Bevor ich mir das anhöre, welche Expertise haben die beiden zu dem Thema?
Marlene Engelhorn ist den meisten, die sich mit dem Thema schon mal beschäftigt haben, ein Begriff.
Sie hat TaxMeNow gegründet und ist ihr öffentliches Gesicht, gibt seit Jahren Interviews zu den Thema.
Sie ist Erbin eines der BASF-Gründer.
Marlene Engelhorn stammt vom BASF-Gründer ab und tritt als Millionenerbin insbesondere für eine deutsche Vermögens- und höhere Erbschaftssteuer ein.
Katharina Nocun steht für seriösen Journalismus und stellt die richtigen Fragen.
Ganz ehrlich: Ich habe noch nie etwas ähnlich Gutes zu dem Thema gehört.
Wenn man es genau nimmt keine Besondere. Wenn man aber Zeit hat ist das Thema aber trotzdem insgesamt ganz ok aufbereitet, wenn auch nicht mit besonders viel Tiefgang.
Ich habe mir den Podcast gerade angehört und diese Einschätzung kann ich nicht teilen und das obwohl ich grundsätzlich auch für eine Vermögenssteuer von 1% bin.
In dem Podcast wurde praktisch zu keiner Zeit über den Teil der 21.000 Betroffenen gesprochen die am unteren Rand der Steuergrenze stehen würden, sondern es ging dann doch immer wieder um die obersten sagen wir mal 500. Die kommen aber natürlich gut mit einer Vermögenssteuer von einem Prozent aus.
Wo ich, wie in anderen Threads hier schon angesprochen, Risiken sehe ist vor allem bei Start-Ups und kleineren Inhabergeführten Unternehmen(mit einem Wert nahe oder über dieser 1 Mio €, sodass ggf. in Verbindung mit Wohneigentum Vermögenssteuer anfällt). Bei ersteren stehen häufig aufgrund von Wachstumserwartungen Firmenwert und Ertrag oft in keinem Verhältnis, sodass es gut sein kann, dass der Gründer zwar ein Unternehmen besitzt, welches auf dem Papier Millionen Wert ist, aber selbst über keine großen liquiden Mittel verfügt um die auf den Firmenwert fällige Vermögenssteuer zu begleichen. Bei den inhabergeführten Unternehmen kommt es natürlich oftmals auf die Art der Bewertung an ob überhaupt die Firma einen Wert hätte der besteuert werden muss oder nicht. Aber auch da gibt es ja immer wieder Phasen wo Betriebe keine großen Erträge über dem Gehalt hinaus abwerfen die nicht in der Firma weiter investiert werden, z.B. weil man aufgrund guter Arbeit und damit steigendem Absatz kontinuierlich wachsen muss.
Ich will hier kein Argument liefern eine Vermögenssteuer pauschal abzulehnen sondern es soll lediglich aufzeigen, dass man durchaus Lösungen für Sonderfälle, Härtefälle oder spezielle Situationen in einer möglichen Gesetzgebung berücksichtigen müsste. Und zwar in einer Form in der keine Abhängigkeit vom Wohlwollen eines Sachbearbeiters bestehen würde sondern Planungssicherheit besteht.
Sie kann sich auch schlecht in die unteren 500 reinfühlen. Auch hat sie von Start-Ups und deren Problemen keine Ahnung. Sie kann aber aus der Sicht derer berichten, die mit goldenem Löffel im Mund geboren wurden und tut das erstaunlich offen und unaufgeregt, wobei man ihr die Aktivistin natürlich schon anmerkt. Ein Streitgespräch, das ich mal miterlebt habe, war ermüdend, da weder sie noch ihr Gegenüber auf irgendein Argument eingegangen war. Aus meiner Sicht aber entlarvend, wie leer die Argumente des Gegenüber waren.
Zu Start-Ups sollte man jemanden befragen, der in dem Thema drin ist, bei armen genauso. Bei ersteren wird es natürlich schwer, jemanden zu finden, der wirklich diskutieren und nicht nur seine Punkte machen möchte.
Das Problem der Start-Ups ist relevant, aber lösbar. Ein Blick in die Schweiz lohnt da, sie sieht für Neugründungen, so lange sie im Aufbau sind, eine Befreiung vor, auch werden die Einlagen von Risiko-Kapitalgebern meist nicht berücksichtigt.
Auch könnte man sich ansehen, wie das in Luxemburg funktioniert (was ich nicht weiß), wobei dort die Ausgangslage eine ganz andere ist.
Edit: ich sehe, das warst du, dem ich letztes mal zu dem Thema schon geantwortet habe:
(LdN 384 - Umverteilung: Geht die Schere wirklich auseinander? - #71 von der_Matti)
Vermögenssteuer Und Start-Ups (Schweiz)
Edit2: die Lage vertritt ja eher die Idee, dass der Staat dann eben an Steuerschuldnern, die nicht zahlen können, beteiligt werden soll. Man könnte den Wert der Staatsanteile festschreiben und verzinsen. Wenn das Unternehmen Rendite erwirtschaftet und im Wert steigt, kann es die Staatsanteile zurückkaufen und diese bei Bedarf teurer weiterverkaufen und hat seine Schulden beglichen. Sollte es nie in die Gewinnzone kommen, geht es konkurs und die Staatsanteile mit ihm.
Das sagte ich ja andernorts schon. Ich finde nur ermüdend, dass überall nur immer die absolut superreichen als Beispiel genommen werden, man aber über sehr viel mehr Betroffene spricht mit einer Vielzahl an Problematiken die gelöst werden sollten.
Hier im Thead war ja auch schon die Rede von Privatjets und Yachten.
Großen Wertzuwachs kann es neben Start-Ups auch bei schon länger bestehenden unternehmen geben, wenn die z.B. mit einer neuen Idee durchstarten. Neben Übergangszeit bei Neugründung sehe ich eine Aussetzung der Steuer in Phasen wo keine Gewinne erzielt werden als sinnvolle Ergänzung. Um Missbrauch vorzubeugen könnte man das im Tausch gegen eine Beteiligung ohne Einflussrecht absichern.
Alles ja auch eine Frage der Ausgestaltung. Welche Freibeträge setze ich an? Wird alles gleich besteuert oder setze ich auf ein Stufenmodell?
Man könnte ab 2 Millionen mit 0,5% anfangen, ab 10 Millionen 1%, ab 100 Millionen 3%.
Man könnte die Einkommensteuer bzw. Körperschaftsteuer, die auf Erträge des betroffenen Vermögens anfallen, anrechnen.
Wenn der Beschluss steht, sich darüber ernsthaft Gedanken zu machen, beginnt die Arbeit und das Geschachere erst.
Die Superreichen stehen bei der Vermögenssteuer im Fokus, da sie die naheliegendste Situation sind, so wie der Bürgergeldempfänger, der bis 14 Uhr auf der Couch liegt, um dann bis 22 Uhr schwarz zu arbeiten.
Es gibt halt auch wenige der anderen Gruppen, die ernsthaft darüber diskutieren wollen. Sie wissen halt, eine Umsetzung dauert mindestens zwei Legislaturperioden und danach kommt noch das Bundesverfassungsgericht.
Bevor eine Vermögenssteuer kommt, kommt eine Reform der Erbschafts- und Schenkungssteuer, denn eine Reform dort wäre viel schneller und leichter umsetzbar. Also lobbiieren sie lieber dagegen.
Aber genau das ist doch Quatsch wenn sie unter allen betroffenen der kleinste Teil sind.
Das ist dann wie in Österreich wo das Gesetz welches Vollverschleierung in der Öffentlichkeit verbieten sollte am meisten die Radfahrer getroffen hat die im Winter ihr Gesicht vor Witterung schützen wollen.
Eine Diskussion über etwas das sehr viele betrifft sollte NIE anhand der Extrembeispiele geführt werden sondern immer anhand der gesamten Bandbreite.
Wollte man nur Superreichen besteuern könnte man gleich den Freibetrag auf eine Milliarde erhöhen.
Staffelung halte ich für denkbar, aber 3% erscheint mir zumindest dann zu viel wenn man es mit der Forderung verbindet, dass auch Erbschaften ohne Ausnahmen hoch besteuert werden. Gerade im Falle von inhabergeführten Familienbetrieben.
0,5 % auf kleine Vermögen muss nicht sein. Da wäre wichtiger eine Regel einzuführen, dass die Steuer erst erhoben wird wenn der zu erwartende Betrag die Kosten für Bearbeitung und vor allem Schätzung des Vermögens übersteigt. Sonst kostet es am Ende im Schnitt 500 Euro die kleinen Vermögen zu schätzen etc. um dann bei vielen der betroffenen nichts oder nur kleine Beträge einzunehmen.
Man muss schließlich immer bedenken, dass diese Vermögenswerte ja keineswegs immer so eindeutig sind wie es ein Einkommen wäre.
Deshalb wäre ich ja dafür Betriebe gar nicht davon zu erfassen und dafür das was aus diesen Unternehmen raus fließt deutlich höher zu besteuern. Denn das ist ohne großen Aufwand in der exakten Höhe zu beziffern. Und reich lebt man ja nicht weil man ein Unternehmen besitzt welches auf dem Papier einen Wert hat sondern erst dann wenn man hier auch Geld entnimmt oder Anteile verkauft.
Also, ich empfinde die Ablenkung von sehr reichen Bürgern als unangemessen.
Denn zum einen muss die Diskussion doch erstmal geführt werden. Bisher wird sie zu sehr gleich im Ansatz erstickt.
Zum anderen hat das Missverhältnis zwischen sehr arm und sehr reich eine große Auswirkung auf den gesellschaftlichen Frieden im Land.
Außerdem war an dem Interview mit Marlene Engelhorn so bemerkenswert, dass sie sehr umfassend beschreibt, wie reichere Menschen Steuern umgehen können und es auch tun. Und das gilt nicht nur für Superreiche.
Was Firmen betrifft (ich weiß nicht, wie man immer auf Start-Ups kommt…), fände ich persönlich eine Erbschaftssteuer, die den Namen verdient, als mögliche Lösung. Wie Marlene Engelhorn schon dargelegt hat: Der Staat kann Anteile bekommen, die Erben können einen Kredit aufnehmen, die Firma verkaufen oder die Steuerschuld abstottern. Die Erben selbst bekommen übrigens bereits während des Lebens ihrer Eltern ausreichend Unterstützung und Startkapital.
Es macht für eine Gesellschaft und einen Sozialstaat überhaupt keinen Sinn, die stärksten und reichsten ihrer Teile von der Verantwortung für dieses Gemeinwesen, von dem auch sie profitieren, zu befreien. Es gibt keinerlei Sicherheit, dass Firmen Gelder, die sie als Subventionen bekommen oder sparen, in Arbeitskräfte oder Investitionen stecken. Viele schütten einfach mehr Gewinne aus.
Und wenn ein bedeutendes Unternehmen gefährdet ist, ist der Schrei nach staatlicher Hilfe sofort groß.
Ein Gemeinwesen ist aber keine Einbahnstraße.
Ich habe vor ca. 1,5 Jahren ein Interview von Wolfgang Heim bei SWR1 mit ihr gehört, dass ich deutlich besser fand. Es ist auch mit ca. 32 Minuten im Zusammenschnitt kürzer und bringt dennoch die wichtigsten Punkte auf den Tisch. Zudem gibt es dies zusätzlich auch als Videomitschnitt aus dem Hörfunkstudio, was ja manchmal auch interessant ist, wenn man die Menschen bei Ihren Worten sehen und die Gestik wahrnehmen kann.
In Summe finde ich es auch sehr passend, wenn man sich mit den Themen Erbschafts- / Schenkungssteuer und Vermögenssteuer auseinandersetzt.
Deutlich widersprechen würde ich aber ihrer Meinung zu Spenden / Stiftungen von Vermögenden und der Einordnung dazu bzgl. Philanthropie. Das betrifft im Kleinen auch jede normale Bürgerin, die mal 10 | 20 oder 50€ spendet. Da sucht auch jeder aus, ob es für die Tafel, krebskranke Kinder auch Waisen auf einem anderen Kontinent ist. Da finde ich es besser, dass es diese Stiftungen oder großen Spenden gibt, auch wenn der Spender die Verwendung mitbestimmt, als das es diese nicht gäbe und ich halte es für illusorisch, dass die Gemeinschaft in der Demokratie das immer besser verteilen wird. Wenn dem so wäre, gäbe es ja in unseren Demokratien in D und AT eine Vermögenssteuer.
Insgesamt Zustimmung.
Nur hier nicht:
Erstens haben Vermögende viel Macht und Einfluss. Deshalb gibt es keine (ausreichende) Vermögens- und Erbschaftssteuer (+ dass die Politiker nach der Aussetzung der Vermögenssteuer keine Änderung vorgenommen haben).
Zweitens haben auch die großen Stiftungen große Macht. Besser als nichts, aber Steuern wären besser. Mit Kleinstspenden hat das rein gar nichts zu tun.
Weiß ich nicht, wenn die Demokratie die Vermögenssteuer nicht hinkriegt, wie sollte dann Spendenverteilung besser klappen?!
Rund 5,67 Milliarden Euro wurden im Kalenderjahr 2022 für wohltätige Zwecke gespendet, von 19 Millionen SpenderInnen. Das mögen alles kleine Spenden gewesen sein, aber 5,67 Mrd. € sind dann auch keine Peanuts mehr. Dann müsste die logische Konsequenz sein, zu fordern, dass auch dies „demokratisch“ verteilt wird (was ich Unsinn fände).
Infografik: Stabiles Spendenaufkommen auch in Krisenzeiten | Statista.
Wenn Sie sich nochmal durchlesen was ich bisher zum Thema geschrieben habe, dann können Sie feststellen, dass es mir gar nicht darum geht.
Mir geht es darum, dass überall nur die Extrembeispiele diskutiert werden. Bei der Einkommenssteuer kommt doch auch niemand drauf 50% ab dem ersten Euro zu verlangen, weil es einem Einkommensmillionär auch nicht schaden würde. Bei der Einkommenssteuer wird sehr differenziert über die einzelnen Einkommensbereiche diskutiert.
Warum kann man nicht bei der Vermögenssteuer genauso differenziert über verschieden hohe Vermögen, aber auch über verschiedene Arten von Vermögen diskutieren? Gerne mit dem Ziel ein tragfähiges Konzept zur Besteuerung von Vermögen ohne Kollateralschaden aufzubauen.
Und noch ein Punkt den man berücksichtigen muss. Wie hoch ein Vermögen ist kann generell, aber gerade bei sehr reichen Menschen sehr schwer zu beziffern sein. Gutes Beispiel ist hier Trump. Um an günstige Kredite zu kommen und in der Öffentlichkeit zu prahlen wird hier das Vermögen künstlich aufgeblasen, wenn es um Steuern geht, dann wird es winzig klein. Wie groß es wirklich ist, ist bis heute Unklar. Von einem großen Vermögen von 5 Mrd. € bis zu negatives Vermögen wenn man die Immobilien realistisch schätzt und die Schulden gegenrechnet ist da alles dabei.
Bei sehr großen Vermögen lohnt es sich noch hier umfassend den Wert zu ermitteln, bei Vermögen im unteren Bereich übersteigen da die Kosten für die Ermittlung inkl. zu erwartender Verfahren vor Gericht schnell die Einnahmen.
Wer also wirklich eine Vermögenssteuer will sollte aufhören nur über die obersten 100 zu reden und anfangen das Thema in seiner kompletten Komplexität behandeln. Denn wenn man Lösungen für all die sehr speziellen Fälle hat, ein Verfahren wie man mit einem überschaubaren bürokratischen Aufwand die Werte ermittelt und einen praktikablen Weg wie man mit der Vermögenssteuer umgeht wenn sich z.B. ein Unternehmen in einer Krise befindet und es Gift wäre wenn die Eigentümer Vermögen rausziehen müssten, dann ist man an einem Punkt angelangt wo die Argumente gegen die Vermögensteuer kaum mehr relevant sind.
Solange als Argument aber immer nur „Albrecht, Schwarz und Klatten“ kommt, solange muss man damit leben, dass es eben auch Bedenken gibt was den Mittelstand angeht.
Start-Ups sind eines der Extremen Beispiele, bei denen Vermögen und Ertrag in keiner Relation stehen. Denn der Wert der Firma bemisst sich an einer Erwartung auf die Zukunft. Wenn Investoren davon ausgehen, dass meine Firma die einen Fusionsreaktor auf den Markt bringen will, dann besteht der Wert der Firma unter Umständen aus einem Patent, welches einen Wert hat weil man davon ausgeht, dass dieses später mal viel Geld erwirtschaften kann. Das heißt aber nicht, dass diese Firma heute den Gründer reich macht. Unter Umständen müsste er ohne eigenes Kapital ein paar Jahre Vermögenssteuer auf den Unternehmenswert zahlen um dann festzustellen, dass das Patent doch nicht so vielversprechend war und die Firma verschwindet in der Versenkung. Selbst wenn die Vermögenssteuer gestundet wird, weil es ja keinen Ertrag gab, dann hätte der Gründer irgendwann einen Haufen Schulden an Vermögenssteuer, wäre aber nie wirklich reich gewesen wenn man unter Reich versteht, dass ihm viel Geld zur Verfügung stand.
Und ja, natürlich betrifft das nicht die Mehrheit der Betroffenen, aber worum es mir geht ist, dass man bei einer Forderung nach einem Gesetz zu einer Vermögenssteuer immer auch darüber diskutieren muss wie man damit umgeht, dass man auch dann ein großes Vermögen zur Verfügung haben kann wenn man nicht viel Geld zur Verfügung hat.
Egal ob das jetzt ist weil Start-Up, Weil Schlossbesitzer mit hohen Kosten für Instandhaltung, Firma die sich im Umbruch befindet, Besitzer von Kunst, etc. wird es eben immer Fälle geben die Vermögen besitzen, nicht aber liquide Mittel. Bei einigen Dingen könnte man das vielleicht so monetarisieren, dass es einem nicht schadet, bei Firmen aber hätte der Verkauf von Anteilen immer auch andere Konsequenzen und ist gerade bei kleineren Firmen in Nischen auch gar nicht so einfach bis Teils sogar unmöglich.
Bei einer Grenze von einer Millionen € steht am Ende wohl der Abteilungsleiter in einem Konzern fast besser da als der Besitzer einer Firma für die bereits etwas Vermögenssteuer anfällt. Denn auch ein sicherer Job mit hohem Gehalt im Konzern ist quasi eine Form von Vermögen, da einem der Job ja weiterhin ein gutes Einkommen sicherstellt.
Es geht doch nicht um Ablenkung. Aber wenn es ein Argument gibt, welches eher den unteren Bereich der von Vermögens- oder Erbschaftssteuer betrifft, dann ist es halt absoluter Unsinn mit Schwarz, Albrecht und Klatten zu antworten.
Das ist dann von der Art der Argumentation her gesehen auf dem Niveau, wenn man gegen Kindergrundsicherung argumentiert, weil es ja hier und da Eltern gibt die sich davon Drogen kaufen würden.
Eine Diskussion über eine Steuer die 21.000 Menschen betrifft nur anhand der oberen 500 zu führen ist halt einfach nur unseriös. Wenn es einem nur um diese 500 geht, dann kann man gleich als Freibetrag 500 Mio. € einführen und wenn es einem um alle geht, dann muss die Diskussion eben auch über alle 21.000 geführt werden und nicht über die obersten 500, wobei als Beispiel dann nur die obersten 10 genutzt werden.
Also wirklich neues hat sie da nicht erzählt. Und die Mechanismen sind in der Realität dann wohl noch deutlich komplexer und umfassender.
Eigentlich auch nicht. Es wird immer von Mittelstand geredet und dass der Geringverdiener zu viele Abgaben zahlt und die Steuern deshalb runtermüssen. Habe meiner Lokalzeitung dazu mal einen Brief geschrieben und mal aufgeschlüsselt, wie sich die Abgaben bei verschiedenen Gehaltsklassen wirklich zusammen setzen. Habe keine Antwort bekommen und es gab auch sonst keine Reaktion darauf.
Ansonsten kann gerne jemand die Diskussion mit Zahlen bereichern. Ich vertrete aber grundsätzlich die Meinung, dass bei denen, die jetzt schon viele Steuern zahlen, man immer einen Ausgleich hinbekäme.
Es wird aber immerhin darüber diskutiert ob es besser wäre die unteren Einkommen zu entlasten und die oberen zu belasten, ob es generelle Entlastungen geben soll, Anpassungen an Inflation als Antwort auf die kalte Progression, etc.
Keiner käme auf die Idee die Einkommenssteuer für alle gleichermaßen zu gestalten weil man an das Geld derer mit extrem hohen Einkommen will, sondern es wird dann immer gezielt darüber diskutiert ab wann gilt der Spitzensteuersatz, ab wann der Reichensteuersatz, wie hoch sind diese, aber eben auch welche Freibeträge gibt es, usw.
Und genau sowas erwarte ich eben auch für die Vermögenssteuer. Eben nicht nur auf Klatten und Co. als Beispiel nehmen, sondern auch mal den Unternehmer mit 30-50 Angestellten in der Provinz der in einer Branche ein kleines, aber erfolgreiches Unternehmen aufgebaut hat, welches lokal verwurzelt ist, im Gegensatz zu den Konzernen auch Gewerbesteuer zahlt etc.
Was passiert wenn der dann sein Produktportfolio anpassen muss, weil er Teile für Verbrennerfahrzeuge hergestellt hat. Wie ermöglicht man dem eine Transformation ohne dass er Geld aus dem Unternehmen ziehen muss, welches er für diese Transformation benötigt.
Denn der Erhalt oder auch das Wachstum eines solchen Unternehmens hätte lokal unter Umständen deutlich mehr positive Wirkung als man Sie mit der erzielten Vermögenssteuer hätte.
Weil darüber, dass es Klatten und Co. nicht schaden würde 1-2% Vermögenssteuer zu zahlen brauchen wir nicht diskutieren. Wir müssen darüber diskutieren wie man eine Vermögenssteuer so gestalten kann, dass einerseits Einnahmen generiert werden, andererseits gerade lokale Unternehmen eher gefördert als gehemmt werden.
Vielleicht ein System welches Anreize schafft lokal zu Investieren. Z.B. Freibeträge je in Deutschland Angestellten. Diese können dann auch je nach Region gestaffelt werden um struktureschwache Regionen zu unterstützen.
Denn wenn wir es genau nehmen wäre es für den Staat was alleine die Vermögenssteuer angeht besser der Unternehmer würde den Gewinn und damit Firmenwert steigern indem Arbeitsplätze ins billigere Ausland verlagert werden. Gesamt wäre es aber besser er engagiert sich lokal.
Wie viel Vermögen hat er denn? Und wird ein Teil des Vermögens verkauft, da es nach der Transformation nicht mehr benötigt wird? Wie steht es sonst um seine Finanzen? Er wird ja jetzt ein paar Jahre keinen Gewinn machen, braucht trotzdem etwas zum runterbeißen.
Sind da Teilhaber? Wie finden die das, wenn sie jetzt ein paar Jahre statt angestrebten 8-10% nur 0% bekommen? Ziehen die das Kapital ab und wandern weiter?
Ich habe keine Ahnung, ist so ein Unternehmen in der Regel wirklich nennenswert über 2Mio Wert?
Lass 50.000€ Steuer anfallen, das sind um die 2% seiner Lohnkosten, oder?
Natürlich stimmt es, dass es für ein gut gehendes Unternehmen kein Problem sein sollte die Vermögenssteuer für den/die Inhaber zu erwirtschaften. Deshalb bin ich im allgemeinen ja auch für eine solche Steuer.
Es soll aber eben nicht so sein, dass die Vermögenssteuer Firmen den Todesstoß gibt die gerade in der Sanierung sind und dafür muss die Ausgestaltung eben so erfolgen, dass diese Fälle berücksichtigt sind.
Jetzt bin ich kein Steuerprofi, aber habe gelernt, dass beim Substanzwertverfahren Maschinen und Immobilien mit dem Verkehrswert oder Wiederbeschaffungswert bewertet werden.
Demnach hätte eine abgeschriebene Maschine zwar einen Wert für diese Berechnung, würde im Eigenkapital aber nicht auftauchen.
Gerade Firmen mit vielen abgeschriebenen Maschinen haben deshalb enorm hohe Eigenkapitalrenditen.
Gibt es hier jemanden vom Fach, der genaues dazu sagen kann, ob eine abgeschriebene Anlage oder Immobilie hier nicht in die Wertermittlung des Firmenwertes fallen würde, da sie ja kein Eigenkapital mehr darstellt oder ob diese unabhängig davon ob sie abgeschrieben ist oder nicht mit einem Wert beziffert wird.
Naja, wir reden bei einer Vermögenssteuer ja von Bereichen von 1-2%.
Die Eigenkapitalrendite (da Vermögenssteuer nur auf Eigenkapital, nicht auf Fremdkapital gezahlt würde) beträgt im deutschen Mittelstand etwa 15%. Wenn davon 1-2% für die Vermögenssteuer wegfallen ist das für ein gesundes Unternehmen wenig problematisch, lediglich stark angeschlagene Unternehmen, die ohnehin schon keine befriedigende Eigenkapital-Rendite erzielen können, könnte es den Todesstoß geben.
Wenn ein Unternehmen auch nur in die Nähe der Notwendigkeit kommt, die eigene Substanz verkaufen zu müssen, um eine Vermögenssteuer zu finanzieren, liegt dort ohnehin schon einiges im Argen…