Soweit möglich sollten wir physikalische Speicher (Pumpspeicher, Schwerkraftspeicher, thermische Speicher) chemischen Speichern vorziehen. Deren Wirkungsgrade sind bisher (fast immer) wesentlich besser als die Umwandlung von Energie in Gase.
Physikalische Speicher könnten, sofern sie massiv ausgebaut würden, problemlos einige wenige Tage Dunkelflaute ausgleichen. Chemische Speicher sollten wir, solange wir nicht massive Überkapazitäten haben, nur als Backup nutzen.
Agreed. Ich glaube nur nicht daran, dass das in Deutschland umsetzbar ist, wenn wir uns schon über Windräder vor der Haustür aufregen.
Man muss sich ja nur die Dimension vorstellen. Bei einem Strombedarf von 1000 TWh im Jahr 2050 würden unsere aktuellen 40 GWh Pumpspeicher gerade mal den Bedarf von 20 Minuten decken. Und wir müssen ja nicht nur
sondern den Mehrbedarf des Winters im Sommer einspeichern.
Da sind natürliche Speicherseen etc. schnell ausgeschöpft. Was wir also tun müssten ist gigantische künstliche Speicherseen erschaffen. Gibt ja Ideen z.B. für das Hambacher Loch. Aber wie gesagt - dass die Bürger diese Betonklötze akzeptieren halte ich für fraglich.
Hmm, vielleicht ist das so. Ich habe natürlich immer die Akademiker-Brille auf und da gehören Scatter-Plots in Naturwissenschaften und Technik zum grundlegenden Handwerkszeug. Andererseits lernt man schon in den Schulen (Klasse 7 oder 8, hier belegt am Rahmenlehrplan Hamburg https://www.hamburg.de/contentblob/2536224/9683d6a0bc6cc2c94a628364fa4de964/data/mathematik-gy8-sek-i.pdf) den Umgang mit linearer Regression anhand von Streudiagrammen.
Ich bin mir ziemlich unsicher, ob man den schwedischen Strommarkt mit dem Deutschen vergleichen kann. Allein schon, weil SE1 (Nordschweden) und SE2 (Nord-Mittelschweden) ihren Strombedarf ganzjährig aus 24/7 verfügbarer Wasserkraft (hauptsächlich Run-on-River) stillen kann.
Der hohe Preis in SE3 und SE4 basiert unter anderem auch daraus, dass das Potenzial von billigen und hochverfügbaren Laufwasserkraftwerken (und Pumpspeichern) dort viel, viel geringer ist.
Der Großteil der Lageristen dürfte wohl in Deutschland oder zumindest der DACH-Region leben. Es wäre daher sehr schön, wenn wir uns daher darauf commiten könnten, dass die schwedischen Abrechnungsregeln für die deutsche Diskussion nur begrenzt hilfreich sind.
Danke dir, dass du die Zahlen herausgesucht hast. Ich war wohl leider zu langsam für die Diskussion. Ja, ich denke auch (und das schrieb ich ja oben bereits), dass die Netzentgelte absehbar deutlich steigen müssten, um Netze zu ertüchtigen. Alternativ werden die Netzbetreiber aus Steuergeldern subventioniert werden müssen - nicht umsonst verhandelt die deutsche Politik aktuell über einen Rückkauf von Tennet (Netzbetreiber im Nordwesten) und Transnet (Netzbetreiber Südwesten).
Außerdem wird der Markt für die teure Regelenergie wachsen müssen, um kurzzeitige Netzschwankungen durch höhere Anteile EE auszugleichen und auch der Redispatch Prozess (Umplanungen zwischen Kraftwerken zum Ziel der Netzstabilisierung) kostet einiges an Geld. All das zahlt in erster Linie der Netzbetreiber und holt sich das Geld später zurück (erst vom Direktvermarkter oder den Energieversorgern und diese durch höhere Preise von ihren Kunden). Zuletzt wird der höhere Anteil an benötigten Energiespeichern ebenfalls zu Mehrkosten im System führen müssen. Das ist zwangsläufig, da Power2Gas, wie bereits beschrieben, deutliche Effizienzverluste bedeutet und physikalische Speicher relativ hohe Investitionskosten haben, die eingespielt werden müssen.
All das ist aber kein Plädoyer gegen die Energiewende. Ich will nur denen entgegen treten, die stets von den unschlagbar günstigen EE sprechen. EE sind erst dann unschlagbar günstig wenn die Infrastruktur ausgebaut ist.
Das fürchte ich auch. Aber ich gebe die Hoffnung nicht auf. Wir brauchen dringend mehr Speicher. Und hier sollte unser Wirtschaftsminister bzw. die Bundesregierung Dampf machen und sich notfalls eben auch mit (Nimby-)Umweltschützern und Anwohnern anlegen. In einer hochtechnologischen Gesellschaft ist Strom die Lebensader eines Landes.
Das schöne daran ist, dass Sonne und Wind sich gut ergänzen. Während in den Sommermonaten PV seine dominante Phase hat (siehe orange Peaks, Einspeisung IST EEX)
, geht in den Wintermonaten Wind richtig ab (siehe die blauen Peaks, Einspeisung IST EEX).
Absolute Zustimmung. Dafür brauchen wir aber bitte Köpfchen. Wir dürfen die wenigen vorhandenen Fachkräfte jetzt nicht mehr mit wenig effizienten Projekten binden, sondern müssen dort ran wo der Hebel am größten ist. Und wir können uns lange Genehmigungsverfahren für Speicher nicht mehr leisten. Leider wurden die, meines Wissens, in dem kürzlich beschlossenen Beschleunigungsgesetz gar nicht bedacht. Oder habe ich das übersehen?
Und das entscheidest du? Was nachhaltig ist und was nicht?
Industrie vernichten, damit die grüne Transformation überhaupt niemand mehr zahlen kann? Würdest du das als nachhaltig einstufen? Oder wie wäre es mit weiterhin fossil/atomare Energieträger in die EU importieren für 400 Milliarden Euro im Jahr!?
Dann nehmen wir halt die Strompreis Futures bis 2030:
Stimmt. Das heißt massiver Zubau an WKA, am besten Offshore. Außerdem massive Forschung an alternativen und sehr aussichtsreichen Windkraft-Konzepten wie Drachen. Wenn das Geld für die nötigen Subventionen nicht ausreicht, müssen wir halt Konzepte wie PV auf EFH-Dächern kritisch hinterfragen. Das ist ohnehin nur Spielerei für Menschen, die es sich leisten können und verglichen mit WKA oder PV auf MFH, Firmendachflächen, Äckern oder entlang Autobahnen, ziemlich ineffizient.
Und doch ist PV auf EFH unheimlich dominant in unserer Förderpolitik.
Weil wir 16 Jahre Energiewende mit Umverteilung von unten nach oben der Konservativen hinter uns haben.
Du weißt doch: wer hat (EFH) dem wird gegeben (Förderung)
Ist dasselbe wie jetzt die Wärmepumpe, Förderung mit der Gießkanne.
Und nein nicht gar keine Förderung, aber endlich mal Förderung die das Wort auch wert ist.
Und ja wegen mir auch Förderung von Solaranlagen auf Industriedächern für den Eigenbedarf der Industrie den sie dann Steuerfrei direkt selbst verbrauchen.
Guter Schritt Richtung dekarbonisierung und gleichzeitig sinnvoll für den Erhalt der Industrie.
Ich denke man kann sagen das die günstiger werden wird aber günstig würde ich erstmal in Frage stellen. Wenn wir jetzt noch ein Windrad mit konventionellem Stahl erstellen und es in 30 Jahren durch eins aus grünem Stahl ersetzen wollen wird das neue automatisch teurer werden egal welche Fortschritte wir bis dahin machen.
Ausnahme grüner Wasserstoff wäre in 30 Jahren genauso günstig wie Erdgas vor der Ukraine Krise, was aber dann sämtliche Speicher unattraktiv machen würde da mann dann einfach den Grünen Wasserstoff verstromt und die Windräder wieder abregeln würde und dann die überzähligen Windräder beim Auslaufen der Förderung Wieder abbauen würde.
Ich denke das es möglich ist so günstigen grünen Wasserstoff herzustellen zweifele aber an dass dieser in Europa zu diesen Kosten Herstellbar ist und ich würde gerne den selben Elan sehen wie man sich die Energiewende schönrechnen daran zu verwenden wie man möglichst schnell so günstigen Wasserstoff erzeugt welche dann eben kein Champagner sondern eben Tafelwasser wäre.
Ist das eine Argumentation gegen den Windkraftausbau in Bayern?
Nachhaltig ist, was ewig währt.
Dieser Definition folgend muss die Menschheit den Planeten verschieben oder verlassen. Das ist mit Erneuerbaren nicht oder höchstens innerhalb unseres Sonnensystems möglich.
Die einzige nachhaltige Form der Energieproduktion ist also die Nutzung der Bindungsenergie von Atomen- entweder spaltend oder fusionierend.
Uff! Da ist eine Menge zu entpacken. Vielleicht kann ein jemand aus dem Post von @elfriede ein anderes Thema aufmachen, denn mit Strompreisbremsen für die Industrie hat das nicht mehr zu tun.
Ein paar Einwürfe:
Es erscheint mir voreilig, von der kurzen Zeitskala „Energiewende“ (Größenordnung wenige Jahrzehnte) zum Ende des Sonnensystems (Größenordnung einige Milliarden Jahre) zu springen. Da passiert viel dazwischen.
Ich bin mir nicht sicher, ob ich Deiner Nachhaltigkeitsdefinition zustimme. Ich traue mir nicht zu, auf die Schnelle einen Gegenentwurf zu formulieren, weil das ein komplexes Thema ist, aber der Ewigkeitsaspekt in der Definition erscheint mir zu simpel. Zudem: Wenn Tiere der Gattung Homo Sapiens das Sonnensystem verlassen, aber ihre Umwelt zurücklassen (keine Giraffen, Pottwale, Eichenwälder, kein Grand Canyon und kein Herbststurm auf den Azoren), ist das dann noch „die Menschheit“? Stattdessen würde ich in jeder Nachhaltigkeitsdefinition das Konzept von Resilienz betonen und ein „sich selbst zurücknehmen“ einfordern in dem Sinne, dass man nicht die Umwelt im Detail formen will.
Nenne mich altmodisch, aber so lange wir nicht gelernt haben, dem Leben auf unserem Planeten respektvoll Raum zu geben, brauchen wir nicht anzufangen, an andere Planeten zu denken.
Die Position, die Du vertrittst, ist verwandt mit etwas, das in bestimmten Kreisen als „Longtermism“ bekannt ist. Ein Essay, aus dem Jahr 2021, der viele Zweifel besser zusammenfasst, als ich das könnte, ist Why Longtermism is the most dangerous secular credo von Émile P. Torres aus dem Jahr 2021. Unter anderem klingt dort an, dass das Fokusieren auf die große, weit entfernte Zukunft ein gedanklicher Trick sei, um sich nicht mit aktuellen Problemen befassen zu müssen.
Zuletzt frage ich mich noch, wieso interstellare Raumfahrt nur mit Atomantrieb möglich sein soll? Selbst wenn ein Großteil der Masse eines Raumschiffes aus Fissions- oder Fusionsbrennstoff bestünde und man 100% der erzeugten Energie in Vortrieb umwandeln würde, würden weit weniger als 1 Prozent der Masse in kinetische Energie umgewandelt - zu wenig für relativistische Geschwindigkeiten. Das einzige Konzept, das mit heutiger Technologie plausibel erscheint, sind von Solarsegeln angetriebene Sonden, welche man mit einem im Sonnensystem stehenden Gigawatt-Laser auf relativistische Geschwindigkeiten beschleunigt. Und dabei kann der Strom für den Laser auch aus mit Kuhmist betriebenen Blockheizkraftwerken kommen.
Übrigens wird der Nachhaltigkeitsbegriff in der Öffentlichkeit mittlerweile sehr unterschiedlich verwendet.
Jeder scheint damit etwas anderes zu meinen.
Eventuell ist es besser, andere Bezeichnungen zu benutzen, die präziser sind.
Ja, tatsächlich bezog ich mich auf die Kosten. Leitungsverluste fallen leider trotzdem an, da der Mittagsstrom vom Eigenheimler meist nicht verbraucht werden kann. Natürlich kann der sich einen Speicher kaufen, aber das treibt die Kosten noch einmal massiv.
Dann lieber PV auf dem Mehrfamilienhaus. Da ist das Dachfläche pro Nutzer Verhältnis besser und es ist auch fast immer jemand da, der Wäsche wäscht oder Duschen möchte (WP), so dass der Eigenverbrauch besser ist. Oder eben der Skaleneffekte dort wo mehr Fläche ist und Anlagen damit schneller installiert werden können.
Nein, auch in Bayern gibt es mit Sicherheit Ecken in denen der Ausbau von WKA mehr bringt als eine PV Fläche.
„nur“ bis 2030? Das ist schon sehr langfristig. Und dann muss die Subvention danach noch abgebaut werden. Daran zweifel ich dann doch.
Unternehmen, die viel Strom brauchen, können einen großen Teil selbst produzieren oder sich Speicher zulegen, um den Strom dann einzukaufen, wenn er günstig (manchmal fast umsonst) ist. Aber auf keinen Fall auf Dauer (6 Jahre ist sehr lang) unterhalb der Produktionskosten. Dann zahle ich doch mit jedem Euro Steuer die Gewinne der Konzerne. Hatte bei Kohle keinen Sinn gemacht und macht es bei stromintensiven Unternehmen auch nicht. Wenn die in Länder abziehen in denen der Strom natürlicherweise billiger ist (viel Wind, Wasser, Sonne, Geothermie), mag das schade für die deutsche Industrie sein, für die Weltwirtschaft aber sinnvoll.
Man könnte parallel eine Übergewinnsteuer einführen.
Ich finde es auch völlig deplaziert, dass Konzerne ständig subventioniert werden, dass dann aber Gewinne privatisiert und Kosten vergesellschaftet werden.
Wie kommst du zu der Annahme? Auch vor dem Ukraine-Krieg waren EE billiger als alle andern fossilen Stromerzeugungsvarianten (Quelle).
Das aktuell EE wegen Gas- und Kohlekraftwerke abgeregelt werden, liegt, meines Wissens nach, einmal am schlecht ausgebauten Netz (zu wenig EE im Süden) und daran, dass EE-Anlagen aktuell noch nicht als Netzreserven zulässig sind.
Ja, die Industrie dürfte 2030 vermutlich eine Fortführung des vergünstigten Preises fordern, falls die Strompreise bis dahin nicht in die Nähe dieses Wertes fallen. Oben hat @elfriede ja schon von ca. 6 cent gesprochen, die heute in seinem Industriebetrieb gezahlt werden.
Geht mir auch so. Unternehmen, die Deutschland den Rücken kehren wollen, wird das höchstens bremsen. Die Milliardenbeträge, die dort vermutlich fließen würden, wären in einem beschleunigten Ausbau der EE besser aufgehoben.
Glaube du denkst zwei Dinge zusammen die nur bedingt zusammen gehören. Prinzipiell bin ich bei dir, dass wir sinnvoll skalieren müssen/sollten. Das gilt aber nur gesamtgesellschaftlich. Im Kapitalismus fliegt das aber nicht, es sei denn wir vergesellschaften dein Unternehmen (glaube du arbeitest für einen Versorger). Der Profit des Versorgers fließt sonst wohin, vielleicht auch in den Ausbau.
Die PV auf dem EFH wird privat finanziert und ist unwirtschaftlich (unter Unternehmerischen Gesichtspunkten) de Facto also eine Spende an die Gesellschaft.
Dir als Versorger gefallen andere Marktteilnehmer natürlich nicht weil die dein quasi Monopol stören.
Bin gespannt auf deine Position und freue mich auf die weitere Diskussion. Und sorry falls ich dich falsch einsortiert haben sollte