Wer mal seine eID testen möchte: Die Initiative TaxTheRich sammelt noch Stimmen zur Einführung einer Vermögenssteuer zur Finanzierung des ökologischen und sozialen Wandels: https://eci.ec.europa.eu/038/public/
Super, danke für den Tip. Hat geklappt. Hab natürlich dagegen gestimmt.
Warum bist du gegen eine Vermögenssteuer?
Einkommen jeglicher Art werden mehr oder weniger besteuert. Das ist gut so, davon finanziert sich unsere Gesellschaft . Menschen, die wenig Einkommen haben, zahlen weniger Steuern, Menschen, die ein höheres Einkommen haben etwas mehr. Das ist auch noch okay.
Ich bin absolut dagegen, dass man das Geld, dass dann noch übrig ist und im Besitz eines Menschen ist, abermals Steuern zahlen muss. Es muss jedem Menschen selbst überlassen sein, wie er (legal) zu Vermögen kommt und wie er dieses Vermögen einsetzt. Vermögen aber einfach an den Rest der Gesellschaft, umzuverteilen, kann und darf nicht die Lösung sein. Dagegen würde ich ankämpfen (ich habe weder Vermögen noch käme ich in die Verlegenheit, eine Vermögenssteuer zahlen zu müssen).
Grundsätzlich ist das Prinzip, mit steigendem Einkommen auch anteilig mehr Steuern zu zahlen, ja erstmal gerecht und nachvollziehbar.
Konterkariert wird diese Idee aber durch unser extrem komplexes Steuersystem. Mensch mit viel Geld können da etwas Geld für geschickte Steuerberatung investieren, um weniger als den „gerechten“ Anteil zahlen zu müssen.
Moralisch sicher bedenklich, in unserer profitorientierten Gesellschaft aber offenbar als legitim akzeptiert.
Ein strukturelles Problem unseres Steuersystems.
Zum Vermögen. Da Vermögen ja auch sehr unterschiedliche Ausprägung haben kann, ist eine pauschale Besteuerung sicher schwierig.
Ob nun ererbtes Vermögen, Betriebsvermögen oder Gewinne, wo setzt man da an?
Ich denke andererseits, das man mit entsprechendem Vermögen ggf weniger Anspruch auf staatliche Subventionen haben sollte als wirklich sozial Bedürftige. Zudem sollten Subventionen, die eher besser gestellten Menschen zugute kommen, auf ihre Sinnhaftigkeit überprüft werden, wie das Dienstwagenprivileg oder ähnliches.
Wäre zumindest ein Ansatz, Ausgaben zu reduzieren.
Dazu gehört natürlich die Akzeptanz, das man eine gewisse gesellschaftliche Mitverantwortung hat.
Ich würde das unterschreiben, wenn jedes Kind von Anfang an gleiche Chancen hätte. Qua Geburt superreich sein, während andere „auf der Straße“ geboren werden, ist für mich jedenfalls keine Chancengleichheit.
Und wie stehst du dann zu dem Vorwurf, dass Einkommen sehr stark besteuert wird und Vermögen kaum bis gar nicht?
Bei jeder von Privatpersonen erhobenen Steuer wird das Geld, das nach der Einkommenssteuer übrig ist, abermals besteuert: Mehrwertsteuer, Grunderwerbssteuer, Tabaksteuer etc. Bist du gegen alle diese Steuern?
Danke, Ihre Positionen gehe ich weitestgehend mit. Wenn eine Steuer gesetzlich verankert ist, dann muss sie auch gezahlt werden. An den Schlupflöchern kann man arbeiten.
Geringverdienende zahlen eh kaum Steuern und beteiligen sich zumindest dadurch nicht an der Finanzierung der gesellschaftlichen Aufgaben.
Auch Subventionen dürfen hinterfragt werden - gerade im Hinblick der aktuellen Herausforderungen in unserem Haushalt. Aber das Geld, dass man hat und legitim versteuert hat, dass muss man auch behalten dürfen. Daher lehne ich jegliche Vermögensbesteuerung ab.
Und dabei ist es m.E. egal, ob durch Arbeit verdient, durch Spekulation „gewonnen“, durch Zinsen angehäuft oder auch geerbt.
Nur in einem Punkt möchte ich widersprechen: eine Gesellschaft, die profitorientiert ist, sollte auch automatisch effizienzgetrieben sein. Daher sehe ich Profitstreben sehr positiv.
Damit widerlegst du dich selbst, da geerbtes Geld eben meist nicht versteuert wird. Und das Geld muss besteuert werden denn es ist leistungsloses Einkommen, man hat dafür rein gar nix getan als Erbe.
Wenn ich meinem Kind irgendwann eine Million vererben könnte, würde ich das eher sicher irgendwo anlegen lassen.
Zinsen von 3% reichen aus, um monatliche Ausschüttungen von 1860€ bei Steuern von 660€ zu ermöglichen.
Beim 18. Geburtstag sind dann immer noch 1.000.000€ übrig.
Stand jetzt ist das erheblich mehr als das durchschnittliche Taschengeld eines Kindes und ermöglicht ab Tag 1 ein Leben in Saus und Braus, ohne auch nur 1 Finger krumm zu machen.
Noch mehr nahezu steuerfrei vererben zu dürfen halte ich für grob fahrlässig.
Alles, was man im Leben dann tun muss, um ein gutes Leben führen zu können, ist, auf das Geld aufzupassen. Das kann wohl kaum als Leistung bezeichnet werden, vor allem wenn man es in Relation zu normalen Jobs stellt.
Den Kindern ein gutes Leben ermöglichen wollen, okay; dafür gibt es jetzt und auch in Zukunft den Freibetrag. Mein Vorschlag wäre die Million.
Den Kindern ein Leben ermöglichen, ohne jemals wirklich Verantwortung für irgendetwas übernehmen zu müssen aber sie in die Lage versetzen, aufgrund der monetären Möglichkeiten große Macht zu erlangen und über alle Maße verschwenderisch leben zu können und genau das den Enkeln und allen Folgegenerationen vererben zu können; halte ich nicht für ein gelungenes Modell.
Von Chancengleichheit und allen Problemen die damit in Deutschland, Europa, vor allem aber global einhergehen, war nun noch nicht einmal die Rede.
Menschen mit höheren Einkommen in Deutschland zahlen relativ weniger Steuern.
Damit verurteilst du dich selbst und die Mehrheit der Gesellschaft zu einer ewigen Knechtschaft.
r > g
—Piketty
Könntest du das bitte näher erläutern?
Für mich überwiegen die Nachteile die Vorteile:
Vorteile
- Im internationalen Vergleich besteuert Deutschland Vermögen noch wenig. Andere Länder wie die USA oder Großbritannien besteuern Vermögen wesentlich höher.
- Die Vermögenssteuer könnte sich positiv auf die soziale Gerechtigkeit auswirken, Finanzlücken ließen sich schließen.
- Das Grundgesetz nennt die Vermögenssteuer ausdrücklich als mögliche Einnahmequelle des Staates.
Nachteile
- Steuern werden nicht zweckbestimmt erhoben – daher können sich Steuerzahler nicht sicher sein, dass das zusätzliche Geld nicht etwa für Bürokratie, Rüstung oder Prestigeprojekte genutzt oder auf andere Weise verschwendet wird.
- Wer entsprechend vermögend ist, hat bereits Einkommensteuer gezahlt. Wieso noch mehr abgeben, wenn man seiner Steuerpflicht bereits ordnungsgemäß nachgekommen ist? Zudem geht der Staat auch bei Schenkungen und Erbschaften nicht leer aus und will seinen Teil auch bereits in Form der Abgeltungssteuer haben.
- Eine weitere Steuer bedeutet mehr Aufwand, sowohl für Privatpersonen und Firmen, als auch für den Staat. Das deutsche Steuersystem gehört ohnehin schon zu den komplexesten der Welt und würde sich so noch weitere verkomplizieren.
- Seit 1997 wurde keine Vermögenssteuer mehr erhoben – also seit mehr als 20 Jahren kommt Deutschland ohne diese Steuer aus.
- Es wäre fraglich, ob es tatsächlich möglich ist, Geld- und Sachvermögen einheitlich zu bewerten. Dies wäre aber zwingend erforderlich, damit die Vermögenssteuer nun verfassungsgemäß wäre. Zumindest wäre mit einem extrem hohen Bürokratieaufwand zu rechnen. Mögliche Einnahmen müssten auch in Relation zu dem sehr hohen bürokratischen Aufwand gesetzt werden.
- Es kann befürchtet werden, dass Unternehmen ihren Sitz ins Ausland verlagern, um der Steuerpflicht so zu entgehen. Das würde auch ein Risiko hinsichtlich des Verlusts von Arbeitsplätzen bedeuten.
- Die Vermögenssteuer wäre keine einkommensabhängige Steuer, sondern eine Substanzsteuer. Sie würde auch in einer Rezession erhoben werden. Auch wenn rote Zahlen geschrieben werden würden und keine Gewinne eingefahren werden, müssen Unternehmen demnach Vermögensteuer zahlen.
- Der Staat verfügt bereits über sehr hohe Steuereinnahmen. Der Fokus sollte auf einem vernünftigem Haushalten liegen, statt auf einer neuen Steuer."
Quelle: Vermögenssteuer - Deutschland ᐅ Definition, Pro & Contra
Man kann das (sehr unterhaltsame und lesbare) Buch lesen: Das Kapital im 21. Jahrhundert – Wikipedia
Im kürzen:
Kapital akkumuliert und die Leute die es besitzen verzerren die ganze Gesellschaft.
Ein gutes Beispiel dafür in Deutschland sind eure Nazi Billionaires.
Die meisten Reichen haben in Deutschland ihr Vermögen nicht erarbeitet und entsprechend keine oder nur eine geringe Einkommenssteuer gezahlt. Sie bedienen meiner Meinung nach hier das Narrativ, das Reiche ihren Reichtum „verdient“ haben. Das stimmt aus meiner Sicht nur für einen kleinen Teil dieser Gruppe.
Dass der Pflicht „ordnungsgemäß“ nachgekommen wurde heißt nicht, dass dies auch gerecht ist, und genau das darf man kritisieren. Die aktuelle Gesetzeslage bestimmt ja nicht, was ethisch richtig ist, sondern anders herum: Der Ethos sollte die Gesetzeslage diktieren. Der Grund für die aktuelle Gesetzeslage liegt darin, dass Reiche und Wohlhabende eine überproportionale Macht in der demokratischen Willensbildung haben.
Die Abgeltungssteuer, die sie nennen, ist regelmäßig geringer, als wenn ich das selbe Geld, welches ich per Kapitalerträge oder sonst wie erhalte, erarbeiten und entsprechend versteuern müsste. Schenkungen und Erben werden in diesen Kreisen strategisch über mehrere Jahre gestreckt oder in Unternehmen geparkt.
Eine Vermögenssteuer kommt zum einen der Realität bei, dass sich Kapital dort akkumuliert, wo es sich bereits befindet. Zum anderen steht ein Vermögen ab einer bestimmten Höhe nicht mehr produktiv für die Gesellschaft zur Verfügung. Im Gegenteil, Reiche schaden z.B. dem Klima überproportional und diesem Missstand darf man meiner Meinung nach mit einer Vermögenssteuer beikommen.
Im Bezug auf die Vermögenssteuer gibt es Fragen, die ideologisch sind. Ob ich glaube, dass Vermögen einer Einzelperson oder einer Familie gehört, ob der Staat ein Einnahmen- oder Ausgabenproblem hat – das alles sind politische Fragen, auf die es nicht eine „richtige“ Antwort gibt. Sie lassen sich nur bedingt wissenschaftlich lösen.
Die Behauptung, das Reiche Vermögen nicht erarbeitet haben, setzt 2 Annahmen voraus:
- Es ist klar definiert, wer als „reich“ angesehen wird. Diese klare Definition ist nicht gegeben.
s. z.B. Reichtum: Wer zur Oberschicht gehört - Institut der deutschen Wirtschaft (IW)
Notwendig wäre es hier also erstmal Klarheit zu schaffen. - Die Zuschreibung von bereits geleisteter Einkommensteuern erfolgt einzelpersonbezogen. Verwandschaftliche Beziehungen bleiben unberücksichtigt.
Die Beantwortung der Frage, ob Kinder vermeintlich reicher Eltern, das geerbte Vermögen „verdient“ haben oder nicht, ist sicher eine ideologische Frage. Das Motiv von Eltern ihren Kindern Vermögen zu überlassen, würde ich allerdings für mehr als legitim betrachten.
Nein, das ist keine Ideologie. Die Frage der enormen Ungleichheit von Vermögen hat absolut gesellschaftliche Sprengkraft.
Es ist genauso ideologisch Esseners zu sehen. Wieso soll ich für mein Gehalt steuern zahlen aber der Erbe nicht? Dafür gibt es schlicht keinen Grund.
Ich halte die Frage, ob Kinder reicher Eltern das geerbte Vermögen verdient haben, durchaus für ideologisch.
Verschiedene ideologische Perspektiven, wie etwa liberale, sozialistische oder konservative Standpunkte, können zu unterschiedlichen Auffassungen darüber führen, ob ererbter Reichtum als verdient oder unverdient betrachtet wird. Es hängt oft von den zugrunde liegenden Überzeugungen über Gerechtigkeit, Chancengleichheit und individuelle Leistung ab.
Das Argument der „gesellschaftlichen Sprengkraft“ widerspricht dem ja nicht, sondern verweist auf die gesellschaftliche Relevanz der Fragestellung.