Zukünftige Entwicklung der Gaspreise

Immer wieder wird davor gewarnt, dass die Gaspreise steigen. Jedoch kann ich keine Prognose hierzu finden. Ich möchte eine solche Prognose gerne den Gasheizungserneurungswilligen an die Hand geben. Denke, der Gaspreis steigt aufgrund des CO2 Preises und der höheren Netzgebühren aufgrund der geänderten Abschreibungen. Die teilweise Umstellung auf Flüssiggas hat die Preise nicht besonders steigen lassen. Und was passiert wenn sich der Gaspreis verdoppelt? Gibt es dann wieder einen Gaspreisdeckel?

Der Erdgaspreis kann nur wegen dem CO2 Preis signifikant steigen.
Hier eine Prognosen die ich kenne sagen einen sinkenden Erdgaspreis am Weltmarkt voraus.

Diese Prognose beinhaltet im Preis die CO2 Bepreisung.

2024 Dutch TTF 30-40€/MWh 2026-2030 28€/MWh
https://www.techopedia.com/investing/natural-gas-price-forecast

Es wird ein massives Überangebot an Erdgas, was durch die EE, Transformation der Industrie und der Immobilien auch noch verstärkt werden wird.
Das ist genau das Dilemma, man muss den Erdgaspreis künstlich sehr erhöhen, um einen Umstieg zu gewährleisten. Ob das alle Staaten so mitmachen wage ich ehrlich gesagt zu bezweifeln.

?? Warum? Wird Gas durch EE und Transformation begünstigt? Wo genau steht das in den Quellen?

Angebot und Nachfrage. Durch die ökologische Transformation sinkt die Nachfrage nach Gas. Will @mr.mucki sagen. Also wird Gas in der Theorie von Angebot Nachfrage billiger. Ob das dann in Wirklichkeit stimmt kann ich nicht sagen. Viele Experten sagen es wird deutlich teurer. Weniger Nachfrage. Unrentabilität der Netze. Nischenprodukt. Teuer. Und noch CO2 Bepreisung dazu.

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Und der CO2-Preis (auf Gas) ist hoch genug, um das auszugleichen?

Das Angebot (Menge) an Erdgas ist konstant, das die Erdgasquellen mehr als ausreichend zur Verfügung stehen. Die Nachfrageseite nimmt jedoch ab, weil Staaten im Zuge der Transformation auf EE setzen und diese Staaten von „Verbrennung“ auf „Verstromung“ umschalten (Bsp. Gas-Heizung wird durch WP ersetzt).
Dann greifen normale Marktmechanismen. Viel Angebot, wenig Nachfrage, Preis sinkt.

Auch wenn ich ihn nicht sonderlich mag, aber Hans Werner Sinn hat dieses in vielen Vorträgen dargelegt. Bsp. https://www.youtube.com/watch?v=0eB0bv9F3_s

Es gibt aber auch auf google mehrere Artikel.

Seite 27-28

Puh. Herr Sinn ist für mich eine zweifelhafte Quelle.

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Im Moment nicht. Er (CO2 Preis) müsste deutlich steigen bzw. Strom müsste entsprechend deutlich fallen.
Bei deutlich werden oft 150€ +x genannt. Das liegt an der geringeren CO2 Emission von Erdgas gegenüber von Heizöl, Kohle, Benzin, Diesel.

Das stimmt für die meisten Staaten der EU, weil mit dem Green Deal und dem CO2 Zertifikatehandel eine künstliche Preiserhöhung stattfindet.

Ich kann mir aber nicht vorstellen, dass Länder wie Russland, Indien, Südafrika, Brasilien, Argentinien dort so mitgehen. Diese Länder haben nicht die finaziellen Mittel, um das Marktinstrumente der künstliche Preiserhöhung. Dazu fehlen auch die Mittel Subventionen in EE und Transformation (Green Deal oder Inflation reduction act oder Chinas Ansatz).

Du kannst auch andere Wirtschaftsinstitute und Wissenschaftler googlen, die sagen das gleiche. Bei Sinn hat es den Vorteil, dass er es sehr einfach an guten Grafiken erklärt.
Faktisch hat er einfach Recht in diesem Punkt.

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Das sind allerdings nur die Großhandelspreise für Erdgas. Deshalb ist es zusätzlich wichtig auch die mögliche Entwicklung des CO2-Preises zu berücksichtigen. In der Regel sind die Szenarien mit sinkenden Gaspreisen damit verbunden, dass die Energiewende erfolgreich ist. Damit einher geht gewöhnlich ein entsprechender Anstieg des CO2-Preises.

Die Frage ist kann der den Rückgang kompensieren? Persönlich würde ich sagen, angenommen die Energiewende ist erfolgreich, ja. Allein bei 100€/tCO2 (wir sind aktuell im ETS bei über 60, waren letztes Jahr auch schon deutlich darüber) beträgt der Anstieg knapp über 20€/MWh. Das gleicht das Minimum in der von dir zitierten Studie in 2030 wieder aus. Hinzu kommen höhere Netzentgelte wenn der Gaskonsum sinkt, aber das Netz weiter betrieben werden muss.

Bezogen auf die Frage bezüglich des neuer Gasheizungen würde ich auf jeden Fall sagen, dass es ökonomisch ein riskantes Spiel ist und strombasiert bei Lage der Dinge in der Regel die langfristig bessere Wahl sein solle. Sicher ist das leider nicht, auch weil die Politik da (siehe den Automobilsektor) gerne eingreift, wenn es dann mal wirklich wirkt.

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Ich würde ihn an der Stelle auch nicht zitieren. Schlicht weil er zu viel Schwachsinn verbreitet, wenn es um die Energiewende geht. Das eine korrekte in dem Kontext verleiht ihm dann oft eine gewisse Legitimität auch an den anderen Stellen. Aber die Entwicklung bei den Großhandelspreisen ist für die Annahme einer positiven Energiewende plausibel.

Genauso würde ich das Wort künstlich nicht verwenden, weil es schlicht negativ aufgefasst wird. Es geht nicht darum mehr Einnahmen zu generieren, sondern darum den wahren Preis besser darzustellen. Durch die negative Externalität der Emissionen soll schlicht das bezahlt werden was es wirklich kostet (und das ist dann weit weg von künstlich).

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Das ist schon der Fachterminus in der heutigen VWL Theorie.
Und es stimmt ja auch, denn die negativen Externalität der Emissionen könnten auch über einen anderen Weg begrenzt werden, nämlich durch Regulierung oder Verbot. Bei FCKW ist ein Verbot erfolgt und man hat nicht über einen zusätzlichen Preis geregelt (Bsp.).

Das ist halt die Grundsatzdiskussion Marktorientiert oder Regulierung, aber die wollte ich nicht anfangen :slight_smile:

Ein großer Unsicherheitsfaktor müsste aber die Infrastruktur sein, denn die verteilt sich ja bei sinkender Nachfrage auf weniger Nutzer. Da wäre dann die Frage, wie sehr das den Preis beeinflusst.

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Das gilt aber erstmal nur für das Gas ab Erzeuger.

Dann kommen aber ja auch Faktoren wie Infrastruktur dazu und da ist es wieder so, dass wenig Nachfrage bei einem extrem hohen Anteil Fixkosten diese Kosten auf deutlich weniger umgeschlagene Menge umgelegt werden müssen.

Bist du dir da so sicher? Meine VWL Grundlagen sind aus Mitte der 2010er Jahre. Da ist mir eigentlich nicht mehr untergekommen, dass im Kontext der Internalisierung von externen Effekte von einem künstlichen Preis, sondern eben viel mehr von dem vereinfacht gesagt wahren Preis des Gutes gesprochen wurde (viel eher ist der Preis ohne CO2-Kosten künstlich, weil er nicht die tatsächlichen Kosten abbildet). Gerade wenn der CO2-Preis über einen Markt definiert wird (was mit das ETS 1 schon tut und das ETS 2 demnächst), dann ist es eben nicht künstlich. Gerade, dass es einen Markt für CO2 gibt und durch den Handel ein privates Gut darstellt erfolgt eben keine künstliche Verknappung (es wird nur gerne behauptet, dass es künstlich ist, weil theoretisch auch mehr Emissionen gehen).

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Natürlich ist der Markt künstlich. Es wird von einem nicht Marktteilnehmer eine Verknappung (CO2 Zertifikate) hergestellt. Die Angebotsseite wird also immer weiter verknappt, ohne das ein Marktteilnehmer das Angebot erhöhen kann, wie es in einem üblichen Gütermarkt geschieht. Der Zertifikate- Markt bezieht sich nur auf die Zertifikate als Gut, nicht auf das Gut CO2 Emissionen an sich.
Im amerikanischen TV (müsste auf CNN gewesen sein) wurde von einen synthetischen Markt die Rede, was ich auch nicht verkehrt finde.
Dazu kommt, dass Unternehmen die mehr CO2 Emissioen ausstoßen, als sie Zertifikate haben, mit Sanktionen belegt werden. D.h. die Preise dies sich am Markt bilden sollen, haben eine Obergrenze, nämlich die Strafe. Auch das ist an Gütermärkten nicht vorgesehen.

Wie gesagt, dass ist eine eher theoretische Diskussion, welche nichts an der Tatsache ändert, dass es mit hoher Wahrscheinlichkeit ein Überangebot an fossilen Energieträgern geben wird und dadurch deren Preis sinkt.

Die Infrastruktur ist erstmal vorhanden, im Gegensatz zu der Infrastruktur für die Transformation.
D.h. wenn die Politik nicht eingreift, werden die Fixkosten zunächst für die Stromtrassen, Ladestationen, Umspannwerke usw. sehr stark steigen. Daraus folgt, dass der Endkunden Strompreis eher steigen wird, weil Netzentgelte steigen.
Daraus folgt, dass es gar keinen marktwirtschaftlichen Anreiz gibt, auf die „Verstromung“ zu setzen. Darum müssen im Prinzip folgende Dinge politisch beschlossen werden:

  1. Subventionierung der Infrastruktur, um die Netzentgelte zu drücken
  2. Hoher CO2 Preis, um die fossilen Energieträger teuer zu machen.
  3. CO2 Preis stark ausgleichen, weil sonst die Industrie keine wettbewerbsfähigen Energiekosten hat
  4. CO2 Preis stark ausgleichen, weil sonst der Bürger seine Kaufkraft verliert.

Jetzt schauen wir mal, wie wir im reichen Deutschland und in der relativ reichen EU darum kämpfen nur ansatzweise diesen Konflikt aus zu balancieren. Übertragen wir das einmal in Schwellenländer, die ggf. sogar auch nur massive Erdgas- bzw. Erdöl- bzw. Kohlereserven haben und deren Staatfinanzen nicht gut aussehen. Ich will wirklich nicht schwarzmalen, aber es erscheint mir wenig realitisch, dass wir am Ende des fossilien Zeitalters stehen.

Aber die Netzentgelte für Gas werden steigen, wenn es weniger Nutzer gibt.
Außerdem ist es auch eine politische Frage.

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Siehe heute im Spiegel:
u.a. „Die Bundesnetzagentur erklärte die Preissteigerungen auch mit gesunkener Nachfrage nach Gas. »In einigen Regionen sind signifikantere Mengenrückgänge zu verzeichnen, die zu Entgeltsteigerungen führen«,“
Der Gaspreis steigt wegen Entgleltsteigerung. Weniger Kunden müssen die Infrastruktur zahlen…

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