Wie hoch sollte der CO₂-Preis sein?
Volkswirtschaftlich ideal (i.S.e. bestmöglichen Verteilung von Ressourcen) ist es, wenn der CO₂-Preis (pro Tonne) genau dem gesellschaftlichen Schaden von einer Tonne CO₂ entspricht. Diese liegt nach diversen Studien (u. a. Umweltbundesamt) im Bereich von 180–250 EUR pro Tonne. Wenn dieser Preis erreicht wird, würden die Menschen mittel- und langfristig nur noch CO₂-freie Waren und Dienstleistungen in Anspruch nehmen.
Die heutigen CO₂-Preise sind von dieser Größenordnung noch sehr weit entfernt, weil man andernfalls (1) einen massiven Angebotsschock mit unabsehbaren Folgen für Inflation, Arbeitslosigkeit und Verteilung hätte und (2) die Politiker nicht bereit sind, die Veränderung der relativen Preise aktiv gegenüber den Wählern zu vertreten (fehlender Führungs- und Gestaltungswillen).
CO₂-Zertifikate-Handel:
Den volkswirtschaftlich effizienten CO₂-Preis kann durch Handel von CO₂-Zertifikaten „am Markt“ ermittelt werden. Ohne ein CO₂-Zertifikat darf niemand (in den davon bereits betroffenen Sektoren) mehr CO₂ emittieren. Ein CO₂-Zertifikat erlaubt es einem Unternehmen dieser Sektoren, eine Tonne CO₂ zu emittieren.
Jährlich legt der Staat / die EU fest, wie viele Tonnen CO₂ (in diesen Sektoren) noch emittiert werden dürfen und bietet diese Zertifikate über einen Handelsplatz (Zertifikate-Börse) an. Der Preis für diese Zertifikate wird durch die Nachfrage bestimmt: Unternehmen, die CO₂ emittieren wollen/müssen, fragen CO₂-Zertifikate nach. Je mehr CO₂ die Unternehmen emittieren wollen, umso mehr steigt der CO₂-Preis, zu dem die Zertifikate erworben werden können.
Je höher der Preis steigt, umso mehr Unternehmen sagen sich: Nun, in diesem Fall ist es billiger, in CO₂-ärmere Varianten zu investieren, als diese teuren Zertifikate zu erwerben. So entsteht ein Anreiz für klimafreundliche Produktion und Investition, und zwar zunächst für solche Unternehmen / Brachen, in denen es relativ günstig ist, auf Klima-freundliche Alternativen umzusteigen („low hanging fruits“).
Im nächsten Jahr verringert der Staat die Anzahl der CO₂-Zertifikate und damit die insgesamt noch erlaubte Menge an CO₂-Emissionen (denn wir haben ja das Ziel, bis 2045 netto klimaneutral zu sein). Diese verringerte Angebotsmenge stößt nun erst einmal auf die gleiche Nachfrage. Die Folge: Der CO₂-Preis steigt. Damit lohnt es sich für weitere Unternehmen, in klimafreundlichere Produktion zu investieren.
Da die Unternehmen wissen, dass der CO₂-Preis auch in der Zukunft immer weiter steigt, investieren sie in Forschung und Entwicklung von klimaschonenden Technologien und Produktionsverfahren, damit die Kosten für klimafreundlichere Produktion sinken.
Wenn alles so läuft, wie es müsste, würde die EU 2045 nur noch so viele CO₂-Zertifikate ausgeben, wie in der EU CO₂ durch Senken (oder evtl. auch technische Absorption) absorbiert wird. Der CO₂-Preis müsste dann die Höhe des gesellschaftlichen Schadens von CO₂ haben.