Auch eine sehr gute Frage. Ich bin überzeugt, dass der zweite Grund gegen eine schnelle Angleichung an den optimalen CO₂-Preis der ist, den ich heute nachgepflegt habe:
Ich habe das jetzt noch nicht nachgerechnet, aber Du vergisst, dass es ja nicht nur um das CO2 geht, dass im Kraftstock selbst steckt, sondern auch um das, das in allen Vorstufen emittiert wird: Das Bohren nach Öl, das Pumpen von Öl, den Transport zur Raffinerie (Pipeline, Lkw, Schiff), das raffinieren, der Transport des raffinierten Kraftstoff über Zwischenlagern zur Tankstelle (Pipeline, Lkw, Schiff). Es gibt dazu ein sehr gutes Video, dass das ganz gut veranschaulicht (auch wenn ich nicht weiß, ob die dort genannten Zahlen seriöse sind): Umweltverschmutzer - Elektroautos gegen Verbrenner - wer ist Schlimmer - Offizielle Version! - YouTube In jedem Fall kannst Du davon ausgehen, dass sich der von Dir genannte CO₂-Aufpreis auf Kraftstock um einen erheblichen Faktor erhöht. @MarkusS, @Mike, @pitus
Die Idee eines CO2-Preises ist, eine volkswirtschaftlich optimale Allokation von Ressourcen dadurch zu erreichen, dass der CO-Preis die gesellschaftlichen Kosten der CO2-Emission erreicht (Internalisierung externer Effekte). Das bedeutet aber auch, dass es ein zwischen allen Sektoren identischen CO2-Preis gibt. Deinen Vorschlag könnte man umsetzen mit einer zusätzlichen Steuer (oder Maut) für Motorräder, SUVs, Sportwagen, aber auch Privatflugzeugen, Luxusyachten, etc. Lass mich etwas sarkastisch ergänzen: „… und sonst alle, was Neid oder Wut erzeugt …“
Ich verstehe, was Du sagst. Wäre sehr hilfreich bei der Akzeptanz eines CO₂-Preises. Und würde nicht den erhofften Effekt über den relativen Preis konterkarieren: Der Anreiz, z. B. auf ein Elektroauto umzusteigen, wäre noch da. Andererseits ist die Pendlerpauschale eine Subvention von auch fossil betriebenem Individualverkehr. Besser wäre es, die Pendlerpauschale nur noch für emissionsfreie Fahrzeuge zu zahlen und eine einkommensabhängige Förderung für die Anschaffung von emissionsfreie Fahrzeuge zu ergänzen.
Wenn man mit der Abschaffung der Pendlerpauschale wartet, bis alle Pendler eine „adäquate“ Alternative zum Verbrennerauto haben (ÖPNV, Elektroauto, …), müssen wir noch sehr lange warten. Die öffentlichen Mittel für die Pendlerpauschale sind in anderen Bereichen sehr viel besser investiert.
… allerdings gibt es noch einen 2. Aspekt, den ich bislang übersehen hatte: Die Modernisierungsumlage. Danach können Vermieter die Kosten einer Wärmepumpe in Höhe bezogen auf die Jahresmiete 8 % auf die Mieter umlegen, sofern sie:
eine energetische Modernisierung darstellt, also zur Einsparung von Energie beiträgt
dem Klimaschutz dient und nicht erneuerbare Primärenergie einspart
den Wert der Mietsache auf nachhaltige Weise steigert
Aus Sicht des Vermieters wären die Investitionen in die Wärmepumpe (einschl. energetische Sanierung) eines Tages amortisiert (d.h., macht sich bezahlt), während der Mieter dauerhaft 8 % höhere Miete zahlt, max. +3 € / qm pro Jahr. Allerdings müssen die Mieter dabei auch die Reduktion an Heizkosten gegenrechnen.
Vielen Dank für die Information.
Speziell die Frage Vermieter-Mieter scheint bedacht, das ist schon positiv.
Zur Pendlerpauschale: bei einer Abschaffung oder Begrenzung auf emmissionsfreie Fahrzeuge müsste tatsächlich der Kauf eines eAutos aktuell noch massiv gefördert werden, aber auch der Ausbau der Ladeinfrastruktur parallel weiter vorangetrieben, wenn man über die Stadtblase hinausblickt. Dann wird ein paket draus, das Alternativen bietet.
Bei den Autopreisen sieht es allerdings noch sehr angespannt aus, selbst Verbrenner-Gebrauchtwagen sind aktuell rund 3000€ teurer als noch 2021…Tendenz eher stabil laut ADAC
Btw…warum stellt sich das Wirtschaftsministerium nicht hin und erklärt das in klaren, einfachen Worten der Allgemeinheit? Also auch das es trotz allem sozialen Ausgleich für alle etwas teurer wird zwangsläufig?
Oder geht das im Gebrüll von Opposition, Koalitionspartner und Medien schlicht unter?
Für den Anschluss an ein Wärmenetz bestehen bereits Mieterschutzvorschriften. Im dezentralen Bereich fehlen diese bisher noch. Der Gesetzentwurf stärkt daher den Mieterschutz:
Wenn ein Vermieter sich entscheidet, Gasheizungen auf Basis von Biomethan zu nutzen, sollen Mieter vor den dann hohen Betriebskosten geschützt werden. Daher sollen Vermieter im Rahmen der Betriebskostenabrechnung die Bezugskosten für Biomethan nur in Höhe des Grundversorgertarifs Gas weitergegeben dürfen. Dies soll analog auch bei Pellets/fester Biomasse gelten. Hier ist der Referenzpreis für Festbrennstoffe entscheidend. Ohne diese Regelung besteht die Gefahr, dass Vermieter weiterhin eine hinsichtlich der Investitionskosten günstige Gasheizung einbauen und Mieter in der Folge mit den hohen Betriebskosten eines grünen Gasversorgungsvertrags belastet wären.
Um Mietende in energetisch schlechteren Gebäuden vor zu hohen Betriebskosten bei dem Einbau einer weniger effizienten Wärmepumpe zu schützen, sollen die Investitionskosten für eine Wärmepumpe nur dann im Rahmen der Modernisierungsumlage umlagefähig sein, wenn die Wärmepumpe einen Wirkungsgrad von mindestens 2,5 erreicht. Anderenfalls können nur 50 %der Investitionskosten umgelegt werden. Dies setzt einen starken Anreiz für Vermietende, gleichzeitig in die Effizienz des Gebäudes zu investieren.
Mir geht es um die theoretische Quantifizierung. Wenn man sagt, dass es sozialen Ausgleich gibt, ist unklar, was das jetzt für genaue Auswirkungen auf die Menschen hat (wird z.B. nur ein Anteil ausgeglichen). Das Steuersystem hat auch einen sozialen Ausgleich, aber das ist halt nicht wirklich klar fassbar. Die theoretischen Aussagen machen präzise, was genau gemeint ist.
Solange der Zertifikatshandel nicht alle Bereiche umfasst und zu viele Zertifikate im Umlauf sind, kann man dem Mechanismus aktuell denke ich auch noch nicht gut genug vertrauen, um da Geld zu investieren. Wenn aber verlässlich dafür gesorgt wird, dass der Zertifikatshandel genau die Menge an CO2 vorgibt, ändert sich das meiner Einschätzung (und Hoffnung) nach.
Gutes Argument! Insbesondere für Bereiche, wo ein Verbot auch aus anderen Gründen vernünftig ist (Tempolimit → Sicherheit, Keine fossilen Heizungen in Neubauten → langfristige Effekte), können ergänzende Verbote oder Vorschriften sinnvoll sein. Die Gründe sollte man dann aber gut kommunizieren.
Ich habe immer etwas Bauchschmerzen bei dem Begriff „volkswirtschaftlich optimal“. Das suggeriert immer, dass das eine Ideallösung wäre. Tatsächlich ist die Funktion, nach der man optimiert, durchaus fragwürdig, deswegen hat das Optimum meines Erachtens auch im theoretischen Sinne weniger Bedeutung als man denken würde (Vielleicht sollte man diesen Punkt mal in einem separaten Theme ansprechen?).
Damit ist eine optimale Verteilung knapper Ressourcen gemein. Optimal im Sinne des gesamtgesellschaftlichen Wohlstands. Ja, das wichtige Fragen auf in Bezug auf die Definition von Wohlstand und auf Verteilung. Grundsätzlich ist die Idee, dass die Existenz von externen Kosten (also die kostenfreie Nutzung von knappen Ressourcen; hier: Atmosphäre) zu einer verzerrten Produktions-, Konsum- und Infrastruktur in einer Volkswirtschaft führt, die sich wohlfahrtsmindernd auswirkt. Das lässt sich auf Basis von Modell zeigen, über deren mehr oder weniger realistische Annahmen man unbegrenzt diskutieren kann. Aber eigentlich bestätigt einem die Intuition bzw. der gesunde Menschenverstand schon, dass das der Fall ist, oder nicht? Und das durch die Internalisierung von externen Kosten, hier durch einen CO2-Preis, die Überlastung der Ressource reduziert wird.
„Zu viel“ bezieht sich hier auf das Aufkaufen von Zertifikaten.
Konzeptionell verfolgt man mit dem Aufkaufen und Nichtnutzen von Zertifikaten ja einen anderen Zweck, als wenn man beabsichtigt es zu nutzen. Wenn man es nicht nutzen möchte, ist erforderlich, dass die Menge an Zertifikaten insgesamt (auch in späteren Jahren) nicht relevant darauf reagiert.
Zertifikate, die ins nächste Jahr mitgenommen wurden. Wenn das Aufkaufen dann vor allem dafür sorgt, dass diese Menge kleiner wird, ist das denke ich nicht so motivierend für die Käufer.
Bei solchen Effekten sollte eher insgesamt die Menge an ausgegebenen Zertifikaten reduziert werden, Aufkaufen von Zertifikaten wirkt dem vermutlich entgegen (es ist ein Szenario von „zu viel“, aber trotdem hat so ein Zertifikat natürlich einen Wert).
Gegenwärtig ist der Preis noch relativ gering und die Reduktionen werden noch angepasst und sind nicht langfristig festgesetzt.
Zusammengefasst ist also der relevante Punkt, dass die Menge an Zertifikaten insgesamt zu unsicher ist und tendenziell eher zu viele Zertifikate verfügbar sind. Wenn man aufkauft, könnte das zur Folge haben, dass spätere Reduktionen weniger stark ausfallen, als wenn man das nicht tun würde.
Ja, und es gibt halt noch andere Möglichkeiten, knappe Ressourcen optimal zu verteilen, zum Beispiel nach Nash Social Welfare (also nach dem Produkt statt der Summe). In diesem müsste denke ich der CO2-Preis von der Person abhängen.
Da ist ja im Forum schon wochenlang drüber diskutiert worden. Kann man sich treffend drüber streiten. Da in meiner Beobachtung kein Konsens erreichbar ist würde ich vorschlagen das Thema nicht mehr einzubringen.