Wirtschaftsstandort zukunftsstark machen - Förderung neuer Technologien durch den Staat

Ja, als erste am Abgrund.

Ich bin der erste der zugibt ein Techniknerd zu sein. Aber Elektro-Flugtaxis? Sorry, das wird nix, die Dinger sind immer noch laut, teuer, haben eine bescheidene Reichweite, einen schmalen Nutzungskorridor und sind so am Ende nur etwas für die oberen 0.5%, wenn überhaupt.

Siehe dazu auch: Futuristisches Flugtaxi: Ist der Lilium-Jet ein Rohrkrepierer? | FLUG REVUE

Wie schon andere vor mit gesagt haben, wir brauchen Risikofinanzierung durch den Staat am Anfang der Kette, bei Forschung, Experiment und Unternehmensgründungen. Nicht dann, wenn die privaten Geldgeber ihr Geld lieber doch wieder in mittlerweile besser verzinste alternativen stecken.

Ich habe auch genug staatlich geförderte Forschungsprojekte von innen gesehen, ich hatte selten den Eindruck, dass die Fördergeber irgendein Verständnis davon hatten was sie da gefördert haben. Ich denke aber auch nicht, dass wir das von unserer staatlichen Verwaltung verlangen sollten. Daraus folgt dann aber, dass wir am besten viele kleine (und damit tendenziell in frühen Phasen sich befindende) Ideen/Projekte fördern sollten, die kosten pro Idee weniger und es ist dann nicht so schlimm, wenn man sich mal bei der Nutzenbewertung vertut.

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Interessant. Hättest du da eine Quelle oder einen weiterführenden Link? Mich wundert das etwas, weil man z.B. für einen Flug über den Atlantik schlicht an physikalische Grenzen stößt was mögliche Materialpaarungen angeht, die für etwaige Batterien der Zukunft infrage kommen, die auch nur potenziell das notwendige Gewichts/Leistungsverhältnis ermöglichen. Aus diesem Grund - so ist zumindest mein Informationsstand - setzen auch alle mir bekannten großen Hersteller von Flugantrieben auf andere Konzepte um diese Leistungsdichten zu ermöglichen. Z.B. die fliegende Brennstoffzelle.

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Immer diese Staatsgläubigkeit. Irgendwelche Beamten verteilen auf Basis von PowerPoints das Geld der Steuerzahler und tragen dabei noch nicht mal ein persönliches Risiko, ist ja das Geld der Steuerzahler.

Wenn die Idee so toll ist, dann würden private Investoren Schlange stehen, Beamte sind bestimmt nicht die schlaueren Investoren.

Gebt den Menschen das Geld, deren Schwarmintelligenz findet sicherlich bessere Verwendung als eine Behörde.

Wieso also den Menschen das Geld erst wegnehmen, damit Beamte mit diesem Geld schlechter investieren als sie selbst.

Ich finde der Staat sollte nur dort investieren, wo es kein privates Interesse geben kann - z.B. in Grundlagenforschung oder Raumfahrt etc.

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Ich persönlich fände geeignete staatliche Unterstützungsmassnahmen sehr sinnvoll.

Meines Erachtens ist das Hauptproblem, dass es eben gar keinen Konsens darüber gibt, wie Deutschland sind in Zukunft positionieren möchte.

Autos werden künftig vermutlich eher andere bauen als wir, da einfach zu teuer. Wind- und Solarenergie haben wir schon vor vielen Jahren kaputt gemacht. Aber was können wir denn dann noch? Wir können uns ja nicht mal auf gemeinsame Grundwerte einigen, wie wir in den letzten Jahren vermehrt feststellen und jetzt bräuchten wir eine gemeinsame Utopie für ein zukunftsfähiges Deutschland… Weiss nicht, ob das einfach wird, aber ich denke, wir brauchen es, das gemeinsame Ziel.

Mein Vorschlag für staatliche Beteiligung wäre ein Wettbewerb, bei dem Unternehmen mit einer Jury und einem objektiven Bewertungssystem gemessen werden und diejenigen mit den meisten Punkten gewinnen dann einen Geldpreis und profitieren zudem von der Publicity.

So etwas ähnliches haben wir doch eigentlich (Link):

Durch zwei Förderungen im Rahmen der Gründungsoffensive Biotechnologie (GO-Bio), mit der das BMBF gründungswillige Forscherteams in den Lebenswissenschaften unterstützt, hat das BMBF 2007 bis 2013 mit insgesamt 4,1 Millionen Euro die Gründungsphase von BioNTech maßgeblich mit unterstützt.

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Ich verweise nur auf WIkipedia.

" mit rechtlichem Sitz in Amsterdam"
" Im Januar 2020 veröffentlichte der Aerokurier einen Bericht, in dem es hieß, dass Lilium die angegebenen Leistungsziele des Flugzeugs nicht erreichen könne und nur zwei Minuten am Stück fliegen könne.[63][64] Der anonym verfasste Bericht wurde vom Unternehmen zurückgewiesen, später jedoch von vier deutschen Luft- und Raumfahrtwissenschaftlern bestätigt, die schrieben, dass Lilium „mit brillanter PR eine Scheinwelt schaffe, um Investoren anzulocken“[65]. Auch Der Spiegel (online) veröffentlichte einen Artikel zu dem Thema.[66]

Im Februar 2021 veröffentlichte Forbes einen Artikel, in dem mehrere ehemalige Mitarbeiter zitiert wurden und in dem es hieß, dass die Entwicklung des Lilium-Flugzeugs von Problemen geplagt sei und die Flugtestkampagne nur minimale Fortschritte machte".[67]"

Puh, wollen wir da Geld reinstecken, wenn Investoren schon keine Lust mehr haben?

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Was das Verständnis der Fördergeber des Staates anbelangt gibt es hier ja Projektträger wie das PTJ, die bei der Entscheidung und Auswahl der zu fördernden Unternehmen/Ideen beraten und helfen. So eine Beratung sollte denke ich auch bei Kreditvergaben und Unterstützungen gegeben sein. Schwierig ist eben, wenn sich eine PolitkerIn aufgrund von anderweitigen Interessen und Kontakten gegen eine Empfehlung dieser Beratung entscheidet. Was man z.B. bei HVO100, Wasserstoff im Verkehr und aus meiner Sicht auch bei Flugtaxis sehen würde. Es gibt coole Ideen und technische Lösungen, die einfach nicht sinnvoll sind gesamtgesellschaftlich.

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Soweit die Theorie. In der Praxis habe ich >5 Jahre davon nichts gesehen. Das war reine Verwaltung: „sind denn die Reisekosten auch richtig abgerechnet worden“? Von Fachkompetenz war da weit und breit nichts zu sehen.

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Da haben also Leute ne Milliarde Euro in ein Projekt reingesteckt, von dem sie glauben, dass es die Erfindung der elektrischen Bratkartoffel ist - machen aber jetzt schlapp, weil der Staat keine 50 Millionen reinbuttert? Offensichtlicher kann der Scam doch nicht sein.

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Habe ähnliche Erfahrungen mit PTJ und anderen Projektträgern gemacht. Die einzigen, die solche Forschungsvorhaben wirklich inhaltlich prüfen könnten, sind Forschungseinrichtungen, die an ähnlichen Themen arbeiten und die sind dann in aller Regel nicht unabhängig. Am Ende kann die Politik also vmtl tatsächlich nur eine grobe Richtung fördern wie z.B. " alles was in Richtung E-Mobilität geht". Das bringt dann das Problem mit sich, dass auch so sinnlos-Projekte wie elektrische Flugtaxis gefördert werden (wie @peteM schon sagt - der Reichweite sind einfach physikalische Grenzen gesetzt). Vielleicht tatsächlich ein Thema, das man mal in einem Interview mit jemandem vertiefen könnte, der sich mit der Förderlandschaft im Detail auskennt. Würde mich auch interessieren, was ser beste Ausweg aus dem Dilemma ist …

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Vielleicht wieder weniger Projektfinanzierung, und dafür mehr Grundmittel? Der eingesparte Overhead beim Projektcontrolling könnte schon ausreichen um die paar Wissenschaftler zu bezahlen die das Geld mitnehmen, aber nichts leisten wollen.

Alleine die ganzen nutzlosen Arbeitsjahre die in das Schreiben und Lesen von Anträgen fließt. Denn am Ende werden ja von 100 Anträgen vielleicht 25 gefördert. D.h. 75 Anträge sind „nutzlos“ geschrieben worden.

Ich halte diese Flugtaxis für kompletten Blödsinn, mMn sollte man die direkt verbieten, damit wir nicht noch ein unsinnigen Verkehrsmittel haben, dass uns Lebensraum wegnimmt.

Die Dinger bringen keinen gesamtgeselschaftlichen Mehrwert und sind eine einzige Resourcenverschwendung. Wir fragen uns aktuell schon, wie wir den gesamten Energieverbrauch auf erneuerbar umstellen können und da sollen dann diese Dinger noch oben drauf?! Dann reden wir die ganze Zeit über Fachkräftemangel und wollen die Leute an sowas verschwenden, anstatt ihnen sinnvolle Aufgaben zu geben. Auch werden die Dinger natürlich mit um Batterien konkurrieren und somit die Batteriepreise unnötig teurer machen.

Ich find es auch absurd, dass die Leute, die sonst immer von „Technologieoffenheit“ faseln, hier auf einmal kein Problem haben, diese Mobilitätsform zu fördern.

Die Forderungen nach Förderung für Flugtaxis zeigt doch nur wie kaputt unser aktuelles Wirtschaftssystem ist: „Wachstum über alles, scheiß auf den Planeten oder darauf was die Leute wirklich brauchen“

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Da habe ich wohl einen Artikel etwas zu positiv aufgefasst oder falsch in Erinnerung. Konnte auch nur Mittelstrecke finden, dafür schon 2028.

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Meine Vermutung wäre eher, dass die Investoren das Projekt tatsächlich nicht mehr als erfolgsversprechend ansehen. Der ganze Prozess ist ja im Grundsatz auch nichts verwerfliches. Technologie-Ideen scheitern halt auch mal. Im Fall der elektrischen Flugtaxis habe ich von mehreren Forschungsprojekten direkt oder indirekt mitbekommen, dass sich das Ganze deutlich schwieriger herausstellt als angenommen. Die Frage ist, ob wir wirklich einen gesellschaftlichen Mehrwert sehen und das fördern wollen. Ein Luftfahrt Professor den ich flüchtig kenne hat in der Vergangenheit immer über die Sinnlosigkeit batterieelektrischer Flugzeuge geschimpft. Bis er mitbekommen hat wie gut sowas gefördert wird. Dann ist er selbst im großen Stil eingestiegen. Am Ende stellte sich heraus, dass kein sinnvolles Konzept mit Batterie-elektrischen Antrieb erarbeitet werden konnte. Will sagen: manchmal entwickeln solche Förderungen auch ungewollte Nebeneffekte.

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Update aus der SZ:
Keine Hilfen für Lilium vom Bund.

Flugtaxi-Start-up Lilium: Bund verweigert Lilium Staatshilfe - Wirtschaft - SZ.de (sueddeutsche.de)

Kleiner Auszug:
(BK Scholz) "Er hatte im Sommer einen Messestand des Flugtaxi-Bauers besucht und Lilium-Chef Klaus Roewe nach dessen Darstellung versprochen, „dass er bereit ist, zu unterstützen und zu helfen“.

Söder poltert: "Für den bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder (CSU) ist die Sache klar. „Nächster Fall von Bayern-Bashing“, kommentierte er die aus seiner Sicht „krasse Fehlentscheidung“. "

Ich finde nach allem was man so lesen konnte die Entscheidung richtig.

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Ich sehe die ganze Argumente, die gegen diese Art Projekte sprechen. Manche finde ich fundiert, manche gehen für mich in die Richtung „typisch deutsche Anti-Mentalität“. Zumindest was Lilium angeht, scheint die Sache jetzt gegessen. Kein Geld und damit wohl auch das Aus für Lilium, zumindest in Deutschland.

Ein wenig traurig bin ich darüber, muss ich sagen. Deutschland hat damit nach meiner Sicht bewiesen, keine Eier für wirklich mutige neue Technologien zu haben bzw. deren Unterstützung. Muss man akzeptieren.

Ich hoffe sehr, dass es bei anderen Projekten besser aussieht. Oder wir in unseren traditionellen Sparten auch in Zukunft noch genügend Potential haben, um daraus schöpfen zu können.

Wie bewertest du eigentlich Lilium im Vergleich zu Volocopter? Gerade Bayern hat ja bei Volocopter noch nein gesagt, jetzt bei Lilium hat Söder ein Ministerialmachtwort gesprochen und sich gegen seinen Wirtschaftsminister gestellt. Gibt es aus deiner Sicht Gründe, warum Lilium besser dasteht als Volocopter und was die Sicht von Söder da beeinflusst haben könnte?

Warum ist das notwendigerweise eine Sache von Mut? Wenn ich wissen will, ob etwas eine Investition wert ist, muss ich mir das Produkt aus Erfolgswahrscheinlichkeit und Wert bei Erfolg angucken. Wenn jetzt eine Technologie extrem risikoreich wäre, dafür aber uns bei Erfolg alle vor dem Klimawandel rettet, dann klar kann man darüber reden, ob man jetzt genug Mut aufbringt um die Kosten bei einem wahrscheinlichen Scheitern zu übernehmen.
Aber wie ist das denn beim Thema Flugtaxis? Ich sehe einfach nicht den großen gesellschaftlichen Nutzen bei Erfolg - dann fliegen halt ein paar reiche Dudes in Flugtaxis umher. Insofern stellt sich für mich die Frage vom Mut gar nicht, weil die Investition schon an der Kosten / Nutzen Abwägung scheitert.

Das Hauptargument hier im Forum gegen diese Flugtaxis ist, dass sie keinen gesamtgesellschaftlichen Mehrwert haben. (Und von meiner Seite kam noch, dass sie deutlucj mehr Schaden als Nutzen anrichten)
Von deiner Seite kam noch kein Argument für den Mehrwert, lediglich wurde es als „Zukunftstechnologie“ gelabelt und gesagt, dass, wenn wir es nicht machen es andere machen. Stattdessen kommen hier ad hominen Argumente.

Aber klar: „Wachstum über alles und wer dem auch nur ein klein wenig im weg steht, hat entweder eine Anti-Mentalität oder ist feige“

Die gleiche Argumentation, die du hier für Flugtaxis bringst könnte man übrigens 1:1 auch dafür verwenden, um in deutsche Unternehmen zu fördern, die wegwerf e-Zigarreten entwickeln.

Ich glaube, da haben wir einfach zu unterschiedliche Ansichten. Meine Ansicht ist, dass sich durch dieses völlig neue Konzept ein neuer Markt aufgetan hätte, den man allzu leicht als illusorisch abtun kann.

Ein Produkt, das erst tatsächlich nur für Gutverdiener da sein kann, finanziert sich durch ebendiese und skaliert dann in den Markt für weniger Finanzkräftige. Das war mit Flugreisen so, das war mit Tesla ähnlich uns soll mit Space X ja auch irgendwie in die Richtung gehen.

Aber vielleicht war das Ganze aus eben diesen Gründen zu ambitioniert und auch deswegen zum Scheitern verurteilt.

Um nochmal auf den Mut zurückzukommen: da sind vor knapp 10 Jahren vier Jungs mit einer Idee gestartet, haben mehr als eine Milliarde eingesammelt, hunderten Leuten Arbeit und eine Vision gebracht, zig Millionen an Steuern gezahlt und sogar einen tatsächlich funktionierenden Flieger gebaut. Wer von uns hätte das auch nur im Ansatz fertig gebracht?