Ist Atomstrom eine realistische Alternative?

So schlimm ist es gar nicht. Der Bauplan wird weiterhin eingehalten - nur hat auch diese Großbaustelle mit zu wenig Funding im Vergleich zu Materialpreisen zu kämpfen

Schneller ja, aber in diesem Fall nicht schnell genug, denn das ist einfach zu komplex. Das letzte AKW wurde hier in Deutschland von 40 (?) Jahren gebaut. Damit fehlt das Know-How auf Industrieseite und auch auf Genehmigungsseite. Das kann man nicht so schnell aufbauen. Allein die Genehmigungsverfahren und damit die Frage „Was muss alles für einen sicheren Betrieb gewährleistet sein?“ und „Welche Störfälle sind denkbar und welche Sicherheitsmaßnahmen werden dafür benötigt“ sind ordentliche Bretter die gebohrt werden müssen. Dann läuft auch alles unter Atomrecht, d. h. es muss alles überprüft und dokumentiert werden, das dauert alles.

Das ist doch keine große Summe für so ein Projekt… Einfach nochmal zwei Nullen hängen.

Vermutlich noch nichtmals inflationsbereinigt…

Man sollte für die Diskussion evtl auch den Bereich beachten, über den wir reden. Geht es um Deutschland, um Europa, die ganze Welt? Die Perspektive auf Atomkraft unterscheidet sich da zum Teil fundamental.

In Deutschland wird realistisch gesehen in Zukunft keine klassische Kernenergie mehr genutzt werden, wenn es keine absolut unvorhergesehene, revolutionäre Weiterentwicklung gibt, die die Diskussion zurücksetzt (-> 40% voll und ganz dagegen, insgesamt 76% dagegen, 5% voll und ganz dafür). Damit ist die Debatte in Bezug auf DE imho auch überflüssig, Deutschland will keine Atomkraft.

Global gesehen, sagt der IPCC das folgende zu Atomkraft (S. 517)

Nuclear energy is a mature low-GHG emission source of baseload power, but its share of global electricity generation has been declining (since 1993). Nuclear energy could make an increasing contribution to low-carbon energy supply, but a variety of barriers and risks exist (robust evidence, high agreement).
Its specific emissions are below 100 gCO2 eq per kWh on a lifecycle basis […] Pricing the externalities of GHG emissions (carbon pricing) could improve the competitiveness of nuclear power plants.

Barriers to and risks associated with an increasing use of nuclear energy include operational risks and the associated safety concerns, uranium mining risks, financial and regulatory risks, unresolved waste management issues, nuclear weapon proliferation concerns, and adverse public opinion (robust evidence, high agreement). New fuel cycles and reactor technologies addressing some of these issues are under development and progress has been made concerning safety and waste disposal (medium evidence, medium agreement).

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Wenn der IPCC Beitrag nicht deutlich ist, dann weiss ich nicht mehr.
Das deckt sich doch beinahe 100% mit der Perspektive in DE.
Was oder wen meinst du denn mit fundamental anders?

Dann frägt man sich, warum die Atomlobby und die pro Atom 5% immer wieder auf den niedrigsten Wert losgehen von 12 gr CO2/KWH wo es doch sogar im IPCC Bericht mit deutlich mehr angegeben ist und die Zahlen vom UBA sind sogar nochmal deutlich drüber:
Nämlich 117 gr CO2/KWH und ich hab noch höhere gesehen bis 190 gr CO2/KWH

Faktencheck: Ist Atomenergie klimafreundlich? | Wissen & Umwelt | DW | 11.11.2021.

zum Vergleich

Wind: 11 gr/CO2/KWH IPCC 2014
PV: 45 gr/CO2/KWH IPCC 2014 (je nach Produktionsland sogar noch deutlich niedriger)

Übrigens Lese ich gerade die IPCC Berichte komplett (nicht nur die Summary for Policymakers) = kein Spass = mehr als 5000 Seiten wissenschaftsenglisch…

Fazit zu Atom:

  • zu teuer
  • gefährlich
  • zwischen Lagerung / Endlagerung fraglich
  • Recycling Fraglich
  • Militärisch Fatal als Ziel
  • nicht Co2 Arm oder gar frei
  • Beton ohne Ende und super klimaschädlicher Zement
  • wieder abhängig von Uran Importen (im Grunde wieder ein Energieimport)
  • das einzige, man kann dann leicht Atomwaffen haben solange man AKW Technik im Land hat. Es ist leider eine Schande das wir in 2022 immer noch über Atomwaffen etc…
  • Weltweit findet auch nicht wirklich eine Renaissance der Atomkraft statt

Und noch für die Leute, die es einfach nicht kapieren wollen, wenn im IPCC Bericht steht Medium evidence, medium agreement ist es wissenschaftlich eher so wackelig.
D.H. es ist den Wissenschaftlern schon aufgefallen, das bei dem Nuclear Thema nicht wirklich Fortschritte vorhanden sind, wohingegen die Risiken weiterhin massiv hoch sind:

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Das ist keine steile These. Die Kernfusion wird laut allen Studien zwischen 21-28 Cent/kWh kosten. Erneuerbare mit 6-12 Cent/kWh (Bei Wasserstoffumwandlung bei 18-22 kWh).
Das liegt den extrem hohen Baukosten und Betriebskosten.

Das einzige Argument für die Kernfusion ist die Grundlast zu decken und im Falle eines Flüssigsalzreaktors (wobei das keine Fusion ist) an der Vernichtung von Atommüll.

Meiner Ansicht nach sollte kein Cent mehr in diese Technologie investiert werden, außer für die Flüssigsalzreaktors.

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Ach männo, langsam fällt es wohl mehrern Foren Mitgliedern auf, das so manch User hier für False Balance sorgen will.

:slight_smile:

Ob bewusst oder unbewusst, man weiss es nicht :smile::hugs::raising_hand_man:

Aber der Herr mit " L", hätte eigentlich schon von so vielen Membern, korrekte und fundierte Quellen bekommen!

Erkenne ich hier eine gewisse „Beratungsresistenz“ oder ist es eine „geistige Unbeweglichkeit“ ?

Wie nennt man diese Eigenschaften dann eigentlich, wenn man Professionel in diesem Geschäftsbereich „desinformation und false balance“ tätig ist?

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Dazu hätte ich gerne mal eine Quelle.
Jetzt schon eine derartig enge Spanne für die Kosten anzugeben ist doch zudem höchst unseriös, wenn es um eine in wenigen Jahren überhaupt erst kommerziell erscheinende Technik geht.

Was soll bei der Kernfusion im Betrieb denn noch Geld kosten?
Der Brennstoff ist quasi kostenlos und unerschöpflich und der Betrieb vermutlich mit einer relativ kleinen Crew umsetzbar. Und so hoch sind die Forschungs- und Entwicklungskosten nicht, bewegen sie sich für Deutschland doch im unteren 11 Stelligen Bereich. In etwa soviel wie Deutschland im nächsten Jahr für die Bundeswehr ausgeben will, soll für die nächsten 10 Jahre Kernfusionsforschung ausgegeben werden.

Bitte einmal suchen

The Economics of Nuclear Energy
The cost of fusion energy
Is Nuclear Power Green?
Sabine Hossenfelder

Das sollte einen guten Überblick geben.

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behandelt Fusion nicht (ich bin von diesem Link ausgegangen, das war der erste GoogleTreffer auf die Stichwortsuche von dir)

besagt Fusionsatomstrom kostet ein viertel von Atomspaltungsatomstrom - und solle somit genauso teuer sein wie erneuerbare Energie.
(ich bin von diesem Link ausgegangen, das war der erste GoogleTreffer auf die Stichwortsuche von dir)

behandelt Fusion nicht (ich bin von diesem Link ausgegangen, das war der erste GoogleTreffer auf die Stichwortsuche von dir)

Eine schwierige Personalie, ist sie doch des Plagiarismus in ihren Videoessays überführt worden.
Eine Behandlung der Kosten von Atomstrom aus Nuklearenergie habe ich jedoch nicht finden können. Sie ist eine Verfechterin der These dass ITER zwar physisch mindestens breakeven Strom produzieren kann, aber nicht zwingend auch kostenmässig. Das finde ich eine eher uninteressante Diskussion - ITER ist schliesslich ein Forschungsreaktor und keine kommerzielle Anlage.

Also entweder habe ich nicht die richtigen Dinge gefunden die du meintest (und dann bitte ordentlich verlinken), oder es gibt keine Quellen die darlegen können warum Fusion teurer sein solle als Erneuerbare. Und Erneuerbare+Speicher (also ein Äpfel mit Äpfel vergleich stets verfügbarer Energie) wären auf jeden Fall deutlich teurer.

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Dass die Kosten sowohl bei Spaltung als auch Fusion sehr, sehr hoch, bis teilweise unkalkulierbar sind, ist doch jetzt wirklich in vielen Berechnungen nachgewiesen und wird hier im Forum auch verstanden Bis auf ganz wenige, die es einfach stur anders interpretieren -
Dennoch hier weiterer Stoff zur Einsicht:

Seite 10!

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Außerdem, was genau spricht gegen 150% solarer Energieeintrag?

Es wäre spottbillig, das Energiesystem wird zukunftsfähig und smart, es ist ungefährlich, die Erzeugung findet dezentral statt und befindet sich sowohl in Bürgerhand als auch in Großerzeugerhand. Das wäre eine Demokratisierung des Strom/Energiemarktes.

Das alles können die AKW/Fusionsreaktoren nicht leisten. Mit ihnen hätte ausschließlich wieder eine kleine Gruppe von Menschen die Hand auf der Energie- Bereitstellung.
Das kann nur jemand wollen, der grundsätzlich andere Interessen verfolgt als solche, die im Sinne der Mehrheit der Bevölkerung und im Sinne des Bürgerwohls wären.

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Eigentlich nicht. Defakto wurde in Deutschland 2000 mit dem EEG staatlicherseits die Falsche Priorität festgeschrieben: Der Ausstieg aus der Kernenergie - in der Realität in den letzten 20 Jahren hauptsächlich über Braunkohle - anstelle dem Ausstieg aus der CO2-intensiven Energieerzeugung. Zusätzlich wurde noch der falsche Ansatz gewählt, da man dem Markt misstraut hat. Anstelle einem marktwirschaftlichen Ansatz zur CO2-Reduktion vergleichbar zu England, die im Umbau ihres Energiesystems bei weit geringeren Kosten wesentlich weiter sind als Deutschland, hat man einen staatsfokusierten Ansatz zum Kernaustieg verfolgt.

Das ist so nicht ganz korrekt. AKWs sollen ja nicht im Spitzenlastbereich eingesetzt werden, sondern im Bereich der gesicherte Leistung, der im EE-Verbundssystem primär über P2G und GuD abgedeckt werden soll. Elektrolyse kostet aktuell ca. 16,5 c/kWh, dazu kommen natürlich noch die GuD-Kosten (ca. 7 Cent/kWh) Wasserstoff: Produktionskosten nach Typ bis 2050 | Statista
D.h. in diesem Bereich sind AKWs problemlos konkurrenzfähig.

Die Subventionen für AKWs liegen - selbst wenn man die Greenpeace-Werte hernimmt - im vergleichbaren Bereich bzw. unterhalb der Subventionen für EE:

Insgesamt liegen die Förderungen für EE also oberhalb der von Greenpeace berechneten Subventionierung für AKWs, wobei man dabei berücksichtigen muss, dass die Greenpeace-Berechnung auch nicht-reale Subventionen beinhaltet, während die oben aufgeführten Subventionen mit realen Zahlungen aus Steuermitteln oder Umlagen verbunden sind.

Es ist richtig, dass ein einzelnes AKW sich nicht privatwirtschaftlich versichert wird. Selbstverständlich liese sich aber eine entsprechende Versicherung aber staatlich abbilden, die Kosten dafür wären marginal. Für die Beispielrechnung nehme ich jetzt mal deine Zahlen, wobei die Risiken für Deutschland defakto deutlich geringer sind (Baulicher Sicherheitszustand der AKWs, geografische Begebenheiten,…).

Entsprechend ihrer Zahlen sollten also innerhalb von 22,7 Jahren die Kosten eines GAUs abgedeckt sein. Die Kosten für einen GAU werden von der FÖS 2017 mit 100 Mrd. - 430 Mrd. angegeben (Bei Super-GAU: Atomkraftwerke unzureichend versichert). Nehmen wir also hier noch einen Sicherheitsfaktor von 2,5 und verlangen, dass innerhalb von 20 Jahren das Risiko eines AKWs in H. v. 1000 Mrd € abgesichert sein sollen.
Damit kommt man zu folgender Überschlagsrechnung:

  • Versicherungssumme: 1.000 Mrd €
  • Laufzeit: 20 Jahre
  • Risiko: 0,2% (20 Jahre / 10000 Jahre)
  • Risikowert = Schadensumme * Risiko = 2 Mrd €
  • Anlagenverzinsung 7%/Jahr (Entspricht dem Durchschnitt einer weitdifferenzierten Aktienanlagen ~15 Jahre)

Dafür müssten für ein AKW pro Monat ca. 3,8 Mio € in den Sicherheitsfond abgeführt werden. Für Isar 2 (1410 MW Nettoleistung) wären dies ~0,4 cent / kWh.

Alleine für Isar 2 hätte dieser Fond zum aktuellen Zeitpunkt einen Wert von ca. 8 Mrd. €. Das Geld hätte man dann auch gleichzeitig als Rücklagen für den Rückbau und Atommüllentsorgung bei regulären Laufzeitende verwenden können.

Das Problem ist also nicht die Versicherbarkeit, sondern die Unfähigkeit des Staates.


Ganz so eindeutig ist das Ganze also nicht.

Unter Anbetracht der politischen Lage wäre höchsten der Weiterbetrieb der laufenden sowie letztes Jahr stillgelegten AKWs tatsächlich ein realistischer - aber unwahrscheinlicher - Beitrag zur schnellen CO2-Reduktion.

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Der Weiterbetrieb der 6 AKWs würden ca. 8GW gesicherter Leistung bereitstellen, was ca

  • 6000 WKAs zu 4 MW und
  • 180 Quadratkilometern PV-Anlagen
    sowie den zusätzlich benötigen Elektrolyseuren sowie GuD-Kapazitäten entspricht.

In Anbetracht, dass der Nettozubau an WKAs 2021 von 484 Anlagen (Pressemitteilung: Ausbauzahlen für das Gesamtjahr 2021 in Deuts…), würde dies also ungefähr dem Zubau an WKA von grob 15 Jahren entsprechen. Von den PV-Anlagen ganz zu schweigen.

In meinen Augen also eine sinnvolle Maßnahme, um die CO2-Reduktion unseres Energiesystems zu beschleunigen.

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ach wie geil, der algorythmus mag mich heute!

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  1. Von welchen 6 AKW sprichst du? Es laufen nur noch 3, und niemand will, möchte und kann sie weiter betreiben!

Wir alle müssen eben lernen, mit Argumentationstechniken umzugehen und Manipulation zu durchschauen.
siehe
https://www.app.electricitymap.com
oder noch besser
https://energy-charts.info/

Da kann jede_r selbst nachrechnen.

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Es ist nicht besonders fair als Ausfalltage all die Zeit zu rechnen, die ein Reaktor nicht am Netz ist - und zwar unabhängig ob aufgrund von geplanten oder ungeplanten Maßnahmen.
Nach selber Logik hätte ein Solarpark auch im Hochsommer eine Ausfallzeit von 40% - zwischen 22:00 und 6:00.
Die französischen AKWs mussten wegen der verzögerten Lieferzeiten während der Pandemie häufiger auf Bauteile warten und teilweise Instandhaltungszeiten verlängern. Die Hauptzeit der Instandhaltungszeiten der AKWs liegen immer im Frühling, denn da scheint die Sonne und es weht Wind und es gibt weniger Heizbedarf sowie Kühlbedarf - es können also Erneuerbare mehr Last übernehmen.
Daraus nun zu schliessen dass AKWs unzuverlässig sind ist unzutreffend und billiger Populismus.
Die französischen AKWs werden ordentlich gewartet - und der staatliche (!) Stromkonzern spart nicht an Sicherheit zugunsten früherer ans-Netz-Bringung.

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Das ist doch prima. Ich muss nur 365 Tage Stillstand planen, dann habe ich keine Ausfallzeiten :joy:

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Wie erklärst du dir, das EDF nahezu pleite ist, ganz zu schweigen von den Maroden AKW.

und

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