Anschließend an die beiden Threads zu E-Fuels möchte ich hier nochmal auf die sehr knappe Aussage eingehen, dass vieles dafür spräche, dass LkW besser auf Wasserstoff umgerüstet werden sollten.
Dazu sollte man sich mal die Statistiken ansehen, wie viele Kilometer Lkw in der EU im Schnitt zurücklegen, bzw. die Strecken in verschiedene Gruppen einzuteilen.
Die European Federation for Transport and Environment hat das einmal sehr gut aufgearbeitet:
Die Studie dazu:
Deutlich erkennbar ist hier, dass 90% aller EU Lkw-Fahrten unter 300km lang sind und tatsächlich nur 2-3% der Lkw über 700km Strecke zurücklegen.
Das in der Debatte (generell, nicht in dieser Folge) sehr oft angeführte Argument, dass Lkw lange Strecken zurücklegen müssen und Batterien deshalb ungeeignet seien, ist schlichtweg falsch.
Schaut man sich die aktuellsten Fahrzeuge an, so stellt man schnell fest, dass 300km für keinen Hersteller eine besondere Herausforderung ist. Diese Distanzen fahren die batterieelektrischen Trucks schon heute.
Kürzlich hat Futuricum mit ihrem 19-Tonner eine Strecke von 1099km am Stück zurückgelegt. Ja, nur bei 50km/h Durchschnitt, das entspricht nicht genau den Realbedingungen, wir können uns aber ganz sicher sein, dass 300km damit locker drin sind (tippe eher auf 600-700km, weitere Tests sind abzuwarten).
Dazu kommen vielversprechende Startups mit spanenden Fahrzeugen, die sich bewusst auf Kurzstreckentrucks spezialisieren und so Fahrzeuge entwickeln, die z.B. dem Anspruch eines innerstädtischen Lkw zur Belieferung vom Einzelhandel oder Kunden gerecht werden. Die Antriebsplattform ermöglicht gleichzeitig eine völlig neue Bauweise mit niedriger Fahrerkabine, die innerstädtische Lkw deutlich sicherer machen kann (Stichwort Totwinkel-Unfälle & Abbiegeassistent).
Diese Bauform wäre mit Wasserstoff-Plattform so gar nicht möglich oder sehr schwer umzusetzen.
In der Logistikbranche zählt jeder Zehntel Cent, den ein Truck pro Kilometer kostet. Darin enthalten sind Anschaffung, Betriebskosten, Wartungen und Standzeiten.
Wasserstoff ist hier in jeder Hinsicht unterlegen. Höhere Anschaffungskosten, Höhere Betriebskosten, häufigere und kostenintensivere Wartungen, mehr Standzeiten durch diese.
Nicht zu vergessen ist, dass Wasserstoff zwar deutlich energiesparsamer als E-Fuel ist, allerdings immer noch im Faktor 3-4 ineffizienter als direkte Elektrifizierung mit Batterien.
Natürlich ist nicht auszuschließen, dass es z.B. für die paar Prozent Langstrecken-Trucks auch Anwendungsfälle für Wasserstoff gibt. Das ist vollkommen klar.
Ich möchte hier nur mal die Relation zeigen und damit deutlich machen, dass Wasserstoff, auch wenn oft anders suggeriert wird, auch in diesem Segment eine Randerscheinung bleiben wird.