Kinderbetreuungskosten explodieren

Es ist auf jeden Fall sinnvoll, dass sie angemessene Kosten absetzen können. Aber natürlich muss der Multimillionär nicht seine Privat-Kita für mehrere Tausend Euro im Monat vollständig absetzen. Insofern macht ein Limit schon Sinn.

Tolles Solidarprinzip, bei dem der am besten bei weg kommt, der sich wenigsten solidarisch verhält.

Das Solidarprinzip ist schon bei der GKV (dank PKV) arg strapaziert, hier halte ich es für willkürlich.

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Das Limit sind aktuell 6.000 € von denen 4.000 dann auch abgesetzt werden. Ich z.B. habe ab September alleine schon für 6 h Buchungszeit Kosten von 575 € pro Monat ohne die teure Verpflegung (am anderen Standort des Trägers kostet das Essen sogar mehr als die hier 4,65 € pro Portion).

Das heißt wenn ich die Gesamten Kosten rechne, dann wird kann gerade mal ca. die Hälfte der Kosten und Mehrkosten durch die Betreuung tatsächlich vom Gehalt abgezogen werden. Und wir reden hier über eine stinknormale Kita bei der lediglich durch einen Wechsel des Trägers die Kosten in die Höhe geschnellt sind, inkl. 100 € unangekündigte zweite Erhöhung innerhalb von 2024 zu einem Zeitpunkt wo keine Chance auf alternative Plätze mehr bestand.

In München zahlen wohl manche sogar über 10.000 € pro Jahr wenn der Träger nicht Teil der Förderung wird.

Das Limit wäre nur dann gerechtfertigt, wenn ich auch einen garantierten Platz in einer günstigeren Kita bekomme!

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Das musst du näher erläutern (soweit es nicht zu weit von Thema weg führt)

Im Kern geht es mir darum, dass Kinder und deren Bildung eine gesamtstaatliche Aufgabe sind, da alle davon profitieren. Warum gibt es eine Solidargemeinschaft die nur die umfasst, die Kinderbetreuung brauchen?

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Ums noch mal grob zusammenzufassen, es gibt also jetzt drei Optionen:

  1. Beitragsfreiheit und Gegenfinanzierung durch progressive Besteuerung
  2. Staffelung der Beiträge nach bestimmten Kriterien (z. B. n. Einkommen)
  3. Absetzung von Kitakosten von der Einkommensteuer

Die eleganteste, unkomplizierteste und fairste Lösung erscheint mir nach wie vor Variante 1 zu sein. Zumal der Verwaltungsaufwand nach einmaliger steuerlicher Anpassung gleich null ist.

Anfügen möchte ich noch eine schematische Darstellung, der aber - meines Wissens - auch empirische Belege zugrunde liegen. Sie zeigt den Return on Investment nach altersspezifischen Bildungsausgaben:

Bildungsrendite

Nimmt man diesen Befund ernst, sollte die Kita selbstverständlich als Gemeinwohlaufgabe verstanden werden und staatlich finanziert werden, wie es bei Schulen auch der Fall ist.

Lt. der Dezemberschätzung des Bundesfinanzministeriums fürs Jahr 2023 betrugen die voraussichtlichen Einnahmen aus Lohn- und Einkommen- sowie Abgeltungsteuer gut 318 Milliarden €.

Die Beitragsfreistellung und Verbesserung der Kita-Qualität wurde hier ja mit zusammengenommen 14 Milliarden € veranschlagt. Das wären also lediglich 4,4 % der bisherigen Einkommensbesteuerung.

Man könnte also mit sehr geringen Anpassungen der Tarife im oberen Bereich - den größten Teil der Einkommensteuer u. dgl. zahlen ja schließlich Besserverdienende, wie uns immer wieder von interessierter Seite vorgerechnet wird - dauerhaft für mehr Bildungsgerechtigkeit sorgen und hätte obendrein noch eine hervorragende Frühbildungsrendite.

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Ok, verstanden - im Endeffekt also nochmal das Argument, dass die Finanzierung aus Steuergeldern passiert. Was allerdings auch zur Folge hat, dass wohlhabende Familien (über ihre Steuern) mehr für ihren Kita-Platz zahlen als arme.

Bevor ich damit anfange, würde ich erstmal das Thema Vermögens- und / oder Erbschaftssteuer angehen.

Aber bei weitem nicht in dem Ausmaß wie wenn man sagt wer es sich leisten kann soll seinen Platz selbst zahlen. Alleine schon weil ja nicht nur Eltern Steuern zahlen und es nicht nur Einkommenssteuer gibt.

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Es ist eben auch eine Sauerei, dass aktuell nur nach Einkommen abkassiert wird. Wer leistungslos und nahezu steuerfrei erbt und keiner Arbeit nachgeht muss nichts zahlen. Da helfen dann auch Lohnsteuern nichts. Das Problem sind eben wie bei so vielen Themen die zu hohe und unrechtmäßig steuerfreien Vermögen.

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Was spräche denn tatsächlich dagegen, Kinderbetreuungseinrichtungen genau wie Schulen als kostenfreie Leistung des Staates zu definieren?
Also die drei Bausteine Kinderbetreuung, Schule und Studium/schulische Ausbildung als gesellschaftlich gewollte Angebote zu sehen, die aus Steuermitteln finanziert werden?

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Langfristig spricht wenig dagegen, wenn man das als gesellschaftlichen Konsens durchsetzt.
Probleme gibt es immer dann wenn Mittel im Haushalt knapp sind, was dazu geführt hat, dass fast jedes Projekt der letzten Jahre am Ende halbherzig durchgeführt wurde. Und wenn es um Kitas geht, muss daher die Prio 1 auf den 7Mrd jährlich für die Verbesserung des Angebots liegen und die Prio 2 auf den 7 Mrd für kostenlose Beiträge.
Wenn am Ende der Ausbau der Kitas weniger schnell voran geht, weil man gleichzeitig Gebühren senken möchte (weil z.B. ein Christian Lindner sagt: das ist euer Etat - entscheidet euch was ihr damit macht) dann wäre das ein ziemlicher GAU. Denn kostenlose Kitas bringen mir wenig, wenn es sie nicht gibt.

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Dann mal anders gedacht: wenn uns Kinder als zukünftiges Kapital nicht ausreichend finanzielle Mittel wert sind oder uns als Gesellschaft andere eher konsumptive Dinge wichtiger sind, wie muss ich mir dann unsere Gesellschaft fiktiv künftig vorstellen?
Verzicht auf Kinder, dafür Vollzeit für den Wohlstand arbeiten, und Fachkräfte holen wir uns aus dem Ausland?
Kann ja nur eine kurz- bis mittelfristige Vision sein, bis wir uns dann abgeschafft haben.

Kann ja nicht unser Ziel sein, oder? :wink:

Seit Generationen predigen Politiker wie wichtig Bildung ist und wissen wir, dass sich das auch finanziell rentiert. Trotzdem hat noch keine Regierung das auch in diesem Maße im Haushalt berücksichtigt. Weil es dann eben doch immer andere Themen gibt und große politische Reformen in einer Land mit vielen Meinungen und Interessen nicht über Nacht durchgesetzte werden.
In sofern können wir jetzt davon träumen, dass morgen die Reichensteuer erhöht wird und all unsere finanziellen Probleme löst. Und langfristig ist das ja vielleicht auch ein sinnvolles Ziel. Oder man kann sich Kompromisse überlegen, die in absehbarer Zeit realistisch umsetzbar sind. Und das wäre für mich: Schritt 1: Kitas maximal ausbauen. Schritt 2: Kita Gebühren reduzieren, gerechter machen oder sogar abschaffen.

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Dann darf die Kita aber nicht Verwahrstelle sein, sondern muss auch die Förderung der Kinder unterstützen. Erstens kostet das mehr, zweitens findet das nicht jeder gut, drittens haben wir dann ein riesiges Gefälle in der ersten Klasse. Schon jetzt langweiligen sich viele, weil sie lesen und Grundrechenarten schon im Vorschulalter gelernt haben. Also müsste auch unser Schulsystem (eigentlich jetzt schon) auf den Prüfstand.

Kinder gehen nicht wählen, warum soll man die berücksichtigen. Stattdessen macht der demografische Wandel es immer wichtiger, sich mit den Rentnern gut zu stellen. Und ja, das ist etwas kurzfristig gedacht. Aber so eine Legislatur dauert nunmal nur vier Jahre.

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Ich bin mir sicher, dass kaum jemand in diesem Land widersprechen wird wenn man fragt, ob Deutschland mehr Geld für (frühkindliche) Bildung ausgeben soll. Das Problem ist doch viel eher, dass fast niemand in Deutschland bereit ist wesentlich an der Finanzierung mitzuwirken.

Immer soll doch der Andere zahlen wenn sonst

  • der Familienurlaub kürzer ausfällt
  • das Haus 5 Jahre länger abgezahlt wird
  • die monatliche Date Night nicht im Steakhouse, sondern beim ordinären Griechen stattfindet
  • der Skiurlaub nicht mehr bezahlbar ist
  • das neue Auto 15 PS weniger hat als das alte
  • der Sprössling zum shoppen nach Paris den Zug nehmen muss.

Klar, wer hier Stereotype für bestimmte Einkommensklassen ab der Mittelschicht findet kann sie behalten. Aber mich nervt diese Borniertheit bei staatlichen Themen in Deutschland nicht mit ganzer Kraft an einem Strang zu ziehen. Stattdessen findet stets jeder einen Grund warum ausgerechnet er Rücken hat und daher nicht unterstützen kann.

Interessant: der Ausgangspunkt der Diskussion war die Geschichte: Kitagebühren, Hausbau und Urlaubsreisen nicht unter einen Hut zu bekommen. Wurde jetzt das Problem in der Debatte auf den Kopf gestellt?

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Interessant heute in der Tageszeitung:

Laut statistischem Landesamt liegt bei der U3 Betreuung der Osten vorn: MeckPom 59,2%, Sachsen Anhalt 59%, Brandenburg 57,6%.

Im Gegensatz dazu: Bremen 30,7%, BaWü und NRW nur 31%.

Heißt, im Osten ist der Anteil betreuter unter-Dreijähriger deutlich höher als im Westen.

Auch eine Kostenfrage?

Also dieser Post ist das mit Abstand Unsachlichste und Polemischste was in diesem Thread geschrieben wurde. Welche Realität soll das bitte darstellen? Die meisten Eltern arbeiten beide. Wir reden da von 1 Woche Urlaub in Deutschland, wenn überhaupt. Wir reden davon, dass man Angst hat, dass das Auto nicht über den TÜV kommt. Wir reden davon, dass 2 defekte Haushaltsgeräte finanzielle Engpässe auslösen. Wir reden davon, dass man die Kleidung gebraucht auf Basaren kauft und sicher nicht in Paris.

Fakt ist, dass hohe Vermögen sich aus der Solidarität verabschieden, aber von dieser unverhältnismäßig profitieren. Fakt ist auch, dass Kinderlose völlig übervorteilt werden und nur bei der Pflege ein ganz wenig mehr zahlen müssen. Aber offenbar ist es für Kinderlose kein Problem sich die Rente von Kindern anderen erwirtschaften zu lassen. Grundsätzlich sollte hier die Last erhöht werden auf hohe Vermögen und Erbschaften und Kinderlose. Eltern tragen genug, denn Kinder sind nun mal ein Armutsrisiko in Deutschland, aber Kinder sind notwendig, auch wenn sie nicht wählen dürfen.

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Zu suggerieren, Kinder werden aktuell nur verwahrt halte ich gegenüber den Erziehern die ich bei meinen Kindern sehen konnte für ziemlich respektlos. Natürlich gibt es da auch schwarze Schafe und wir waren bei K1 in den letzten Monaten sehr unzufrieden, aber die Mehrheit leistet hier eine sehr gute Arbeit.
Es mag sein, dass bei Kindern die daheim schon sehr gut gefördert werden der Mehrwert der Kita geringer ausfällt, aber auch da gibt es Dinge die getan werden, die daheim einfach unter gehen, z.B. weil es so Routine geworden ist dem Kind bei bestimmten Dingen zu helfen, dass man manchmal den Absprung zu spät macht.

Ich habe hier eher den Mittelstand im Allgemeinen als angesprochen wahrgenommen, weniger die Eltern mit den hohen Kitagebühren im besonderen. Da ist natürlich schon auch was dran, wie man in Diskussionen über Preissteigerungen im Zuge von Klimaschutz etc. sieht.

Dennoch darf man sich schon fragen ob es nicht auch andere Wege gibt solche Finanzierungen zu stemmen:

  • Effizientere Ausgaben im Allgemeinen

  • etwas höhere Besteuerung sehr hoher Einkommen, sowie moderate Vermögenssteuer

  • mittelfristig weniger Ausgaben und mehr Einnahmen durch bessere Bildung

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Das denke ich schon, dass dies eine Kostenfrage ist. Auf Nachfrage berichtet unsere Gemeinde auch immer davon neue Kitaplätze zu schaffen. Was diese dann aber kosten fragt niemand. Aber es ist ja aus Sicht der Gemeinden gut, wenn nicht nach noch mehr Kita-Plätzen gefragt wird, weil diejenigen, die sich die Plätze nicht leisten können keinen Bedarf anmelden…