CO2 Ausstoß je produzierten kWh

Mit fehlt bei der ganzen AKW Ausstiegsdebatte eigentlich in allen Medien (inklusive der Lage), ein wenig der Blick auf den CO2 Ausstoß je produzierten kWh. Diese Größe ist ja in Hinblick auf den Klimaschutz nicht ganz unwichtig und es ist einfach aktuelle Zahlen zu bekommen (sogar stündlich, zB.: die App Electricity Maps).

Und Deutschland ist eigentlich immer unter den schlechtesten Ländern weltweit (zumindest in Bezug auf die Länder, die Zahlen veröffentlichen) Eigentlich ist in der EU meistens nur Polen schlechter.

zB.: Heute morgen (17.04.23 8:00)
DE: 544 gCO2 eq / kWh
Fr : 68 gCO2 eq / kWh
Spanien 128 gCO2 eq / kWh
Schweden 22 gCO2 eq / kWh
Neuseeland 80 gCO2 eq / kWh

Und für die Menschen die argumentieren, es gab heute zu wenig Wind und am Morgen war es dunkel, hier die letzten 12 Monate im Durchschnitt (Import/Export mit eingerechnet):
DE: 416 gCO2 eq / kWh
Fr : 85 gCO2 eq / kWh
Spanien 141 gCO2 eq / kWh
Schweden 29 gCO2 eq / kWh
Neuseeland 100 gCO2 eq / kWh

Ich will jetzt gar keine AKW Wiedereinstiegsdebatte führen (Ich bin neben Wackersdorf groß geworden und war bei einem deutsch-japanischen Joint Venture beschäftigt, als Fukushima passierte … und ja die Fehler sind nicht nur während der Ampel passiert, sondern auch schon die Jahrzehnte davor, da fand ich die Reihenfolge erst AKW, dann Kohle/Gas schon immer suspekt). Außerdem nicht jedes Land, welches im CO2 Ausstoß besser wie Deutschland ist, setzt auf AKWs, da ist natürlich, gerade in Südamerika und Skandinavien, auch viel Wasserkraft dabei.

Trotzdem fehlen mir folgende Hinweise in der aktuellen Debatte:
Der CO2 Ausstoß pro produzierten kWh ist in Deutschland grauenhaft schlecht (um Faktor 4-5 schlechter wie in Frankreich), was für das Klima fatal ist und was tausende Tote kostet, selbst wenn man die pessimistischen Schätzungen bei Nuklearunfällen mit einbezieht und die optimistischen Schätzungen im Bezug auf Luftqualität verwendet ist Strom aus Kohle um Faktor 100 tödlicher, wie AKWs. Deutschland ist im weltweiten Vergleich sicher kein Vorbild (einfach gemessen an den realen Zahlen).

In den nächsten Jahren wird sich dieser Wert dank Wärmepumpen (die ab bestimmten Temperaturen und in älteren Häusern im Prinzip mit Strom heizen) und Elektromobilität weiter verschlechtern.
Besserung ist kaum in Sicht. Auch nach 2030 sollen 20% der Energieversorgung durch fossile Kraftwerke gedeckt werden. Pläne für Speicherkraftwerke gibt es keine, weder im Norden, noch im Süden Deutschlands.

Aber wie geschrieben, es geht nicht darum einen AKW Wiedereinstieg zu propagieren, aber man sollte die tödliche Bilanz des deutschen Energiemixes zumindest etwas thematisieren.

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Ich möchte nur hinzufügen, dass dieser extrem schlechte CO2 Fußabdruck auch dazu führen wird, dass Deutschland irgendwann die Herausgabe weiterer günstigerer CO2 Zertifikate fordern wird, damit Energie für Unternehmen bezahlbar bleibt.

Je mehr wir jetzt dreckige Energie erzeugen, umso knapper werden die Zertifikate und umso stärker steigt deren Handelspreis mit fataler Wirkung auf energieintensive Produktion. Ich kann mir nicht vorstellen, dass die es alle schaffen sich binnen weniger Jahre fossilfrei aufzustellen.

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Während ich glaube, dass dieser Punkt ziemlich prominent in der aktuellen Debatte diskutiert wird

wundert es mich eher, dass dieser Punkt nach dem Atomausstieg nach Fukushima eher wenig Beachtung gefunden hat.

Dabei hat das ja durchaus Potential für sozialen Sprengstoff. Gerade weil die Menschen, die gesundheitlich durch den SO2 Ausstoß der Kohlekraftwerke bedroht sind (z.B. Menschen mit chronischen Atemwegserkrankungen) ja andere Gruppen sind als die, die durch die Gefahr eines GAUs (besonders stark) bedroht sind.
Ob man jetzt unbedingt einen guten Deal gemacht hat, wenn man die geringere Gefahr eines GAUs in Deutschland durch eine höhere Zahl an Toten durch Lungenschäden erkauft hat, ist ja so einfach nicht zu beantworten.
Und vmtl hat letztere Gruppe auch keine so große Lobby, wie die der Atomkraftgegner und der Kohlewirtschaft.

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Dürfen wir deine Zukunftsvisionen also getrost als „ich bin Hellseher“ und habe „viel Meinung“ kennzeichnen. Vielen Dank für deinen Beitrag…

„Ich“, „Alle“ → die üblichen Sinnfreien Pauschalisierungen von ultrakomplexen Einzelsachverhalten weiss hier einfach mal ein Internet „Spezialist“ für alle Themen…

Ich kann nicht in die Zukunft sehen, wir werden das ja dann künftig sehen was „Alle“ alles „nicht“ können oder halt eben doch.

Im Prinzip Zustimmung, wobei ich die Zahlenbasis hier nicht kenne und mir bei solchen Vergleichen immer noch mehr Kontext wünschen würde (ohne dass ich Ds insgesamt schlechte Bilanz grundsätzlich bezweifeln möchte). Vielleicht kennt sich jemand aus? :slight_smile:

Bei dieser Aussage

muss ich aber mal nachhaken - wie sollte sich denn durch den erhöhten Stromverbrauch dieser Verbraucher der THG-Ausstoß pro kWh erhöhen? Das wäre ja nur der Fall, wenn in größerem Maße neue fossile Kraftwerke (insbesondere Kohle) in Betrieb genommen oder hochgefahren würden als Erneuerbare, was ja durch Kohleausstieg und Emissionshandel eher nicht passieren dürfte.
Auch die absoluten Emissionen hängen davon ab, wie viel von welchen Kraftwerke arbeiten, hier könnte der Ausstoß theoretisch durch diese Stromverbraucher steigen, selbst wenn der prozentuale Anteil fossiler Energien an der Stromproduktion sinkt. Hier muss man aber auch immer die Emissionen der Alternativen gegenrechnen, also von Verbrennern und Gas- und Ölheizungen. Gerade bei Gas wurden und werden die Emissionen oft durch die Vernachlässigung von Methanemissionen in der Förderkette eher zu gering angesetzt (ich weiß, Methanemissionen gibt’s auch bei Öl und Kohle).

Durch die Talsohle beim Ausbau der Erneuerbaren, den Atomausstieg und die Abkopplung von Russland und die damit verbundene Knappheit des (relativ) emissionsarmen Pipelinegases scheint es mir aber eher so zu sein, als hätten wir gerade den Tiefpunkt erreicht oder nicht?

Kannst du vielleicht mal versuchen den Kritikpunkt vernünftig aufzugreifen und argumentativ zu widerlegen? Anstatt hier immer sofort loszustänkern? Kriegen (fast) alle anderen die den Atomausstieg für eine gute Idee halten ja schließlich auch hin.

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Ob wir die Talsohle jetzt erreicht haben, kann man erst in ein paar Jahren sagen. Die fossilen Kraftwerke stehen ja, wenn der Stromverbrauch steigt, werden sie eben genutzt werden (und der Strompreis wird weiter steigen).

Ich befürchte tatsächlich, dass die Talsohle noch lange nicht erreicht ist. Alleine um die jetzt abgeschalteten drei letzten AKWs zu kompensieren, müssten ein paar tausend Windräder gebaut werden. Und um Zeiten mit wenig Wind und Sonne auszugleichen, bräuchte Deutschland Speicherkraftwerke und zwar massiv. Da passiert aber gar nix.

Konsequenz wird sein, dass man Kohle/Gas eben weiter hochfährt und die Toten, welche diese Politik fordert, einfach verschweigt.

Das ist doch aber rein kausalmässig schon durch.
Da die AKW abgestellt sind und immernoch Strom aus der Steckdose kommt sind sie doch schon „kompensiert“

Da hast du zwar einen Punkt, aber dass da gar nichts passiert ist dann doch wieder falsch.

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Wie meinst du das? Die zusätzliche Energie wird entweder durch Importe oder durch regelbare (sprich fossile) Leistung bereitgestellt. Wind und Sonne liefern wenn sie liefern, unabhängig vom Ausstieg.

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Auch das ist nicht wahr. Wir müssen derzeit vor allem Frankreich mit Strom versorgen da deren Atomenergie ein einziges Desaster ist. Ohne den Problemfall Frankreich hätten wir viel weniger Kohle am laufen.

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Jein. Klar sind manche Dinge erst im Nachhinein bewertbar. Allerdings ist hier eine Tendenz gut absehbar. Es gibt einen ziemlich klaren Zielpfad für den Ausbau der erneuerbaren Energien. Hier ist aufgrund der historisch gesehenen Ausbremsung des Ausbaus zwar die Frage ob der erreicht wird aber es wird mehr.

Dazu kommt, dass es für die Kohle einen gesetzlich vorgeschriebenen Ausstiegsplan gibt. Die fossilen Kraftwerke und damit Emissionen gehen also zurück (sofern noch etwas unvorhergesehenes passiert). Selbst durch den russischen Überfall ist an dem Plan nicht wesentlich gerüttelt worden. Ja es wurden Kraftwerke aus der Reserve reaktiviert, aber grundsätzlich nichts am Ausstiegsplan geändert.

Insgesamt ist der Trend rückläufig. Durch Corona in 2020, die Erholung in 2021 und den Überfall 2022 mit den Folgen für die Energieversorgung sind die letzten Jahre entsprechend einzuordnen. Es ändert aber nichts an dem Trend: CO₂-Emissionen pro Kilowattstunde Strom steigen 2021 wieder an | Umweltbundesamt

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So wie es da steht.

Wenn du ein Kraftwerk abschalten kannst ohne dass das Licht ausgeht musst du nicht für Ersatz planen.

Daß musst du bereits getan haben.

Also erst Ersatz dann Aus.

Während der zitierte Post impliziert: weil Aus müssen wir jetzt Ersatz planen und bauen.

Welche zusätzliche Energie?

Auch hier gilt: so lange das Licht noch brennt brauchst du nichts zusätzlich.

Das ist sehr simplifiziert aber durchaus irgendwo korrekt.

Ah. Wenn ich dich richtig verstehe, meinst du, dass wir eine negative Bilanz im Stromaustausch mit Frankreich haben, sprich wir exportieren mehr dahin als wir importieren. So gesehen hast du recht, wir greifen Frankreich regelmäßig mit Strom unter die Arme, und glaub mir keinen ärgert es mehr als mich dass die AKW da so miserabel laufen :wink:

Beides kann aber gleichzeitig wahr sein: Wenn Frankreich mehr Strom konsumiert als es verbraucht muss diese Differenz im Europäischen Verbundnetz gedeckt werden. Vereinfachend angenommen, dass es nur Deutschland als Handelspartner gibt, schicken wir in dem Fall also Strom rüber. Dieser kommt mal aus Sonne, mal aus Wind, und mal aus Kohle oder Gas (etc.) oder jede denkbare Kombination. Den Kohleanteil an diesen Exporten, ist der Teil den wir hätten sparen können wenn unsere Nachbarn ihre AKW besser gewartet hätten.

Stromangebot und Nachfrage sind in jeder Sekunde gleich. Wenn du 5GW AKW auf einen Schlag abschaltest, die Nachfrage aber nicht gleichzeitig um 5GW fällt, muss etwas passieren. Entweder die Nachfrage ist nicht gedeckt und das Netz bricht (zumindest regional) zusammen. Oder du findest eine andere Quelle, am einfachsten Importe oder nicht ausgelastete Kraftwerke. Hier ist der Punkt den ich dir zugestehen würde: wenn genau in dem Augenblick Sonnen- oder Windkraftwerke so viel Strom produzieren, dass die Netze diesen nicht verteilen können und die Kraftwerke daher abgeregelt werden müssen, dann hast du recht und die Differenz kann jetzt aus Wind und Sonne gedeckt werden. War aber in der Nacht zum Sonntag (bei weitem) nicht der Fall (und ist es insgesamt auch nur selten).

Dass - verglichen mit Stand jetzt - für zusätzlichen Verbrauch noch Kohlekraftwerke wieder hochgefahren werden, halte ich wirklich für eher unwahrscheinlich, da der Emissionshandel wirkt und auch der Fahrplan für das Abschalten steht. Dann eher Gas. Noch wahrscheinlicher scheint mir aber, dass die Importe steigen, v.a. aus dem Norden und winters auch aus Frankreich. Meines Wissens erwarten Energieökonomen ohnehin, dass D vom Nettoexporteur zum Nettoimporteur von Strom wird (so wie es das für Energie insgesamt ohnehin schon ist).
Dass der Atomausstieg für mehr Emissionen sorgt, will ich natürlich nicht bestreiten. Aber in puncto CO2 - beim Strompreis kenne ich mich zu wenig aus - dürfte durch die starke Verknappung von Gas infolge des Krieges jetzt endgültig offen zutage liegen, wie hoch der Preis der energiepolitischen Fehler der letzten Jahre (relativ dogmatische Atompolitik, ausgebremste Erneuerbare, Brückentechnologie Gas ohne Berücksichtigung der geoplitischen Fallstricke und völlige Untätigkeit bezüglich Einsparungen und Energieeffizienz wären aus meiner Sicht die wichtigsten) liegt. Eine größere Unbekannte sind da noch die Mehremissionen durch LNG statt Pipelinegas und die überdimensionierten Importkapazitäten.

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Ist es schon vorher, sonst hätten wir wegen der AKW Windkraft nicht dauernd runter regeln müssen. Also hat @Olaf.K vollkommen recht, dass diese Leistungen längst substituiert sind. In Süddeutschland dürfen sich die Wähler gerne bei ihrem Populisten Söder bedanken, dass dort Lücken sein könnten. Hierfür muss nicht ganz Deutschland die AKW Kosten tragen.

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Du sagst es selbst:

Ich gehe jede Wette ein, dass die Abriegelungen mit dem Abschalten der AKW nicht signifikant abnehmen werden (sondern mit zunehmenden Ausbau der Erneuerbaren stark zu.). Es geht da vor allem um Netzausbau bzw. gibt es einfach keinen Bedarf für die Mengen Strom die während eines Sturms produziert werden.

Sind wir uns denn einig, dass alle kwh zu nicht-überschusszeiten aus fossilen oder importen kommen?

Du musst nicht viel glauben, die Daten sind relativ transparent. Wie gesagt, installier Dir einfach electricitymaps auf dem Handy, die greifen auf Echt-Zeit Daten zurück (gibt auch andere Apps).
Natürlich steigt durch die Abschaltung der AKWs die Nutzung der Kohlekraftwerke. Dies konnte man selbst am Sonntag bereits sehen. Gas ist relativ teuer und wird eigentlich nur eingekauft um Lastspitzen abzufedern. Die günstigsten Grundlastkraftwerke sind nun nach dem Wegfall der AKWs, Wasserkraft (aber dies ist in De auch fast nie mehr wie 4-5%) und natürlich Kohlekraftwerke. Kohlekraftwerke waren in den letzten 30 Tagen die Kraftwerke, welche den meisten Strom in De im Mittel produziert im Durchschnitt ca15 GW (im Jahresmittel wird es hoffentlich wieder Wind sein). Gas kommt nicht mal auf ein Viertel der Leistung der Kohlekraftwerke.

Import/Export kann man eigentlich vernachlässigen, wenn man die Klimawirkung bewerten will, zumindest zwischen den großen Ländern. So verbrauchte Frankreich im Jahr 2022 447 TWh und wenn man alle Importe/Exporte von Strom nach Deutschland addiert, dann hat Deutschland 2022 nur ca 2 TWh mehr Strom nach Frankreich verkauft wie umgekehrt, also fast vernachlässigbar in der Jahresgesamtrechnung. An den konkreten Tagen ist Import/Export natürlich extrem wichtig für die Stabilität des Stromnetzes. Der europäische Netzverbund sorgt dafür, dass die Lichter nur äußerst selten ausgehen. Aber in der Gesamtrechnung ist es nicht wirklich viel.

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Hast du schonmal was von „Brandolinis Gesetz“ gehört?

Ansonsten habe ich hier den Vortrag von Dr. Brinker (derzeit noch Uniper Aufsichtsrat) bereits verlinkt, der auch mal anhand Historie erklärt wie die zivile Nutzung der Atomkraft in De entstanden ist.

Ich wüsste nicht wieso ich jetzt wieder in eure „zirkuläre Diskussion“ von Internet Demotivatoren/Internetnörglern einsteigen sollte. Ihr seid einfach keine Spezialisten sonder gebt Meinungen raus, die ihr aber als die absoluten Wahrheiten versucht dar zu stellen.

Du willst Argumente Zahlen Daten Fakten (ZDF) von einem Urgestein der Energiewirtschaft?

Hier Bitte Dr. Brinker.

und

Wonach es hier in diesem Forum (wo einfach jeder sinnvolle Beitrag) zugemüllt und totargumentiert/geschrieben wird riecht:

und

Und schaffe unserer Energiewirtschaft kreislauffähige kostengünstige regelbare KKW ran, und egal was die BürgerInnen wollen wir werdn sie dann kaufen und Betreiben.

Allerdings, du hast sie nicht, es gibt sie nicht, es gibt nur verzögerungen unglaublich hohe Kosten, Risiken, Uranbergbau, Endlagerung etc…

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Und hier der Lazard LCOE ist ja mit Verspätung raus, aber jetzt ist er da und wie ich schon schrieb zu teuer zu teuer zu teuer zu teuer…