„Ich denke, es gibt einen Weltmark für vielleicht fünf Computer.“ Thomas Watson, IBM, 1943
Die Sterberaten werden steigen, bis in den nächsten 10 Jahren mindestens 100-200 Millionen Menschen verhungern werden." Paul Ehrlich, Stanford, 1970
Ich denke, wir sollten mit solchen absoluten Äußerungen vorsichtig sein, da wir alle die Zukunft nicht vorhersagen können. Das gilt aus meiner Sicht heute insbesondere für einige Anhänger der Klimaforschung, die so tun als stünde die Zukunft schon fest.
Auch wenn ich damit die Notwendigkeit, Klimaschutz global und national voranzutreiben, nicht bestreiten will.
Natürlich war die Aussage recht plakativ, ich weiß. Mich wundert, wie es so viele Menschen schaffen, weiterhin an Wachstum zu glauben, obwohl kein Mensch, kein Baum unendlich wächst. Ich erkläre es mir so, wie @TilRq . Die Menschen wollen es nicht hören, verdrängen.
Natürlich weiß niemand, wie es weitergeht, aber für den Fall, dass wir ohne Rücksicht weitermachen, ist die Wissenschaft ziemlich klar. Und wir können schon jetzt mit unseren eigenen Sinnen wahrnehmen, dass sie richtig liegt.
Ich finde unendliches Wissenswachstum jetzt nicht besonders absurd. Insbesondere gibt es größtenteils unproblematisches Wachstum. Ob die Menschheit es schafft, sich nur auf Wachstum zu beschränken, dass nicht zerstörerisch ist, ist aber eine ganz andere Frage.
Was ich noch eine interessante Frage finde, ist wie man die Verteilung von Erlaubnissen für CO2-Emissionen (ob das ein hard cap ist oder ob man Zertifikate handeln können soll, sei jetzt mal dahingestellt) global verteilen möchte. Zum Beispiel gibt es folgende Möglichkeiten:
Basierend auf aktuellen Emissionen (das ist was zum Beispiel das Kyoto-Protokoll macht)
Basierend auf der Bevölkerungszahl
Basierend auf der Bevölkerungszahl, aber mit Berücksichtigung von Historie. Länder, die in der Vergangenheit mehr Emissionen hatten, bekommen unterdurchschnittlich viele Rechte
Meines Erachtens gibt es hier einen Tradeoff von Umsetzbarkeit und Gerechtigkeit. Wenn man nur das Problem der Tragik der Allmende lösen möchte, ist die erste Variante ausreichend. Mit den anderen Varianten würde man aber denke ich grundlegendere Probleme angehen. Es ist nur vollkommen unklar, wie man das umgesetzt bekommt…
Der Mehrheit ist, in unterschiedlicher Ausprägung, die Bedeutung des menschengemachten Klimawandels durchaus bewusst.
Aber es fehlt sowohl der Mut als auch die Bereitschaft zum Verzicht/zur Veränderung in der breiten Masse, um wirklich kurzfristig sichtbare Fortschritte zum Klimaschutz umzusetzen.
Richtig gemeint, aber zur Klarstellung, damit es niemand falsch versteht: Der Gewinn liegt bei 3 Mrd $ pro Tag, von daher ist der Teil für Lobbyarbeit vernachlässigbar klein, leider aber in absoluten Zahlen immer noch eine immense Summe.
Die Länder der G20 sind verantwortlich für einen sehr hohen Anteil der globalen Treibhausgasemissionen. Nach Angaben der Internationalen Energieagentur (IEA) waren die G20-Staaten im Jahr 2020 für etwa 78% der weltweiten CO2-Emissionen verantwortlich.
Innerhalb der G20 sind China und die USA die größten Emittenten, gefolgt von Indien, Russland und Japan. Zusammen sind diese fünf Länder für etwa 60% der globalen Treibhausgasemissionen verantwortlich.
Können wir damit rechnen, das speziell China, Indien und Russland, aber auch die USA auch nur minimal auf Wachstum zugunsten von klimarelevanten Aktivitäten verzichtet?
Das ist zwar alles richtig, aber ich möchte noch einen Aspekt hinzufügen. Mir fehlt zusätzlich noch das Vertrauen in die Handlungsfähigkeit unseres Landes. Solange hier jeder
Klimaschutz durch Klagen verzögern kann,
öffentliche Träger Infrastruktur nicht in gebotenem Maße ausbauen
und jeder unabhängig vom Gehalt und Vermögen für sich sozialen Ausgleich seiner Kosten einfordern
kann, werden wir uns nicht schnell genug bewegen. Es braucht einen Wechsel im Mindset von Bürgern, Behörden und Politik hin zu mehr Pragmatismus und weniger Streben nach 100%-Lösungen. Nur leider bleibt das bisher sehr auf der Strecke und daher erwarte ich von meinen Mitbürgern nichts mehr.
Das hält mich natürlich nicht davon ab Klimaschutz in meinem Leben selbst zu berücksichtigen, das heißt
fleischarm essen
Konsum reduzieren; Neukäufe hinterfragen und Kaputtes wenn möglich reparieren; Technik auch mal gebraucht kaufen oder verkaufen
Auto nur nutzen wenn es nötig ist
Urlaubsreisen nur mit Auto oder Zug
netzdienlich Strom verbrauchen (Waschmaschine/Spülmaschine tagsüber anmachen, nicht Abends)
Ich bin überzeugt davon, dass es Vorbilder für Klimaschutz benötigt. Von oben herab klimabewussteres Leben befehlen (oder per Gesetz verordnen) wird uns mit dem aktuellen Mindset nicht zum Ziel bringen.
Und das gilt auch für unsere Kommunikation im internationalen Rahmen.
Nein, damit ist aus meiner Sicht nicht zu rechnen. Im Gegenteil: energie- und damit oft auch emissionsintensive Industrien reduzieren bereits jetzt ihre Investitionen vor allem in Deutschland.
Für zwei Milliarden Dollar baut der Volkswagenkonzern in den USA eine Fertigungsstätte für Elektrofahrzeuge.
Der Chemiekonzern BASF verlagert Teile seiner Produktion ins Ausland.
Bayer baut seine Pharmaforschung aus – in den USA.
Der Impfstoff-Pionier Biontech , eine der großen Erfolgsgeschichten der letzten Jahre, hat sich für Großbritannien als Standort für den Ausbau der Krebsforschung entschieden. (Quelle: Die Abrechnung eines Managers mit den „Weltenrettern“ sollte uns zu denken geben - FOCUS online).
In den letzten Monaten sind von der Öffentlichkeit eher unbemerkt Produktionskapazitäten stillgelegt worden (u.a. Schlüsselrohstoffe wie TDI, Ammoniak, Adipinsäure, chlorierte Zwischenprodukte…) und ins Ausland verlegt ( Blätterkatalog (chemanager-online.com)). Die Folgen für die deutsche chemische Industrie: Schwächung der Verbundstandorte, in Folge dessen Erhöhung der Produktionskosten und Schmälerung der Profite. Ein Teufelskreis. Die Entscheidung, in Indien oder auch den USA zu investieren fällt heute leichter als vor der Pandemie. Die Motivation zumindest für Indien und die USA, diese Bewegung durch Restriktionen zu bremsen, ist gering. Wir haben in den letzten zwei Jahren drei von drei Großinvestitionen in den USA getätigt. Solange nicht alle relevanten Industrienationen (ob der Rahmen der G20 hier ausreichend ist?) die gleichen Rahmenbedingungen definieren und ernsthaft umsetzen, werden wir die klimaschädlichen Emissionen nur verlagern.
Das will ich gar nicht bestreiten.
Für wenig hilfreich halte ich aber den Generalverdacht. Spenden an Brot für die Welt werden auch nicht verteufelt, obwohl es garantiert in einzelnen Fällen missbrauch gibt. Ist vielleicht kein guter Vergleich, aber eine Spende für Emissionen die wir heute nicht vermeiden können kann doch nichts Falsches sein.
Im Ergebnis wird man mit der Hetze erreichen, dass es halt keine Spenden mehr gibt.
Natürlich. Aber wenn Konzerne Millionen im Zweifel wissentlich in mehr als zweifelhafte Zertifikate zahlen, um sich als Klimaschützer zu gerieren, die sie gar nicht sind, daran sehe ich sehr viel Falsches!
Ich empfehle wirklich die Lektüre des ZEIT-Artikels, den @der_Matti geteilt hatte (Paywall):
In a nutshell: Privatwirtschaftliche Agenturen zertifizieren in einem erschreckenden Ausmaß vermeintliche Klimaschutz-Projekte, die es entweder schon dem Grund und/oder der Höhe nach nicht sind.
Was sicher sehr viel besser nutzen würde: Sie kaufen stattdessen die von der EU ausgegebenen CO₂-Zertifikate auf und legen diese still:
Aus Fehlern muss man lernen. Bashing alleine wäre tragisch
Noch zum Verständnis:
Aktuell führt das Bashing in Konzernen dazu, dass nur noch Informationen nach Begutachtung von Juristen an die Öffentlichkeit gelangen. Damit wird genau das Gegenteil von Austausch der Interessen Gruppen erreicht. Das kann es doch auch nicht sein.
Glaube die Tragweite wird unterschätzt.
Keine Frage, dass der Betrug der ursprüngliche Grund dafür ist
Das ist ein allgemeines Problem. Jeder, der in der Öffentlichkeit steht, muss damit rechnen, dass Aussagen aus dem Kontext gerissen, verkürzt wiedergegeben oder verfälscht werden. Leider führt das immer mehr zu stereotypen und austauschbaren Sätzen.
Die Zeit hat ein paar Beispiele genannt, die die Zertifikate gekauft haben, vermutlich auch, um zu zeigen, dass es kein kleines Problem ist. Es ging bestimmt nicht ums bloß stellen.
Als Unternehmen muss mir, genau so wie als Verbraucher, klar sein, dass wenn ein Produkt extrem günstig ist, da etwas nicht stimmen kann. Das müssen sich die Unternehmen also schon vorwerfen lassen.
Ich möchte gar nicht die konkreten Fälle verteidigen. Mir geht es nur darum, dass dadurch das System der Carbon credits nicht diffamiert werden sollte.
Dass die LG nicht unerhebliche Teile der Bevölkerung gegen sich aufbringt, ist sicherlich der Fall.
Dass daran der Klimaschutz scheitert, wage ich zu bezweifeln.
Diejenigen, die die Aktionen der LG zum Anlass nehmen, gegen Klimaschutz zu sein, waren das schon vorher
Ich bin froh, dass es die LG gibt.
Im zitierten Artikel heißt es auch:
Schadet der radikale Protest der Klimasache?
Ob Störaktionen und Blockaden der Klimasache wirklich schaden, ist aus Sicht des Berliner Protestforschers Dieter Rucht schwer zu beurteilen. Die Demonstrationen von „Fridays for Future“ seien zwar häufig wohlwollend zur Kenntnis genommen worden. „Aber sie haben keinen wirklichen Druck aufgebaut“, sagte Rucht der Nachrichtenagentur dpa. Wenn es konkret werde und an den Geldbeutel gehe, wie jetzt beim Tausch von Heizungen, würden Menschen zögerlich.
„Auf kurze Sicht verhärtet sie den Diskurs eher“, schätzt Rucht die Wirkung der „Letzten Generation“ ein. Langfristig schärfe die Gruppe aber die Positionen und zwinge dazu, sich zu bekennen. „Ich vermute, dass dies zusammen mit den absehbaren Auswirkungen der Klimaproblematik die Stimmung eher zugunsten schärferer Klimamaßnahmen beeinflusst“, so Rucht. Zitat Ende