Klar, schön wäre es. Wie realistisch ist es? Nahezu jede Partei schont doch ein wohlhabendes Klientel. Ich frage mich eh wie es rechtens sein kann, dass mein Kind weniger Kindergeld kriegt als gut Verdiener durch Freibeträge sparen. Wird ja nicht mdl diskutiert. Und das Vermögen und Erbschaften jemals besteuert werden sehe ich nicht. Da gibt es genug in der Politik die vom jetzigen System sehr gut profitieren.
Das könnte tatsächlich vieles einfacher machen. Realpolitisch ist die Frage, ob der Ausgleich über die veränderte Besteuerung eine politische Mehrheit finden würde. Das sehe ich aktuell nicht.
Ohne Ausgleich über die Steuern hätten wir hier natürlich das Problem der Mitnahme-Effekte wohlhabender Familien.
Dann wäre eine weitere Frage, ob wir in einem Bundeshaushalt politisch die ausreichenden Mittel für die Unterstützung von sowohl kostenfreien Kitas als auch der Verbesserung des Betreuungsangebotes (was wir dringend brauchen) durchgesetzt bekommen. Auch das sehe ich aktuell noch nicht.
Vor diesem Hintergrund muss man sich dann fragen - wie sicher sind wir uns denn bzgl. der positiven Effekte der kostenlosen Kitas insbesondere auf die Erwerbstätigkeit von Müttern? Ich finde den Effekt zwar durchaus plausibel - allerdings ist er umstritten und das DIW hat in einer Studie [1] keinen besonders positiven Zusammenhang feststellen können. Wobei diese Studie natürlich nicht allumfassend ist.
In Summe würde ich daher zunächst besonders finanzschwache Familien bei der Betreuung entlasten und das Betreuungsangebot deutlich verbessern. Dann kann man - je nachdem wie die politische Lage es zulässt - auch über eine generell kostenlose Kinderbetreuung nachdenken. Solange finde ich nach Einkommen gestaffelte Gebühren einen guten Kompromiss.
[1]
Sorry, aber immer auf den Status quo zu verweisen, ist ein Totschlagargument. Dies geht nicht, weil die Konservativen bocken, jenes geht nicht, weil es dafür angeblich (noch) keine Mehrheiten gibt usw. usf.
Wer sich immer nur für das einsetzt, für das - jedenfalls gefühlt - schon Mehrheiten vorhanden sind, tritt weitgehend auf der Stelle.
Es ist auch nicht die Zeit für Fortschritt allenfalls in Trippelschrittchen.
Tut mir leid, dass du es jetzt abbekommen hast, aber eine Politik, die immer alle irgendwie denkbaren möglichen Hindernisse in den Vordergrund rückt und schlimmstenfalls auch noch die Nachhut der Gesellschaft „mitnehmen“ will, führt zu nichts.
Wie du meinem Beitrag entnehmen kannst habe ich mehrere Szenarien beschrieben, die ich mehr oder weniger realistisch einschätze.
Für den Fall, dass die Mittel nicht ausreichen, die man politisch für familienpolitische Themen aufbringen kann, schlage ich vor, andere Themen gegenüber den kostenlosen Kitas zu priorisieren. So ähnlich wie übrigens auch die Autoren der DIW Studie.
Darüber hinaus halte ich es nicht für verwerflich auch zu versuchen, mit gegebenen politischen Mehrheitsverhältnissen die bestmögliche Lösung für ein Problem zu finden. Das nennt sich Realpolitik.
Realpolitik ergibt sich auf dem Verhandlungswege, aber warum sollte man stets vorgreifen?
Wenn diese aber bedeuten, dass auch bei diesen Familien im Durchschnitt die Frau mehr Arbeitet weil sich das lohnt, dann hat man als Gesellschaft doch auch schon was gewonnen. Bei Ehepaaren mit gut verdienendem Mann führt diese Arbeit auch schnell zu höheren Steuerbeträgen.
Zu sagen wir finanzieren das Betreuungsangebot durch besser verdienende Eltern, lassen aber Kinderlose Paare komplett von Vorzügen wie Ehegattensplitting profitieren halte ich für die schlechteste aller Lösungen. Wir entziehen Leute dem Arbeitsmarkt und haben trotzdem keine gute Finanzierung der Kitas weil ohne die Arbeit der Frau die Einkommensabhängige Gebühr ja dann doch wieder niedriger ist.
Da finde ich Systeme die einheitliche, durch Förderung aber niedrige Beiträge zur Folge haben, von denen sich Geringverdienende befreien lassen können dann fast praktikabler, vor allem wenn man Mittel fände die Befreiung zu automatisieren.
Dann müsste man den Kita-Beitrag am Einkommen der Frau ausrichten, was dann erst recht zu Optimierungen führen wird.
Oder wir finanzieren die Kita über die U2-Umlage. Immerhin sind es ja auch die Unternehmen, die von den arbeitenden Frauen profitieren. Und wer eine Betriebskita anbietet, bekommt die Umlage entsprechend reduziert und/oder wird aus der Umlage bezuschusst.
Oder wir finanzieren die Kitas einfach aus Steuergeldern. Da sind zumindest in der Theorie reiche bereits mit einem höheren Prozentsatz Zahler und auch kinderlose leisten ihren Beitrag zur Bildung der nächsten Generation. Wieso alles unnötig kompliziert machen. Wie viel würde es denn kosten würde man Kitas wie Schulen regeln? Hier bezahlt man „normalerweise“ ja auch keinen Beitrag außer man will irgendwas ausgefallenes.
Also alle Familien die ich kenne richten ihre Planung schon am Haushaltseinkommen aus. Ist halt jeweils individuell und auch sehr unterschiedlich wie viel Geld jeweils gebraucht wird.
Es ist aber generell ja so, dass in Anbetracht des oft relativ niedrigen Nettozuwachs bei den Sprüngen von nicht arbeiten auf wenige Stunden oder eben von den jeweiligen Stunden auf etwas mehr relativ wenig übrig bleibt wenn man die Mehrkosten für mehr Buchungsstunden, Kosten für Pendeln, etc. gegenrechnet. Dieses Problem durch noch mehr Beitrag je nach Gehalt noch zu verstärken hilft in meinen Augen niemanden.
Kita wird aber ja nicht nur von Kindern arbeitender Eltern besucht. Eine Komplette Finanzierung über eine solche Umlage fände ich daher nicht plausibel. Einen Anteil der Kitas so zu finanzieren fände ich aber eine Überlegung wert. Von einer besser funktionierenden Kinderbetreuung profitiert zumindest die Mehrheit der Arbeitgeber.
Eigentlich ist es doch wirklich lächerlich, dass oft wenn beide arbeiten der Beitrag höher ist, obwohl diese Paare mehr Steuern beitragen, Rentenpunkte sammeln die später dann idealerweise Aufstockung verhindern sollten und Sozialabgaben an sich zahlen. Währenddessen kommen die günstig oder kostenfrei in den Genuss, die keinerlei Abgaben zahlen und sich nicht dem Stress aussetzen, Kinder und Job unter einen Hut zu bringen. Da ist doch schon die Schieflage. In Zeiten von Fachkräftemangel müsste es doch wesentlich mehr belohnt werden trotz Kindern wirklich arbeiten zu gehen. Stattdessen wirkt es wie eine Bestrafung.
Das kann man durch eine gute einkommensabhängige Staffelung auch erreichen. Wie die DIW Studie zeigt, hat die kostenlose Kita zwar zu geringfügig höherer Erwerbstätigkeit von Müttern geführt, aber das war so wenig, dass es als sehr ineffiziente Maßnahme gesehen wurde. Geht es speziell um die Förderung von Erwerbstätigkeit wäre demnach die bessere steuerliche Absetzbarkeit von Kinderbetreuung effektiver. Ist aber natürlich wiederum nur begrenzt sozial gerecht.
So groß ist zumindest Stand heute meines Wissens der Effekt der Einkommensabhängigkeit nicht, dass es sich lohnt deswegen nicht zu arbeiten.
Finde ich schwierig, denn dann belastet man diejenigen Geringverdiener besonders hoch, die sich gerade so nicht befreien lassen können und verteilt Geschenke an Gutverdiener.
Wie ja bereits vorgeschlagen wurde. Vielleicht kein besonderes effektiver aber tatsächlich unkompliziertes Vorgehen. Für mich auch denkbar - allerdings nur dann, wenn wir gleichzeitig an den Steuern etwas ändern.
Die Bertelsmann Stiftung hat mal 7 Mrd Euro pro Jahr (ohne Kosten für Ausbau / Qualitätsverbesserung) für kostenlose Kitas berechnet [1].
Sprich: wenn wir das finanzieren wollen und gleichzeitig sicherstellen, dass die Qualität der Betreuung mit Volldampf verbessert wird (was nochmal ungefähr so viel pro Jahr kostet) und andere soziale und Klimathemen nicht darunter leiden sollen, dann würde es schon Sinn machen Steuern zu erhöhen. Allein schon deswegen damit die Beitragsbefreiung keine Umverteilung von unten nach oben wird. Allein deswegen würde man das sicher nicht tun. Im Verbund mit anderen Finanzierungsbedarfen aber vielleicht schon - sofern politisch durchsetzbar.
[1]
Ja, das wäre doch mal ein einfacher Vorschlag! Würde eventuell auch dazu beitragen die Wichtigkeit und das Ansehen des Erzieher-Jobs mehr wertzuschätzen. Das könnte dann auch zu einer besseren Bezahlung und somit auch langfristig zu mehr Erziehern führen!
Es geht nicht darum, dass es sich lohnt, sondern dass sich die Abwägung verschiebt. Natürlich bleibt in 95% der Fälle dennoch mehr netto übrig als ohne Arbeit, aber es ist eben so, dass diese Abwägung eine andere wäre wenn halt dann 500 € netto mehr zur Verfügung stehen als wenn es nur 250 € sind (höhere Kitagebühr wegen mehr Buchungsstunden plus mehr Beitrag wegen höherem Haushaltseinkommen).
Dass der Beitrag steigt weil man mehr arbeiten geht halte ich für unsinnig. Von mir aus kann man das Gehalt mit einem Faktor der Wochenarbeitsstunden anrechnen. Wenn aber am Ende dann das Paar mit jeweils 40 Arbeitsstunden bei moderatem Gehalt mehr zahlt (weil man für jeweils 40 Stunden dann ja auch mehr Buchungsstunden bräuchte) als das Paar wo einer alleine das gleiche Haushaltseinkommen erzielt, der andere daheim bleibt, wäre das für mich nicht plausibel
Wenn Haushaltseinkommen berücksichtigt wird, dann muss das definitiv in Relation zu den Arbeitsstunden gesetzt werden.
mir ist nicht ganz klar inwiefern es Familien mit genug Geld und zu wenig Zeit hilft, wenn Familien mit wenig Geld mehr bezahlen.
Darum geht es doch nicht. Keiner fordert, dass Leute die wenig verdienen mehr zahlen sollen, oder habe ich die Stelle hier überlesen?
Es geht doch eher darum, dass es nicht auch noch finanziell belohnt werden sollte daheim zu bleiben um durch geringeres Haushaltseinkommen weniger zu zahlen. Wenn wir also die Gebühren Abhängig vom Einkommen staffeln wollen, dann müssten doch zumindest auch die Erwerbsstunden die für dieses Einkommen nötig sind in Relation setzen.
Edit:
Die Frage ist natürlich auch nach der Art der Staffelung. Wenn jemand mit einem Haushaltseinkommen von 100.000 € dann 100 € mehr bei gleicher Buchungszeit zahlt als jemand mit einem Haushaltseinkommen von 50.000 €, dann ist das was anderes als wenn wir darüber reden, dass da dann 500 € und mehr dazwischen liegen.
Das ist ja im Prinzip derselbe Effekt wie bei der Einkommenssteuer. Auch hier lohnt sich aus steuerlicher Sicht jede zusätzliche Arbeitsstunde weniger. Und ob du das Geld durch mehr Arbeitszeit oder höheres Gehalt verdienst macht da auch keinen Unterschied. Und wäre vmtl. auch schwer zu erfassen, wenn wir berücksichtigen, dass Arbeitsstunden nicht immer besonders transparent sind.
Daher ist das eine Abwägung zwischen dem maximalen Anreiz mehr zu arbeiten und sozial gerechten Abgaben.
Ja, aber hier braucht man nicht automatisch auch noch zusätzlich mehr Buchungsstunden die ja auch wiederum Geld kosten, in manchen Kitas gar nicht so wenig.
Ich finde es ist schon ein Unterschied ob eine Familie wo beide arbeiten z.B. 70.000 € verdienen oder ob das einer alleine verdient. Denn verdient das einer alleine ist die Kinderbetreuung quasi ein Luxus den man nicht benötigt, verdienen das Geld beide zusammen, dann ist die Kinderbetreuung eine Grundvoraussetzung dafür überhaupt dieses Einkommen zu erzielen.
Warum genau ist es überhaupt erstrebenswert, dass man einer Familie die „besser“ verdient für die frühkindliche Bildung des Kindes mehr Geld abnimmt als man für andere Kinder nimmt?
Natürlich ist da ein Unterschied. Es wird aber gleich besteuert. Und natürlich wäre es gerechter nach Stundenlohn zu besteuern. Aber das halte ich in der Umsetzung für praktisch unmöglich.
Es geht aber ja jetzt nicht um die Besteuerung sondern um Gebühren für die Kita.