Die nächste Bewährungsprobe steht mit dem geplanten Verbot von Öl- und Gasheizungen ab 2024, realistisch sind wohl eher (stufenweise) ab 2025 und 2026, ins Haus.
Das ist für mich das erste Gesetzt, viele sprechen hier ja sogar eh nur von einem Verbot, dass alle Bewohner*innen Deutschlands betrifft. Normalerweise gibt es bei diesen Themen in den Kommentarspalten eine klare Trennung zwischen eher zustimmend in Medien wie der Zeit, und klar ablehnend bei z.B. der Springerpresse. In diesem Fall ist überall Sodom und Gomorra.
Das ist ein Zeichen für mich, dass wenn die Änderungen beim einzelnen Bürger ankommen, die Zustimmung sehr sehr schnell aufhört.
Man kann nur hoffen, dass dieses Gesetz vor der nächsten Bundestagswahl aktiv ist, ansonsten befürchte ich, dass AFD, FDP und CDU populistisch und aktiv Wahlkampf für die Aufschiebung bis Nichtumsetzung machen werden, was mMn in der Bevölkerung gut ankommen wird.
Selbes gilt auch für den Fakt, dass in den kommenden Jahren das Angebot von gebrauchten Verbrenner PKWs immer geringer und teurer werden wird. SPD und Grüne müssten eigentlich alles daran setzen, dass der Ausbau der Ladesäuleninfrastruktur asap voran kommt, und die Menschen auch zu den gebrauchten E Fahrzeugen greifen. Falls nicht, werden AFD, FDP und CDU diesen Unmut zu nutzen wissen und dafür werben, dass wieder mehr Verbrenner auf den Gebrauchtwagenmarkt kommen. Den Glauben daran, dass viele auf ÖPNV umsteigen habe ich bereits verloren.
Wenn ich es richtig verstanden habe, geht es nur um das Verbot neuer Öl- und Gasheizungen.
Ob man einen großen Teil der Bevölkerung mitnimmt, ist eine Frage des Angebots von Lösungen für schwierige Fälle (Was ist bei Reparaturen?) und vor allem eine Frage der Kommunikation.
Mir fehlt es wirklich an Erklärungen durch Politik und Medien.
Viele Menschen würden sich eher davon überzeugen lassen, z.B. den Zweitwagen abzugeben, wenn ein klarer Plan für den Ausbau und die Verbesserung der Bahn + ÖPNV vorliegen würde.
Viele Menschen würden weniger Fleisch essen und weniger Milch trinken, wenn die Folgen für das Klima klarer benannt würden.
Außerdem die richtigen Anreize setzen. Irgendwo habe ich es schon geschrieben:
Steuer für Obst, Gemüse und Brot runter, für Fleisch hoch. Hafermilch Steuern runter, Milch hoch.
Inlandsflüge stark besteuern oder sogar verbieten.
Finanzielle Beteiligungen von Windparks in kleinem Rahmen ermöglichen. Anwohner sogar direkt beteiligen (gratis sozusagen), als Entschädigung dafür, dass sie darunter „leiden“.
Nennt mich naiv, aber es gibt so viele Maßnahmen, die einfach wären. Andere, die wegen EU oder Import schwieriger sind, als ich denke, aber dennoch auch ein gutes Vorhaben.
Vielleicht ist das Verbot neuer Öl- und Gasheizungen ein guter Weg, aber es wird wieder falsch kommuniziert.
Ja, im Gesetzentwurf geht es um den Einbau neuer Heizungen. Diese sollen zu min. 65% regenerative betrieben werden. Reparatur und Weiterbetrieb der alten Heizungen ist davon natürlich erstmal nicht betroffen.
Wenn aber die Heizung ab dem Datum komplett getauscht oder neu eingebaut werden muss, fallen reine Öl und Gasheizungen weg, was dazu führt, dass nicht einfach nur ,der Kessel, getauscht werden kann.
Beim Verbot von FCKW, der Katalysator Pflicht oder Einführung von CO2 Steuer haben sich die Betroffenen Produktgruppen leicht verteuert, womit die allermeisten umgehen konnten. Jetzt haben wir aber zum aller ersten Mal ein Gesetz, dass eine komplette Produktgruppe, nämlich reine Öl und Gasheizungen vollständig verbietet, ohne dass die betroffenen Personen Plug and Play austauschen können. Die Veränderung und der Zwang zur Veränderung kommt zu den Menschen, ob sie wollen oder nicht. Und das macht vielen eine sch****** Angst und Wut.
Grundsätzlich ein Schritt in die richtige Richtung. Es ist allerdings zu befürchten, dass trotz der Regelung dennoch weiterhin Öl- und Gasheizungen eingebaut werden und auch kein Plan besteht auf eine erneuerbare Heizung umzustellen. Es gibt zudem viel zu viele Politiker, die gegen jegliche Verschärfung der Anforderungen lobbyieren.
Was vermieden werden sollte ist einen Papiertiger zu erzeugen, an den sich nur wenige Personen halten. Auch heute gibt es viele sinnvolle Gesetze im Bereich Gebäude, die jedoch nicht durchgesetzt werden. Das zentrale GEG ist beispielsweise öffentliches Recht - als Mieter hat man bei einem mangelhaft gedämmten Haus keine Handhabe und erst Recht keine Minderungsgründe und dementsprechend passiert oft wenig. Ich habe schon einige energetisch gruselige Wohnungen gesehen, die ohne irgendwelche Abschläge vermietet werden.
Bei der Kommunikation des Vorhabens gibt es noch Luft nach oben, denn oft ist die Vorstellung in den Köpfen, dass Wärmepumpe nicht geht. Auch viele Handwerker, die nur Öl und Gas kennen, sind ratlos. Es gibt ein paar gangbare Wege hin zu einer Heizung mit 65% EE-Anteil, wie hier beispielhaft auf Twitter von Stefan Holzheu skizziert. Nur an extrem kalten Tagen ist der Gas-Brenner notwendig, ansonsten reicht die Wärmepumpe. Nach einer Dämmung ist 100% Wärmepumpenbetrieb möglich. Sobald eine maximale Vorlauftemperatur von 55°c ausreichend ist kann man Plug&Play die Gastherme durch eine Luft-Wasser-Wärmepumpe austauschen. Ein Austausch am Verteilungssystem oder Dämmung ist nicht zwingend notwendig für den Betrieb.
In den allermeisten Gebäuden könnte man eine Split-Klimaanlage bzw. Luft-Luft-Wärmepumpe als Heizungsunterstützung installieren und damit ebenfalls 65% des Wärmebedarfs abdecken. Ich habe eine solche Klimaanlage installieren lassen und decke damit sogar 90% des Wärmebedarfs ab. Leider ist die Förderung durch BAFA aktuell ausgesetzt, obwohl Klimaanlagen insbesondere im Bestand ein wichtiger Baustein sein könnten weil einfach nachrüstbar und kostengünstig. Die Effizienz ist dabei generell besser als bei Luft-Wasser-Wärmepumpen.
Vielleicht sollten wir es aus einer anderen Sicht betrachten.
Durch das Verbot wird der Verbraucher geschützt eine Investition zu tätigen, die nicht über die komplette Laufzeit dieser Anlage nutzbar bzw. bezahlbar bleibt. Erdgas und Öl werden teurer und das nicht erst nach 2045, sofern auch schon deutlich davor.
Die Anlage wird zu teuer und muss schon vor Ablauf der 20 Jahre ersetzt werden, was eine wiederholte Investition bedeuten würde.
2024 ist natürlich extrem kurzfristig und ambitioniert… Mal sehen, ob das nicht eingebaute Verhandlungsmasse ist.
Ich kennen noch Häuser mit Gas-Etagenheizung. Sollen dann Leute mit kaputten Gasthermen ohne Heizung auskommen, bis sich die Eigentümerversammlung auf den Einbau einer Zentralheizung einigen können?
Was ich grundsätzlich nicht verstehe:
Woher kommt der Eindruck, es solle kurzfristig passieren?
Spätestens Mitte letzten Jahres ist das bekannt geworden und nun, da FDP schlechte Umfragewerte erzielt, ist das plötzlich ein Problem.
Nahezu jedes Haus lässt sich zu 100% mit Wärmepumpe betreiben. Hydraulischer Abgleich und ggf. der Austausch einiger Heizkörper, sodass die Vorlauftemperatur auf 55°C reduziert werden kann, machen es möglich.
Die Umsetzbarkeit des Gesetzes ist also nicht das Problem. Viel eher sind es die Kosten und die sind mit reduzierter BEG-Förderung und der eh schon hohen Nachfrage gestiegen.
Es sind jedoch Härtefallregelungen geplant.
CDU und FDP also wieder voll auf der Populismus-Schiene.
Naja, mein Stand aus Koalitionsvertrag und Co ist:
Auch Gas geht es an den Kragen. In Neubauten soll dieser Brennstoff bei Heizungen schon in den nächsten Jahren nicht mehr eingesetzt werden. „Zum 1. Januar 2025 soll jede neu eingebaute Heizung auf der Basis von 65 Prozent erneuerbarer Energien betrieben werden“, heißt es im Koalitionsvertrag.
So zu tun, als hätte jeder wissen müssen, dass vielleicht in 10 Monaten ein komplettes Verbot kommt, grenzt an Gaslighting.
Das Problem der FDP ist tatsächlich mal wieder, unter anderem, dass es im Koalitionsvertrag für 2025 geplant war.
Das Bauministerium will es wegen der Sektorziele vorziehen.
65 Prozent erneuerbare Energien beim Einbau von neuen Heizungen ab 2024 (bund.de)
Jeder vielleicht nicht; aber die Bundesregierung in jedem Fall.
Die FDP reduziert sich auch hier einzig und allein auf die Funktion einer Bremse. Ein Koalitionsvertrag ist nicht bindend. Ein Gesetz schon. Geltendes Gesetz ist zum Beispiel das Klimaschutzgesetz. Der Bausektor musste hier nachliefern, um verpasste Ziele aufzuholen. Das ist passiert und beschlossen worden. Zu der Zeit hätten CDU und FDP also schon aufschreien können. Der Aufschrei blieb jedoch aus.
Ja, das ist so. Letztlich hängt das davon ab, ob der Staat Wärmepumpen & Co. so subventioniert, dass diejenigen, die ihre Heizung austauschen müssen (weil defekt oder die - ich glaube - 30jährige First ausgelaufen ist), wirtschaftlich nicht all zu heftig getroffen werden. Ist von solchen Zuschüssen die Rede?
In jedem Fall: Wer hier wütend ist, hat nicht verstanden oder ignoriert, dass
- der Gebäudesektor (Dämmung, Heizung) einen ganz erheblichen Teil an der CO2-Emission hat
- die CO2-Emissionen massiv runter müssen, wenn wir der jüngeren und nachfolgenden Generationen kein Klima hinterlassen wollen, mit dem wir selbst nicht leben wollten (Dürren, Hitze, viel mehr Unwetter, etc.)
Langfristig ist es wichtig, auch das Heizen auf erneuerbare Energien umzustellen.
Allerdings sind Wärmepumpen im Moment knapp, die Lieferzeit beträgt bis anderthalb Jahre ( Wärmepumpe kaufen: Rechnen Sie mit einer extrem langen Lieferzeit | SVZ ). Dementsprechend können durch das Öl- und Gasheizungsverbot wohl weniger Wohnungen und Häuser fertiggestellt werden. Und das in einer Zeit, wo sowieso schon seit Jahren weniger als 400000 Wohnungen pro Jahr gebaut werden und durch den Krieg, die Inflation und die hohen Migrationszahlen die Wohnungsnot seit einem Jahr weiter verschärft wird.
Deshalb halte ich es in dieser Situation für problematisch, das Verbot vorzuziehen. Zumindest sollte man Regelungen einbauen, dass dadurch nicht der Wohnungsneubau reduziert wird.
Ich wundere mich nur noch, wie schnell die neue Weltsituation verdrängt wird. Wenn ich mich recht entsinne, führt unser größter Gaslieferant einen Energiekrieg gegen uns, es werden Pipelines gesprengt, neue Terminals gebaut, koste es, was es wolle.
Und Deutschland will wieder die Hände in den Schoß legen und alles lassen, wie es ist. Ist ja bald Sommer.
Ich würde mal wieder sagen: Prinzipiell eine gute Idee, aber… Erstens bin ich sehr skeptisch, was eine sozial ausgewogene Gestaltung dieser Regelung betrifft. Es soll ja Leute geben, die nicht mal eben 10.000 (oder bei einr PV-Anlage meinetwegen auch 50.000) Euro zusätzlich auf der hohen Kante haben und sich auch entsprechende Kreditraten nicht unbedingt leisten können.
Zweitens fehlen mir die politischen Maßnahmen für einen massiven Ausbau des Anteils erneuerbarer Energien bei der Stromerzeugung und der Fernwärme: Wie nachhaltig ist eine Wärmepumpe, wenn ich sie sie mit Strom betreiben muss, der zu 50% aus Kohleverstromung stammt. Und wie sinnvoll ist es, Gasthermen zu verbieten, wenn die Fernwärme ebenfalls durch Verbrennung von Gas erzeugt wird. Sicherlich sind das inkrementelle Fortschritte, aber ein schlüssiges Konzept sieht für mich anders aus.
Aber vielleicht gibt es ja Menschen mit Fachkenntnis hier im Forum (ich habe keine), die mich überzeugen können, dass es in Wirklichkeit alles viel positiver aussieht.
Das ist falsch. Reihenmittelhäuser haben z.B. sehr häufig keine Möglichkeit LL-Wärmepumpen zu installieren, weil die Bauregularien (insb. Abstandsregelungen) nicht eingehalten sind.
Genau das ist bei mir jetzt das Problem - ich möchte meine 26 Jahre alte Gasheizung gerne gegen eine Wärmepumpe austauschen. Aber Reihenmittelhaus = keine 3 m Abstand zum Nachbarn möglich. Und sofort wird von den Firmen abgewunken.
Gibt es vielleicht kleine Wärmepumpen, die z.B. auf dem Dach oder Innen im Keller verbaut werden können? Eventuell als Hybrid mit einer kleinen Gastherme für die Spitzenlast an den 14 kalten Tagen im Winter? Aber mein Gefühl ist, dass hier von den Herstellern und den Handwerkern kein Interesse besteht, dafür eine Lösung zu suchen….
Hast du einen Garten?
Brauchst auch keinen Abstand zum Nachbarn
Klar, kostet halt nur ein Schweinegeld. Alleine die Brunnenbohrungen kosten ca. 1000 € / Meter Tiefe bei 2 Bohrungen und durchschnittlich 115 bis 20m bis zur relevanten wasserführenden Schicht
Ja, wir haben einen Garten - aber komplett umbaut und teilweise unterkellert. Hatte ich auch schon im Blick, aber das ist keine auch nur im weitesten Sinne wirtschaftlich machbare Lösung, da das für eine Erdbohrung notwendige schwere Material nicht hingebracht werden kann
Verwechselst du da vielleicht was? Bei Sole-Wärmepumpen wird flächig ein Rohr im Garten vergraben.
https://images.app.goo.gl/4jjL9iyxRaj7Tphh7
Zur Funktionsweise findest du hier etwas.
Für 20.000 € - 30.000€ kann man sich so etwas schon umsetzen. Aber es nimmt natürlich einiges an Fläche ein.