Danke für den Hinweis. Aber das beantwortet die Frage ja nicht vollständig oder? Vergleichbare Mehwertsteuersätze gibt es auch im europäischen Ausland in der Regel. Die anderen Abgaben wiederum werden ja direkt wieder in den Energiesektor investiert. Sollten sich also eigentlich neutral auf den Strompreis auswirken. Gerade wenn man bedenkt wie wettbewerbsfähig Erneuerbare mittlerweile sind. Oder ist das ein marktliberales Argument, dass der Staat deutlich schlechter wirtschaftet, als es der freie Markt das täte? Ich verstehe ehrlich gesagt auch den Sinn der EEG-Umlage nicht vollständig. Größter Profiteur ist dort die Solarenergie, die allerdings die günstigste Art der Energieerzeugung sein soll.
Rechnet man die in unserem Strompreis enthaltenen Steuern und Umlagen abgesehen von der MwSt heraus (ca. 30%) ist unser Strompreis übrigens immer noch höher als der in Frankreich und das obwohl dort in viel höherem Maß auf teurere Atomkraft gesetzt wird (ich beziehe mich da nun auf die Daten aus der Statistik im Startpost, weil die von 2020 sind). Hinzu kommt, dass ich keine Informationen über mögliche weitere Steuern und Abgaben im französischen Strompreis habe. Vielleicht drückt dort auch noch was auf den Preis.
Unabhängig davon wird doch in De beim Ottonormalbürger zweifach abkassiert. Wir subventionieren jede (!) Energieform. Ironischerweise fossile Energien noch stärker als Erneuerbare und finanzieren zusätzlich noch weitere Steuern und Umlagen durch den Strompreis. Das wirkt doch einmal mehr wie eine gewaltige Umverteilung von unten nach oben unter dem Deckmantel der Energiewende, oder nicht?
Ich glaube nicht, dass Herr Precht hier den Begriff auf die Absichten der Programmierer bezogen hat - das wäre Schwachsinn. Der erweiterte Kontext ist - so vermute ich (welche Folge Jund&Naiv?) - die Diskussion um ethische Programmierung. Da kursieren absurde Vorschläge wie etwa „soll dem Fahrgast ein Konfigurationsmenü angeboten werden, wo er seine ethische Präferenz einstellen kann, also im Dilemma ein Manöver lieber zugunsten ‚Seniorengruppe‘ oder ‚Kleinkind‘ haben möchte“ In disesem Frame ist der Begriff „Tötungsmaschine“ aus meiner Sicht kein Schwachsinn mehr.
Dieses Beispiel demonstriert, dass nicht alles technisch Machbare auch sinnvoll ist, und Geisteswissenschaftler wertvolle Beiträge liefern können (in dem Fall die einfache Forderung, dass die Algorithmen für „Hautfarbe, Alter, Geschlecht…“ blind sein müssen).
All-in E-Heizung gibt es seit mindestens 10 Jahren und wird, Stand heute, so massiv gefördert wie nie! Beispiel (bin Architekt): die KFW fördert ein sogenanntes KFW40+ Haus mit 10 Wohneinheiten mit 300.000€ Tilgungsnachlass! Du bekommst die Haustechnik eigentlich geschenkt.
Wichtig und dringend ist jetzt die Sektorkopplung mit dem Batterie-E-Auto, um den vor Ort produzierten PV-Strom auch für die Mobilität zu nutzen.
Du willst jetzt bis 2040 warten und weiter auf Öl-Autos setzten?!? Kann man machen, ist dann halt scheisse, wenn man bis dahin CO2-Ausstoß reduzieren muss.
Der Anspruch, dass neue Technologien in jeder Hinsicht perfekt sein müssen (gar kein Naturverbrauch), bremst sinnvolle Verbesserungen aus. Man manifestiert den Status Quo.
Es ist keine reine Umlagewirtschaft im Energiesektor, beispiel EEG Umlage. Die EEG Umlage liegt 2020 bei ca. 6,76 ct/ kWh. Eine Familie mit 2 Kindern hat ca. 4.000 kWh Verbrauch, EEG Umlagekosten also ca. 270 €/a. Diese 270 € kommen ja nicht aus dem Energiesektor, sondern aus deinem Haushaltseinkommen.
Wo gehen die 270 € hin?
Die gehen beispielsweise zu deinem Nachbarn, der sich 2010 eine Solaranlage aufs Dach geschraubt hat und jetzt für jede kWh, die er einspeist, 20 Jahre garantiert ca 39 ct /kWh erhält. Dafür muss er natürlich seine Solaranlage finanzieren (dürfte nach 10-12 Jahren abgeschrieben sein), Wartung / Instandhaltung (relativ gering) und der Rest ist Gewinn.
Also wird aus einem anderen Sektor, nämlich z.B. deinem Verdienst als Angestellter eines Industrieunternehmens, Geld genommen und an deinen Nachbarn gegeben. Wenn wir uns heut den Strompreis ansehen, liegt der bei ca. 31 ct / kWh (inkl aller Abgaben und Umlagen), also zahlt diese EEG Förderung an deinen Nachbarn massiv mehr, als die reine Energie (ohne Steuern und Umlagen) wert ist.
Böse formuliert könnte man sogar sagen, die armen Menschen ohne Eigenheim und Solaranlage zahlen Geld an die reichen Menschen mit Eigenheim und Solaranlage… böse formuliert.
Zudem muss man sagen, dass Strompreise ein hoch politisches Thema sind. Somit kannst du nicht einfach die Strompreise in Frankreich oder Polen neben die deutschen legen und sagen, dass ist in anderen Ländern aber günstiger. Es scheint auf den ersten Blick so, weil Länder teilweise massivst Energieerzeugung und Verteilung subventionieren, so scheint der Strompreis günstiger in Frankreich, aber ein Großteil wird halt mit Steuergeldern subventioniert. Eigentlich müsstest du eine Vollkostenrechnung machen, um die wahren Kosten zu sehen und nicht das, was auf der Rechnung steht.
Die deutsche Energiewende ist von ihren Initiatoren immer als Bürgerenergiewende verstanden worden. Ein Teilhabe- und Mitmachprojekt. Jeder kann und darf Strom produzieren und in das öffentliche Netz einspeisen. Für mich auch ein demokratieförderndes Projekt, da es die Machtkonzentration auf wenige Energiekonzerne aufbricht.
Wenn du deinen Strom über PV und Wind selber herstellen kannst, entkoppelst du dich vom Marktpreis. Das gilt für Unternehmer, Bürger, Genossenschaften, Mieterstromprojekte usw…
Das ist das Gegenteil von „Umverteilung von unten nach oben“. Es ist die Verteilung auf viele. Das ist die Vision, nach der du in deiner Überschrift fragst.
Leider demonstriert dieses Beispiel gar nichts. Diese Thematik ist seit Jahrzehnten unter dem Namen „Trolley-Problem“ bekannt.
Es ist ein theoretisches Szenario, welches in der Realität nie auftreten wird. Lesenswert dazu:
Ich stelle die Frage aus dem Artikel gerne hier:
Wie oft haben sie in ihrem Leben bereits vor dieser Entscheidung gestanden?
Ich selbst fahre zwar erst seit 7 Jahren Auto, hatte so eine Situation bisher aber nie. Ich hatte generell noch nie die Situation, dass ein Unfall unausweichlich gewesen wäre. Ebenso sind Situationen, in denen technisch so viele Komponenten versagen, dass ein Fahrzeug z.B. nicht mehr bremsen kann einfach veraltet.
Man ignoriert förmlich, dass wir mit autonomen Fahrzeugen hunderte Menschenleben pro Jahr retten können, zeigt aber auf das eine Szenario, welches in der Realität nicht vorkommen wird. Streng genommen kommt dieses so oft vor, wie die Sensoren und Aktoren ASIL-klassifiziert sind.
Aus eben diesem Grund halte ich Meinungen wie z.B. die von Precht in dieser Diskussion für vollkommen überhöht und überschätzt.
Also mit „demokratieförderndes Projekt“ überhöhst die denn Sinn und Zweck der Energiewende wohl ein ganz klein wenig
Ich würde eher sagen, es ist ein wettbewerbsförderndes Projekt und der Versuch alte Oligopol-Situationen aufzubrechen.
Nach wie vor ist insbesondere die EEG Förderung nicht unbedingt gerecht, da schon eine Umverteilung von Arm zu Reich stattfindet, wie oben von mir beschrieben.
@MartinH Nein, das habe ich nicht behauptet. Ich würde mir erhoffen, dass zunächst die großen wirksamen Hebel gezogen werden, und die sind im Verkehrssektor technikunabhängig (im Unterschied zu Gebäudebeheizung). Mit der Technik dann überlegt Schrittweise nachziehen. Ich habe auch keinen Perfektionsanspruch für neue Technologien eingefordert - lediglich eine überzeugende Kosten/-Nutzenabschätzung. Aus meiner Sicht gehört der nicht CO2-bezogene Naturverbrauch in die Kostenkalkulation einbezogen. Neben Klima stellt auch Artenvielfalt einen großen Wert dar. Kosten, die Andere zu tragen haben, müssen ausgeglichen werden - daher auch mit einbezogen werden.
@T.Beckert Danke, deine Kommentare finde ich bislang recht konstruktiv.
Ich finde es schade, dass dieser Eindruck entsteht. Mir liegt es fern, Wissenschaftlichkeit selbst definieren zu wollen, ich denke das hier sollte recht universell sein: https://de.wikipedia.org/wiki/Wissenschaft#Werte_der_Wissenschaft. Ich denke es gehört zu einer fruchtbaren Diskussionskultur daszu, dass, wenn ich eine Aussage tätige, dann auf Nachfrage das Argument, die Belege oder verwendeten Annahmen liefern kann. So entsteht durch gegenseitiges kritisches Hinterfragen (auch sich selbst) Erkenntnisfortschritt. Das Fragestellen in dem Kontext ist dabei ein ganz normaler Vorgang - auf den dann meines Erachtens nach eine Antwort folgen sollte, statt anderweitiger Reaktion. An welcher Stelle ist denn der Eindruck enstanden?
Den Eindruck, den ich gern vermitteln möchte: „Eine Aussage zur Elektromobilität scheint mir unplausibel und auf schwachen Beinen zu stehen. Welche Argumente/Evidenzen gibt es, die diese Aussage stützen? Und welche Annahmen werden verwendet?“.
Dieses Bild deckt sich weitgehend mit meiner Meinung. Im fettgedruckten Teil könnte aus meiner Sicht noch ein Aspekt ergänzt werden. Der letzte Satz aus diesem Auszug ist die Aussage, von der ich noch nicht überzeugt bin - worauf begründet sich dieses „muss“? → Hausaufgabe für mich, Studie lesen, das ist okay für mich.
Die fettgedruckten Maßnahmen sind die großen Hebel, die angesetzt werden müssen. Das sind leider auch die Schwierigsten (Verhaltensänderungen, Wirschaftsarchitektur (z.B. Entkoppelung von BIP und physischem Wachstum). Hier sehe ich trotz FFF Druck wenig Bewegung bei den etablierten Parteien.
Auf den kleinen Hebel - der vollständigen Elektrifizierung der Fahrzeugflotte - wird meinem Eindruck nach dagegen sehr viel Aufmerksamkeit und Geld gewidmet (alle großen deutschen Pkw-Autobauer verabschieden sich doch gerade vom Verbrenner - oder nicht?).
Problem 1: In der Folge werden statt Achtzylinder-SUVs nun SUV’s mit Riesenbatterien auf den Markt gebracht (mal plakativ). Das ist aus meiner Sicht Greenwashing, denn wenn man es ernst meinte, dann würden Subventionen in Elektromobilität mit wirksamen Maßnahmen zur Trendumkehr hin zu kleinen Fahrzeugen gekoppelt. Ist in die Richtung irgendwas wirksames geschehen?
Problem 2: Der massive Invest in Elektromobilität kann missbraucht werden, indem er als Joker gegen die wichtigen Maßnahmen in Stellung gebracht wird. (z.B. so: Grüner Haken an den Verkehrssektor, da sind wir doch mit Technikumstellung Bestens aufgestellt). Aus meiner Sicht wäre es in dem Fall gut, eine einigermaßen fundierte Datenbasis (Modellrechnungen?) zu haben als Argumentationsgrundlage.
Die zwei Grafiken in Beitrag 53 suggerieren, das Technikumstellung auf Elekotromobilität ein großer Hebel wären (bis zu 81% des Problems könnten damit weggefressen werden). Wie verträgt sich das mit den Aussagen der Wuppertalstudie? Müsste damit die Technikumstellung nicht auch den Hauptmaßnahmen zugeordnet werden?
Ein kurzer Punkt zu:
Das wichtigste hinter dieser Zusammenfassung bestimmte Teilaussage der Studie liegt auch in der Reihenfolge verborgen.
- Zuerst die Reduzierung des Gesamtverkehrs.
- Dabei soweit wie möglich auf Fuß- und Radverkeht sowie öffentlichen Verkehr umsteigen.
- Was dann noch übrig bleibt (öffentlicher Verkehr, Lieferverkehr, die reduzierten Dienstfahrten,…)
- muss elektrifiziert werden und/oder
- schnellstmöglich mit synthetischen Kraftstoffen betrieben werden
Die gesamter Prämisse dahinter ist wiederum, dass das Ziel ist bis 2035 CO2-Neutral unterwegs zu sein. 2035 ist hierbei ein mögliches „so schnell wie möglich“. Unter anderen Gesichtspunkten würde vielleicht sogar komplett auf Elektromobilität verzichtet (Stichwort Wasserstoff) oder diese bewusst nur als Zwischentechnologie erwähnt werden. Aber ich bin auch nicht ein Autor einer solchen Studie, sondern nur ein Interessierter Laie (MSc. Physik) und frage mich genau wie du ob und welche Alternativen es gibt.
Oder ob das jetzt wirklich alternativlos ist…
@Jayjay Danke für deine Ausführungen! So wird da langsam ein Schuh draus. Ein einfaches Nebeneinanderlegen der Energiepreise lag mir selbstverständlich fern. Mich hatte mehr die teils dramatische Differenz interessiert, obwohl unsere Energie gründsätzlich günstiger sein müsste. Da helfen deine Erklärungen sehr gut weiter. Gibt es auch gute Gründe, warum wir jeden Form der Energieerzeugung hier in Deutschland subventionieren, statt einfach eine CO2-Steuer einzuführen?
Da die Diskussion um die Mobilität hier nun zusätzlich aufgeflammt ist: Ich fand die aktuelle Folge des „Beyond the obvious“-Podcasts zu dem Thema interessant. In der wird durch die Gesprächspartner versucht, eine Vollkostenrechnung zur optimalen CO2-Reduktion im Verkehrssektor aufzustellen.
Ein wesentliches Problem bei den großen Hebeln ist auch, dass die Verkehrsinfrastruktur angepasst werden muss. Das ist aus meiner Sicht der Grund, warum sich die Politik damit so schwer tut. Denn solche Veränderungen gehen nicht plötzlich, sondern sind Bauprojekte und zwar solche die sich i. d. R. erst dann sinnvoll sind, wenn sich bereits ein ausreichender Anteil der Menschen angepasst haben. Da hängt z. B. auch dran, dass man sich Auto im Normalfall nicht für Monate, sondern Jahre bis ein Jahrzehnt kauft.
Hallo,
Ich hätte mal eine Frage. Kennt jemand eine Studie in der nicht nur aufgezeigt wird was zu tun ist um die aktuellen Klimaziele zu erreichen, sondern ob wie überhaupt die Ressourcen dazu hätten und ob die Zeit zur technischen Umsetzung überhaupt ausreichend ist? Mit Ressourcen ist hier Rohstoffe, Materialien etc gemeint. Geld ist nicht gemeint!
vielen Dank
Ich halte Energieoligopole mit ihrer Kapitalkonzentration, ihren politischen Verflechtungen und Einflussnahme auf politische Entscheidungen durchaus für problematisch. Z.B.:
Jetzt kann man davon natürlich ablenken und eine Gerechtigkeitsdebatte unter Nachbarn eröffnen, wer wem die PV-Anlage auf Dach subventionieren muss.
Dann lieber weiter an RWE überweisen, als der Nachbarschaft was zu gönnen. RWE ist ja wenigstens gemeinnützig.
Naja, recht einfach
Die Subventionen sind Klientel Politik.
Unter Subventionen verstehe ich übrigens neben direkten Zahlungen auch nicht zu leistende Abgaben / Verpflichtungen.
So müssen beispielsweise AKW Betreiber keine Versicherung für einen atomaren Unfall abschließen, obwohl sie als Betreiber für die Sicherheit des akw verantwortlich sind. Die Kosten trägt im Falle des Falles der Staat.
Bei den erneuerbaren waren die Subventionen aus Sicht derer Politik ( und das Kaninchen in gewisser Weise nachvollziehen) notwendig, um die Energiewende in Schwung zu bringen. Das hat ja auch super geklappt, nur sind dadurch halt auch die Kosten explodiert, wenn du dir beispielsweise die Entwicklung der EEG umlage anschaust. Mittlerweile hat man das ja auch erkannt und versucht dich Reduktion der garantierten einspeisevergütung, auktionsverfahren etc gegenzusteuern. Das wird allerdings noch ca 10 Jahre dauern, bis man es massiv spürt, da ein Großteil der PV Anlagen in den Jahren 2007-2009 gebaut wurde, die also erst in 7-9 Jahren ihre garantierte einspeisevergùtung verlieren.
Thema CO2 Abgabe.
Mittlerweile wird ja beides gemacht, Subventionen und Abgabe. Wobei die Abgabe ja nicht für alle co2 Emittenten gilt, sondern nur für bestimmte Branchen, ich denke die nächsten Jahre werden wir da aber ein umsteuern sehen, Reduktion Subventionen uns Ausweitung Abgabe. Die Frage ist, ob es schnell genug geht, denn Subventionsempfänger werden natürlich mit Händen und Füßen dafür kämpfen, diese so lang wie möglich zu erhalten. Ist halt ein süßes Gift, man hat sich an diese Privilegien gewöhnt und kalkuliert mit ihnen.
Naja, du hast das Thema Umverteilung angerissen, ich hab nur darauf hingewiesen, dass man das Thema „Gerechtigkeit“ durchaus kritisch sehen kann, da im Prinzip nur derjenige mitverdienen, also Energie erzeugen,kann, der sich z.b wine Solaranlage leisten kann und diese typischerweise auf ein Eigenheim bauen kann. Zahlen müssen jedoch auch die, die nicht mitverdienen können.
Außerdem widerspreche ich dir gar nicht, was das Aufbrechen der Oligopol-Strukturen angeht, wie du oben auch lesen kannst. Nach wie vor haben die großen vier noch viel Macht, das stimmt, aber die Macht schwindet zusehends. Sie sind z.B. nicht mehr Eigentümer der Übertragungsnetze (bis auf enbw), nicht mehr alleinige Betreiber von Großkraftwerken, stehen zehntausenden von Kleinerzeugern gegenüber und stehen als Lieferanten im Wettbewerb mit bis zu 800 Energieversorgern und jeder Kunde kann mit ein paar klicks (wie hier in der Lage auch immer wieder beworben) seinen Versorger wechseln. Du bist ihnen also nicht auf Gedeih und Verderb ausgeliefert, sondern kannst auch entspannt ohne sie leben.
RWE ist natürlich nicht gemeinnützig, allerdings schon teilweise in kommunalem Eigentum, wie du sicher weist. Was für die Kommunen die letzten Jahre kein zuckerschlecken war, da die Aktien massiv an wert verloren und somit die kommunalen Hasuhalte, speziell in nrw in arge Bedrängnis gebracht haben.
Natürlich machen die großen 4 nicht alles richtig, halten noch an alter Technik fest, versuchen durch Kompensationszahlungen noch Geld vom Staat zu bekommen usw. aber mein Eindruck ist, dass sich auch da langsam etwas wandelt.
Zu enbw habe ich einen interessanten Podcast gehört, den ich dir empfehlen möchte
Dort wird vom CEO der Weg Richtung klimaneutralität gut beschrieben und ich habe den Eindruck, dass es ihm damit ernst ist und nicht nur greenwashing.
Fazit: ich will weder irgendwelche Nebel kerzchen werden noch die Macht und das teilweise Fehlverhalten der alten großen vier schön reden, aber auch da setzt Wandel ein.
Zudem kann man die Umsetzung des eeg durchaus in einigen Punkten kritisieren.
Von dem einen mit dem anderen ablenken, ist jedoch nicht meine Intention, sondern dass man beides betrachten sollte.
Bei deinen Punkten werde ich etwas stutzig.
Gerade als MSc. Physik solltest du dich doch mit Wirkungsgraden auskennen und wissen, dass wir Wasserstoff (3-5 mal mehr Energie erforderlich, durch Tankvolumen begrenzte Reichweite, Wartungsanfällig) und synthetische Kraftstoffe (10 mal mehr Energie, Wartungsanfällig, nach wie vor CO2 Ausstoß, teuer,…) rein aus energetischer Sicht dringend verwerfen müssen, zumindest für den Rad- und Schienenverkehr. See- und Luftfahrt ist noch ein anderes Thema, aber auch da geht es rasant voran.
Kann dir daher dieses Video, sowie die Publikationen von Prof. Dr. Doppelbauer (KIT) sehr ans Herz legen.
Wasserstoff und synthetische Kraftstoffe will niemand haben und kann sich auch keiner außer wohlhabende Personen leisten.
Das ist nur noch nicht bei jedem angekommen.
Spätestens an der Zapfsäule beschwert sich der Verfechter der synthetischen Kraftstoffe dann, wenn er 4,50€ pro Liter zahlen muss. Das ist dann auch wieder nicht recht. Und Wasserstoff können wir auch nicht ewig bei 9,50€/kg halten, das ist 0,5-2 Fach unter dem eigentlichen Marktpreis.
Ein Grund ist, dass es dadurch auch „Verlierer“ geben wird, die daran kein Interesse haben. Verständlicherweise. Ich würde auch nicht wollen, dass mein Job wegfällt. Hier soll ausgeglichen werden, was dazu führt, das in alle Richtungen gleichzeitig gezogen wird.
Ob das jetzt ein guter Grund ist, musst du entscheiden.
Ich verstehe deinen Punkt, und die Energieversorger haben tatsächlich nicht viel dafür getan,unsere Sympathien zu gewinnen, aber dennoch möchte ich mal etwas provokant entgegnen: Lieber 20 ct/ kWh an ein böses Oligopol zahlen als 30 ct/ kWh an den lieben Nachbarn… Es geht mir dabei nicht um die Debatte, dass ökologisch unbedenklich(er) gewonnener Strom teuerer sein darf, aber wir sollten trotzdem die Kosten für die Energieversorgung der Gesellschaft im Blick behalten. Wenn es dezentral zu gleichen oder geringeren Kosten darstellbar ist als durch Großkonzerne, ist das natürlich super.
Da kann ich verstehen, dass du stutzig wirst. Ich habe auch nur Teile aus der Studie vom Wuppertal-Institut wiedergegeben und bezeichne mich selber als interessierten Laien. Und das ist nicht ironisch gemeint. Ich könnte natürlich Aussagen über Wirkungsgrade treffen. Oder einen Vortrag über die Vorzüge von Kernfusion oder sonstiger potentieller Zukunftstechnologie halten, aber das würde ich nicht einfach so tun. Das überschreitet nämlich bei weitem meine Kompetenz. Mindestens im Bereich Technologieumsetzung, Wirtschaftlichkeit oder gesellschaftliche Akzeptanz… Wahrscheinlich vergesse ich hier auch Diverses…
Ich erfreue mich einfach in meiner Freizeit daran mit Menschen unterschiedlicher Fachbereiche zu diskutieren. Einfach weil ich denke, dass am Ende jeder an der Energiewende beteiligt sein muss. Und dann doch besser mit gegenseitigem Verständnis, als mit verhärten Fronten.
PS: den Vortrag schaue ich mir morgen Mal an und du bekommst dann gerne ne PN dazu.