Zuckersteuer halbiert Zuckerkonsum bei Kindern

Nein, genau dieser Vergleich ist nicht zutreffend.

Erhöhter Zuckerkonsum steigert das Risiko auf Adipositas. Dieses Risiko kann aber durch andere Maßnahmen (vor allem mehr Bewegung) wieder reduziert werden. In deinem Beispiel könnte man nun z.B. sagen, dass ein professioneller Rennfahrer auf Landstraßen schneller fahren kann, ohne dadurch ein höheres Risiko als der Durchschnittsfahrer zu erzeugen. Aber das Beispiel passt dahingehend nicht, dass beim Verkehr auf der Landstraße zahlreiche externe Faktoren (andere Fahrer), auf die man keinen Einfluss hat und die das Risiko steigern (und für die man ein Risiko darstellt) hinzukommen.

Es geht wie gesagt um Korrelation und Kausalität. Ja, Zuckerkonsum führt unter dem Umstand einer schlechten Kalorienbilanz zu Adipositas, aber eben nicht unter dem Umstand einer ausgeglichenen Kalorienbilanz. Wer seine Kalorienbilanz daher trotz Zuckerkonsum im Griff hat, hat auch kein höheres Risiko.

Studien beziehen sich eben immer auf Durchschnittswerte, diese können individuell aber eben mehr oder weniger zutreffend sein. Deshalb ist die pauschale Verurteilung jeden Zuckerkonsums problematisch (das ist mein primäres Argument hier!), wobei man durchaus - im Einklang mit der Studienlage - sagen kann, dass im Durchschnitt ein höherer Zuckerkonsum mit einer höheren Krankheitsbelastung einhergeht.

Wie gesagt, wir reden hier über komplexe Zusammenhänge. Die zwei Kardinalfehler, die immer wieder gemacht werden, sind dabei, dass Kausalität und Korrelation nicht sauber getrennt werden und dass vom Durchschnitt auf das Individuum geschlossen wird.

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Es ist wissenschaftlich gut belegt, dass Zucker nicht nur das Risiko für Übergewicht erhöht, sondern auch für andere schädliche Folgen. Die Wissenschaft stützt sich dabei nicht auf die Beobachtung von Korrelationen, sondern hat die kausalen Zusammenhänge erforscht. Bas Kast fasst in seinem Ratgeber „Der Ernährungskompass“, in dem er tausende Ernährungsstudien analysiert hat, die Folgen von hohem Zuckerkonsum so zusammen:

„Wir sprechen also von einem regelrechten Leidensbündel, bestehend aus – im Kern
– Leberverfettung, Insulinresistenz/Diabetes, Übergewicht und einem stark erhöhten Herz-
Kreislauf-Erkrankungsrisiko.“

Hinzu kommt natürlich ein erhöhtes Karies-Risiko.

Zur Zuckermenge gibt es folgende Empfehlung:

„Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung, die Deutsche Adipositas-Gesellschaft und die Deutsche Diabetes Gesellschaft e.V. empfehlen, dass nicht mehr als ein Zehntel des täglichen Kalorienbedarfs aus freiem Zucker bestehen sollte.“ (Quelle)

Dass hoher Zuckerkonsum durch Bewegung und Sport ausgeglichen werden kann, ist eine Wunschvorstellung. Kast schildert, wie er früher glaubte, ungesunde Ernährung könne ihm nichts anhaben, weil er nie an Übergewicht litt. Tatsächlich stellte er fest, dass er seinem Körper auf vielfältige Weise schadete, auch wenn sich diese Schäden nicht oder erst spät und zaghaft in Übergewicht äußerten:

„Vielleicht wäre es besser gewesen, ich wäre nicht gejoggt. Ich wäre schneller fett geworden, und es wäre selbst für mich offenkundig gewesen, was ich meinem Körper antue. So aber wurde ich nur schleichend dicker, und ich hielt mich für fit. Bis zu jenem Frühlingsabend, an dem mein Herz die Notbremse zog.“

So gesund Sport auch ist: Im ungünstigsten Fall kann er die schädlichen Folgen ungesunder Ernährung sogar verdecken, weil er ihr offensichtlichstes Symptom, das Übergewicht, bekämpft. Dann können sich andere schädliche Folgen über Jahre oder Jahrzehnte im Verborgenen zusammenbrauen, bevor sie umso unangenehmer zutage treten.

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Das sind dann aber wiedersprüchliche Quellen. Wenn die DGE empfiehlt max zehn Prozent des Kalorienbedarfs mit freien Zuckern zu decken, gehe ich davon aus dass alles darunter nicht gesundheitsschädlich ist. Der Kalorienbedarf kann aber sehr unterschiedlich sein, ein Tour de France Fahrer verbrennt bei Bergetappen auch schon mal über 10.000 kcal, da wären dann 1000 Kalorien aus freien Zuckern erlaubt. Ich stell es mir aber schwierig vor, wie solch ein Bedarf mit Wirsing und Staudensellerie zu decken ist.
Ansonsten müsste man die Empfehlung herausgeben, möglichst gar keinen freien Zucker mehr zu konsumieren. Heißt nicht nur Softdrinks sondern auch jede Praline, jedes Mousse au Chocolat usw. wären schlecht für die Gesundheit.
Erinnert mich ein wenig an früher, als ein Butterbrot mit Ei noch verdammt wurde (Cholesterin!!) oder Fett der Übeltäter war, und light Produkte mit viel Zucker im Trend waren.

Ich habe gar nicht den Eindruck, dass die Befürworter einer Zuckersteuer pauschal jeden Zuckerkonsum verurteilen. Ich denke, wir können uns alle darauf einigen, dass es (1) um die Verhinderung von übermäßigem Zuckerkonsum geht, (2) dass „Lebensmittel“ wie Softdrinks, Fruchtjogurts oder Fertiggerichte einen unnötige Zuckeranteil haben und (3) dass insbesondere Kinder davor geschützt werden müssen, so früh an übermäßigen Zuckergenuss gewöhnt zu werden.

Niemand spricht davon, Zucker zu verbieten. Jeder, der möchte, kann gerne weiterhin Speiseeis oder Schokolade essen oder Cola Classic trinken. Hier geht es lediglich darum, auf „Lebensmittel“ mit überdurchschnittlich / unnatürlich hohem Zuckeranteil eine Steuer zu erheben, die solche Lebensmittel spürbar teurer macht, v.a. im Vergleich zu alternativen Lebensmitteln. Niemand wird dadurch ärmer, dass der Preis von Cola Classic sich verdoppelt, wenn er ja weiterhin Wasser oder Tee kaufen kann.

Aber ja, wenn Fertiggerichte teurer werden, müssen Menschen mehr kochen. Ich fürchte, das verteuert das die Lebenshaltungskosten (und macht mehr Arbeit). Deshalb würde ich auch nicht für die Verwendung von Zuckersteuer für Präventionsprogramme plädieren, sondern für eine „Zuckergeld“ (analog zum Klimageld) (der Staat sollte trotzdem in Präventionsprogramme investieren, z.B. Schulsport, der den Namen verdient).

Im Grundsatz sollte der Staat alle Einnahmen aus Steuern, die mit dem Ziel von Verhaltenslenkung erhoben wird, als Pauschale an jeden Bürger zurückzahlen.

Übrigens: Im Fall eines Zuckergeldes wäre es keine Verteilung von oben nach unten, sondern umgekehrt: Hier ist der Konsum von Zucker wohl bei sozial benachteiligten Menschen überproportional, so dass sie mit einer Pro-Kopf-Pauschale nicht vollständig kompensiert werden könnten.

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Welchen Widerspruch siehst du? Vielleicht lässt er sich auflösen?

Warum Wirsing und Staudensellerie? Und warum gar kein freier Zucker? Die Empfehlung lautet doch: Bis zu einem Zehntel des täglichen Kalorienbedarfs aus freiem Zucker gilt als akzeptabel.

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Die Befürworter der Zuckersteuer nicht - es ist eher eine Nebendiskussion, die leider auch wieder sehr ideologisch geführt wird, in der dieses Argument aufkommt. Der Fokus auf das Argument, dass Zucker generell schädlich sei, führt meiner Meinung nach dazu, dass die Gefahr von zu viel Fett in’s Hintertreffen gerät. Gerade bei den von dir angemerkten Fertiggerichten ist „zu viel Fett“ oft problematischer als „zu viel Zucker“.

Im Idealfall werden Fertiggerichte natürlich nicht (künstlich) teurer, sondern die Hersteller passen die Rezepturen dahingehend an, dass diese nicht mehr unnötig viel Zucker und Fett enthalten. Dann bliebe höchstens eine Preissteigerung durch hochwertigere Zutaten (statt billigem Zucker und Fett), aber die wäre eben nicht so drastisch wie eine etwaige Zucker- oder Fettsteuer.

Und wenn du das „selbst kochen“ ansprichst muss ich eben auch feststellen, dass insbesondere dort das Problem viel stärker „zu viel Fett“ als „zu viel Zucker“ ist. Ständig stößt man auf Rezepte, wo die Leute völlig sinnlos becherweise Sahne oder unmengen von Öl reinhauen (und im schlimmsten Fall nahezu Null Protein enthalten ist). Meine Befürchtung ist, dass die Leute, die aktuell sehr ungesund von Fertiggerichten und Soft Drinks leben, auch, wenn man sie durch massive Kosten zum selbst kochen bringt, extrem ungesund kochen werden, wenn man das Ganze nicht mit ordentlicher Präventionsarbeit flankiert (zu der gehört auch, ernährungswissenschaftliche Grundlagen in der Schule zu vermitteln). Man kann eben auch extrem ungesund selbst kochen.

Ich bin daher weiterhin für eine Zuckersteuer, aber ich denke auch weiterhin, dass das nur ein Teil des Problems ist und dass, wenn die Einnahmen nicht komplett in Prävention fließen, wir nicht sicher sein können, dass eine Zuckersteuer ähnlich gut wirken wird wie in UK. Ich verstehe, dass du die Steuereinnahmen lieber umverteilen würdest, aber ich bin mir wirklich nicht sicher, ob wir das Ziel so erreichen. Und natürlich kann man argumentieren, dass eine Umverteilung wegen der Möglichkeit des Ausweichverhaltens nicht zwingend notwendig ist, da es wegen dieser Möglichkeit des Ausweichverhaltens im Prinzip eine Luxussteuer ist. Auch wäre die Umverteilung bei jeder Art von Lenkungssteuer irgendwann ziemlich unübersichtlich.

Hast du dazu gute frei zugängliche Quellen.

Mir erschließt es sich nicht, dass Zucker der vom Körper direkt umgesetzt wird, weil der Konsument durch hohe sportliche Aktivität diesen direkt als Energie verwertet die gleiche Wirkung haben soll wie Zucker der vom Körper nicht benötigt wird.

Und das was ich bisher so an Quellen gehört habe waren dann doch auch oft mehr Korrelationen als Kausalitäten.

Mir scheinen die Studien genau das Gegenteil auszusagen. Das wäre ja genau die Gegenprobe, die man bei jeder Studie machen sollte.

Das kann man so nicht stehen lassen. Zum einen gibt es keinen gesunden Konsum von zugesetztem Zucker, nur ein unproblematisches Maß, zum anderen gibt es ebenso ein unproblematisches Maß an Alkohol oder Tabak. Die Menge macht immer das Gift, hier auch. Keiner der drei Stoffe ist jedoch für ein gesundes Leben notwendig.

Zum eigentlichem Thema:
Eine Reduktion des Zuckerkonsums bei Bürgern im allgemeinen hat auch positive Wirkung auf die Gesundheit und damit sinken Kosten durch Arbeitsausfall, medizinischen Leistungen etc.
Das könnte sich besonders rentieren.
Die Höhe der Zuckersteuer sollte anhand des Zuckergehalts bestimmt werden, also je mehr desto teurer. Man kann gern eine Untergrenze machen ab der die Steuer erst greift, dann sind nicht alle Lebensmittel mit Zucker so stark betroffen.

Gerade Menschen mit wenig Geld ernähren sich häufiger ungesund weil es günstiger ist und geben ihren Kindern häufiger Zuckerhaltige Produkte, teils aus Unwissen und teils gut gemeint, da sie ihren Kindern sonst weniger bieten können als andere oder weil sie auf Werbeversprechen zB von Fruchtzwergen reinfallen. Eltern aus Akademiker Haushalten achten eher auf weniger Zucker. Hier würde sich eine besonders positive Wirkung entfalten.

Ein entfallen der Mehrwertsteuer auf Obst und Gemüse und vielleicht auch auf weitere Grundlebensmittel wären ein gutes Signal, dass es 1. nicht um Bereicherung des Staates geht, 2. gesunde Ernährung unterstützt wird und 3. Kritikern etwas Wind aus den Segeln genommen wird.
Ein Verbot halte ich für eine wesentlich schlechtere Maßnahme, da sich dann erst Recht Menschen bevormundet fühlen und es einfach sehr verbreitet und üblich ist Süßigkeiten zu essen, zu schenken etc.

Eine Zuckersteuer ergänzt eigentlich ganz gut das angestrebte Werbeverbot für Süßigkeiten von Minister Özdemir, auch wenn es natürlich das Bild der Grünen als Moral- und Verbotspartei weiter erhärten würde, aber da ist eh für die Legislatur nichts mehr zu retten.

Die Einnahmen der Zuckersteuer könnten auch direkt an die Ländern gehen und diese haben dann die Möglichkeit damit Programme zur gesunden Ernährung oder für Bewegung zu unterstützen. Auch das würde die Kritik entschärfen und gleichzeitig die Ministerpräsidenten (besonders die der CDU) eher gewogen stimmen das Projekt zu unterstützen. Die CSU wird eh wieder Sozialismus und Diktatur brüllen, da lässt sich nichts machen.

Ich möchte noch einbringen, dass auch Zuckerersatzstoffe/Süßstoffe nicht gesund sind. Teilweise stehen diese im Verdacht Entzündungen oder Krebs im Darm zu verursachen. Um einen Ersatz von Zucker durch die Süßstoffe zu vermeiden würde ich diese daher direkt mit erfassen. Viele Lebensmittel sind übersüßt (wobei noch kein Vergleich zu USA oder anderen Ländern), hier ist weniger Süße mehr Geschmack.

Dieses Argument kam ja häufiger, würde ich aber so nicht mittragen. Wer nur selten Zuckerhaltige Lebensmittel zu sich nimmt, den wird die Preiserhöhung wenig treffen oder weiter dazu ermuntern wenig Zucker zu sich zu nehmen und für die anderen ist es ein Anreiz Zucker zu reduzieren.

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Es mag im Schnitt stimmen, aber ich beobachte auch, dass hier oft viel Unwissen herrscht. Da werden dann im örtlichen Bioladen für viel Geld alternative Süßigkeiten gesüßt mit Agavendicksaft oder Honig gekauft, die aber auch nicht weniger Zucker enthalten. Gleiches beim Backen. Da ist dann der Kuchen beim Kindergeburtstag ein Problem, aber daheim wird beim Backen einfach nur der Zucker durch Agavendicksaft ersetzt.

Alle Quellen die ich kenne sehen für normale Mengen hier keine Risiken.

Warum?

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Ergänzend zu meinen Zitaten weiter oben kann ich vertiefend diesen Auszug aus Kasts Analyse anbieten. Ich konzentriere mich auf die erste von zwei Studien, damit der Beitrag nicht zu lang wird:

„Viele der Stoffwechselvorgänge, die ich hier geschildert habe, hat man über die Jahrzehnte an Tiermodellen herausgefunden. Viele der schädlichen Zusammenhänge hohen Zuckerkonsums bei uns Menschen dagegen beruhen auf Beobachtungsstudien, bei denen stets Skepsis angebracht ist: Gut möglich, dass Menschen, die auf Cola etc. stehen, insgesamt nicht zu den allergrößten Fitnessfreaks unter der Sonne gehören, während gesundheitsbewusste Menschen meist auch gezuckerte Getränke meiden. Wie können wir da sicher sein, dass es wirklich der Zucker und nicht der generell ungesunde Lebensstil ist, der zur beschleunigten Alterung und einem vorzeitigen Tod führt? Wieder die alte Frage: Kausalität oder Korrelation?

Hinzu kommt: Zucker trägt schlicht zu einem Kalorienüberschuss und damit zur Fettsucht bei, und sie, die Fettsucht, könnte ebenfalls einen Teil der beobachteten Probleme verursachen. Coca-Cola und Softdrink-Unternehmen überhaupt lieben dieses Argument. Schließlich bedeutet es, dass nicht sie Produkte herstellen, die eventuell ähnlich schädlich sind wie Zigaretten, sondern dass letztlich wir schuld sind: Wir können uns einfach nicht zurückhalten – und wir bewegen uns zu wenig! Mit anderen Worten: Wir sind unersättlich und faul.

An dieser Stelle können letztlich nur Tests mit Menschen Klarheit schaffen, obwohl diese Art von Versuchen fast schon an Körperverletzung grenzen. Jedoch: Nur mit ihrer Hilfe lässt sich bestimmen, ob die Stoffwechselmodelle zutreffen, ob Zucker – in Mengen, die auch im Alltag nicht vollkommen utopisch sind – die beobachteten Gesundheitsprobleme wirklich verursacht. Erst in den letzten Jahren sind einige dieser – aufwendigen, teuren – Experimente gemacht worden, und im Großen und Ganzen bestätigen sie die Befürchtungen. Ich werde hier zwei Versuche herausgreifen, die ich als besonders relevant einstufe und die sich zugleich durch eine hohe Seriosität und Stichhaltigkeit auszeichnen:

Im ersten Experiment unterteilten dänische Forscher knapp 50 übergewichtige Testpersonen im Alter zwischen 20 und 50 Jahren per Zufall in vier Gruppen. Alle Teilnehmer sollten sich das nächste halbe Jahr wie gewohnt ernähren, mit nur einer kleinen Änderung: Gruppe 1 sollte jeden Tag einen Liter Cola trinken, Gruppe 2 stattdessen einen Liter fettarme Milch (1,5 Prozent Fettanteil), Gruppe 3 einen Liter Diät-Cola, Gruppe 4 einen Liter Wasser.

Natürlich ist der Vergleich mit Diät-Cola und Wasser nicht fair, da sie ja keine Kalorien enthalten. Umso spannender war die Frage, ob sich zwischen Gruppe 1 und 2 (Cola vs. Milch) Unterschiede zeigen würden, weil Cola und fettarme Milch rein kalorienmäßig nahezu identisch sind (die im Experiment verwendete Cola enthielt pro Liter 440 Kalorien, die Milch sogar etwas mehr: 460 Kalorien).

Und tatsächlich: Nach einem halben Jahr zeigten sich markante Unterschiede zwischen den Gruppen. So waren bei den Cola-Versuchskaninchen – genau wie es die Stoffwechselmodelle vorhersagen – die Triglyzeride im Blut um 32 Prozent in die Höhe geschossen, und das Gesamtcholesterin war um 11 Prozent gestiegen, während sich bei den anderen Gruppen in dieser Hinsicht nichts verändert hatte. Noch krasser fiel der Unterschied aus, als man die Leber untersuchte: Bei den Cola-Testpersonen war die Fettansammlung in der Leber – im Vergleich zur Milchgruppe – um 143 Prozent angestiegen. Die Gesamtfettzunahme war zwar bei allen Gruppen ähnlich. Jedoch hatte die tägliche Cola für eine Expansion spezifisch des inneren Bauchfetts gesorgt. Wenn die VLDL-Transportbojen mit ihren Triglyzeriden im Körper hausieren gehen, um ihr Fett zu verteilen, laden sie das Fett anscheinend besonders gern dort ab, wo es nicht hingehört und Schaden anrichtet.“

Heißt in Kürze: Hohe Zuckermengen sind eine ganz besonders ungesunde Form der Kalorienaufnahme, die das Risiko für gesundheitliche Spätfolgen auch jenseits von Übergewicht deutlich erhöht.

Auch die deutsche Gesellschaft für Ernährung nennt Übergewicht nur als eines von mehreren Risiken:

„Ein übermäßiger Zuckerkonsum:

  • steigert das Risiko für die Entstehung von Übergewicht und Adipositas (Fettleibigkeit) sowie einer „Fettleber“.
  • kann die Entwicklung von Stoffwechselerkrankungen wie Typ-2-Diabetes fördern.
  • erhöht indirekt das Risiko für die Entstehung verschiedener Krebsarten.
  • fördert auch die Entstehung von Zahnkaries.“

(Quelle)

Das ist genau der Grund, aus dem empfohlen wird, nicht mehr als ein Zehntel des täglichen Kalorienbedarfs mit Zucker zu decken: weil es nicht gleichgültig ist, aus welcher Quelle die Kalorien stammen, selbst wenn sie durch Sport verbrannt werden.

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Aber das ist ja wieder mit Übergewicht. Die Frage inwiefern Zucker auch dann eine Rolle spielt wenn kein Übergewicht vorhanden ist und die Kalorienbilanz ausgeglichen ist wird dadurch ja weiterhin nicht beantwortet.

Wiederholt geht es dabei nicht darum Zucker zu verharmlosen und Argumente gegen eine Zuckersteuer zu suchen, diese habe ich ja gleich eingangs befürwortet, nicht nur für Softdrinks.

Ich finde solche verkürzten Darstellungen nicht gut: es geht darum, dass nicht mit Kindern geworben wird, weil dies insbesondere andere Kinder anspricht. Keiner würde es gutheißen, wenn es Bier- oder Schnaps-Werbung mit lustig rumtorkelnden Kindern gäbe, die sich versessen auf, Nimm 2, die nächste Flasche stürzten.

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Kast beschreibt allgemeine, vom Gewicht unabhängige Stoffwechselvorgänge, die schon vor der zitierten Studie bekannt waren und durch die Studie nur bestätigt wurden. Wer sich für die Einzelheiten interessiert, dem empfehle ich das Zucker-Kapitel in „Der Ernährungskompass“. Kasts Aufmerksamkeit gilt nicht dem Teil der Studie, in dem es um Gewicht geht (der Vergleich mit Wasser und Diät-Cola). Dass die beschriebenen Stoffwechsel-Vorgänge nur für Übergewichtige gelten sollen, beschreibt der Text so nicht. Nach derselben Logik könnte man annehmen, auch das Kariesrisiko steige nur für Übergewichtige.

Auch die deutsche Gesellschaft für Ernährung erwähnt mit keinem Wort, dass die schädlichen Nebenwirkungen nur für Übergewichtige gelten.

In diesem TEDx-Vortrag beschreibt der Arzt Robert Lustig ganz ausdrücklich, dass auch Menschen mit Normalgewicht von den schädlichen Auswirkungen hohen Zuckerkonsums betroffen sind:

Die Studie, aus der Lustig in seinem Vortrag zitiert und an der er beteiligt war, zeigt: 150 Kalorien aus Limonade steigert das Diabetes-Risiko 11-mal mehr als 150 Kalorien aus anderen Quellen (Quelle). Der Befund deckt sich mit den Ergebnissen der dänischen Studie, die Kast zitiert, nämlich dass Cola erheblich schädlicher wirkt als Milch.

Lustig spitzt das Ergebnis der Studie auf die Formel zu:

„Zucker sind nicht leere Kalorien. Zucker sind giftige Kalorien.“

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Wenn der Sportler vor seinem Feierabendlauf einen Schokoriegel isst, oder während der Rennradtour eine Cola im Biergarten, dann wird dieser Zucker ja direkt wieder verbrannt. Damit ist der Stoffwechsel doch sehr wohl ein anderer als wenn diese Energie erst wieder als Speicher angelegt wird.

Wenn das anders ist, müsste man ja bei Ausdauersportlern beobachten, dass diese aufgrund der Energie die sie während der langen Trainings und Wettkämpfe zu sich nehmen unter mehr gesundheitlichen Problemen leiden müssten als der sich halbwegs gesund ernährende Nichtsportler.

Ich will damit nicht sagen, dass eine extrem Zuckerreiche Ernährung für Sportler generell gar keine negativen Auswirkungen haben würde, aber eben, dass viele dieser Effekte erheblich kleiner sind und eine Grenze vielleicht nicht bei 10% liegt sondern entsprechend höher.

Ein möglicher Effekt kann auch das Sättigungsvermögen sein. Wenn ich Kalorien zu mir nehme die nicht sättigen, dann ist naheliegend, dass dadurch auch die Gesamtkalorienaufnahme größer ist.

Letztlich ist dies für die Diskussion hier ja auch gar nicht im Detail von Belang, da ich die Zuckersteuer ja unabhängig davon befürworte, aber sehr starre Empfehlungen und undifferenzierte Schlussfolgerungen aus Studien stelle ich dann doch in Frage.

Edit:
Auch, dass Sport als Diabetesprävention gilt, insbesondere Ausdauersport, legt doch den Schluss nahe, dass hier sehr wohl ein Effekt vorhanden ist.

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Was das bei Sportlerinnen angeht wird es vermutlich in ein paar Jahren mehr Erkenntnisse geben. Gerade was den Ausdauersport angeht ist es noch gar nicht so lange her, dass sich die Erkenntnis durchgesetzt hat, dass es sinnvoll ist während der Belastung hochdosiert Kohlenhydrate zuzuführen. Hier bin ich noch gespannt was da eventuell herauskommt, aber zumindest im Moment ist mir da nichts bekannt, was für Sportlerinnen und den Konsum im Wettkampf und Training negative Folgen in den Zusammenhang bringt.

Mittlerweile sind da im Radsport einige mit vermutlich mehr als 120g/Kohlenhydrate und Stunde (und das ist in der Regel einfach nur Zucker) unterwegs. Das sind da auch nicht mehr nur die Profis bei den Klassikern und Grand Tours, sondern auch Freizeitsportlerinnen, die sich auf einen Radmarathon vorbereiten. Der Grund ist, dass es für den Körper viel riskanter ist dauerhaft im Kaloriendefizit unterwegs zu sein als Zucker zuzuführen. Das Verletzungsrisiko steigt, die Immunabwehr sinkt oder im weiteren Extremfall wird der Hormonhaushalt nachhaltig beeinträchtigt. Im Gegensatz zu früher, wo schon Trinken von Wasser ein Zeichen von Schwäche war ist man hier zum Glück viel weiter.

Es müssen hier aber nicht mal die Sportextrema ala Marathons sein. Es reicht auch das Training für einen 10 km Wettkampf oder ein Halbmarathon. Da sollte eigentlich jede Person bei einer längeren Trainingssession oder mit entsprechenden Intensitäten Kohlenhydrate, die schnell verfügbar sind zuführen.

Würde eine Zuckersteuer diesen Menschen das Leben teurer machen. Ja, und das wäre vermutlich auch für diese Fälle auch irgendwie ungerecht, weil der Lebensstil ansonsten gut ist. Aber ich glaube in Summe wären die Folgen für die Gesellschaft positiv, dass es zu verschmerzen ist, wenn einige (in diesem Fall Sportlerinnen) mehr für ihren Konsum zahlen. Das gleiche gilt auch für die Person, die nur ab und an mal eine Cola trinkt und sich sonst bewusst ernährt.

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Wenn ich mich richtig erinnere, dann ist ab ca. 90 Minuten Belastung wichtig, dass man auch wieder Energie zuführt, bei niedriger Intensität später. Im Wettkampf ggf. auch früher, weil man ja nicht an die Grenzen der Reserve gehen will.

Ich gebe @ped recht, dass die Logik man könne schlechte Ernährung durch Sport kompensieren schnell in die Hose gehen kann, wenn man wegen Krankheit, Verletzung, Arbeit oder Familie nicht mehr so viel Sport machen kann. Ich bin da selbst betroffen und bei mir kommt auch noch dazu, dass ich die Unzufriedenheit über zu wenig Möglichkeit für Sport mit Essen kompensiere.

Gerade wer sich aber seiner Gesamtbilanz sehr bewusst ist, auf ausreichende Nährstoffzufuhr achtet und viel Sport macht, dürfte unter einem Plus an Zucker wohl erheblich weniger leiden als jemand der nicht auf ausreichende Nährstoffversorgung achtet, sich zu wenig bewegt und auch die Gesamtbilanz nicht im Blick hat.

Auch für Sportler ist es vermutlich trotzdem besser, sich den Zucker in Form von Äpfeln, Beeren oder Bananen zuzuführen statt als puren Zucker.

Besser ist relativ. Der Rennradler auf seiner mehrstündigen Tour mit vielen Höhenmetern hat wahrscheinlich eher ein ziemliches Problem wenn er sich die benötigten Kalorien statt über Getränk und Energiegel in Form von Bananen, Äpfeln und Beeren zuführen würde.

Wenn man sich natürlich nach der 90-minütigen Feierabendrunde statt an der Eisdiele am Marktstand mit Obst bedient dürfte das zumindest besser sein, weil mehr Nährstoffe, wobei in der Regel ja die Quelle des Zuckers egal ist, wichtiger ist die Menge und die ist bei Obst eben durch das Volumen begrenzt welches der Magen aufnehmen kann.

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Unter Umständen ja, aber in vielen Fällen auch einfach nein, weil es nicht funktioniert.

Wie vorhin erwähnt ist es mittlerweile empfohlen sich schon während des Sports mit ausreichend Kohlenhydraten zu versorgen. Auch wenn es eher eine niedrig intensive Einheit ist kann man da schon mal 30-40g Kohlenhydrate/Stunde aufnehmen. Bei Beeren ist der Zuckergehalt unter 10g/100gl, bei Äpfeln um die 10g/100g. Das ist dann auf Dauer einfach nicht praktikabel (was nicht heissen soll, dass es bei einer kürzeren Einheit auch gerne mal eine Stulle sein darf). Vor allem weil, wie hier schon erwähnt wurde der Zucker (in dem Fall Fructose) für den Körper zum Teil identisch ist zu dem, der eben per z.B. Gel mit einem Anteil Fructose zugeführt wird). Wieso sich also beim Sport mehrere hundert Gramm in den Magen schaufeln, die sicherlich nicht dazu beitragen, dass es viel Spass wird (vor allem beim Laufen).

Zu Bananen und Sport. Auch wenn es bei Ausdauerveranstaltungen immer noch sehr gerne als Nahrung während des Events angeboten wird, sollte man da die Finger von lassen. Zum einen belasten sie den Magen noch mal mehr und auch längeres Kauen, um diesen Stress zu reduzieren ist unter Belastung nicht das, was wirklich praktikabel ist. Zum anderen dauert es deutlich länger bis der Zucker im Blut ist, was unter Umständen zu spät ist, um die gewünschte Leistung aufrecht zu erhalten. Auch kann es sein, dass der Konsum von Bananen den Wasserbedarf erhöht, was während des Sports ebenfalls schlecht ist. Also eher etwas für die Regeneration danach oder bei einer Sportart, wo der Magen nicht so sehr belastet wird und im lockeren Bereich unterwegs ist.

Ich will hier aber eigentlich keine Sporternährungsdiskussion führen, nur noch mal verdeutlichen, dass es Anwendungsbereiche gibt, wo einfache Kohlenhydrate notwendig sind. Einfach weil es da negative Folgen gibt, die auftreten, wenn man sich nicht ausreichend versorgt (und das auch schon während der Einheiten). Da geht es auch nicht darum eine schlechte Ernährung durch Sport zu kompensieren.

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