Es bestreitet niemand, dass die Stromgestehungskosten der EE geringer sind. Aber eben nicht die Vollkosten, die darüber hinausgehende Kosten des Systems mit einbeziehen.
Für die meisten Verbraucher ist wichtig, was sie am Ende für den Strom zahlen müssen - und nicht einen kleinen Teilaspekt der Rechnung.
Und weil Schweden als Beispiel angeführt wurde:
Auch dort ist es so, dass in den nördlichen Gebieten hoher Stromproduktion (und geringer Preise) wenig industrielle Abnehmer zugegen sind.
Für Deutschland könnte man dasselbe sagen. Schleswig Holstein hätte, wenn es ein eigenes Marktgebiet wäre, geringe Stromkosten aufgrund von Überproduktion und Unterverwendung. Angebot und Nachfrage sind geographisch so weit auseinander, dass über die Abgaben, Steuern, Zuschläge lange Stromtrassen finanziert werden müssen.
Zugespitzt: Dem bayrischen Großverbraucher bringen die Nordsee-Offshorewindanlagen geringe Gestehungskosten. Wenn man die Netze aus der Nordsee zu ihm, die Speicher und BackUpkraftwerke mit einrechnet wäre er aber günstiger mit einem lokalen Kraftwerk versorgt.
Stimmt, @elfride, da hast Du recht: in den Stromgestehungskosten sind zwar enthalten (Wikipedia)
Kapitalkosten (inklusive der Finanzierungskosten von Fremdkapital),
fixe und den variablen Betriebskosten,
Brennstoffkosten
angestrebten Kapitalverzinsung über den Betriebszeitraum.
Nicht aber
die Verteilung und
bedarfsgerechte Pufferung
der erzeugten elektrischen Energie.
Weiß das jemand?
Wie sieht es denn diesbezüglich mit Empirie (über die Kausalität!) aus?
Wie hoch ist denn heute der Anteil von Verteilung im Strompreis? (Pufferung gibt es ja m.W. noch nicht in nennenswertem Umfang)
Naja, also dass die erneuerbaren Energien neue und weitaus anspruchsvollere Anforderungen an die Verteilung und die Speicherung von Strom stellen, willst Du nicht wirklich bestreiten. Das ist nicht allein ein politisches Problem!
Der Trassenbau wird teils politisch blockiert.
Die Atommüll-Entsorgung wird massivst politisch beeinflusst.
Der WKA Zubau wird ebenfalls politisch massivst gebremst.
Die Politik gerade im Süden Deutschlands müsste eigentlich das komplette Gegenteil von dem machen, was sie gerade tun.
Verteilung: Hm, ist das, was ich immer wieder gelesen habe:
Der viele (v.a. Offshore-)-Strom muss irgendwie in den Süden. Wenn Du Dir die Verteilung von Wind und Sonne in Europa anschaust, siehst Du auch, dass da gewaltige Strommengen im Netz transportiert werden müssen. Dazu kommen die viel größeren Schwankungen in der Stromproduktion, die v.a. über größere Stromnetze ausgeglichen werden müssen. D.h., die Netze müssen viel mehr auf überregionale Verteilung umgerüstet werden.
Ist das falsch?
Speicherung: Meinst du Deine Frage auch in Bezug auf die Speicherung ernst?
Wir reden hier nicht über Deinen Strompreis, sondern über Gestelllungskosten von erneuerbaren Energien. D.h., was die Kosten, um Strom zum Verbraucher/Abnahmer zu bringen.
Daher hat mich interessiert, wie hoch denn die Kosten für das Verteilernetz heute an den gesamten Gestellungskosten sind.
Das Argument verstehe ich nicht. Politik sollte doch für das beste Ergebnis gemacht werden, egal ob und wie viele Personen die Zusammenhänge verstanden haben.
Frau Kemfert hat beispielsweise vor kurzem eingeräumt, dass sie das nicht wusste und auch die Kosten von mittlerweile fast 800 Millionen Euro für Geisterstrom (der Entschädigung des nicht abtransportierbaren Stroms) erst als inexistent und dann als Peanuts bezeichnet. Wenn solche Leute so viel mediale Aufmerksamkeit bekommen, ist es mit der Energiebildung nicht weit her.
Gern:
Mehrwertsteuer auf Dinge des täglichen Bedarfs absenken auf 0% und auf alles andere verfünffachen auf 100%. Das ergibt voraussichtlich Steuermehreinnahmen im zweistelligen Milliardenbereich und ist den unnötigen Konsum bestrafend. Zudem gegebenenfalls Rentenversprechungen massiv kürzen.
Das Geld wird dann eingesetzt um ein Konsortium zu beauftragen unter der Erde ein Ringnetz zu legen - angelehnt an die Hyperloop Deutschland Pläne. Dort hinein dann Stromleitungen. Für Bauarbeiten über der Erde gibt es zu hohe Hürden in Deutschland.
Das ganze muss extrem schnell gebaut werden - z.B. von einem chinesisch-amerikanischen Konsortium. Ebenso gelten für dieses Projekt keine europäischen Arbeitsgesetze wie Mindestalter, Mindestlohn, Arbeitszeitgesetze. Stellt euch diese Baustelle eher wie die Stadionbauten in Katar vor - nur eben für 2000km Tunnel.
Die Kosten dafür wären immens - menschlich, moralisch und monetär. Grob überschlagen kostet allein das Kupfer für das Kabel 16 Milliarden € an Materialwert.
Aber das Konzept eines schnell gebauten modernen Weltwunders könnte dann auch Nachahmungsambitionen weltweit bedeuten.
Ein Bundesverdienstkreuz bekommt man zwar aufgrund der Art und Weise der Umsetzung dafür nicht, man würde aber industriell ein neues Zeitalter einläuten.
Deine Frage war welchen Anteil am Strompreis der Transport hat.
Daher die Antwort von mir: bei mir gar keinen, da Strompreis und Netz (Transport) zwei Rechnungen sind.
Ich würde tippen, dass man dazu die Netzentgelte auf der Stromrechnung befragen müsste.
Da ja aber Deutschland immernoch nur Jahresendabrechnung kennt könnte das schwierig werden.
Soweit ich weiß haben aber die Transportkosten nichts mit den Gestehungskosten zu tun.
Ja und nein.
Niemand muss zwingend den Strom aus SH nach BY transportieren.
Deutlich einfacher wird es den Strom aus NRW nach BY zu transportieren und den Strom aus SH nach NRW.
Aber deutlich wichtiger als den Transport optimieren ist die Sache mit dem regionalen Ausbau.
Denn den Strom den man in BY produzieren kann muss man nicht aus SH oder NRW schaffen.
Es heisst Gestehungskosten und eigentlich ging das Thema um die Vollkosten der Industrie. So richtig interessant sind Gestehungskosten eigentlich in der Praxis nicht. Sonst könnte Deutschland auch ein paar Hektar Saharawüste kaufen und hätte im Schnitt noch niedrigere Gestehungskosten durch die dort ansiedelbaren Solarflächen - sie bringen aber der hiesigen Industrie rein gar nichts.
Falls es jemanden interessiert wie viel denn das Netzentgelt in Deutschland ausmacht:
Das Unternehmen für das ich tätig bin bezieht rund 10.000.000 kWh (10 Mio kwH) pro Jahr und zahlt je kWh 5ct für den aus Schweden importierten Naturstrom (Wasserkraft) und 1,2ct Netzentgelt.
Das ist einfach falsch. Im vom Wirtschaftsministerium vorgestellten Strategiepapier ist von einer „klaren Begrenzung des Empfängerkreises“ auf „ausschließlich energieintensive Unternehmen, die im internationalen Wettbewerb stehen“ die Rede. Nebenbei lernt man im Paper auch, dass nur bei 80% des Stromverbrauchs der Preis auf 6ct-kWh gedeckelt werden soll, um Effizienzanreize zu erhalten.
Auch da musst Du mit Verlaub etwas ziemlich missverstanden haben. Ich habe oben Futures für Baseload für die Jahre 2024-2030 zitiert, wie sie Anfang Mai an der Börse gehandelt werden. Das sind genau die Preise, den ich als BASF-Einkäufer oder Betreiber eines Stahlwerks nun zahlen müsste, wenn ich mich für Strom in den kommenden Jahren eindecken möchte. Und da kommt ein Preis von ca 10ct/kWh (2024 und 2025 mehr, ab 2029 etwas weniger) zustande.
Sorry, aber wenn die Zahlen Behauptungen einfach nicht belegen, dann ist das eben nicht mehr ganz logisch, sondern nur Geraune.
Wenn Du mit „nachhaltig“ von „den Klimaschutz betreffend nachhaltig“ meinst, dann halte ich das für eine Position, für die man tatsächlich argumentieren kann. Allerdings klingt es für mich eher so, als würdest Du von finanzieller Nachhaltigkeit sprechen („dafür ist kein Geld da“) und das stimmt auch nicht: bei oben beschriebenen Kosten von 2 Milliarden pro Jahr (tatsächlich geht es eher in Richtung 1,6 Milliarden wegen 80%) sprechen wir von 0,008 Doppelwums pro Jahr. Ob wir uns das leiten wollen, oder nicht, ist eine rein politische Frage.
Danke @cors, ich fand es auch schon etwas seltsam, wie rege einige hier diskutieren und Annahmen aufstellen, was grundsätzlich nicht verkehrt wäre, ohne sich aber zumindest die wichtigsten Fakten direkt bei der Quelle zu besorgen.
Eine Frage, zu der ich, auf die Schnelle, leider noch keine gute Quelle gefunden habe, ist: Wieviel Strom benötigt die Energieintensive Industrie?
Zum gesamten Energieverbrauch gibt es gute Übersichten vom Statistischen Bundesamt:
Hallo liebe Forumsmitglieder. Da gerade die Frage aufkam, wie viel % der Transport und die Verteilung der elektrischen Energie anteilig am Gesamtstrompreis sind, sei einmal auf diese Grafik verwiesen:
Offensichtlich beträgt der Anteil an Transport und Verteilkosten circa 20 %.
Ich erwarte das dieser Anteil in Zukunft im Zuge des Netzausbau steigen kann.
Grüße
Es gab von 2019 bis 2022 eine Arbeitsgruppe im Wirtschaftsministerium, die auch dieser Frage nachgegangen ist. Die Präsentation der Abschlussveranstaltung findet man hier. Daraus (Folie 38) geht ein Stromverbrauch der energieintensiven Industrie in Deutschland von 60 TWh im Jahr 2022 hervor. Es werden zwei Szenarien ermittelt (Mit Import von grünem Wasserstoff oder ohne), in denen dieser Strombedarf bis ins Jahr 2045 entweder auf 119 TWh pro Jahr oder auf 328 TWh pro Jahr steigt, wobei die Differenz in beiden Szenarien im Zeitraum bis 2030 nicht groß ist.
Im Rahmen des Projekts sind in den Jahren zuvor auch detailliertere Branchensteckbriefe zu einzelnen energieintensiven Branchen entstanden, die man mit etwas advanced googling finden kann. Ich konnte bisher finden:
Vielen Dank für diese Erklärungen.
Es schüttelt mich immer wieder, wenn die im BMWK als Trottel dargestellt werden die aus der la Meng heraus mal irgendwas ausprobieren von dem sie keinerlei Ahnung haben.
Seit Jahren ist kristall klar was die Prioritäten sind (Elektrifizieren was geht), dass man Speicher braucht usw. Aber am Biertisch und auf dem Sonntagssofa sorgt man sich um die Reichweite für die Urlaubsfahrt und ist sich sicher, dass die Stromnetze zusammenbrechen weil der Nachbar seine WP laufen lässt.
Das Chart sagt zwar schon in etwa aus, dass in Ländern mit höherer Erneuerbarenquote der Strompreis im Mittel höher ist, aber daraus eine Kausalität oder eine Vorhersage für die Zukunft abzuleiten, ist nicht zulässig. In vielen Fällen ist die mittlere Höhe politisch gewollt (Steuern/Subventionen).
Willkommen Monique.S
Es wirkt auf mich auch seltsam. Wie viele andere schon geschrieben haben, sind Subventionen nicht nachhaltig. Sehr begrenzte Subventionen können unerwartete Ereignisse (COVID19/Ukraineüberfall) abmildern, aber dann sollten eher PV-Anlagen gefördert werden. Bei vielen Unternehmen liefern die gerade am meisten Strom, wenn sie ihn brauchen (tagsüber). Für sehr stromintensive Industrien wird das nicht reichen, aber der Strom muss ja deutlich höher als produzierter PV-Strom sein, sonst bauen die keine PV-Anlagen auf die Dächer, über die Parklätze, etc.