Indexmieten verbieten? Justizminister Marco Buschmann, FDP, blockiert

(…) So lange man mit Immobilien weniger Rendite als mit anderen Anlageklassen macht, wird bei dem hohen, auch politischen, Risiko, sicher niemand investieren. Da geht es immer um die Rendite - Risiko Abwägung. Ich muss deshalb immer schmunzeln, wenn in Berlin die Wohnungskonzerne enteignet werden sollen: Die Anhänger der Initiative schneiden sich ins eigene Fleisch und tragen selber massiv zur Verringerung des Angebotes und somit steigenden Mieten bei. (… meiner Meinung nach…)

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Und das ist halt der Punkt, in dem sich eher neoliberal denkende Menschen meiner Meinung nach völlig in die Tasche lügen. Wir sind doch schon seit Jahrzehnten nicht mehr da, dass man sich das Geld für eine Immobilie jahrelang vom Munde abspart, diese dann kauft/baut und danach vermietet. De facto wird ein riesiger Teil der Immobilie von einem Kredit bezahlt, der dann über die Miete wieder hereinkommen soll. Das ist nichts anderes als ein perfider Trick, sich auf Kosten anderer zu bereichern.
Und dieses Argument, dass ja schließlich jeder wisse, dass die Miete steigen könne negiert die Lebensrealität so vieler Millionen Menschen in Deutschland. Natürlich weiß das jeder Mieter, keine Frage. Die allermeisten haben aber im Alltag mit den Ausgaben für Wohnen, Arbeiten und Lebenshaltung (Essen zum Beispiel…) schon so hohe Kosten, dass kaum Spielräume mehr bleiben. Günstigere Wohnungen, in die man bei Mieterhöhungen umziehen könnte, gibt es auf dem Markt noch viel weniger. Es bleibt also schlicht kein Ausweg für viele Mieter. Diese Annahme, dass ja jeder einfach so direkt umziehen könne ist so grundfalsch, dass ich mich manchmal frage, in was für einer (Gedanken)Welt manche Menschen leben. DAS empfinde ich als völlig daneben!

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Das was Sie als perfiden Trick bezeichnen, ist der Fremdkapitalhebel, der praktisch bei 90% der Unternehmen genutzt wird, um die Eigenkapitalrendite zu erhöhen und viele Investitionen erst möglich macht. Es ist das Fundament unserer Wirtschaft und ist heute nicht anders als früher, auch bei Immobilien!

Auch die implizite Behauptung, dass es heute schwieriger ist eine Immobilie zu kaufen, ist so nicht richtig und muss deutlich differenzierter betrachtet werden. Hier gibt es dazu einen guten Artikel: War es früher einfacher eine Immobilie zu kaufen? - Finanzfluss

Ob es Ihnen passt oder nicht, die Mieten werden in weiten Teilen weiter deutlich steigen, da sie nichts anderes als Knappheitsindikatoren sind.

Und das ist es, was mich erschreckt: Es mangelt bei vielen einfach an wirtschaftlicher Bildung. Wenn ich mich dafür als „neoliberal“ bezeichnen lassen muss, nehme ich das gerne in Kauf und als Kompliment.

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Mir ist schon klar, was das ist und ich verstehe durchaus die wirtschaftlichen Hintergründe. Trotzdem finde ich das weder richtig noch sozial. Die These war ja, dass viele private Vermieter Immobilien als Altersvorsorge kaufen und dann vermieten - fair enough. Da sie das aber mit einem nicht unerheblichen Fremdkapitalhebel tun halte ich diese Art der Altersvorsorge für unsozial und egoistisch, weswegen es durchaus im Sinne staatlichen Handels liegen kann, dem weiteren Ausbau dieses Hebels, zum Beispiel durch Begrenzung von Indexmieten, einen Riegel vorzuschieben. Mein Punkt ist der: Das, was gern als „hart erarbeitet“ dargestellt wird (und damit automatisch auch meint: verdient) ist oft eben nicht hart komplett eigenständig erarbeitet, sondern geht mit einem großen Anteil an Arbeit anderer Menschen (a.k.a Fremdkapital) einher. Sich auf eigene Leistung zu berufen um damit zu rechtfertigen, warum beispielsweise Indexmieten sein müssen (nämlich als „Belohnung“ der eigenen Leistung) ist für mich daher fast zynisch. Das soll im Übrigen nicht heißen, dass die vielen privaten Vermieter nicht hart arbeiten würden - das tun sie sicher, keine Frage! Aber ob sie deshalb durch Regeln wie Indexmieten weiter bevorteilt werden müssen, das halte ich doch für fragwürdig.

Den perfiden Trick wenden sogar gemeinnützige Wohnungsbaugesellschaften an.

Was du da kritisierst, ist einfach nur die Funktionsweise unseres Finanzsystems. Das gab es auch in der guten alten Zeit.

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Für ein wenig Grundbildung wurde das hier ja im Forum bereits empfohlen:

Noch etwas: ohne den perfiden Trick wird auch kein Windrad oder Photovoltaikpark gebaut. Und jetzt kommt’s ganz asozial: der Windmüller lässt sich das über den Verkauf des Stroms abbezahlen, den die Stromkunden zahlen müssen. Sowas gehört natürlich verboten, oder?

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Sorry, das ist abstrakt richtig. De facto können es sich aber selbst Menschen mit hohem Einkommen in vielen Lagen, wo sie zum Teil seit Jahren wohnen, nicht mehr leisten, zu kaufen. Von daher ist das keine Entscheidung für Konsum, sondern gegen eine Verdrängung aus dem vertrauten Umfeld.

Du magst natürlich argumentieren, dass es kein Menschenrecht auf eine bestimmte Wohnlage gibt. Aber es gibt auch kein Menschenrecht auf eine bestimmte Rendite. Das ist einfach ein gesellschaftlicher Aushandlungsprozess.

Sorry. Das ist wirklich Quatsch. Fast niemand baut ohne Kredit, selbst wenn er das Geld hat (ein Kredit kostet weniger als Eigenkapital und hebelt somit die Rendite). Ohne Kredite würde wesentlich weniger gebaut und die Mieten wären sicher nicht geringer.
Kredite sind sicherlich auch kein Treiber von Indexmieten. Den Zusammenhang kann ich nicht nachvollziehen.

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Das was Du kritisierst nennt man Wirtschaft. Jeder der eine Ware produziert und verkauft oder eine Dienstleistung anbietet und dafür Geld von einem Anderen nimmt, verdient an dessen Arbeit. Und alleine schon durch die Kreditaufnahme und die dadurch entstehende Verpflichtung, diesen in Raten (meist über viele Jahre) abzubezahlen, geht -in diesem Beispiel hier- der private Vermieter ein Risiko ein. Kann er nicht mehr zahlen, aus welchem Grund auch immer, dann kommt schnell die Bank mit Zwangsversteigerung. Auf dem Verlust bleibt er hängen.

Die Möglichkeit,eine Kredit aufzunehmen hat jeder. Jeder kann sich ein Geschäftsmodell überlegen und sich selbstständig machen. Mit Glück und Fleiß klappt’s, das Risiko bleibt. Du verlangst, dass der Vermieter das Risiko tragen soll, aber keinen Gewinn machen darf.

Die meiste Wohneigentümer zB hier in Berlin produzieren keine Wohnungen. Sie kaufen und vermieten Wohnungen die schon mehr als 5x abbezahlt sind.

Es stimmt, dass sie an den Wohnungen selbst kaum etwas verdienen, die Wertsteigerung bezieht sich auf den Boden und ist 0,0 der Verdienst der Eigentümer.

Wer investiert in die Wohnung muss diese Investition wieder rausbekommen können. So viel ist fair. Die Wertsteigerung des Bodens jedoch ist kommunal erwirtschaftet und sollte vollständig wegbesteuert werden, damit diese den Kommune zugute kommt.

Wie man das erreicht und zugleich dafür sorgt, dass Wohnungen gebaut werden in den Mengen, die wir jetzt brauchen: eine reine Bodenwertsteuer erreicht beide Ziele.

(Grundbesitzer und Rentiers (=FDP-Wähler) hassen diesen Trick aber sie sind eine Minderheit.)

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Kann dann die Bodenwertsteuer, genauso wie die Grundsteuer, über die Nebenkosten auf die Mieter umgelegt werden? Würde dann die Miete gleich bleiben, dafür die Nebenkosten steigen?

Man kann alles auf die Mieter umlegen.

Generell geht man davon aus:

  • Vermieter werden das Maximale an (Warm)Miete fordern was sie bekommen können
  • Mit einer Bodenwertsteuer gibt es massive Anreize um nachzuverdichten und Wohnungen zu bauen, womit der Mietdruck abnehmen wird
  • Man kann das schrittweise einführen, schon bei Split Rate Steuern (der Aufbau einen anderen Satz als der Boden) merkt man Effekte
  • Mietbremsen und andere Ausnahmeregelungen kann es weiterhin geben, um die Übergange zu polstern

Nein, es ist fair, dass derjenige Gewinn macht. Wozu soll ich 100€ investieren, wenn ich nur 100€ rauskriege? Ich möchte natürlich 103€ rauskriegen in einem Jahr, gerne auch 105€ und 107€ wehre ich mich auch nicht. Was realistisch ist, regelt das Angebot und meine Risikofreude.

Und das ist nicht böser Kapitalismus, sondern wenn Du 5 Brötchen zum Preis von 4 kriegst, dann kaufst Du diese wohl und kommst nicht auf die Idee dies als Ausbeutung des Bäckers zu kritisieren.

Falsch, es ist klar gesetzlich geregelt, was auf Mieter umgelegt werden kann.

Wenn ich mögliche Wertverluste auch zu 100% erstattet bekomme, wäre das ein faires Modell.

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Ich meine prinzipiell.

In einer Bodenwertsteuer bezahlst du bei Wertverluste einfach weniger Steuer und bei Wertsteigerung mehr Steuer. Damit ist das auch gelöst.

Hier ist ein gutes Beispiel wie sowas jetzt schon funktioniert (der Typ sitzt auf einem Grundstück von €2,5M): Freiburg: Grundsteuer könnte teure Überraschungen bringen - SWR Aktuell

Es ist kein Gerücht. Bei den Anschaffungskosten für eine Immobilie kommst du nie und nimmer hin, dass sich das nur durch Miete selbst trägt. Natürlich kommt irgendwann der Break Even, sonst wäre es keine Altersvorsorge, sondern eine Spende. Man investiert monatlich einen gewissen Betrag vom Einkommen, dazu kommen die Mieteinnahmen, abzüglich Kosten für Instandhaltung etc und irgendwann kommt man hoffentlich ins Plus. Dieser Zeitpunkt muss vor Eintritt ins Rentenalter erreicht werden, sonst kann man die monatlichen Beträge nicht mehr aufbringen und das Modell ist kaputt.
Ist eigentlich nicht anders als z.B. bei einer Riesterrente: Ansparphase und Auszahlungsphase. Sehe nicht warum das bei einer Eigentumswohnung plötzlich unsozial sein sollte.

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Wie die Mieten derzeit explodieren finde ich diese Behauptung nicht sehr glaubwürdig.

Eine Wohnung um selbst in zu wohnen ist prima. Eigentumswohnungen sammeln um damit möglichst viele andere Menschen auszuwringen sollte meiner Meinung nach verboten sein.

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Das Argument zu Ende gedacht, sollten sofort alle Handwerker und jegliche Dienstleistungen verboten werden und jeder versorgt sich selber autark. Wir schaffen das Geld ab und machen Tauschgeschäfte. Obwohl… dann handeln einige cleverer als andere und haben nachher mehr. Also lassen wir am besten alles den Staat einsammeln und dann basisdemokratisch unter allen gleich verteilen.

Bei solchen Standpunkten ist jeder Diskurs sinnfrei kopfschüttel

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