Zukünftige Entwicklung der Gaspreise

Das wäre ein neues Produkt welches einen bestehenden Markt erschließt. Das nennt man dann Ausweichprodukt, welches durch die Knappheit des nicht mehr zu erschließenden Gutes zur Verfügung steht. Das ist jedoch in der VWL etwas komplett anderes.

Die Zertifikate sind künstlich oder synthetisch!!! Das Gut ist die CO2 Emission. Die Strafzahlung wäre an das Gut (CO2 Emission) gekoppelt, nicht an die Zertifikate.
Im Prinzip und wenn man es etwas polemisch ausdrücken möchte handelt es sich bei den Zertifikaten um Credit default Swaps.

Credit Default = Kreditausfall. Ich glaube, das hat damit nichts zu tun.

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Es ging mir mir um die Systematik wie CO2 Zertifikate gehandelt werden. Beide haben mit der vorhandensein physikalischen Gut nichts zu tun.

Synthetisiertes Öl, das chemisch identisch zu einer der Standard-Öl-Sorten ist, wäre selbstverständlich vollständig fungibel zu gefördertem Öl. Wieso sollte das ein Ausweichprodukt darstellen? Auch die Volkswirtschaftslehre sieht das so, dass das dasselbe Ding ist, das auf demselben Markt gehandelt werden würde.

„Das Gut“ ist das Recht zur CO2-Emission. „Die Emission“ selbst ist ein Prozess, kein Gut! Erkennt man auch daran, dass „die Emission“ nicht handelbar ist, nur das Recht dazu ist handelbar. Und wir reden ja hier gerade von Marktprozessen, also ist die Handelbarkeit eine Grundvoraussetzung, die unser Diskussionssubjekt erfüllen muss.

Ähm, nein. Auch mit deiner weiteren Erklärung im nächsten Posting macht das absolut keinen Sinn. Kreditausfallzertifikate verschieben ein Kreditausfallrisiko, sie stellen aber kein Recht dar - Kredite darfst du auch nehmen ohne eine Versicherung für den Ausfall abzuschließen, wenn du einen Kreditgeber findest. CO2-Zertifikate wiederum verschieben kein Risiko, sie erlauben die Emission einer gewissen Menge von CO2 in Produktionsprozessen, stellen also ein Recht dar.

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Nenne mal deine Quelle für diese Aussage. Laut Woll Allgemeine Volkwirtschaftslehre Auflage 13 Vahlen passt meine Aussage.
Ansonsten gebe ich auf…

Das geht dann doch noch weiter in die ökonomische Theorie. Wenn dann wird dort von Substitutionsgütern (Ausweichprodukt) gesprochen. In der klassischen Mikroökonomie sind selbst verschiedene Ölsorten wie Brent oder West Texas Intermediate keine perfekten Subsitute. Der Nutzen mag zwar gleich sein, aber die Indifferenzkurve ist nicht exakt linear (man merkt das wird recht schnell abstrakt theoretisch).

In der Praxis ist ohnehin die Frage, wie nah man einem perfekten Substitut kommen kann (am ehesten wäre es wohl bei Bargeld entweder eine 1 Euro oder 50 Cent Münzen). Aber auch beim Beispiel der Ölsorten wird vielleicht ersichtlich, wieso die abstrakte Unterscheidung teilweise gar nicht so wichtig ist. Ja, die Erdölsorten sind keine perfekten (vollkommenen) Substitute, aber spätestens beim Endprodukt ist es nicht mehr ersichtlich, ob das Benzin nun aus Brent oder West Texas Intermediate raffiniert wurde.

An dieser Stelle kann das erneuerbare Produkt ansetzen. Wenn es das fossile Gut direkt ersetzt, dann ist es praktisch ein perfektes Substitut. Nehmen wir das Beispiel Auto im Sinne der FDP mit eFuels (unabhängig von den inhaltlichen Gründen, wieso es nicht vinnvoll ist und ja, es wird aktuell technische Gründe geben wieso das technisch nicht in jedem Auto getankt werden sollte). Hier würde das synthetische Gut in der Praxis dem fossile Gut 1:1 entsprechen und auf dem selben Markt gehandelt werden. Es gibt also weiterhin ein Angebot. Ein solches Produkt ist als kein Substitut im klassischen Sinne (der typischen Vorlesungsbeispiele wie Tee und Kaffe (Koffein am morgen) oder Pizza und Kartoffeln (damit Studierende satt werden).

Man kann auch noch andere Ansätze aus der Mikroökonomie heranziehen, um das theoretisch zu betrachten. Aber auch da wird klar, dass es nicht als etwas vollkommen anderes angesehen wird. Da wir nun Erdöl (es kann aber auch Erdgas sein) betrachten und es dabei an sich aus Produzierendensicht um die optimale Ausbeutung erschöpfbarer Ressourcen handelt, kann das Hotelling-Modell heranziehen (auch das hat genügend Schwächen bei der Berücksichtigung erneuerbarer Ressourcen, aber lassen wir die mal außen vor). Die Einführung von synthetischem Öl kann hier als sowohl als Backstop-Substitut aufgefasst werden (dadurch wird Erdöl obsolet) aber auch als einfach eine neue Technologie (technologischer Fortschritt erweitert die Möglichkeit das alte Produkt weiter zu „fördern“ indem es mehr Angebot erschließbar macht. In diesem Fall wird durch synthetisches Öl schlicht ein Maximalpreis gesetzt, bis zu dem die andere Technologiealternative zur Bereitstellung des Guts verwendet wird.

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Bitte sieh es mir nach, dass ich nicht sämtliche Bücher über VWL in meinem Bücherschrank stehen habe, und zitiere bitte kurz die Sequenz, in der Herr Woll postuliert, dass ein chemisch exakt identisches Produkt, das im Labor synthetisiert wurde, auf einem anderen Markt gehandelt würde als das genau gleiche, ununterscheidbare Produkt, das aus dem Boden gepumpt wurde.

Ansonsten bleibe ich nämlich bei der grundlegenden Lehrmeinung, dass nicht voneinander unterscheidbare Güter grundsätzlich auf demselben Markt gehandelt werden. Allein schon, weil es in der Praxis aufgrund der mangelnden Differenzierbarkeit den Marktteilnehmern gar nicht möglich wäre, die Güter unterschiedlichen Märkten zuzuordnen. Die Frage, wie diese physikalische Unmöglichkeit möglich gemacht werden soll, müsste nämlich beantworten, wer in dem Fall eine Trennung in verschiedene Märkte durchsetzen wollte.

Ersteres stimmt, deswegen gibt es ja auch nicht „den Ölmarkt“, sondern mehrere - jede Sorte wird getrennt gehandelt. Die haben dann auch teils recht deutlich unterschiedliche Preise, weil der Nutzen am Ende eben nicht gleich ist. Je nach Prozess benötigt man z.B. mehr oder weniger Schwefel im Öl, das schließt manche Sorten dann aus.

Aber genau deswegen geh ich ja auch von „chemisch identisch“ aus. Wer Erdöl z.B. als Ausgangspunkt für einen erdölbasierten Prozess, der bestimmte Rahmenparameter im Öl erfordert, perfekt identisch synthetisieren will, wird sich entscheiden müssen, welche Sorte er als Vorlage nimmt, weil sie eben nicht gleich sind. Hat er dann aber chemisch identisches Öl synthetisiert, und der wirtschaftliche Nutzen des Prozesses, für den das gedacht war, sollte sich überraschend erübrigen, dann könnte er problemlos hingehen und dieses synthetische Öl auf dem globalen Markt für z.B. WTI anbieten, wenn er etwas synthetisiert hat, was chemisch dem aus dem Boden gepumpten WTI gleicht und die für WTI gängigen Rahmenbedingungen einhält.

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Nein.

Die Regeln dafür was WTI Crude Oil ist stehen in Kapitel 200 des NYMEX Rulebook:

„The contract grade for delivery on futures contracts shall be „crude oil“ which shall mean a
mixture of hydrocarbons that exists in a liquid phase in natural underground reservoirs and
remains liquid at atmospheric pressure after passing through surface separating facilities.“

Das Öl muss aus unterirdischen Kavernen gefördert werden.

https://www.cmegroup.com/rulebook/NYMEX/2/200.pdf

Haha, na gut, you got me :rofl: dann halt kein WTI.

Kann mir allerdings nicht vorstellen, dass dieser doch eher nebensächliche Teil der Spezifikation aufrecht erhalten würde, wenn nennenswert Marktteilnehmer mit synthetisiertem identischen Öl am Markt teilnehmen wollen würden. Der wichtigere Teil der Spezifikation steht unter dem von dir zitierten, nämlich Ober- und Untergrenzen für Schwefel, Viskosität, Unreinheiten…relevante Parameter halt für potenzielle Käufer.

Genaugenommen steht da auch nicht, dass es unterirdisch gebildet und gefördert worden sein muss, sondern dass es da in flüssiger Form „existiert“. Wenn ich jetzt mein synthetisches Öl temporär in unterirdische Kavernen pumpe, und es bleibt dabei flüssig, „existiert“ es in flüssiger Form dort. Davon, wie lang es da „existieren“ muss, steht da nix.

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Diesen Bericht finde ich äußerst sehenswert, weil er zwei politische Realitäten sehr schön zeigt:

  1. das sog. Heizungsgesetz hat durch die verpflichtende kommunale Wärmeplanung dazu geführt, dass die „Schuld“ jetzt mehr und mehr auf die Städte und Kommunen übertragen wird. D.h. das schwächste Glied in der Politikkette muss es am Ende ausbaden, Berlin ist erstmal fein raus.

  2. Es geht um die letzten 30 Sekunden des Berichts. Da werden Menschen rund um eine Veranstaltung zur kommunalen Wärmeplanung, auf der sie sehr wahrscheinlich gehört haben, dass die Stadt Stuttgart ab 2035 den Gashahn zudreht, gefragt, was sie davon halten: „Das glaub ich nicht“,“das ist doch unrealistisch“, „das ist lächerlich“.

Wenn es viele nicht einmal glauben, wenn es ihnen auf einer extra dafür angesetzten Infoveranstaltung offiziell gesagt wird, wie sollen es dann über einen theoretischen CO2 Preis funktionieren.

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Das Problem bleibt, dass signifikante Teile der Politik (vor allem CDU und FDP) sehr deutlich sagen, dass sie das Ende der Gasversorgung (und das Ende der AKWs) weiterhin für verhandelbar halten, obwohl sie diesen Entscheidungen zuvor zugestimmt haben.

Und dementsprechend auch den Bürgern weiter erzählen, dass sie diese Entscheidungen, an denen jetzt plötzlich nur die bösen grünen Spielverderber schuld sind, auch jederzeit wieder zurücknehmen können.

Selbstverständlich glauben die Bürger dann nicht, dass die Gasversorgung zurückgebaut werden muss.

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Weiß jemand, ob das BMWK den Betroffenen hierfür Mittel aus dem Bundeshaushalt bereitstellt oder geht man davon aus, dass die Kommunen das nebenher erledigen?

Wenn nicht, sind das wieder so Geschichten, wo man sich später in der Kommune fragt, ob man hierfür eine Stelle schafft und dafür an anderer Stelle spart und am Ende beschweren sich wieder alle darüber, dass die öffentliche Daseinsvorsorge schwindet.

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Das kommt auf die weitere Ausgestaltung an, wie die finale Umsetzung der in den Kommunen geplanten Wärmewende aussieht. Grundsätzlich hat es auch positive Effekte, dass die Wärmeplanung nicht zentral von Oben vorgegeben wird. Durch die Dezentralisierung der Planung ist es möglich das Wissen vor Ort viel besser einzubinden. Viel wichtiger ist dafür erst mal, dass es aus der Bundesebene ganz klare Dinge gibt, die gehen oder nicht gehen. Das wäre zum Beispiel aus meiner Sicht eine viel deutlichere Klarstellung hinsichtlich der Verwendung von Wasserstoff (zumindest nicht für die dezentrale Gebäudewärme, das klare Ende von Erdgas als Beispiel). Zudem existiert in Deutschland eben die Struktur, dass viele, zum Teil kleine Stadtwerke für die lokale Energieversorgung zuständig sind. An dieser Stelle ist es schwer, oder zumindest ebenfalls mit erheblichem Koordinierungsaufwand verbunden, das alles zentral anzugehen.

Was stimmt ist, dass der Bund auch entsprechende Mittel zur Verfügung stellen muss, damit die Kommunen die Aufgabe bewältigen können. Z.B. für die Fernwärme gibt es auch Programme (https://www.bmwk.de/Redaktion/DE/Pressemitteilungen/2022/09/20220915-booster-fur-grune-fernwarme-bundesforderung-fur-effiziente-warmenetze-bew-startet.html), die sicherlich weiter ausgebaut und aus meiner Sicht auch vereinfacht werden müssen. Es ist allerdings bei weitem nicht so, dass die Kommunen alles ausbaden müssen.

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Als Bund unterstützen wir sie bei den Planungskosten bis 2028 mit insgesamt 500 Millionen Euro. Das Geld soll unbürokratisch und schnell in den Kommunen ankommen, weshalb wir es den Ländern über erhöhte Anteile an der Umsatzsteuer zukommen lassen.
BMWSB - Startseite - Bundesregierung unterstützt die Kommunen bei der Kommunalen Wärmeplanung

Bei knapp 11.000 Kommunen in Deutschland sind das im Schnitt etwa 45.000€ pro Kommune.

Also etwa 11.000 Euro pro Jahr. Das entspricht entweder etwa 10-15% einer Vollzeitstelle oder 100h externer Beratung, also etwa 2,5 Wochen pro Jahr.

Glaube man echt, damit schaffe man Wärmeplanung?

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Ich sehe aktuell zu viele variablen, die eine Entscheidung schwierig machen. Pauschal würde ich sagen: lass die Gasheizung drin, und repariere, was kaputt geht (da sind ja kein teure Teile verbaut). Aktuell ist der Gaspreis niedrig, er wird steigen, aber ob das wirklich die CO2 Preise sind, oder steigende netzumlagen durch weniger Verbraucher, wer weiß… auf der anderen Seite steigen die Stromkosten wahrscheinlich weiter, und werden durch das dezentrale Netz und die damit verbundenen netzentgelte auch nicht mehr fallen. (Sieht man schön in der Tibber App)

Meine simple Meinung: wer neu baut, baut Wärmepumpe (oder Fernwärme, je nach Verfügbarkeit), im Bestand mit Gas bleibt man bei Gas. Bei Öl wüsste ich jetzt nicht, was man machen sollte…

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Pauschal schätze ich, dass ich die Hälfte der Gaskosten spare, nach einem Jahr Erfahrung:
Gas durch Sole-Wärmepumpe ersetzt.
Durschnittsverbrauch Gas war 17.000 kWh, =1.500 €
Strom ist 2.700 kWh = 750 €
Haus Bj 2002, Fußbodenheizung
Soweit man das vergleichen kann. Nicht jedes Jahr ist gleich

Das mit der „Schuld“ meinte ich eher so, dass es Positivbeispiele wie z.B. jetzt schon Lemgo geben wird, wo am Ende 70-80% der Gebäude ans Nah- oder Fernwärmenetz angeschossen werden, und es auf der anderen Seite viele Städte geben wird, wo jedes Gebäude sich komplett selbst darum kümmern muss.

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Das geht aber nur so lange, wie sie mit Gas beliefert werden.
Stuttgart und Augsburg haben das Ende von Gaslieferungen schon angekündigt.

Aber es wird so kommen wie es immer ist: erst wenn die Kündigung des Gasvertrags im Briefkasten landet, werden es die Leute glauben.

Augsburg sagt aber etwas anderes https://presse-augsburg.de/medienberichte-wollen-stadtwerke-augsburg-das-gasnetz-stilllegen/941340/