Gebäudeenergiegesetz - muss weg?

Ich denke das liegt daran, dass man sich die Rendite, die sonst der Vermieter kassiert, in die eigene Tasche stecken kann.

Das Haus ist dann im optimalen Fall bis spätestens 55 abbezahlt und hat häufig mehr Pseudo-Rendite eingefahren als das Festgeld. Mit Einstieg in die Rente werden dann Sanierungen wegen der kleineren Rente zurückgefahren, wodurch die Rendite noch mehr steigt, allerdings zu Lasten des Objektwertes.

Damit schlagen sich dann erst die Erben rum, die entweder dann das Haus teuer sanieren müssen (oft aber günstiger als komplett neu zu bauen) oder das Haus zu einem geringen Preis verkaufen.

Viele bauen außerdem auch nicht aus rein finanziellen Gründen ein EFH. Emotionale Faktoren, wie Sicherheit vor Rauswurf oder die Chance sich, ohne Rücksicht auf den Vermieter, ausleben zu können, sind bestimmt noch wichtiger.

Edit: meine Empfehlung für Erben wäre übrigens daher, sich schon zu Lebzeiten Teile des EFH überschreiben zu lassen und dafür das nötige Kleingeld für sinnvolle Sanierungen beizusteuern.

Würde es nicht Sinn machen, die Energieklassen in das GEG miteinzubeziehen:

Ab 2024 für Energieklassen A bis E nur noch Heizsysteme mit min. 65% Erneuerbaren bei Austausch.

Abwrackprämie für vorzeitig ausgebaute Gas und Ölheizungen, und Aufbau eines Gebrauchtheizungsmarkts.

Ab 2027 (spätesten 2028) gilt 65% Erneuerbare für alle Energieklassen. Komplettes Verkaufsverbot für Neugeräte. Für Übergangsfristen dürfen noch gebrauchte Heizungen eingebaut werden.

Die Energieeffizienzklassen sind ja Teil einer EU-weiten Regelung. Deshalb können die Kriterien für die Einteilung m. E. nicht einfach mal so auf nationaler Ebene beliebig geändert werden. Und wenn ich mir die Unterschiedlichen Verbrauchswerte mal so anschaue (siehe mein vorheriger Post hier), bin ich sehr skeptisch, dass eine solche Regelung auf EU-Ebene kommen wird. Und nicht zuletzt arbeitet die EU mit Umsetzungsfristen in der Größenordnung von 7 bis 10 Jahren, nicht mit 0,5 bis 3 Jahren - das erscheint mir auch deutlich sinnvoller.

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Warum beim schlechtesten als letztes anfangen? Schau mal:

THG Emissionen Effizienzklassen

Es sollte klar sein, wo der größte Hebel ist. Ohne die Sanierung der Klasse H kann man sich den Rest fast sparen. Macht insbesondere volkswirtschaftlich keinen Sinn.

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Um einen Anreiz für die Bewohnerinnen und Eigentümerinnen der Häuser in den Klassen A bis E zu schaffen, mit der Abwrackprämie plus geringen Zuschüssen mit relativ kleinem Aufwand auf eine Wärmepumpe umzusteigen, und damit einen Pool von noch voll-funktionsfähig gebrauchten Heizungen aufzubauen, die übergangsweise verwendet werden können.

Für die Klassen E bis H braucht es mMn erst zwingend eine kommunale Wärmeplanung, denn ohne Anschluss an eine Fernwärmeleitung wird in vielen Fällen wahrscheinlich dann die Entscheidung anstehen, ob eine komplette Sanierung überhaupt auf die Schnelle machbar und günstiger ist wie ein Neubau.

Nur stehen dur meisten Einfamilienhäuser so, dass ein Fernwärmenetz nicht sinnvoll umsetzbar sein wird.

Ok, vielleicht müsste man dann korrekterweise eher von Nahwärmenetzen sprechen.
Aber ich habe mit wenigen Suchanfragen dutzende Treffer zu Nahwärme im ländlichen Raum, sowie kilometerlange Fernwärmenetze gefunden.

Z.B.

https://www.fernwaerme-ulm.de/energie/versorgungsnetz/

Was tatsächlich ein Problem zu sein scheint, ist die Skalierung:
Die Nahwärmenetze entwachsen mit steigendem Interesse schnell der ursprünglichen Leistungsfähigkeit und müssen dann um weitere Kraftwerke erweitert werden. Ist aber managebar.

Bei der Fernwärme ist es wohl so, dass es sich nur lohnt, wenn man große Abnehmer hat, da das Netz eine Mindestabnahme benötigt. Ein solches Netz nur für mittel- und gut gedämmte Häuser scheint sich nicht zu lohnen, da zu wenig Energiebedarf.

Aber zu unserem Fall, Gebäude aus den schlechtesten Effizienzklassen, mit hohem Energiebedarf, da sollte ein Nah / Fernwärmenetz für Betreiber und Kunde finanziell attraktiv sein, v.a. wenn ansonsten aufwendigste Sanierungsarbeiten anstehen würden.

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Wow, laut deinem Diagramm fallen 60 % der deutschen Gebäude in die Kategorie „Schlechter als Klasse D“!
30 % in die Kategorie „Schlechter als Klasse F“
Bis 2033 müssten 60 % saniert werden und das obwohl wir bereits weit besser dastehen als die meisten anderen Mitgliedsländer.


Legitim und pragmatisch wäre es meiner Meinung nach wenn die EU einen Endenergiverbrauch festgelegt hätte der in allen Ländern gleich ist.

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Hat sie denn schon was festgelegt? Das ist doch alles noch in der Verhandlung, oder?

Blockzitat
„GEG“ ist nunmal mehr als die aktuelle Heizungsdebatte sondern hat auch Auswirkungen auf das so häufig diskutierte Fitfor55 Gesetz der EU.

Leider hinter Paywall, es gibt Tagestickers:

BWKM und BBM beantworten den Fragen Katalog der FDP.

Kennt jemand diese Antworten im Original?

@Patrick38 Da du ja konsequent keine Quellen angibst frage ich mal: wer ist Klaus Kramer?

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Da hast Du natürlich Recht, auch mit Blick auf den Titel des Threads. Trotzdem hatte ich den Eindruck, dass es hier v.a. um die Vorgaben bezüglich zukünftig eingebauter Heizungen und der verwendeten Energieträger geht.

Das ist sowohl sachlich als auch rechtlich von den EU-Vorgaben zum Energieverbrauch zu trennen: Vereinfacht gesagt geht es beim einen darum, wie viel Energie zum Heizen des Hauses pro Fläche verbraucht wird, während der Energieträger völlig schnurz ist, beim anderen um den Energieträger, wobei völlig schnurz ist, wie hoch der Verbrauch ist. Die EU-Vorgaben muss D - mit etwas Spielraum - umsetzen, die Frage nach dem Energieträger ist hausgemacht (Pariser Abkommen, Emissionshandel etc. mal außen vor).

Klar, im Thema „Wärmewende“ oder „GEG“ allgemein finden die beiden dann wieder zusammen (und durch die Nutzung von Umgebungswärme beeinflussen z.B. Wärmepumpem auch den Gesamtverbrauch an industriell bereit zu stellender Energie). Da in dieser Frage medial aber derzeit so viel durcheinander geworfen wird (ich persönlich hab auch nicht das Gefühl, es als „einfacher“ Medienkonsument strukturiert verstanden zu haben), ist besondere Aufmerksamkeit und Präzision wichtig. Sonst kommt bei den Menschen das völlig Falsche an und führt zu Orientierungslosigkeit (aka Desinformation).

Jetzt fordert der Hessische Ministerpräsident*) (derzeit im Wahlkampf) auch noch die „Wahlfreiheit im Heizungskeller“:

„Wir stehen zum Klimaziel, zum Austausch von Heizungen. Aber bitte fair, sozial und liberal - also mit mehr Zeit, deutlich mehr Förderung und Wahlfreiheit im Heizungskeller.“

(Quelle: „Dieser Regierungsstil ist ein Katalysator für die AfD“ - Politik - SZ.de, Paywall)

*) Boris Rhein - hätten Sie es gewusst? Ist sei einem Jahr im Amt!

Ich kann nicht mehr! Wie kann man „wir stehen zum Klimaziel“ und „Wahlfreiheit im Heizungskeller“ in einem Satz sagen?!? Hat der Mann wirklich keinen Schimmer von dem, was er da sagt? Wie hoch der CO2-Anteil der Gebäudeheizungen ist? Was bei Heizungen der Lock-In-Effekt ist?

Oder meint er „Wahlfreiheit unter dem nicht-fossilen Heizungen?“. Dann kennt er den Gesetzentwurf nicht? Diese „Technologiefreiheit“ (ich kann diesen eigentlich positiven, aber so immens missbrauchten Begriff eigentlich nicht mehr hören) war schon im von der Bild-Zeitung durchgestochenen Entwurf enthalten!

Ich kann gar nicht so viel essen, wie ich …

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In seinem neusten Video bringt Prof. Rieck imho ein paar interessante Punkte ein (ich hoffe ich bringe sie einigermaßen treffend rüber):

  1. Jetzt noch Gasheizungen einzubauen ist nicht so irrational, wie man meinen könnte, sondern damit kauft man sich Zeit.
  2. Die harte Grenze des erneuerbaren Anteils von 65% ist als Grenze problematisch, da man mit 64 % das Ziel verfehlt. Besser wären sanftere Übergänge, statt einer harten Grenze, weil sonst viele Menschen Möglichkeiten zum Ausweichen suchen werden. Außerdem fehlt so der Anreiz, z.B. 85% zu erreichen.
  3. Wichtig wäre, den CO2-Preis und seine Steigerung für die nächsten 20 Jahre festzulegen. Dann könnten sich alle darauf einstellen und Wirtschaft und Gesellschaft würden sich darauf ausrichten. Man muss also dafür sorgen, dass es ökonomisch sinnvoll ist, den regenerativen Anteil zu erhöhen.
  4. Die individuellen Anreize müssen in Übereinstimmung sein mit den globalen Zielen.
    Wenn die CO2-Preise z.B. in den Gaspreisen stecken, dann werden die Menschen versuchen, es für sich so billig wie möglich zu machen, was sich dann positiv auf die CO2-Bilanz auswirkt.
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Mir scheint, die Grünen haben in der aktuellen Panik über die abstürzenden Umfragewerte den Kontakt zu den Menschen verloren.

(Ich gebe zu: Ich meide Fernsehdiskussionsrunden und habe mich aus den meisten Social Media Kanäle ausgeklinkt (beides zu viel Lebenszeitvergeudung) - vielleicht habe ich es deswegen verpasst, aber:)

Welche Grüne mit Reichweite haben über welche reichweitenstarken Kanäle mal das GEG erklärt? Wo kann man die Antworten des BMWK auf die 77 Fragen der FDP nachlesen (habe sie nur hinter Paywall von Medien verlinkt gesehen)? Welche Zeitungen haben mal die Antworten auf jene der 77 Fragen gedruckt, die dem populistisch verleiteten Volks wirklich unter den Fingernägeln brennen?

Oder gibt es auf Instagram, Twitter, Youtube, Tik Tock & Co eine Serie von kurzen Videos, in denen ein beliebter Grüner und der Minister diese Fragen überzeugend beantwortet? Mal abgesehen davon, dass man über dieser Kanäle sehr viele Immobilieneigentümer gar nicht erreicht.

Der Eindruck, der in der Öffentlichkeit herrscht, ist doch: Ab 2024 dürfen nur noch Wärmepumpen eingebaut werden. Wärmepumpen sind deutlich teurer als Gasheizungen. Und wenn mein Einfamilienhaus / meine Wohnung / die gemietete Wohnung nicht ausreichend gedämmt ist, kommen noch nicht unerhebliche Sanierungsaufwendunge auf mich zu (beim Mieter über die Modernisierungsumlage).

Nicht bekannt ist:

  • So aktuell gedämmt muss die Immobilie gar nicht sein (trotzdem: In Immobilien der Energieeffizienzklasse F bis H wird’s ohne energetische Sanierung nicht gehen; und das ist ein nicht unerheblicher Anteil an den Bestandsimmoiblien).
  • Und es gibt z.B. mit Hybridheizungen technische Lösungen (die allerdings sicherlich nicht billiger sind als reine Wärmepumpen).
  • Und es gibt Zuschüsse für Heizung und für energetische Sanierung (allerdings weiß aktuell keiner, wie und unter welchen Bedingungen die sein werden).
  • Und dass, wenn die Immobilie innerhalb von ?? Jahren ans Fern- oder Nahwärmenetz angeschlossen wird, das auch eine gute Lösung sein würde (allerdings weiß kaum einer, ob das bei ihm der Fall sein wird)
  • Und dass sich Gasheizungen als Kostenfalle erweisen könnten, v.a. wenn der CO2-Preis so stark ansteigen wird, wie er das eigentlich müsste (wobei niemand sagen kann, wie sich der Gaspreis entwickeln wird).

(Fortsetzung …)

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(Fortsetzung:)

Und: Angesichts der aktuell absaufenden Zustimmung zu den Grünen traut sich auch niemand, mal klar zu sagen, was Sache ist:

  • Die energetische Dämmung war schon immer die Verantwortung der Immobilieneigentümer.
  • Viele haben darauf verzichtet, weil die (Heiz)Kosten nicht sie, sondern die Mieter und - durch die CO2-Emission - die Allgemeinheit tragen.
  • Andere haben verzichtet, weil sie die Investition gescheut haben (und die Amortisierung nicht rechnen konnten).
    Jetzt über „Enteignung“ zu schwadronieren ist ein Framing der eigenen unterlassenden Verantwortung der vergangen Jahrzehnte!
    Jetzt nach finanzieller Unterstützung zu rufen bedeutet, sich die Verantwortungslosigkeit der vergangenen Jahrzehnte bezahlen lassen.

Ja, da gibt es noch „Omas Häuschen“ und „Opas Wohnung“, bei dem der Eigentümer sich die Sanierung einfach nicht leisten konnte und kann.

  • Entweder, weil sich die energetische Sanierung nie rechnen wird (gibt‘s den Fall überhaupt?).
  • Oder weil das verfügbare Einkommen einfach nicht weiter durch die Tilgung eines Kredit geschmälert werden kann, ohne dass der Eigentümer der Armut anheimfällt.
    Im letzteren Fall muss der Staat unterstützen, einfach weil die Gebäude saniert werden müssen!

Denkbar wäre, dass der Staat ein zinsloses Darlehen, ggf. mit symbolischer Tilgung, gibt und sich das Darlehn im Grundbuch eintragen lässt. Nach Verkauf (der nach dem Tot der Eigentümer bzw. des letzten Mitbewohners) wird das Darlehen fällig und aus dem Verkaufspreis getilgt.
Ja, die Erben bekommen dann entsprechend weniger, aber ohne die Sanierung wäre die Immobilie ja auch entsprechend weniger wert gewesen.

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Wie willst du sanften Übergang und Heizungen, die 20 bis 50 Jahre in Benutzung sind, in Einklang bringen?
Du musst jetzt Regeln schaffen, damit sie später greifen.
Und ein CO2-Preis hält so lange, bis eine kommende Regierung ihn kippt oder Erhöhungen aussetzt.
Ich erinnere an die Atomkraft.
Und der Bürger verlässt sich hier letztendlich darauf, dass die Union ihn nicht hängen lässt, wenn sie wieder dran kommt und das Problem löst, bevor es ihn betrifft.
Keiner plant seine Heizung wegen Kosten, die in 2045 eventuell auf ihn zukommen könnten, leider.

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Da kann ich dann aus der Praxis ein Negativbeispiel bringen.

Die schwedische Regierung hatte vor vielen Jahren einen parteiübergreifenden Konsens gefunden und einen Pfad beschlossen der die Beimischung von Biotreibstoff und Diesel und Benzin vorsah.
Die Industrie hat sich darauf eingestellt.
In der Transportwirtschaft haben Spediteure sogar auf Wasserstoff umgestellt um den zu erwartenden Kosten zu entgehen.

Unsere aktuelle Regierung hat jetzt getrieben von Rechts außen den Konsens aufgekündigt und die Beimischung ad acta gelegt weil Diesel zu teuer sei.

Resultat: die Treibstoffhersteller haben schon prognostiziert dass die Preisersparnis von den Preissteigerungen durch mehr Import von fossilen Diesel aufgefressen wird.
Die Bio Hersteller stehen vor einer Investitionsruine.
Die Spediteure mit den Wasserstoff LKW stehen kurz vor dem Aus.
Ein Hersteller von Biosprit hatte den sogar nur als Beiprodukt, heißt sein Werk und somit die drei anderen Produkte (die ebenfalls dringend benötigt werden) steht kurz vor dem Konkurs

Anderes Beispiel: die letzte Bürgerliche Regierung hat in der Energiewirtschaft einen breiten Konsens erzielt der den Ausbau von EE und das Ende der Kernenergie zum Ziel hatte.

Die aktuelle Regierung (wieder getrieben von Rechts außen) hat auch diesen Konsens aufgekündigt und angekündigt mit enormen Steuergeldeinsatz neue Kernreaktoren bauen zu wollen.

Endergebnis: nur weil etwas langfristig planbar scheint heißt das noch lange nicht, dass der Plan nicht von irgendwelchen Populisten mit einfachen Lösungen torpediert wird.

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Hat die FDP nicht verhindert, dass das Gesetz in die erste Lesung kommt? Und damit den parlamentarischen Prozess des Debattierens verhindert?

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