Covid-19-Pandemie: Sachsen-Besuch über Weihnachten 2021

Ich war über Weihnachten eine Woche in Sachsen und habe dort mit Familie und Freunden (aus der Heimat) gesprochen. Dazu zunächst einige Tatsachen:

  • die Mehrheit derer die ich getroffen habe war Geimpft (teilweise geboostert)
  • die Spaltung innerhalb Sachsens ist deutlich geringer ausgeprägt als im „Westen“
  • Geimpfte akzeptieren u.a. viel mehr, dass es Impfskeptiker gibt (jede Meinung ist o.k.)
  • nahezu niemand glaubt an Verschwörungstheorien, es dominiert Ungewissheit

Mit dem letzten Punkt würde ich gerne beginnen. Selbst meine doppelt geimpfte und geboosterte Oma glaubt nicht, dass in der Politik irgendjemand ernsthaft einen Plan hat, was die Impfungen bewirken und wieviel der Impfschutz wirklich bringt. Viele jüngere Menschen mit denen ich gesprochen habe, ließen sich impfen, um weiter am gesellschaftlichen Leben teilhaben zu können. Die primäre Grund war nicht der Schutz der Impfung. Auch die Mitfahrerin (die ich per Mitfahrgelegenheit von Chemnitz nach Köln mitgenommen habe) hat sich impfen lassen, weil man perspektivisch nicht drum herum kommt und es das Leben leichter macht (sie ist übrigens Krankenpflegerin).

Das hat noch einmal verdeutlich, im Gegensatz zur breiten Berichterstattung in den Medien, dass nur ein geringer impfskeptischer Teil der Bevölkerung an Verschwörungen glaubt. Vielmehr sind viele Menschen nicht von der Wirksamkeit der Impfung überzeugt und warten lieber ab. Das Argument, jetzt auf einmal geht es nur noch mit Booster und demnächst dann die vierte Impfung, wird am häufigsten genannt. Das scheint die Impfung als solche selbst zu diskreditieren. Zudem kennen viele Menschen auch Geimpfte, die in der gigantischen Herbstwelle in Sachsen schwer erkrankt oder gestorben sind.

Was sollte also die Politik tun?
Eine bessere Kommunikation scheint das A und O zu sein. Die ständigen Widersprüchlichkeiten bei den Pandemie-Maßnahmen und Aussagen zur Impfung führen zu einer immer weiter sinkenden Akzeptanz und massivem Vertrauensverlust in die Politik. Viele Sachsen glaube nicht, dass die Politik willens oder in der Lage ist, die Pandemie zu lösen. Hier wäre sicherlich auch angebracht, dass die Politik endlich einmal bei den eigenen Aufgaben performt. Erfassung des Pandemiegeschehens, hybrider Unterricht, digitale Verwaltung, Bereitstellung von Impfstoff. Würde die Politik ein einigermaßen gutes Pandemie-Management hinbekommen, könnte auch das Vertrauen wieder steigen.

Wie würde sich die Lage durch eine Impfpflicht verändern?
Die Mehrheit, mit denen ich gesprochen habe, würden von ihrer jetzigen Meinung nicht abweichen. Man muss jedoch anmerken, dass die Konsequenzen heute ja noch nicht bekannt sind. Es würde wohl eher zu einem noch größeren Misstrauen führen, weil die Menschen (in Sachsen) die Unfähigkeit der Politik ausbaden müssen. Viele Geimpfte zweifeln inzwischen auch an, ob es die richtige Entscheidung war sich impfen zu lassen und insbesondere zukünftig weitere Impfungen zu erhalten. Es gibt nach wie vor (möglicherweise aus einem historischen Kontext der DDR-Vergangenheit) eine enorme Skepsis gegenüber staatlicher Zwangsmaßnahmen, insbesondere bei einer nicht einleuchtenden widersprüchlichen Argumentationskette seitens der Politik (wenn 2/3 in DE geimpft sind fallen alle Maßnahmen; es wird keine allgemeine Impfpflicht geben; wir haben das Gröbste überstanden (Sommer 2021); wer doppelt geimpft ist, hat den besten Schutz; usw.). Entgegen der langläufigen Meinung die meisten Menschen wären Querdenker oder Rechtsextreme (die Impfskeptiker in Sachsen) muss man sagen, dass es vielmehr eine Art von Ungewissheit ist. Im Gegensatz zu Westdeutschland wird insbesondere in Sachsen auch vielen Menschen das Recht zugesprochen, diese Entscheidung für oder gegen die Impfung zu treffen und das wird dann auch relativ uneingeschränkt akzeptiert untereinander. Menschen werden dort auch nicht in gute (geimpft) und schlechte (ungeimpft) Menschen unterteilt. Die westdeutsche Polarisierung findet dort so nicht statt.

Abschließend soll aber noch einmal gesagt werden, dass die Mehrheit der Sachsen (>50%) geimpft ist. In Sachsen findet lediglich eine andere Risikogewichtung statt und die westdeutsche Risikopräferenz zugunsten des Impfens wird nicht in diesem Ausmaßgeteilt. Die Lösung wird zumindest in Sachsen jedoch nicht in der Durchführung einer allgemeinen (harten) Impfpflicht liegen.

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Ich muss gestehen, dass ich das nicht nachvollziehen kann: Auch wenn Impfungen nicht 100-prozentigen Schutz bieten, so ist man doch mit Impfung auf jeden Fall im Vorteil …

Wo ist denn da nun wiederum das Problem? Auch gegen die Grippe muss man sich jedes Jahr impfen lassen, damit man einen vernünftigen Impfschutz hat - und auch der ist nicht perfekt.

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Die Erklärung, dass es sich um Rechtsextreme und Querdenkende handeln soll, finde ich fast nachvollziehbarer, als deine Argumentationsketten. Erstere haben wenigstens ein geschlossenes und in sich einigermaßen schlüssiges Weltbild. Die planlose Politik und (teilweise sind es nur scheinbare) Widersprüche sind ein Argument für die Impfung, wenn man sich ehrlich, unabhängig und faktenbasiert mit dem Thema beschäftigt. Alles andere ist Kindergartenniveau - Staat doof, also mach ich das nicht.

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Wir erleben gerade eine beispiellose Katastrophe, die wohl seit der spanischen Grippe um 1920 nicht mehr da gewesen ist. Dafür gibt es eben keinen „Masterplan“ z.B. wie bei Waldbränden, die (leider) jedes Jahr aufs neue kommen.
Und natürlich kann die medizinische Entwicklung da auch nur auf Sicht fahren, wenn sie gezwungen ist, innerhalb kürzester Zeit neue Impfstoffe zu entwickeln.

Außerdem habe ich das Gefühl, dass genau die Menschen, die der Politik einen Schlinger-Kurs vorwerfen, die sind, die sich am energischsten gegen Maßnahmen wehren, wenn sie selbst dadurch eingeschränkt werden oder mit anderen Worten:
„Wasch mich, aber mach mich nicht nass!“

Ich sehe es auch so, dass die Politik Fehler macht. Die liegen aber meiner Meinung nach eher darin, dass sie einmal als gut identifizierte Maßnahmen nicht konsequent genug umsetzt. Zum Beispiel war das Schließen vieler Impfzentren im Spätsommer eine fatale Fehlentscheidung.
Auch das Unterschätzen der 4. Welle war eine massive Fehleinschätzung der Politik. Und warum hat man das gemacht? Weil man die Impfskeptiker Corona-Maßnahmen-Muffel speziell zur Wahl schonen wollte.
Und genau Die maulen jetzt, nach meinem Empfinden, mit am lautesten.

Alles in allem halte ich das verallgemeinerte Schlingerkurs-Argument für eine vorgeschobene Entschuldigung sind nicht an unbequeme Maßnahmen halten zu müssen.

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Also die regelmäßig vierstelligen Zahlen (früher warens ja noch mehr) bei Pegida, die Gruppe Freital, die Angriffe in Heidenau, die bewaffnete Gruppe im elbsandsteingebirge, Anastasia, der Dritte weg in Plauen, die rechte in in Prager straße, die Nazis die Connewitz zerlegt haben, das sächsische sek mit nazi ehrenkranz, die ganzen Sächsischen Kreisstädte die mehrheitlich AfD wählen manche sogar NPD, die evangelikalen im Erzgebirge, die rechtsintellektuellen mit ihrem Kubicheck Lesekreis am Dresdner Elbhang etc. Diese Leute sind alle nur verunsichert ?

Also dass wir hier nicht von falschen Tatsachen ausgehen, unabhängig davon ob die Leute geimpft sind oder nicht gibt es in Sachsen viele Leute die an verschwörungstheorien glauben und es gibt vuele rechte Strukturen. Dass kann man nicht verneinen. Gibt es die bspw in Bayern auch ? Vielleicht gibt galt nur wenige Infos.

Dass die Leute im Tal der Ahnungslosen Verständnis für ungeimpfte haben verwundert mich nicht. Letztlich gab es bspw. In Dresden doch immer mehr Verständnis für die rechten vom 13.02 als für die Linken die dagegen demonstriert haben auch wenn man selbst nicht mit diesen schreienden schmuddelnazis auf die Straße gehen wollte.

Das mit den Zwangsmaßnahmen und der DDR ist halt so einfach wie unspezifisch. Die DDR hat ja gerade bei der Impfung auch viel Aufklärung bettieben und die Impfpflicht bei anderen Krnakheiten auch HPV ist auch nach der DDR meines Wissens in Ostdeutschland einfach besser als im Süden oder in rlp. Zu mal wahrscheinlich die Impfquote in Sachsen und Thüringen besonders schlecht ist bzw. Die Quote von Bayern und BW nur gerettet wird durch diese riesigen Großtädte mit speckgürtel und deren Einwohner.

Sry falls das sehr konfrontativ rüber kommt aber bei allerliebe für deine Verwandten nur weil sie als höchstwahrscheinlich weiße deutsche (die auch wahrscheinlich keine linken in den 90ern waren #baseballschlägerjahre) nicht mitbekommen gibt es noch lange keinen Grund die Probleme in Sachsen klein zu reden. Meine familie aus Bayern meinte auch stets dass man von Nazis etc nichts mitbekommt plötzlich hab ich Impfgegner und Reichsbürger in der familie

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Zunächst mal vielen Dank für das ausführliche Teilen deiner Gedanken. Du sprichst in deinem Bericht sehr allgemein über die Sachsen bzw. Ostdeutsche. Ich vermute, dass du damit vor allem die Menschen charakterisierst, die du selbst kennst bzw. getroffen / mit ihnen gesprochen hast.

Hier ist mir ehrlich gesagt völlig unklar, was du meinst. Die rationale Risikoanalyse Impfung vs. keine Impfung für einen gesunden Menschen ist inzwischen absolut eindeutig. Dabei nicht zu dem Schluss zu kommen, sich impfen zu lassen, kann eigentlich nur zwei Gründe haben:

  1. Die relevanten Informationen liegen nicht vor
  2. Die Informationen liegen zwar vor, werden aber a) unabsichtlich oder b) absichtlich falsch verstanden

Punkt 1 und 2a sind m.E. ernst zu nehmende Probleme, die ich hier schon mal thematisiert habe.

Punkt 2b ist der klassische Verschwörungstheoretiker

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Das, was du da beschreibst, ist kein „einigermaßen gutes Pandemiemanagement“, sondern wäre die beste Performance aller westlichen Staaten. „Einigermaßen gut“ ist dagegen das, was wir bisher in Sachen Corona erleben.

Und hätte das mit der Impfquote hingehauen, wären wir sogar im internationalen Vergleich richtig gut durchgekommen.

Mein Eindruck (als Wessi, der in Thüringen lebt) ist eher der, einer grundsätzlichen Missgestimmtheit gegenüber „denen da oben“ und eine Entfremdung vom Gemeinwesen jenseits der eigenen Nachbarschaft. Anlässe finden sich dazu natürlich immer.

Dass eine Verweigerung der Impfung nicht als Anstoß für eine Diskussion/Kritik gesehen wird, zeigt nur, dass sich niemand verantwortlich fühlt, für die Gesamtgesellschaft einzutreten. Ist jedem sein Bier, ob er/sie sich impfen lässt. Und ob das Gesundheitssystem dabei aus dem letzten Loch pfeift … das ist das Problem von „denen da oben“.

Ich glaube gar nicht, dass eine allgemeine Impfpflicht hier auf so großen realen Widerstand stoßen würde. Hat man wieder was, worüber man schimpfen kann. Sonst gibt’s ja wenig, was einen noch mit den Mitmenschen verbindet.

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In englischsprachigen Ländern nennt man den Zustand, den @Philipp_K beschreibt, auch FUD („fear, uncertainty, doubt“) und dieser gehört seit Jahrzehnten zum Grundrepertoire in PR und Propaganda („Ich sage nicht, dass das Produkt der Konkurrenz Autismus verursacht, aber ich schließe es auch nicht aus.“). Im Umweltkontext wird eine derartige Propagantataktik in jüngerer Zeit auch aus Inactivism („besser mal nichts tun“) bezeichnet.

Ich denke es ist erst einmal (wertfrei betrachtet) eine beeindruckende PR-Leistung der Impfgegner*innen, FUD und Impf-Inaktivismus, wie beschrieben, in Sachsen zur Mainstreammeinung zu machen. Vermutlich ist auch die Stärke einer gewissen Partei, in deren Repertoire FUD und Inaktivismus eine große Rolle spielen gehören, mitverantwortlich.

Aber unterstützt wurde das Gedeihen der Impfskepsis meiner Meinung nach auch dadurch, dass viele in der bundesdeutschen Politik und Verwaltung sich das Ausmaß der Pandemie auch nicht einmal annähernd vorstellen konnten und die Kommunikation immer auf Reagieren und Kurzfristiges ausgelegt war. So sind Lockdowns immer wieder „vorübergehend“ und „bald alles wieder normal“. Wenn dann unvorgesehene Dinge, wie Mutanten dazwischenkommen, dann ist das ein gefundenes Fressen für Menschen, die gerne weiter Nebelkerzen zünden und Zweifel sähen wollen.

Meint ihr, dass, wenn mehr vom „new normal“ gesprochen würde und davon, dass die Pandemie (auch nach heutigem Stand) die meisten von uns einen nichtvernachlässigbaren Teil unseres Lebens (bisher zwei Jahre, aber es erscheint denkbar, dass es bis zu vier werden - 5% unserer Lebenszeit) prägen wird, auch Menschen in Sachsen sich eher überzeugen liessen? Aus meiner Sicht ist das auch ein wichtiges und oft vergessenes Element des schwedischen Wegs: die ehrliche Aussage, dass es lange dauern und nicht einfach werden wird und wir als Gesellschaft einen erträglichen, neuen Zustand finden müssen.

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Man kann auf die Erkenntnisse der Wissenschaft vertrauen. Dann ist Impfen gegen Corona erste Bürgerpflicht und eine Nicht-Impfung gefährdet Menschenleben.

Die Polarisierung in Deutschland ist, dass manche es okay finden, andere Menschenleben zu riskieren, entweder weil sie den wissenschaftlichen Erkenntnissen nicht trauen (AfD) oder weil sie individuelle Freiheit mit Egoismus verwechseln (FDP).

Du schreibst:

Wenn du die Polarisierung nicht wahrnimmst, sei dir versichert: sie ist da, dein Umfeld spielt nur im selben Team.

Edit: Typo

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Diese Folge von Deutschlandfunk der Tag zeigt wieso es ohne Pflicht nicht geht:

https://open.spotify.com/episode/1LWQ0bo7fklgYOKw6eKNJN?si=JLLaBZXjSX6jM40RzMG1ng

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Was ich beizutragen habe ist nur anekdotisch.
Ich beobachte dass es in meiner Umgebung eine kleine lautstarke Gruppe gibt die Impfgegner sind.
Aber es gibt eine noch kleinere leise Gruppe, die ich bisher übersehen habe, die sich einfach nur nicht impfen lassen wollen. Diese leise Gruppe stelle ich, nach meinen Beobachtungen, mal in die „homöopathische Ecke“. Die Testen sich nehmen ganz normal am gesellschaftlichen Leben teil und ziehen sich zurück wenn 2G Maßnahmen (z.B. Besuch einer Wirtschaft nach einer Wanderung) anstehen. Irgendwie haben die ihr eigenes Weltbild und wollen eigentlich nur in Ruhe gelassen werden. Die interessieren sich werde für Argumente noch für Statistiken. Die kapseln sich sogar von nahen Familienangehörigen ab.

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Lieber @Philipp_K , es ist mir ein dringendes Bedürfnis, hier ganz hart dagegen zu halten, wie ich es in einem separaten Thread schon getan habe.

Nicht überraschend, auch in Sachsen sind immerhin 63% „vollständig geimpft“.

Und genau das (!) ist das Problem in Sachsen. Die schweigende Mehrheit, die die Minderheit toleriert. Kannst du in der Politik genau so beobachten.

Ich formuliere es ganz direkt: Wer nicht an die Wirksamkeit der Impfungen „glaubt“, ist ein Verschwörungstheoretiker! (Das Verb „glauben“ deutet hier schon ganz klar auf das Problem hin.)

Denn wenn du an der Wirkung zweifelst, musst du erklären, wieso die Wissenschaft zu anderen Erkenntnissen kommt. Das kannst du nur, indem du die Glaubwürdigkeit der Wissenschaft, d.h. aller Studien und Mitwirkenden in Zweifel ziehst, oder jede Studie bis ins kleinste liest und einen relevanten Fehler findest. Letzteres ist bisher niemandem gelungen.

Alle diese Argumente zeugen davon, dass die betreffenden Personen sich überhaupt nicht seriös zur Impfung informiert haben. Die Hintergründe zu diesen Problemen stehen in jedem Bericht über das Thema und werden gebetsmühlenartig wiederholt, seit Beginn der Impfkampagne.

Wieso ist das ausgerechnet ist Sachsen so? Wieso führt das ausgerechnet in Sachsen zu einer niedrigen Impfquote?

Deine Wortwahl hier lässt ganz tief blicken.
Was in Westdeutschland stattfindet ist ein Schutz des Staats und seiner essentiellen Institutionen (Krankenhäuser) zum Schutz der Allgemeinheit (inkl. der Ungeimpften!). Wer diese Institutionen durch sein Verhalten gefährdet, wird von der Mehrheit entsprechend negativ beurteilt.

Die „andere Risikogewichtung“ ist nichts anderes als „alternative Fakten“. Es gibt bei der Impfung keine Risiken (mehr), die jeder für sich gewichten, d.h. selbst einschätzen, und dann zu einem plausiblen (!) Ergebnis kommen kann. Das war vielleicht mal der Fall, als junge Frauen sich letzten Sommer überlegt haben, ob sie eine Impfung von AstraZeneca nehmen oder lieber auf Biontech warten.

Fazit
Alles, was du hier beschreibst, bestätigt das negative Bild von Sachsen. Die angeführten Gründe lassen die Sachsen genauso schlecht darstehen, wie sie darstehen.

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Ich denke hier geht es in erster Linie wieder um die Kommunikation. Im Sommer 2021 wurde kommuniziert, dass die (vollständige) Impfung sehr gut schützt. Heute heißt es etwas salopp formuliert, dass nur noch geboosterte wirklich geschützt sind. Damit werden die eigenen Aussagen von vor einem halben Jahr komplett entwertet. Die Menschen wollen ja eine Perspektive. Hätte man im Sommer bereits gesagt, dass es eben notwendig sein wird sich alle 6 Monate impfen zu lassen, hätte man jetzt eine breitere Akzeptanz dafür. Zumal ja auch schon an anderer Stelle in der Lage erörtert wurde, dass es auch noch persönliche Umstände jedes einzelnen gibt, die keine Begeisterung für dauernde Impfauffrischung auslösen (Spritzenphobie, alleinerziehend, schwieriges sozialen Umfeld, etc.).

Ich argumentiere in meinem Beitrag eigentlich nicht, sondern habe nur versucht meine persönlichen Erfahrungen aus Sachsen darzustellen. Es ist ja auch nicht meine persönliche Argumentation. Vielmehr in Teilen meine Interpretation der nicht repräsentativen Einstellungen einiger Sachsen. Diese faktenbasierte Informationsaufnahme ist für viele sehr schwierig. Junge Menschen lesen weniger Zeitung, viele haben kein großes Vertrauen in das, was in der Zeitung steht.

Ich würde dem teilweise zustimmen. Die ersten Monate der Pandemie als man weltweit wenig wusste, musste man auf Sicht fahren. Ich denke im ersten Halbjahr haben auch alle viel geleistet. Wenn ich mich an die Straßen Ende März in Köln erinnere, war dort alles leer, keine Menschen am helllichten Tag. In der dritten Welle und auch heute merkt man davon nix mehr. Die Pandemie hat ihren Schrecken genommen und die Bürger haben sich damit arrangiert (Masken, Testen & Co.).

Es macht aber beim Staat oder der Politik den Eindruck, dass es dort nur eine ganz kleine Lernkurve gibt. Witzigerweise beschwert man sich in der Lage auch häufig über die breite Inkompetenz im Pandemie-Management. Trotzdem haben viele einen großen Glauben an den Staat. Obwohl nach 2 Jahren:

  • Gesundheitsämter immer noch analog arbeiten
  • Meldedaten unvollständig oder inkorrekt sind
  • Es kein Impfregister gibt (kein Mensch weiß, wie viele wirklich geimpft sind)
  • Kein flächendeckender hybrider Unterricht funktioniert
  • Nicht jede Schule mit Luftfiltern ausgestattet ist
  • die Corona-WarnApp weitestgehend nutzlos ist
  • es immer wieder (neue) Pannen bei Impfstoffbeschaffung gibt
  • nach wie vor die Kommunikation eine Katastrophe ist
  • es keine Strategie für eine möglicherweise kommende Impfpflicht gibt …

Das wären alles Aufgaben des Staates gewesen, das innerhalb von 2 Jahren in den Griff zu bekommen. Das wäre auch möglich gewesen. Andere Länder haben ja viele Punkte besser gemacht. Die Regierung heute noch in Schutz zu nehmen, ist unangebracht. Vor allem das Versagen Merkels (und des Kanzleramts insgesamt) wurde medial nie thematisiert.

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Alles richtig, hat aber mit Impfmuffelei nichts zu tun. Selbst wenn man dem Staat null vertraut macht die Impfung trotzdem Sinn. Man muss sich ja nicht Karl Lauterbach zuliebe impfen lassen, sondern aus Selbstschutz und Solidarität.

Mit kommt das doch alles sehr wie Whataboutism vor - Menschen suchen Vorwände, um sich nicht impfen zu lassen, und ein besonders praktischer ist staatliches Fehlverhalten, denn da lässt sich immer etwas finden.

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Überhaupt keinen Widerspruch, dass es in Sachsen nicht jede Menge komische Leute gibt. Die Schnittmengen der aufgezählten Personengruppen dürften auch ziemlich groß sein. Sachsen ist teilweise sicherlich auch etwas rechter als der Rest der Republik. Wobei ich das nicht verallgemeinern würde. Ländliche Regionen am Niederrhein oder in Westfalen sind vom Gedankengut wenig anders als im Erzgebirge. Sicherlich könnte Sachsen sich eher Polen, Tschechien oder Ungarn anschließen. Die Menschen sind durch die sozialistische Diktatur anders geprägt/sozialisiert. Dafür muss man kein Verständnis haben. Aber man muss damit eben anders umgehen als mit „Querdenkenden“ aus Baden-Württemberg. Deswegen ist ja gerade eine differenzierte Kommunikation so wichtig. Reichsbürger, Impfskeptiker, Esoteriker, Wutbürger können nicht in einen Topf geworfen werden, besonders wenn es um die Ansprache und die Argumente geht.

Das ist allerdings ziemlicher Unsinn. In NRW und anderswo mögen manche Menschen konservativ sein, gerade auf dem Lande, aber die AfD und die NPD spielen keine wichtige Rolle. In Sachsen sind sehr viele Menschen rechtsextrem bis hin zu echten Neonazis und haben ein strukturelles Problem mit der Demokratie. Das sind komplett andere Baustellen.

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In der Woche habe ich mit vielleicht 20 Menschen (Familie, ehemalige Schulfreunde + deren Angehörige) gesprochen. Mit denen hat man dann auch noch einmal über Leute gesprochen, die man eben kennt. Somit ist die Stichprobe natürlich sehr willkürlich. Aber das Verhältnis der Personen dürfte etwa dem Impfstatus in Sachsen entsprechen (60/40). Wobei ich erwähnen muss, dass ich fast keinen Ungeimpften persönlich getroffen habe, sondern oft von Ihnen berichtet wurde.

Nach meiner Wahrnehmung ist es eine Mischung aus 2a) mit eigenen Erfahrungen. Viele kennen jemanden der gestorben ist. Oftmals waren diese Leute aber auch geimpft (das schürt erste Zweifel). Außerdem kenne viele Leute (natürlich eher anekdotisch) andere Personen, die nach der Impfung Probleme hatten. Das wird dann sehr häufig mit der Impfung in Verbindung gebracht. Somit warten viele lieber erst einmal ab. Gerade jüngere Menschen haben dann eben diese risikofreudige Präferenz, zwischen der Wirkung der Impfung (vielleicht nicht so hoch) und den Risiken einer Thrombose (besonders Frauen) oder Herzmuskelentzündung (besonders sportliche Männer) gut abzuwägen. Das sollte ja im Grunde auch das gute Recht jedes einzelnen sein. Das PEI dokumentiert ja relativ ausführliche die Impfschäden. Danach müsste ja jedem zugestanden werden, dass man seine Risikoabwägung trifft.

Dazu ein weiterer Bericht aus meinem Freundeskreis: die Mutter meines Patenkindes ist totale Impfbefürworterin. Selbst schon geboostert, die Kinder haben alle Regelimpfungen. Ihre beiden Kinder (3 und 5) will sie aber auf keinen Fall impfen lassen. Das finde ich einigermaßen irrational. Denn hier tritt m.M.n. genau diese Risikoabwägung wieder ein (wie oben), sodass man überlegt ob die Impfung (kleine Nebenwirkungen werden extrem stark gewichtet) gefährlicher sein könnte als eine Infektion (kein schwerer Verlauf bei Kleinindern).

Ich hatte weiter oben schon auf die Zufriedenheit der staatlichen Performance ausführlicher geantwortet. Dazu ergänzen würde ich nur noch: wenn die deutsche Politik den Klimaschutz oder die Bekämpfung des Klimawandels ähnlich (nicht) stringent, unambitioniert und phlegmatisch umsetzt, dann wird das nie was. Die Lage ist ja sehr links-grün eingestellt und die beiden sind m.M.n. Klimaschutz-Fanatiker, Deswegen überrascht es mich immer wieder, dass sie so unfassbar viel Vertrauen in den Staat und seine Handlungen (der Zukunft) haben, obwohl sie vollkommen zurecht das Pandemiemanagement oft in der Lage kritisieren. Wo Staat (insb. Verwaltung) und Politik in der Pandemie geradezu durch Missmanagement und Underperformance aufgefallen sind. Deutschland rühmt sich ja selbst immer als so innovativ, fortschrittlich, „reiches Land“, bekommt aber dann teilweise die einfachsten Sachen nicht geregelt. Das kann doch nicht allen ernstes zufriedenstellen, was im letzten Jahr im Pandemiemanagement von der Bundesregierung (und den Landesregierungen) abgeliefert wurde!