Danke TobiasMi für diesen Themenvorschlag. Die Diskussion darunter finde ich zwar interessant, geht aber etwas am Thema vorbei.
Das Thema ist ja eigentlich die Ersatzstimme. Die Vorzüge - man könnte evtl auch sagen: die Notwendigkeit - einer Fünf-Prozent-Hürde liegen auf der Hand. Aber das ist ja gerade das Geniale an der Ersatzstimme: Diese Vorzüge bleiben bestehen! Gleichzeitig wird ein m.M. enormes und viel zu wenig diskutiertes Demokratiedefizit behoben. Auch in der Lage wurde das leider nicht diskutiert, zumindest nicht in den letzten drei Jahren, die ich überblicken kann.
Kurz zur Erklärung: Bei der Ersatzstimme hätte jeder Wähler die Möglichkeit, eine Partei ersatzweise festzulegen, die seine Stimme bekäme, wenn die eigentliche Stimme einer Partei zufällt, die dann die Fünf-Prozent-Hürde nicht schafft. Somit hätten kleinere Parteien endlich eine realistische Chance, ihr Wählerpotenzial legitim auszuschöpfen. Denn einer der Hauptgründe, warum sie es nie in die Parlamente schaffen, ist das Dilemma, dass ein williger Wähler sich entgegen seiner persönlichen Meinung gegen die für ihn oder sie passende Partei entscheidet, weil befürchtet wird, dass die Stimme schlichtweg wertlos ist, wenn die gewählte Partei nicht ins Parlament kommt. Ein echtes Dilemma. Ich selbst befinde mich bei jeder Wahl in diesem Dilemma und habe die Partei, deren Mitglied ich bin, schon mehrmals nicht gewählt, weil meine Stimme dann keinen Gegenstimme für die AfD mehr darstellt. Es ist mir aber extrem wichtig, eine Stimme auch gegen die Feinde der Demokratie abzugeben.
Das ist doch wirklich extrem undemokratisch und es wundert mich, dass es kaum eine Debatte darüber gibt. Beispielweise bei der Landtagswahl in Thüringen waren es über 8% der Stimmen, die für letztlich nicht im Landtag vertretene Parteien vergeben wurden. Das sind 8% aller Wähler, deren Meinung schlichtweg keine Rolle spielt und kaum einer redet überhaupt darüber.
Gegen die Ersatzstimme spricht sehr wenig. Wenn die Wahlen endlich anständig und kompetent digitalisiert würden, dann fällt auch das Argument “zu aufwändig" weg. IT-gesteuert wäre das kein Problem.
Aber natürlich können nur Parteien, die die Hürde geschafft haben, ein Ersatzstimmrecht beschließen. Damit würden sie aber die Konkurrenz stärken. Im Zweifelsfall ist also die Leidenschaft für die Demokratie nicht ganz so stark ausgeprägt.
Es handelt sich hier also um ein problemlos behebbares, schwerwiegenden Demokratiedefizit, welches von den Profiteuren ebendieses Demokratiedefizits aufrecht erhalten wird zum Schaden Andersdenkender.
Das wäre doch wenigstens mal eine Diskussion wert!