Hallo zusammen,
zur Energiewende gehört auch ein neuer Energieträger. Da wir von den fossilen Energieträgern weg wollen, benötigen wir Ersatz. In der privaten Mobilität ist derzeit die Batterie als kommender Energieträger gesetzt. Doch ist die Batterie in der Mobilität der Weisheit letzter Schluss?
In dem Thread Mobilität ganzheitlich neu denken - geht das in Deutschland? gibt es hierzu bereits eine kleine Nebendiskussion, weswegen ich mir dachte, dass das eines eigenständigen Themas wert ist.
Persönlich denke ich, wird die Batterie als die Lösung nicht lange überdauern. Sie wird sicherlich in gewissen Nischen bleiben, aber als genereller Energieträger für Mobilität sehe ich sie nicht.
Was sind die Argumente pro Wasserstoff?
Das Wichtigste Argument hat @Velligis in dem anderen Thread bereits aufgeführt.
Genau das ist der springende Punkt. Und das nicht nur bei der Elektromobilität, sondern insgesamt bei der Energiewende. Wir haben nach wie vor keinen vernünftigen Energieträger. Und den brauchen wir aus vielerlei Gründen. Nach aktuellem Stand wird das Wasserstoff sein. Nur als Beispiel: Dieses Jahr bereits laufen erste serienmäßige wasserstoffbetriebene LKWs bei Daimler vom Band. Denn für LKWs reicht die Batterie nicht. Und damit reicht sie auch nicht für Busse, Kräne, Bagger, Traktoren, und, und, und. Ein weiterer Vorteil: Wir müssten keine regionalen Bahnstrecken elektrifizieren, sondern die Regionalzüge könnten wasserstoffbetrieben sein. Auch daran arbeitet man schon. Zum Fligverkehr liegen mir keine Informationen vor, aber ich kann mir auch das gut vorstellen. Und der Gründe gibt es allein schon im Verkehrssektor so viele mehr. Über den Verkehrssektor hinaus - Landwirtschaft, Bauwesen, Chemie (Prozesswärme), Schwerindustrie, usw. - gibt es auch unzählige Gründe für einen guten Energieträger.
Ergo: Um die Distribution eines neuen Energieträgers - Wasserstoff - werden wir nicht herum kommen. Das wird zwangsläufig kommen. Und nachdem die Distribution gelöst ist, werden die Vorteile von Wasserstoff seine Nachteile überwiegen. Zumal: Wenn ich, plakativ gesprochen, die Sahara mit Sonnenkraftwerken zupflastere, ist der Wirkungsgrad nachrangig. Was nicht der Fall ist, wenn ich nutzbare Fläche in Mitteleuropa für die Stromerzeugung zupflastere. Die ist ungleich wertvoller, als Wüstenfläche.
Im Moment ist die Batterie das Mittel der Wahl. Auf Dauer spricht gegen die Batterie wirklich viel.
- Zunächst hat sie das bei weitem schlechteste Energie/Gewicht-Verhältnis. Man muss ihr Gewicht mit transportieren.
- Ferner müssen Seltene Erden und weitere Rohstoffe aus der Erde geholt werden mit den üblichen zerstörerischen Auswirkungen auf die lokale und regionale Umwelt um die Minen herum. Plus CO2-Emission beim Umbuddeln von Erde in industriellem Maßstab.
- Das ganze Konzept ist extrem chemie-lastig.
- Und es benötigt sehr, sehr viel Wasser. Nicht nur in den Minen, auch bei der Herstellung und später bei der Regeneration der Batterie. Dabei ist Süßwasser ist eine zunehmend gefährdete Ressource.
- Regionale oder überregionale Stromerzeugung ist vonnöten. Transnational ist möglich, aber je größer das Netz, desto größer die Verluste. Transkontinental können wir vergessen.
- Möchte man die Batterie aus den dann irgendwann Millionen von Autos als Zwischenspeicher für überschüssigen Strom nutzen, benötigt man eine enorm komplexe Infrastruktur. Je komplexer, desto störungsanfälliger.
- Stromerzeugung und Stromtransport unterliegen auch Verlusten, weswegen der deutlich bessere Wirkungsgrad von Batterie zu Brennstoffzelle kein sauberer Vergleich ist. Dem gegenüber wären Wirkungsgradverluste bei der Erzeugung von Wasserstoff dann vernachlässigter, wenn diese in Wüsten stattfände, wo Sonne und Fläche im Übermaß zur Verfügung stehen.
Sicherlich habe ich das jetzt sehr einseitig formuliert und sicherlich gibt es auch Vorteile der Batterie. ich freue mich auf eine rege Diskussion.