Habecks Billigstrom für Industrie, langfristige EE-Preis-Entwicklung

Ich habe dieses Thema in der letzten Lage vermisst. War vielleicht zu kurzfristig. Vielleicht in der nächsten Folge?

Viele Grüße

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Die Idee Industriestrom zu subventionieren ist nicht nachhaltig.
Ein energieintensives Unternehmen, welches überlegt in Deutschland zu produzieren, wird sich folgendes fragen: Wie lange kann Deutschland diese Subvention aufrechterhalten und Strom weit unter dem Marktpreis anbieten?
Aktuell ist Deutschlands Industriestrom 5-8 mal teurer als in China und liegt für mittelgroße Firmen bei rund 27ct/kwH.


Wenn Deutschland jetzt versuchen sollte 80-90% des Strompreises aus Steuergeldern zu erstatten und unter den Marktpreis zu gehen - wie lange hält Deutschland das finanziell durch?
Neue Industrien werden sich hier nicht aufgrund dieser Subvention ansiedeln. Länger als ein paar Jahre kann ein Marktpreis nicht unterdrückt werden, und das reicht nicht, um eine neu gebaute Fabrik zu finanzieren.
Anders schaut es bei bereits bestehenden Energieintensiven unternehmen aus. Diese nehmen vielleicht noch die nächsten Jahre subventionierten Strom aus Deutschland und wandern erst mit Ende der Subvention aus.
Insgesamt klingt das eher nach einem Hail-Mary von Habeck. Vermutlich hat er bei einem Rückgang von über 10% bei den Industriebestellungen ein paar wütende Emails im Postfach.

Teurer Strom => Teure Produkte => weniger Bestellungen.
Und als nächstes werden dann die Unternehmen nicht insolvent werden, sie werden nur aufhören zu arbeiten.
Solange die deutsche Politik keynesianisch versuchen über Nachfragebeibehaltung trotz politisch gewollter Angebotsverknappung durch Preissubventionen das Angebot stabil zu halten, ist die deutsche Wirtschaft zum schrumpfen und einem aus dem Ruder laufenden Schuldenberg und Staatsbankrott verdammt.

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Erschreckend in den Kommentaren deines Artikels, wieviele sich Mühe geben Habeck und die Grünen allgemein für die Misere Verantwortlich zu machen.

Wie vergesslich die Leute doch sind.

16 Jahre Vollbremsung bei den EE hinterlässt nunmal Spuren.

Ebenso wie Habeck für sämtliche Fehlentscheidungen der deutschen Industrie verantwortlich sein soll.

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Artikel nicht gelesen?

Es wird gar nicht geplant bis in alle Ewigkeit zu subventionieren, sondern nur bis entweder genug EE die Preise drückt oder aber wieder gleichwertige Bedingungen in Asien und Amerika herrschen.

Die subventionieren nämlich auch gerade wie die Wilden.

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Die Realität sieht anders aus:

Und gleichwertige Bedingungen in Asien und Amerika wird es solange nicht geben können, solange dort politisch mehr Energieangebot besteht, welches in Deutschland verboten ist (Fracking, Nuklear).

Die Erzählung der Brücke in Deutschland führt also zu einem möglicherweise an seinem Endpunkt stabilen System, nicht aber an jedem Punkt auf dem Weg dorthin. Und auf diese Brücke wird sich kein Unternehmen unsubventioniert einlassen.

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Also ich hab jetzt 'ne Weile auf deinen Chart gestartet und muss sagen: schlüssig ist dein Argument nicht wirklich.

Dänemark hat deutlich mehr EE und der Strom ist etwas billiger.

Griechenland liegt bei EE fast gleich auf mit Deutschland und der Strompreis ist nur halb so hoch.

Belgien liegt deutlich zurück beim Ausbau aber der Preis ist fast so hoch wie in Dänemark.

Ich denke mal der Zusammenhang den du mit dem Chart belegen willst existiert so nicht.

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Wäre es nicht sinnvoller und nachhaltiger statt den Strom zu subventionieren, den Ausbau von Solaranlagen und co für Unternehmen zu subventionieren?

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Das ist auf mehrere Weisen irreführend. Die 27 ct/kWh betreffen mittelgroße Unternehmen wie Möbelfabriken, Supermärkte, Autowerkstätte oder Großkanzleien und entstehen durch einen Mix aus Beschaffungskosten, Steuern und Abgaben. Energieintensive Unternehmen, wie Stahlwerke, Papierhersteller und viele Unternehmen der chemischen Industrie sind schon weitestgehend von Abgaben befreit und zahlen im Wesentlichen den Marktpreis, der vor Putins Krieg und der französischen Atomkrise im Bereich von 3-7ct pro kWh lag.

Derzeit rechnen die Märkte in diesem Jahrzehnt mit Strompreisen von ca. 10 ct/kWh, siehe zum Beispiel aktuelle Marktdaten von der Strombörse EEX:

Will man also den Strompreis für Stahlindustrie, Aluminiumindustrie, chemische Industrie, Papierindustrie und ein paar weitere Betriebe von 10ct auf 6 ct pro kWh runtersubventionieren, muss man über den Daumen gepeilt bei 50 TWh im Jahr jeweils 4ct zuschießen, was in 2 Milliarden Subventionen pro Jahr resultiert. Weniger, wenn die Energiewende in die Pötte kommt und die französischen Reaktoren nicht weiter rosten.

Das ist viel Geld, aber auch eine Summe, die ein reiches Land, wie Deutschland immer noch eher aus der Portokasse stemmen könnte - insbesondere, wenn es darum geht, die geliebte Industrie im Land zu halten :wink:

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Habecks Plan ist, den Industriestrom für alle Richtung 6ct. zu drücken. Nicht nur für die extrem großen Abnehmer, sondern für alle Industriekunden (die btw. schon bei rund 100.000 kWh pro Jahr anfangen).
Wie groß die Subvention nun für das Unternehmen genau ist (halbiert für Großkunden wie du sagst oder gefünftelt für kleinere Betriebe) spielt am Ende keine Rolle. Es ist nicht nachhaltig.
Abgesehen davon ist das zitieren von Mai-Futures ein wenig tendenziös. Klar ist in den Sommermonaten der Future günstiger. Da scheint in Deutschland mehr die Sonne und es gibt weniger Industrieoutput. Der NovemberPeakFuture steht bei der EEX übrigens bei 22,7ct.

Es ist doch ganz logisch:
Je mehr erneuerbare Energien gebaut werden, desto mehr Überkapazität wird benötigt. Es reicht also nicht, nur die Grenzkosten zu betrachten (wo die EE sehr weit vorne liegen), sondern die Vollkosten. Also inklusive aller Speicher, Redundanzen und Backupkraftwerke. Je nachhaltiger, desto kurz- und mittelfrisitig teurer. Unter Einbeziehung der Klimawandelkosten könnte es langfristig günstiger werden - aber nur, wenn die großen Co2-Emittenten den Weg mitgehen. Den deutschen Weg über eine schrumpfende Wirtschaft werden sie nicht mitgehen.

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Darf ich fragen, wo das Chart Strompreis vs. % Erneuerbare herkommt?
Das Insinuiert: Je höher der Anteil der Erneuerbaren, desto höher der Strompreis. Das widerspricht allem, was ich zu diesem Thema zu wissen glaube.

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Ist das eine Nebelkerze oder verstehst du einfach nicht was ein Scatter plot (Streudiagramm) + Regression ist? Da du, wenn mich meine Erinnerung nicht täuscht, schon mehrfach angegeben hast einen technischen Beruf auszuüben, muss ich die Nebelkerze vermuten.

Natürlich wirken auf den Strompreis zig weitere Faktoren als nur der Anteil an erneuerbaren Energien. So zum Beispiel Steuern, Subventionen, Netzausbaukosten, Stromspeicherung, Investitionskosten für Anlagen, Rohstoffkosten, Personal, Spekulation, uvm…

Ein y-x Scatterplot ist unterkomplex um dieses Thema zu beschreiben. Aber hier wird zumindest eine Korrelation (nicht Kausalität) beschrieben, die man erstmal widerlegen müsste statt sie beiseite zu wischen.

Zum Thema: Long story short, mit der aktuellen Struktur unseres Energiesystems halte ich die Behauptung, dass der Anteil EE und der Strompreis korrelieren für einigermaßen nachvollziehbar.

Dabei möchte ich (bevor möglicherweise die Empörung losgeht weil Frau Professorin Kemfert doch immer auf die günstigen EE hinweist) betonen, dass nur weil ich sie für plausibel halte, das nicht heißt dass ich den Zusammenhang für belegt halte. Weder habe ich die Daten gegengecheckt, noch intensiv dazu gearbeitet. Aber im folgenden werde ich Gründe benennen warum ich den Zusammenhang in Deutschland für nachvollziehbar halte.

Das liegt daran, dass wir hohe Subventionen in die EE fahren um sie zügig auszubauen. Um das gegenfinanzieren ist der Großteil des Strompreises Netzentgelt und Steuern. Außerdem müssen wir mit steigendem EE-Anteil Infrastrukturkosten in die Netze gegenfinanzieren u Speichertechnologien finanzieren/bauen. Da die Speicher trotz hohem EE-Anteil nicht ausreichend vorhanden sind, müssen wir außerdem viele Parallelstrukturen betreiben (Kohle- u Gaskapazitäten), die einspringen wenn EE den Bedarf nicht decken. Wir bauen außerdem wirtschaftlich weniger effiziente EE-Typen massiv aus (Eigenheim-PV mit hoher gesicherter Vergütung versus große Solarparks oder Wind), wodurch knappes Personal ineffizient gebunden wird. Die Folge sind höhere Subventionskosten, die mit hohem EE-Anteil den Energiemix eben teurer machen.

Alles in allem erscheint mir unsere EE Politik bisher ideologisch-kopflos und nicht rational getrieben. Leider führt das oft zu Ineffizienzen.

Anyway, langfristig werden EE günstiger als die fossilen Energieträger sein, sobald wir Speicher und Netze ertüchtigt haben und Nachfrage besser steuern können. Für eine Übergangszeit liegt es aber in den Händen der Politik den Ausbau entweder mit hohen Kosten oder intelligent und strukturiert zu organisieren. Bisher ist das aber eher Kreisklasse als Bundesliga und Deutschland kann nur froh sein, dass es soviel Geld hat.

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Das sind Eurostat Daten, graphisch aufbereitet von GoldmanSachs auf Seite 40 dieses ResearchPapers.

Die einzelnen Datenpunkte lassen sich aber auch einfach Gegenchecken mit verschiedenen anderen Quellen, z.B. electricitymaps/fraunhofer für den EE-Anteil sowie Preisvergleichsportalen für die Preise.

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Das ist doch eine zusätzliche Maßnahme:

Erschreckend wie aus einer positiven Sache, gleich genau das Gegenteil wird.

In Grottenolmland - sorry, Deutschland - Solarpanels auszubauen ist genauso ineffizient wie in den Schweizer Tälern Windräder aufzubauen.
Die EU könnte sich für eine effizientere Verteilung von Energieproduktions- und Verwendungsorten einsetzen. Schade, dass sie diesen Kontinent so wenig infrastrukturell voranbringt.

Zwei Wege: Entweder korreliert man die geografisch effizienten Standorte der EE mit der industriellen Produktion oder man erlaubt geografisch unabhängige Stromversorgung mittels Netzausbau oder politischem Erlauben von unabhängigen Produktionskonzepten. Beides wird nicht getan.

Umziehen von Industrie aus NRW, BW, BY wird es nicht innerhalb des Landes geben, sondern wenn dann an interessantere Standorte innerhalb Europas oder noch weiter weg.

Deutschland hatte einmal ein global führendes Konzept für die Industrie. Dieses scheint sich im politischen Klein-Klein verloren zu haben. Das Anwenden mittlerweile fremdentwickelter Technologie sollte es nicht sein- insbesondere wenn es auf Subventionierung lokal im internationalen Vergleich ineffizienter nutzbarerer Konzepten basiert.

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Nochmal ein Gedankenspiel:
Industriestromanteil in Deutschland sind etwa 45% (und fallend) in Deutschland.
Gewerbe, Handel, Dienstleistungen zusammen 27% und Haushalte ebenfalls 27%.

Nehmen wir also mal vereinfach an, 50% wären von der Subvention unterstützend (Haushalte, Gewerbe, Handel, Dienstleistungen) und 50% erhaltend (Industrie).

Deutschland Stromverbrauch sind grob 500TWh.
Um die 250TWh Stromverbrauch der Industrie von 12ct auf 6ct je kWh zu subventionieren, müssen die 125TWh, die die Privathaushalte verbrauchen mit einer 6ct/kwH Umlage versehen werden.
Bei den üblichen 4.000kwH je Privathaushalt sind das 240€ pro Jahr pro Haushalt für die vorgeschlagene Industriestromsubventionierung.
Dazu kommen noch die Preiserhöhungen für Gewerbe und Dienstleistungen, die ihre Kosten auf die Endkunden umlegen.

Warum?

In Skandinavien werden auch massiv Solaranlagen aufgebaut und das ohne die deutschen Subventionen, eben weil es wirtschaftlich ist.

Wenn es in Skandinavien wirtschaftlich ist, warum dann in DTL nicht?

Tja, bedank dich bei den Konservativen und NIMBYS die den Ausbau der EE massivst behindert haben und lieber Atom und Gas haben wollten (aber nicht den Müll).

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Ich glaube ja eher du hast eine falsche Vorstellung was man für einen „technischen Beruf“ so braucht.

Genau das ist der Punkt.

Eben die sehe ich nicht wirklich.

Es ist nämlich nicht möglich anhand dieses Charts festzustellen wie die Investitionen in die jeweilige Stromversorgung aussehen.

Auch müsste man mal ohne Steuern und Abgaben durchrechnen.

Und mein letzter Punkt: Schweden hat 4 unterschiedliche Zonen für den Strommarkt wobei Zone 4 ganz im Norden den höchsten Anteil EE hat und auch den billigsten Strompreis.
Schon das kommt in dem Chart gar nicht vor.

Hat nämlich nix mit EE oder nicht zu tun, sondern mit der Nachfrage und den Abtransportmöglichkeiten.

Und jetzt rate mal welche politische Richtung den Bau von Transportnetzen Nord/Süd in Schweden blockiert …

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@elfriede was wäre denn die Alternative Unter klimaneutralen (Atomstrom ist nicht klimaneutral) Randbedingungen?

Wir hatten vorher die EEG Umlage und haben es in den letzten 20 Jahren nicht „geschafft“ die erneuerbaren Energien auszubauen. Diese Strompreissubvention macht doch genau dasselbe.

Was fehlt, ist eine Strategie, wie man zukünftige Bundesregierungen zum Ausbau der erneuerbaren Energien verpflichten kann.

Subventionen sind auf dem Papier schlau, weil sie im Haushalt weh tun und eigentlich eine Motivation bestehen müsste diese nachhaltig aufzulösen. Aber unser Bundestag ist (Aufgrund der 4-Jahres-Taktung?, den hohen Investitionskosten?) dazu nicht in der Lage.

Man sieht es ja am EEG, der Rente, oder den Zinsen auf Staatsschulden.

Wie hier schon gesagt: Diese Daten beschreiben eine Korrelation des Bruttostrompreis (also nach Steuern, Abgaben, etc. - keine Gestellungskosten!) mit dem Anteil der erneuerbaren Energien pro Land. Keine Kausalität. Und dabei noch völlig undifferenziert, ob diese Länder mehrere Netze haben oder nicht, wie groß die einzelnen Netze sind, ob es genügend Transportkapazitäten zwischen den verschiedenen Clustern gibt, welche Steuern und Abgaben auf den Strompreis aufgeschlagen werden, u.v.m.

Ein Gegensatz zu der Kausalität, die Du hier fälschlicher Weise insinuieren willst, gibt es einen empirisch belegbare Entwicklung der Stromgestellungskosten mit erneuerbaren Energien. Während sich die Preise für fossile Energien seit Jahrzehnten mit mehr oder weniger starken Schwankungen seitwärts bewegen, sinken die Nettopreise pro kWH kontinuierlich und haben die der fossilen Energien längst deutlich unterschritten.

Quelle:

Artikel vom gleichen Autor (allerdings 2015): How Cheap Can Solar Get? Very Cheap Indeed – Ramez Naam

Leider ist diese Quelle angreifbar, denn der Autor ist kein Experte für den Strommarkt,

Ich wäre daher für weitere Quellen dankbar, die eine solche Entwicklung belegen (wie hieß nochmal der Energiemarktexperte, der mal in der LdN interviewed wurde?).

Ach, ich habe doch noch was zu Stromgestehungskosten gefunden:

Quelle: Studie: Stromgestehungskosten erneuerbare Energien - Fraunhofer ISE