Kinderbetreuungskosten explodieren

Und da haben wir dasselbe Problem. Wie soll man denn belastbar den Stundenlohn nachweisen? Ist ja nicht jeder Angestellter. Selbst beim Nachweis der Stunden für die Kita wird ja getrixt ohne Ende.

Ich finde den Vergleich zur Bildung in der Schule tatsächlich garnicht so schlecht. Da schaut auch keiner auf das Einkommen der Eltern. Da ist es einfach gesellschaftlicher Konsens, dass Bildung kostenlos sein sollte.Da beschwert sich auch niemand, dass vermögende Eltern kein Schulgeld zahlen. Wenn man in andere Länder schaut, ist das ja nicht selbstverständlich. Ich habe mittlerweile den Eindruck, dass es wirklich einfacher wäre eine Gerechtigkeit nicht mithilfe von Kita-Gebühren herstellen zu wollen, sondern sich da anderer Mechanismen, wie zB Steuern zu bedienen und die frühkindliche Bildung, wie auch die Schulbildung als staatliche Aufgabe anzusehen, die für alle Kinder, egal wo sie in Deutschland leben, gleichermaßen kostenlos zugänglich gemacht werden sollte. Wenn sich dann wohlhabende Famili für eine private Einrichtung entscheiden, weil sie es möchten und nicht etwa, weil sie es müssen, weil zu wenig Plätze vorhanden sind, dann ist das natürlich legitim.

1 „Gefällt mir“

Wenn das so schwierig ist dann sollte man das Einkommen nicht oder mit maximal 100 € Mehrkosten berücksichtigen. Alles andere finde ich dann auch nicht gerecht. Dass man deutlich mehr zahlen soll nur weil man als Eltern insgesamt mehr Stunden arbeitet finde ich hat nichts mit Gerechtigkeit zu tun.

1 „Gefällt mir“

Die Frage ist immer wie allgemeingültig man ein gerechtes Prinzip implementieren kann. Selbst wenn man z.B. Steuersätze oder Kita-Gebüren anhand des Stundenlohns erheben könnte, wäre die Frage, ob das dann am Ende gerecht ist. Es gibt ja auch Gründe, warum Menschen weniger arbeiten, die nicht immer Faulheit heißen. Aber das wäre m.E. ein Thema für einen anderen Thread.

Es nennt sich Solidarprinzip. Derselbe Grund, warum man einer Familie, die besser verdient, mehr für ihre Gesundheitsversorgung abknöpft. Wenn das Ganze steuerfinanziert würde, würde dieses Prinzip ja grundsätzlich auch angewandt.

2 „Gefällt mir“

Dann wäre aber das sinnvollste im Sinne einer Gerechtigkeit einzuführen, dass Alleinerziehende oder Doppelverdiener die Kosten für die Kinderbetreuung vollständig absetzen können und nicht bis zu einem Limit. Denn das sind ja dann im engeren Sinne Werbungskosten, da eine Erwerbstätigkeit ohne diese Betreuung schwer möglich wäre.

Edit:
Und auch Mehrkosten durch teures Kitaessen (4,65 für ein Mittagessen für 2-Jährige hätte ich zuhause pro Portion defintiv nicht) müsste man absetzen können.

1 „Gefällt mir“

Ich möchte darauf hinweisen, dass schon heute ein Großteil der Kosten der Kita durch staatliche Zuschüsse finanziert wird.

Laut einer Studie des Kompetenzzentrum öffentliche Wirtschaft, Infrastruktur und Daseinsvorsorge an der Universität Leipzig kostet ein Kitaplatz bspw. in BRB durchschnittlich 13.000 €, ein Kindergartenplatz 7700€ und der Schulhort 4300€ pro Jahr und Kind.

Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass man in Brandenburg in der höchsten Kostenklasse (gestaffelt nach Einkommen) eines Kitaplatzes mit 10h Betreuung davon 3000 € pro Jahr, für einen Kindergartenplatz 2800 € zahlt, also nur einen Bruchteil der tatsächlichen Kosten.

https://mbjs.brandenburg.de/kinder-und-jugend/kindertagesbetreuung/kita-elternbeitragsentlastung.html

Das letzte Kitajahr ist grundsätzlich kostenfrei.

Ich kenne das so auch von anderen Bundesländern (Sachsen, Sachsen Anhalt).

Zwar kann ich mit einer rein steuerfinanzierten Kita auch gut leben, aber ich fand die Beiträge auch immer fair und gut bezahlbar.

Falls mancher westdeutsche Landkreis das nicht leisten kann, wäre das vielleicht ein Grund um den Wohnort im goldenen Westen zu hinterfragen und auch den neuen Bundesländern eine Chance zu geben.

Es ist auf jeden Fall sinnvoll, dass sie angemessene Kosten absetzen können. Aber natürlich muss der Multimillionär nicht seine Privat-Kita für mehrere Tausend Euro im Monat vollständig absetzen. Insofern macht ein Limit schon Sinn.

Tolles Solidarprinzip, bei dem der am besten bei weg kommt, der sich wenigsten solidarisch verhält.

Das Solidarprinzip ist schon bei der GKV (dank PKV) arg strapaziert, hier halte ich es für willkürlich.

1 „Gefällt mir“

Das Limit sind aktuell 6.000 € von denen 4.000 dann auch abgesetzt werden. Ich z.B. habe ab September alleine schon für 6 h Buchungszeit Kosten von 575 € pro Monat ohne die teure Verpflegung (am anderen Standort des Trägers kostet das Essen sogar mehr als die hier 4,65 € pro Portion).

Das heißt wenn ich die Gesamten Kosten rechne, dann wird kann gerade mal ca. die Hälfte der Kosten und Mehrkosten durch die Betreuung tatsächlich vom Gehalt abgezogen werden. Und wir reden hier über eine stinknormale Kita bei der lediglich durch einen Wechsel des Trägers die Kosten in die Höhe geschnellt sind, inkl. 100 € unangekündigte zweite Erhöhung innerhalb von 2024 zu einem Zeitpunkt wo keine Chance auf alternative Plätze mehr bestand.

In München zahlen wohl manche sogar über 10.000 € pro Jahr wenn der Träger nicht Teil der Förderung wird.

Das Limit wäre nur dann gerechtfertigt, wenn ich auch einen garantierten Platz in einer günstigeren Kita bekomme!

2 „Gefällt mir“

Das musst du näher erläutern (soweit es nicht zu weit von Thema weg führt)

Im Kern geht es mir darum, dass Kinder und deren Bildung eine gesamtstaatliche Aufgabe sind, da alle davon profitieren. Warum gibt es eine Solidargemeinschaft die nur die umfasst, die Kinderbetreuung brauchen?

1 „Gefällt mir“

Ums noch mal grob zusammenzufassen, es gibt also jetzt drei Optionen:

  1. Beitragsfreiheit und Gegenfinanzierung durch progressive Besteuerung
  2. Staffelung der Beiträge nach bestimmten Kriterien (z. B. n. Einkommen)
  3. Absetzung von Kitakosten von der Einkommensteuer

Die eleganteste, unkomplizierteste und fairste Lösung erscheint mir nach wie vor Variante 1 zu sein. Zumal der Verwaltungsaufwand nach einmaliger steuerlicher Anpassung gleich null ist.

Anfügen möchte ich noch eine schematische Darstellung, der aber - meines Wissens - auch empirische Belege zugrunde liegen. Sie zeigt den Return on Investment nach altersspezifischen Bildungsausgaben:

Bildungsrendite

Nimmt man diesen Befund ernst, sollte die Kita selbstverständlich als Gemeinwohlaufgabe verstanden werden und staatlich finanziert werden, wie es bei Schulen auch der Fall ist.

Lt. der Dezemberschätzung des Bundesfinanzministeriums fürs Jahr 2023 betrugen die voraussichtlichen Einnahmen aus Lohn- und Einkommen- sowie Abgeltungsteuer gut 318 Milliarden €.

Die Beitragsfreistellung und Verbesserung der Kita-Qualität wurde hier ja mit zusammengenommen 14 Milliarden € veranschlagt. Das wären also lediglich 4,4 % der bisherigen Einkommensbesteuerung.

Man könnte also mit sehr geringen Anpassungen der Tarife im oberen Bereich - den größten Teil der Einkommensteuer u. dgl. zahlen ja schließlich Besserverdienende, wie uns immer wieder von interessierter Seite vorgerechnet wird - dauerhaft für mehr Bildungsgerechtigkeit sorgen und hätte obendrein noch eine hervorragende Frühbildungsrendite.

5 „Gefällt mir“

Ok, verstanden - im Endeffekt also nochmal das Argument, dass die Finanzierung aus Steuergeldern passiert. Was allerdings auch zur Folge hat, dass wohlhabende Familien (über ihre Steuern) mehr für ihren Kita-Platz zahlen als arme.

Bevor ich damit anfange, würde ich erstmal das Thema Vermögens- und / oder Erbschaftssteuer angehen.

Aber bei weitem nicht in dem Ausmaß wie wenn man sagt wer es sich leisten kann soll seinen Platz selbst zahlen. Alleine schon weil ja nicht nur Eltern Steuern zahlen und es nicht nur Einkommenssteuer gibt.

1 „Gefällt mir“

Es ist eben auch eine Sauerei, dass aktuell nur nach Einkommen abkassiert wird. Wer leistungslos und nahezu steuerfrei erbt und keiner Arbeit nachgeht muss nichts zahlen. Da helfen dann auch Lohnsteuern nichts. Das Problem sind eben wie bei so vielen Themen die zu hohe und unrechtmäßig steuerfreien Vermögen.

1 „Gefällt mir“

Was spräche denn tatsächlich dagegen, Kinderbetreuungseinrichtungen genau wie Schulen als kostenfreie Leistung des Staates zu definieren?
Also die drei Bausteine Kinderbetreuung, Schule und Studium/schulische Ausbildung als gesellschaftlich gewollte Angebote zu sehen, die aus Steuermitteln finanziert werden?

6 „Gefällt mir“

Langfristig spricht wenig dagegen, wenn man das als gesellschaftlichen Konsens durchsetzt.
Probleme gibt es immer dann wenn Mittel im Haushalt knapp sind, was dazu geführt hat, dass fast jedes Projekt der letzten Jahre am Ende halbherzig durchgeführt wurde. Und wenn es um Kitas geht, muss daher die Prio 1 auf den 7Mrd jährlich für die Verbesserung des Angebots liegen und die Prio 2 auf den 7 Mrd für kostenlose Beiträge.
Wenn am Ende der Ausbau der Kitas weniger schnell voran geht, weil man gleichzeitig Gebühren senken möchte (weil z.B. ein Christian Lindner sagt: das ist euer Etat - entscheidet euch was ihr damit macht) dann wäre das ein ziemlicher GAU. Denn kostenlose Kitas bringen mir wenig, wenn es sie nicht gibt.

1 „Gefällt mir“

Dann mal anders gedacht: wenn uns Kinder als zukünftiges Kapital nicht ausreichend finanzielle Mittel wert sind oder uns als Gesellschaft andere eher konsumptive Dinge wichtiger sind, wie muss ich mir dann unsere Gesellschaft fiktiv künftig vorstellen?
Verzicht auf Kinder, dafür Vollzeit für den Wohlstand arbeiten, und Fachkräfte holen wir uns aus dem Ausland?
Kann ja nur eine kurz- bis mittelfristige Vision sein, bis wir uns dann abgeschafft haben.

Kann ja nicht unser Ziel sein, oder? :wink:

Seit Generationen predigen Politiker wie wichtig Bildung ist und wissen wir, dass sich das auch finanziell rentiert. Trotzdem hat noch keine Regierung das auch in diesem Maße im Haushalt berücksichtigt. Weil es dann eben doch immer andere Themen gibt und große politische Reformen in einer Land mit vielen Meinungen und Interessen nicht über Nacht durchgesetzte werden.
In sofern können wir jetzt davon träumen, dass morgen die Reichensteuer erhöht wird und all unsere finanziellen Probleme löst. Und langfristig ist das ja vielleicht auch ein sinnvolles Ziel. Oder man kann sich Kompromisse überlegen, die in absehbarer Zeit realistisch umsetzbar sind. Und das wäre für mich: Schritt 1: Kitas maximal ausbauen. Schritt 2: Kita Gebühren reduzieren, gerechter machen oder sogar abschaffen.

2 „Gefällt mir“