angesichts der großen Anzahl Amerikanischer Tech-Milliardäre, die Trump aktuell den Ring küssen und fleißig am Niederreißen sowohl US-Demokratie, als aber auch unserer Sicherheit und Stabilität hier in Europa beteiligen, bin ich aktuell dabei, alles was in Richtung Amazon Abos, Facebook Accounts etc. geht zu kündigen.
Twitter ist gelöscht, seit Musk es übernommen hat.
Ich frage mich, ob es nicht an der Zeit ist, systematisch Boykotte von Diensten und Gütern zu organisieren, Alternativen aufzuzeigen und europäischen Kompetitoren den Rücken zu stärken, die nebenbei idealerweise auch ihre Steuern zahlen und Regularien unterworfen sind.
Ich sehe für Themen wie Clouddienstleister etc. sogar regelrechte Sicherheitsrisiken, wenn wir uns von Amerikanischer Digitalisierungsinfrastruktur so abhängig machen, wie wir es noch vor ein paar Jahren von russischem Gas waren.
In Canada gibt es wohl ähnliche Initiativen.
Ich weiß aber nichtmal wirklich, wo man bei so etwas anfangen würde. Habt ihr Gedanken dazu? Wie steht es um euer Konsumverhalten oder Abwägungen beim Nutzen von digitalen Diensten, verändert sich das aktuell in irgendeiner Weise?
Okay danke, den Thread habe ich verpasst und die Beiträge habe ich nun gelesen.
Vornehmlich sehe ich dort den Konsens, dass es anstrengend ist und die meisten Leute nicht mitmachen würden, es daher eh nichts bringt.
Ich glaube ja, wenn es genug kritische Masse gibt, entwickelt das durchaus Zugkraft. Ich verstehe nicht ganz, wie man diese Dienste aktuell mit gutem Gewissen nutzen kann, privat aber auch geschäftlich. Hatten wir nicht gerade erst Erfahrung damit, wie katastrophal es ist, wenn etwas was man dringend benötigt in der Hand eines feindlich gesinnten Regimes liegt?
Ich denke der Boykott hat bereits begonnen. Man schaue sich zum Beispiel mal die Absatzzahlen von Tesla in Europa an. Der Aktienkurs des Unternehmens ist seit den Höchstständen im Dezember von knapp 480 USD auf 280 USD gefallen. Das spürt auch ein Elon Musk und die Europäer zeigen dadurch kraftvoll ihre Ablehnung seiner Aktionen. Leider sind wohl auch viele Europäer in Tesla investiert und haben bzw. werden viel Geld verlieren bzw. Kursgewinne nicht realisieren können. Hilft natürlich auch nicht bei der Umstellung auf E-Mobilität, da die Teslas halt schon ziemlich genial sind aber da werden hoffentlich andere Hersteller nachziehen bzw. in die Lücken stoßen.
Naja, ganz so funktioniert der Aktienmarkt ja auch nicht.
Wenn der Kurs von Tesla einbricht, weil die Europäer ihre Aktien verkaufen, realisieren ja gerade diese Europäer mit ihrem Boykott die Gewinne (dh. sie verkaufen Tesla-Aktien zu den hohen Preisen). Diejenigen, die ihre Gewinne nicht realisieren können, sind diejenigen, die zu lange zögern.
Ich kann leider nur Amazon Prime kündigen. Ist schade, weil ich Prime TV ziemlich gut vom Preis-Leistungsverhältnis fand, aber lieber zahle ich einem anderen Anbieter mehr, als auch nur einen Cent an Jeff Bezos zu zahlen, der gerade die Washington Post beerdigt hat. Man muss sich das mal vorstellen: Ein Tech-Milliärdär kauft eine der wichtigsten linksliberalen Tageszeitungen der USA und verordnet dieser Zeitung eine neue, neoliberale politische Ausrichtung. „Democracy dies in Darkness“ war gestern, heute wird die Demokratie ganz öffentlich durch eine Milliardärs-Oligarchie mit Geldsäcken erschlagen. Das will ich wirklich mit keinem einzigen Cent unterstützen.
In diesem Zusammenhang sei nochmal auf diese hoffnungsvolle Aktion im Norden Deutschlands verwiesen, mit der man ja auch die Abhängigkeit von US-Konzernen einschränken kann:
Realistisch gesehen, ist eine Abkehr von US Softwaredienstleistern in der Breite hoffnungslos, solange Europa nicht willens ist, sich auf eigene Füsse zu stellen. Das GAIA-X Projekt ist wie vorhergesehen gestorben, nachdem einerseits zugelassen wurde, dass die zwei major player aus den USA Teil davon werden dürfen, und andererseits Nextcloud ausgestiegen ist.
Was im Konsumentenbereich etabliert ist, wurde ebenfalls massgeblich durch öffentliche Dienste in die Hände der US Konzerne getrieben - Whatsapp als Schulkommunikationssystem mit den Eltern beispielsweise, und das abstellen der kompletten IT Infrastruktur der öffentlichen Dienste auf MS Produkte, von den Schlangenölhintertürherstellern ganz zu schweigen.
Und da abseits von Forenteilnehmern wie hier es den meisten vollkommen egal ist, was Datenschutz angeht, wird eine kritische Masse nicht ohne eine massive Disruption (aka Zwang) erreichbar sein.
Aus ganz rationaler Sicht muss man nach meiner Meinung zwei Fälle unterscheiden:
Leicht ersetzbare Dienste
Nicht ersetzbare Dienste
Zu 1 zählen die Sozial Media wie Whatsapp, Facebook, X, etc, Steaming Dienste wie Netflix und Waren wie Tesla Autos. Da gibt es in der Tat Alternativen. Bei You Tube wird es allerdings schon schwer, weil auch hier eine sehr hohe Marktmacht besteht.
Zu 2 zählen Dienste wie Mircosoft Produkte, speziell MS Office und Windows und AMAZON. Diese können im Prinzip nicht mehr ersetzt werden, weil die Marktmacht zu groß ist. Amazon ist von der Plattform und der Logistik nicht ersetzbar ohne Milliarden Investitionen. Bei Mircosoft muss man sich auch ehrlich machen und sich eingestehen, dass ein Wechsel auf andere Anbieter nur mit erheblichen Kosten einhergeht, besonders für Unternehmen. Das wird kein Unternehmen sich leisten können und wollen.
Die zu 1 zählenden Sachen kann man boykottieren. Die zu 2 zählenden werden wir nicht ersetzen können.
Das ist wirklich schäbig, was da passiert und wie leichtfertig auch mit Microsoft-Software und Zoom der Datenschutz von Kindern zu Grabe getragen wird.
Die evangelische Kirche hat mittlerweile zwei Konfi-Apps, eine private und kostenpflichtige: KonfiApp und eine von der Kirche finanzierte: KonApp.
Den Ehrenamtlichen steht ein von der jeweiligen Landeskirche verwalterer Nextcloud-Server zur Verfügung. Es geht so viel, wenn man nur will.
Das ist glaube ich kein großes Problem, es gibt ja z.B. die französische Plattform dailymotion:
Eine Tochter des französischen Konzernes Vivendi. Ja die Reichweite ist nicht so hoch wie bei YouTube aber das würde sich mit einem Umdenken der Nutzer schnell ändern.
Ganz verrückte Idee: Wir gehen wieder in Geschäfte um Bücher, Filme usw. zu kaufen.
Und ich meine, dass auch ganz viele Unternehmen in der Vergangenheit oft geklagt haben, das Amazon sie bei Preisen, Lieferbedingungen usw. über den Tisch zieht. Teilweise mussten sie ihre Lieferanten und Einkaufspreise offen legen, nur damit Amazon ihnen dann Konkurrenz macht.
Das ist glaube ich kein großes Problem, es gibt ja z.B. die französische Plattform dailymotion:
Es mag zwar eine Plattform geben, aber keine Nutzer. Sämtliche Influencer/Youtuber sind auf Youtube. Daher ist Youtube für die meisten Konsumenten interessant. Auf dailymotion auf der anderen Seite gibt es quasi nichts Interessantes.
Die „Infrastruktur“ für eine Plattform allein reicht nicht, man braucht auch entsprechende Angebote auf der Seite, damit es eine Nachfrage gibt.
Kann Schleswig-Holstein das wirklich? Laut dem Artikel ist der Umstieg ja noch nicht gelungen; S-H „will“ den Umstieg schaffen. Dass ein Umstieg auf Linux nicht klappt, konnte man bereits in München sehen.
Stimmt. Aber da kann jeder von uns einen kleinen Beitrag leisten, der nichts kostet und trotzdem hilft: Einfach in den App-Store des eigenen Smartphones gehen und dort die App von dailymotion installieren.
Die „installed User Base“ ist für eine App natürlich nicht so wichtig wie die tatsächlichen Nutzerzahlen aber auch nicht unwichtig und würde durchaus reichen um mal Richtung der amerikanischen Konzerne mit dem Zaunpfahl zu winken.
Noch besser ist natürlich, wenn man solche Dienste auch nutzt. Ich schaue bei dailymotion z.B. alte „Doctor Who“-Folgen.
Was im Konsumentenbereich etabliert ist, wurde ebenfalls massgeblich durch öffentliche Dienste in die Hände der US Konzerne getrieben - Whatsapp als Schulkommunikationssystem mit den Eltern beispielsweise
Aber das stimmt doch so nicht. Man benutzt in der Schule Whatsapp, weil jeder Whatsapp nutzt. Man hat auch zu meiner Schulzeit probiert, irgendwelche komischen Messenger zu nutzen. Hat natürlich nicht funktioniert, da unbekannt, schlechte UX und niemand legt sich einen Messenger nur für einen Zweck zu. Theoretisch dürften Lehrer ja nicht mal Whatsapp benutzen. Trotzdem halten sich viele nicht daran, da die Alternative wäre, faktisch nicht mit den Schülern oder Eltern in Kontakt zu treten.
Und da abseits von Forenteilnehmern wie hier es den meisten vollkommen egal ist, was Datenschutz angeht
Das ist glaube ich der entscheidende Punkt. Die allermeisten in Deutschland wollen einfach etwas, das funktioniert und intuitiv ist. Da können deutsche Alternativen nicht wirklich mithalten (bestes Beispiel ist wohl SAP).
Die „installed User Base“ ist für eine App natürlich nicht so wichtig wie die tatsächlichen Nutzerzahlen aber auch nicht unwichtig und würde durchaus reichen um mal Richtung der amerikanischen Konzerne mit dem Zaunpfahl zu winken.
Glaube ich tatsächlich überhaupt nicht. Nur weil ich dailymotion nutze, heißt das nicht, dass es plötzlich Content auf dailymotion gibt. Was dailymotion brauchen würde, wären „Youtuber“, die regelmäßig Content hochladen und entsprechend eine Fanbase aufbauen würden. Aber warum sollten Youtuber wechseln? Dafür gibt es sehr wenig Gründe; ich weiß nicht mal, ob man mit dailymotion Geld verdienen kann.
Noch besser ist natürlich, wenn man solche Dienste auch nutzt. Ich schaue bei dailymotion z.B. alte „Doctor Who“-Folgen.
Dass es auf dailymotion Serien/Filme gibt (die auf Youtube gestrikt werden würden), ist tatsächlich ein Vorteil von dailymotion gegenüber Youtube. Aber selbst das macht ja keinen nennenswerten Unterschied.
Ganz verrückte Idee: Wir gehen wieder in Geschäfte um Bücher, Filme usw. zu kaufen.
Es gibt ja einen Grund, warum wir alle nur noch bei Amazon kaufen und nicht mehr in Geschäfte gehen. Und das ist nicht, dass wir dem bösen Amerikaner gerne Geld geben wollen, sondern weil Amazon einfach in jeder Hinsicht kundenfreundlicher ist. Darüber könnte man eine Konkurrenz aufbauen. Aber aus moralischen Gründen wird kaum jemand in Deutschland Amazon meiden.