Die Antwort auf diese Fragen hängt von vielen Faktoren ab:
- Wie rechtmäßig ist die Besatzung?
- Wie „schlimm“ ist das Leben unter der Besatzung?
- Gibt es Alternativen zum bewaffneten Widerstand?
Im Hinblick auf die Palästinenser gilt für mich, dass die Besatzung selbst aktuell nicht unrechtmäßig ist, weil sie die Folge eines Krieges ist, der u.a. von den Palästinensern begonnen wurde und aktuell - durch die Hamas als Führung der Palästinenser - weitergeführt wird. Ein Ende der Besatzung kann unter den aktuellen Voraussetzungen nicht von Israel verlangt werden. Daher ist die Besatzung in etwa so legitim, wie die Besatzung Deutschlands durch die Siegermächte des II. WK.
Das Leben unter der Besatzung ist jedoch tatsächlich im Gaza-Streifen oft wesentlich schlimmer, als es sein müsste. Deshalb appelliere ich an Israel auch immer wieder, dafür zu sorgen, dass die Lebenssituation in den besetzten Gebieten maßgeblich verbessert werden muss. Desto besser es der Bevölkerung geht und desto mehr Hoffnung sie darauf hat, in Zukunft in guten Lebensverhältnissen leben zu können, desto einfacher wird es sein, einen Staat aufzubauen, dessen Staatsräson Koexistenz statt Vernichtungswahn ist.
Die Frage, ob die Palästinenser andere Möglichkeiten, als den bewaffneten Widerstand haben, hängt davon ab, wie man die Situation vor Ort bewertet. Hier ist das Vorantreiben international klar als illegal betrachteter Siedlungen durch Israel z.B. ein massives Problem, denn dadurch, dass mittlerweile etwa 700.000 Siedler in Gebieten leben, die eigentlich den Palästinensern zustehen, folgt für viele Beobachter, dass eine Zwei-Staaten-Lösung unmöglich geworden sei, weil man dafür erst Mal die Siedler vom Gebiet der Palästinenser entfernen müsste, was eine massive Vertreibung wäre. Deswegen kritisiere ich Israel auch für diese Siedlungspolitik, denn diese Siedlungspolitik macht eine friedliche Lösung so viel schwerer zu erreichen, mit der Konsequenz, dass eine (para)militärische Lösung als einziges verbleibt, da man von den Palästinensern auch nicht verlangen kann, die ihnen zustehenden Gebiete aufzugeben.
Da die Besatzung jedoch wie gesagt legitim ist, sehe ich aktuell kein bewaffnetes(!) Widerstandsrecht auf Seiten der Palästinenser. Im Gegenzug sehe ich jedoch erhebliche Pflichten auf Seiten Israels, welche die internationale Gemeinschaft stärker einfordern muss, z.B. wird es Zeit, dass die USA bei Resolutionen gegen den Siedlungsbau umschwenken und aufhören, Israel vor in diesem Fall berechtigten Sanktionen zu schützen.
Die Gegenseite wird nun argumentieren, dass die israelische Siedlungspolitik und die Zustände im Gaza-Streifen den Aspekt der legitimen Besatzung (so denn sie die Besatzung überhaupt legitim erachtet) überwiegen und ein bewaffnetes Widerstandsrecht begründen. Das löst das Problem aber nicht!