Entwicklungszusammenarbeit versus Gewinninteresse

Schön, glaubst du wirklich, dass du damit die gleiche Perspektive hast, wie jemand der dort aufwuchs, nicht nur temporär dort lebt, und der insbesondere keine Verbindung zu Deutschland und eine entsprechende formelle Bildung + Gehalt/Vermögen hat?

Auf meine Frage im Satz davor bist du leider nicht eingegangen. Wie soll es denn deiner Meinung nach den Menschen vor Ort einfacher gemacht werden, ihre Situation zu verbessern? Das ist ja an und für sich ein gutes Ziel.

Meine Position dazu:

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Zu deiner Frage. Ich glaube nicht an den Erfolg von unserer Entwicklungshilfe. Dafür sind die „Erfolge“ zu punktuell. Und die Art und Weise wie wir Entwicklungshilfe umsetzen, ist mitunter auch recht bevormundend. Am Ende muss der Wunsch auf Wandel und Erfolg aus der Mitte der Gesellschaften selbst kommen. Dabei können und müssen wir helfen. Und nein. Ich kann dir keinen 10 Punkte oder 5 Jahresplan geben. Wäre es so einfach, dann würde es das schon geben.

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… es ist wahrscheinlich besser, wenn wir die Debatte nicht auf einer persönlichen, sondern auf der Sachebene führen. Es geht ja letztendlich um die Argumente …

Da stimme ich dir zu. Entwicklungs"zusammenarbeit" wird außerdem oft mit dem Gewinninteresse der Unternehmen im eigenen Land zuerst gedacht.

Ich glaube, dass dieser Wunsch bei vielen Menschen da ist, dass aber die Rahmenbedingungen fehlen, die diesem Wunsch eine realistische Chance geben würden. Meine etwas pessimistische Einschätzung zu dem Thema steht ja in meiner letzten Nachricht. Es ist schlicht nicht im kurz- bis mittelfristigen wirtschaftlichen Interesse vieler Staaten, fundamentale Probleme anzugehen.

Es ist halt nur die Frage der Verantwortlichkeiten. Am Ende wird es eine Gemengelage sein. Ich würde dennoch nicht die Länder des Globalen Südens aus der Verantwortung nehmen. So lange Korruption und Vetternwirtschaft an der Tagesordnung sind, so lange zwar Teile der Bevölkerung Korruption im Großen verurteilen, es aber im Kleinen zum eigenen Vorteil nicht so schlimm finden, solange wird sich in den Ländern nicht viel zum besseren bewegen. Das hat auch nicht zwingend etwas mit Bildung zu tun, sondern vielmehr auch wie man aufgewachsen ist. Wir haben ein unglaublich tolles Tool mit den DAAD Stipendien. Wirklich gute Menschen bekommen die Chance in Deutschland zu studieren. Dabei ist das klare Ziel, dass das Wissen in die Heimatländer mitgenommen und dort zum besseren eingesetzt wird. Aber was hilft das ganze Wissen, wenn die verkrusteten Strukturen einen Wandel gar nicht zulassen bzw. die awareness fehlt, weil es ja schon immer so war? Und das ist nur ein Thema unter vielen…