Die Berechnung ist normiert, aber ja nur über den Faktor Buchungsstunden vs. Mitarbeiterstunden des Erziehungspersonals.
Die Frage wäre jetzt ob z.B. reine Verwaltungsangestellte, die bei manchen Trägern Aufgaben ausführen, die in anderen Einrichtungen von der Kitaleitung und damit Erziehern ausgeführt werden müssen hier mit einfließen.
Ebenso eine Frage ob überall Langzeiterkrankte Erzieher gleich angerechnet werden. Ich weiß, dass das bei Lehrern wohl nicht überall gleich gehandhabt wird. Langzeiterkrankte Kräfte können dann z.B. an Schulen dafür sorgen, dass kein dauerhafter Ersatz kommt, sondern nur je nach Verfügbarkeit.
Und mit längeren Buchungszeiten meine ich, dass z.B. in Gegenden wo kürzere Buchungszeiten üblich sind durch weniger Kinder am Nachmittag der Betreuungsschlüssel gut klingt, aber in der Kernzeit von 8 bis 14 Uhr sieht es nicht wirklich besser aus.
Natürlich würden solche Effekte nicht den kompletten Unterschied zur Folge haben, die Frage die ich mir stelle ist, ob sowas zumindest die Unterschiede dramatischer wirken lässt als sie tatsächlich sind.
Hier wäre
Wenn Vollzeit- und Ganztagsbetreuungsäquivalente der Rechnung zugrunde liegen, dann spielen Buchungszeiten keine Rolle.
Und die etwaigen Verwaltungsstellen einzelner Träger würden wohl nur dann ins Gewicht fallen, wenn die regionale bzw. bundeslandbezogene Trägerstruktur große Unterschiede aufwiese. Halte sowas aber ohnehin eher für die Ausnahme, sodass das meines Erachtens kaum bis gar nicht ins Gewicht fiele. Auf die eine oder andere Art würde sich das bei einem Bundesländervergleich - und um den ging’s hier ja - mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit rausmitteln.
In der oben verlinkten Quelle ist von einem Zeitanteil von 75 % Arbeit mit Kindern des pädagogischen Personals die Rede. Kitaleitungen mit Sicherheit viel weniger, einfache Erzieherinnen und Erzieher dann im Schnitt wohl etwas mehr.
Es ist doch schon etwas ein Unterschied ob man sehr homogene Buchungszeiten hat oder ob diese sehr heterogen sind. Nehmen wir die Kita bei K2 als Beispiel, da werden wenige Kinder um 12 geholt, mehrere um 14 Uhr, dann leert sich die Kita rasch bis 14:30 und dann sind noch 1-2 Kinder bis 15:30 (oder 16:00) da. In den Durchschnitt fließt aber auch die Zeit von 14:30 bis 15:30/16:00 mit ein.
Natürlich reden wir hier nicht über extreme Einflüsse, aber ich bekomme aktuell mit, dass z.B. an Schulen oftmals ausgefallene Unterrichtsstunden nicht gemeldet werden. Somit erscheint der Unterrichtsausfall in den Statistiken dann relativ moderat. Es hat aber mit dem tatsächlichen Zustand der Schulen reichlich wenig zu tun. Ich weiß nicht ob das in allen Bundesländern ähnlich gehandhabt wird, aber wenn nicht, dann verzerren solche Effekte schon auch Statistiken.
Gleiches wäre z.B. denkbar durch unterschiedliche Erfassung von Krankheit bei Erziehern.
Du hast natürlich recht, dass sich oftmals Effekte rausmitteln, aber eben nicht komplett wenn tatsächlich grundlegend andere Strukturen vorhanden sind, wie z.B. dass in Bayern viele kleine Einrichtungen von der Kirche betrieben werden und sich die Einrichtung autark organisiert. Damit steigt natürlich der Verwaltungsaufwand auch gegenüber einer Einrichtung die von einem Träger im Verbund mit weiteren Einrichtungen organisiert wird.
Bei deinem Beispiel würde ich davon ausgehen, dass die Arbeitszeiten am Kind auch so gelegt werden, dass in den Nachmittagsstunden auch weniger Personal dafür vorgesehen ist. Viele Erzieherinnen und Erzieher arbeiten ja ohnehin Teilzeit. Dann können einige in der Zeit ihre Verfügungszeit für andere Dinge nutzen, andere sind dann schon früher wieder zuhause und wieder andere haben vielleicht noch Elterngespräche.
Die stehen sich ja nicht zu dritt die Beine in den Bauch, wenn nur noch zwei Kinder da sind.
Aufgrund von verbreitetem Personalmangel müssen die meisten Kitas ohnehin so planen, dass die Ressource Arbeitszeit bestmöglich auf die Arbeit mit den Kindern bei entsprechender Abdeckung von „Stoßzeiten“ verteilt wird.
Ich habe es mal durchgerechnet und für meine Einrichtung spielt das tatsächlich eine Rolle und würde den Schlüssel um ca. 0,2-0,3 verändern wenn mehr Kinder länger bleiben würden, aber gerade so viele, dass das von einer Kraft gemacht werden kann.
Da es aber eine sehr kleine Einrichtung ist und der Effekt bei größeren Einrichtungen nicht so groß ist kann man das im allgemeinen dann doch vernachlässigen.
Falls es aber eine unterschiedliche Handhabung bei (länger) kranken Kräften gäbe würde das wohl deutlicher ins Gewicht fallen. Keine Ahnung ob das überall gleich gehandhabt wird.
Passend zu Debatte: Ein Beitrag von Marcel Fratzscher (DIW Berlin) bei LinkedIn zeigt auf, wie stark Kitanutzung und der Lohn für Frauen (#Gender Pay Gap) korrelieren.
Der Genderpaygap könnte natürlich im Osten auch deshalb niedriger sein, weil der Lohn im Osten allgemein geringer ist.
Topjobs verteilen Männer eben gerne an ihresgleichen.
Und da gibt es im Osten weniger.
Aus dem selben Grund, warum auch die Schule und der Universitätsbesuch für alle kostenfrei ist: weil die Gesellschaft ein immenses und wissenschaftlich gut fundiertes Interesse hat, dass alle Kinder möglichst gut gefördert und ausgebildet werden. Und aus meiner Arbeit als Schulelternsrpecher kann ich berichten, dass es auch bei Kindern aus gutbürgerlichen Familien immer wieder vorkommt, dass denen Erziehung und Förderung außerhalb des Elternhauses gut tut.
Hinzu kommt, dass die gesellschaftliche Akzeptanz von staatlichen sozialen Leistungen steigt, wenn alle in den Genuss dieser Leistungen kommen. Es ist politisch erheblich einfacher zu vermitteln, dass ein sozial schwaches Kind einen Kitaplatz umsonst angeboten bekommt, wenn auch ein Millionärskind Anspruch auf diesen Platz hat.
Darum: Die Bundesregierung sollte ein Gesetz verabschieden, nachdem Ganztagsbetreuungsplätze grundsätzlich umsonst angeboten werden müssen (Essensgeld muss darin nicht unbedingt enthalten sein). Ab welchem Jahr, darüber kann man sicher reden, aber pädagogisch wäre es gerade bei sozial schwachen Familien total sinnvoll, möglichst früh eine Betreuung anzubieten.
Das müsste dann natürlich auch aus dem Bundeshaushalt entsprechend finanziert werden (vielleicht mit einer Beitragskomponente der Kommunen und Länder)
Parallel müsste sie aber eine Kampagne fahren, um den Unternehmern mal klar zu machen, dass sie von guter Ausbildung profitieren und mit ihren Unternehmenssteuern dazu einen wichtigen Beitrag leisten.
Denen scheint das nämlich nicht klar zu sein.
Nein. Man muss sich nur mal Grundschullehrern unterhalten. Die Defizite vieler Kinder in diversen Bereichen lassen sich in der Grundschule kaum mehr kompensieren.
Angefangen bei Sprache (nicht nur bei Kindern mit Deutsch als Zweitsprache), Fähigkeit sich in einen Ablauf zu integrieren, einer Sache zu Folgen, etc.
Entwicklung ist halt doch ein kontinuierlicher Prozess und beginnt nicht erst in der Schule.
Kitas als Ort der Verwahrung zu sehen, damit die Eltern Zeit für sich oder die Arbeit haben greift da doch deutlich zu kurz.
Ich bin deshalb verwundert, weil westlich der Elbe das Thema Kita eher eine noch die Ausnahme als die Regel ist. D.h. Kinder in den Altbundesländern hätten seit Jahrzehnten Startschwierigkeiten ins Leben, weil vornehmlich die Mütter die ersten Lebensjahre die Betreuung übernommen haben. Offensichtlich kann man doch sehr viel in der Schulzeit aufholen…
Weil Kindertagesstätte ist ja auch ein gängiger Überbegriff für Krippe, Kindergarten und Hort.
Aber selbst wenn wir dein Argument nur auf Krippen anwenden. Auch dort ist ein Nutzen für viele Kinder über die Aufbewahrung hinaus gegeben. Und der dürfte im Durchschnitt bei denen die sich den Krippenplatz nur schwer leisten können sogar deutlich höher sein als bei denen wo das finanziell kein Problem wäre.
Wir haben im Westen auch leider zu lange die Devise vertreten, dass Frauen daheim bleiben sollen und das gratis Kindermädchen, Haushaltshilfe und Köchin darstellen. Die Kinder sind früher auch wesentlich weniger entwickelt in die Grundschulen, die wenigsten konnten schon lesen oder teilweise rechnen. Damals hatten schon die vermögenden Haushalte enorme Vorteile, weil diese gerne Ihrem Nachwuchs mit Geld diese Vorbildung eingekauft haben, was die wenigsten leisten konnten. So wurde damals mit Sicherheit schon ordentlich was dafür getan, dass jeder am besten brav in seinem Klassenstand bleibt. Und früher war definitiv nichts besser.
Diese Kritik ist meines Erachtens auf jeden Fall berechtigt, der DDR-spezifische Arbeitskräftemangel, der die diesbezüglich bessere Entwicklung im Osten begünstigt hat, hin oder her.
Dennoch bin ich sehr dafür, nach mehr als drei Dekaden Wiedervereinigung die Fakten der Gegenwart zur Kenntnis zu nehmen.
Ost und West unterscheiden sich größtenteils nicht mehr nach dem Wunsch außerhäuslicher Kita-Erziehung für Unter-3-Jährige. Eine entsprechende Statistik hatte ich weiter oben verlinkt.
Ebenso hatte ich darauf aufmerksam gemacht (und exemplarisch „vorgerechnet“), dass die höheren Betreuungsquoten im Osten faktisch mit anderen Betreuungsschlüsseln zusammenhängen, wobei eine entwicklungsfördernde U3-Erziehung in der Kita bei einem Erziehenden-Kinder-Verhältnis von eins zu drei besteht. Letzteres erreicht nur Bremen und näherungsweise Baden-Württemberg.
Unbezweifelbar müssen daher also Osten und Westen „Hausaufgaben“ machen. Im Osten und in größeren Teilen des Westens muss die Betreuungsrelation erheblich verbessert werden. Flächendeckend muss darüber hinaus auch noch der Frühbildungssektor so stark ausgebaut werden, dass er dem Bedarf entspricht. Denn auch im Osten ist die Nachfrage höher als die zur Verfügung stehenden Kitaplätze.