Kita ist unproblematisch. Zur Umverteilung gibt es das Steuersystem. Das erreicht nämlich, ganz nebenbei, auch Kinderlose, die somit auch an den Kitakosten angemessen beteiligt würden.

Gestaffelte Beiträge und was es da alles sonst noch so gibt, sind unnötig kompliziert. Der Mehraufwand durch Prüfung bestimmter Berechtigungen und Ansprüche ist meines Erachtens nicht gerechtfertigt.

Ein gutes einheitliches Kindergeld für alle, wenige Zusatzleistungen nach automatischer Bedarfsprüfung, und dann per progressiven Steuern die Umverteilung organisieren, um für eine faire Lastenverteilung zu sorgen. Das wäre das Beste.

PS: Da Kita auch Bildung ist (oder jedenfalls sein soll), ist ohnehin nicht einzusehen, warum dafür die Kosten privatisiert werden.

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