Wie viel Quadratmeter Wohnraum pro Einwohner wollen wir uns leisten?

  • Täglich werden 81 Hektar bebaut

Wenn es um Flächenversiegelung, Abholzung und Raubbau an der Natur geht, ist die Rede oft vom Regenwald.

Aber auch Deutschland praktiziert die Vernichtung seiner Flächen. Täglich werden hierzulande über 80 Hektar bebaut. Das sind weit mehr als 100 Fußballfelder.

Täglich rücken Siedlungen, Tankstellen, Gewerbeparks, Sport- und Freizeitanlagen in die grünen Bereiche der Städte und Gemeinden vor.

In Deutschland wird täglich eine Fläche von 116 Fußballfeldern mit Häusern und Straßen bebaut. Die Siedlungs- und Verkehrsfläche wuchs zwischen 2008 und 2011 um 2,5 Prozent oder 1182 Quadratkilometer. „Das entspricht rechnerisch einem täglichen Anstieg von 81 Hektar“, teilte das Statistische Bundesamt mit. Die Zunahme hat sich immerhin verlangsamt: Von 2007 bis 2010 wurden noch 87 Hektar pro Tag umgewidmet.

https://www.n-tv.de/panorama/T…ebaut-article9963401.html

Im Jahr 2020 betrug die durchschnittliche Pro-Kopf-Wohnfläche in Deutschland 47,4 Quadratmeter. Die Wohnfläche ist laut Quelle die Gesamtheit der anrechenbaren Grundflächen der Räume, die…

https://de.statista.com/statis…chland-von-1989-bis-2004/

Die Bundesregierung möchte viele neue Wohnung bauen.

Wie viel Quadratmeter Wohnraum pro Einwohner wollen wir uns leisten?

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Interessantes Thema.
Unser Baurecht ist noch dazu sehr traditionell ausgerichtet.
Wer mit einem Tiny House liebäugelt, ist überrascht, wie viele Sondergenehmigungen er braucht und auf wie viele Vorbehalte er auf den Gemeinden trifft.
Parallel sollte man sich fragen, welche Aktivitäten man auslagern kann.
Town-Halls findet man eigentlich nur in Kur-Orten, dabei könnten sie helfen, Menschen zusammenzubringen und weniger Wohnzimmer nötig zu machen.

Das sind Wohnungen die im sozial schwachen Bereich benötigt werden.
Polemik:
Wo sollen all die Niedriglöhner die wir uns leisten und aus den Altbauten und klimasanierten Häusern der großen Innenstädten verdrängen leben?

Die besten Ackerflächen die jetzt zu Industrieparks und Einkaufszentren umgewandelt werden werden künftigen Generationen noch weh tun.

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Aus meiner Sicht ein sehr spannendes und wichtiges Thema. Ein paar Denkanstöße:

Eine Ursache für den erhöhten Bedarf an Wohnraum dürfte die Verkleinerung der Haushalte sein, in denen wir im Mittel wohnen wollen. 1961 war der Anteil der Ein-Personenhaushalte bei ~20%. Heute hat er sich mehr als verdoppelt [1]. Allein das verschärft schon die Situation. Der stetige Zuzug in die Städte macht Wohnraum dort besonders wertvoll.

Zumindest für den ersten Trend gibt es m.E. einen sinnvollen Lösungsansatz. Kleine Haushalte haben natürlich den Vorteil der größeren Privatsphäre. Sie bringen aber neben der Verknappung von Wohnraum auch andere Nachteile mit sich. Mehr Wohnraumfläche pro Person führt ganz unabhängig vom Quadratmeterpreis zu höheren Kosten für Miete, Wohnraum, Inventar. Unser derzeitiges Wohnkonzept ist darauf ausgerichtet, dass jede Wohneinheit für sich autark ist. Das ermöglicht es, fast ohne Kontakt zu unseren Nachbarn zu leben (mit nicht unproblematischen sozialen Effekten), bringt aber jede Menge Flächen und Ressourcen mit sich, die verhältnismäßig wenig ausgelastet sind.

Die Kunst von neuen Wohnkonzepten besteht darin, die Privatsphäre und Unabhängigkeit aus kleinen Haushaltsaufteilungen mit der Sozialisation und den Synergie-Effekten großer Haushalte zu verbinden. Im Vergleich zu den Ein-Personen-Haushalten entsteht dadurch weniger individueller Wohnraum und mehr gemeinsam genutzter Wohnraum. Wenn man das gut macht, ist der „shared space“ so effizient gestaltet, dass der Platzbedarf gegenüber dem Ein-Personenhaushalt sinkt, der Wohnkomfort aber steigt.

Klassisches Beispiel wäre ein Studentenwohnheim [2]. Da kann natürlich jeder seine individuelle Kochnische mit Mini-Herdplatte haben, bei der man nach jedem Kochen erstmal Lüften muss. Alternative ist eine gut ausgestattete Gemeinschaftsküche.

Aber auch für ganz normale Wohnungen gibt es Potentiale zu nutzen. Warum muss z.B. jeder Haushalt seine eigene Waschmaschine und Trockner haben? Nutzt man mit drei Haushalten eine Einheit, dann kann man sich teurere, zuverlässigere Geräte leisten, die den Einzelnen weniger kosten und weniger Platz in Anspruch nehmen. Co-Living Konzepte gehen noch weiter [3] und treiben die gemeinsam genutzten Räume etwas in Richtung WG.

Man sieht sofort, wo der Knackpunkt bei diesen Konzepten liegt: wenn ich mich mit den Leuten, mit denen ich mir Wohnraum und ggf. Geräte teile, gut verstehe, ist das alles super. Andernfalls sind Probleme vorprogrammiert. Dieses Problem wird sich nicht ganz eliminieren lassen, aber Co-Living darf ja durchaus intelligenter und bequemer sein als eine Studenten-WG. Wenn ich mir mit vielen Leuten ein Gerät oder einen Wohnraum teile, spare ich ja Kosten – davon kann ich einen Teil durchaus für eine professionelle Instandhaltung investieren, die ich mir allein gar nicht leisten könnte.

Über die genannten Probleme hinaus ist sowas natürlich auch eher ein Konzept für Städte und Personen in gewissen Lebenssituationen. Trotzdem glaube ich, dass eine Entwicklung in Richtung mehr shared space eine gute, sinnvolle wäre. Die Tatsache, dass das bisher kein so großes Thema ist, könnte auch damit zusammenhängen, dass es immer negativ konnotiert war, sich mit jemandem etwas teilen zu „müssen“. Und wie beschrieben hat das auch seine Nachteile. Was man aber kaum gesehen wird, sind die deutlichen Vorteile, die diese Art des Wohnens mit sich bringen kann und die sich vielleicht durch den knappen Wohnraum noch verstärken.

[1] Privathaushalte nach Haushaltsgröße im Zeitvergleich - Statistisches Bundesamt
[2] Alternatives Wohnen in der Stadtwohnung der Zukunft - Future Briefings
[3] https://www.md-mag.com/news/meinung/wohnformen/

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Wenn ich drüber nachdenke, empfinde ich es als Wahnsinn, das für eine drei köpfige Familie 150 m² im Durchschnitt zur Verfügung steht.

Ich finde es sehr komisch, dass dieser Fakt kaum Teil der Mediendiskussion ist.

Irgendwie müsste man es erreichen das vorhandene Wohnflächen besser verteilt werden.

Zum Beispiel jede Wohnung die nicht X Hauptwohnsitzmeldungen hat, bezahlt pro m² eine Versieglungsabgabe.

Wie verhält sich das denn mit der Verödung ausserhalb der Metropolen im Gegenzug?
Wenn ich in die Heimat meiner Mutter schau steht da so viel leer und verfällt.
Ich würde vermuten dass ein großer Anteil des scheinbaren Mangels an Wohnraum genauer bezeichnet werden müsste „da wo die Leute leben wollen weil sie in der Nähe Arbeit und Freizeitmöglichkeiten haben“.
Wäre vielleicht eher was die Politiker unter „gleichwertige Lebensverhältnisse für Stadt und Land“ betiteln und kein allgemeiner Mangel.

Ich denke, mit den Eigentümern will es sich keiner verscherzen.
Reicht schon, wenn ein Grüner falsch zitiert wird und die Medien, Bild und Handelsblatt voran, ein Fass aufmachen.
Nicht jeder hat auch geplant zu zweit oder zu dritt im großen Haus zu wohnen.
Da wird geplant: eine Wohnung für uns, eine zweite, teilbar, falls die Kinder mal groß sind, dazu noch ne Einliegerwohnung…und dann werden die Kinder groß und ziehen weg, weil sie woanders arbeiten oder meinen, 20 Jahre mit den Eltern unter einem Dach reicht eigentlich.
Und eine Abgabe gibt es: nennt sich Grundsteuer.
Natürlich stellt sich die Frage, ob die Abgaben alle noch zeitgemäß sind. Aber das würde eine andere Diskussion werden.
@Eis Bekannte wollten einen Altbau kaufen bei uns im Ort. Die Vorstellungen waren astronomisch, da lassen sie sie lieber weiter leer stehen - wobei teilweise Leute aus der eine Stunde entfernten Großstadt diese tatsächlich bezahlten. Der Speckgürtel wird immer größer.
Meine Bekannten haben dann für den halben Preis neu gebaut.

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Na wenn Wohnungen leer stehen oder nicht effizient genutzt werden, bezahlt der Besitzer seine Versieglungsabgabe. Diese Abgabe kann dann genutzt und umgelenkt werden, für z.B. Umzugshilfen oder Umgestaltung von Wohnflächen für andere Lebenskonzepte.
Häuser auf dem Land werden sehr billig oder es wird Interessant sie wieder abzureißen.
Aus meiner Sicht könnte man dann aufs Land ziehen. Weil das Wohnen Spott billig wird. Es entsteht jedenfalls viel Bewegung im Wohnungsmarkt. Leerstand würde wehtuen und es entsteht ein Handlungsdruck in allen Bereichen.

So ein Wohnkonzept gibt es bei uns. Es nennt sich „Seniorenresidenz“. Ist wie ein kleines Apartment ca 30qm mit kleiner Wohnküche und Bad. Bei Bedarf kann Pflege und ärztliche Betreuung zugebucht werden. Das können sich aber nur wohlhabende leisten.

So etwas generiert wieder mehr Pendler was zu den Problemen führt die wir bei entsprechenden Themen schon angeführt haben. Grundsätzlich sollten wir uns als Gesellschaft darüber klar werden ob wir eine „Verstädterung“ oder eher eine „Zersiedelung“ unserer Flächen/Bevölkerung haben wollen. Beides hat seine Vor- und Nachteile. Seit den Corona Beschränkungen habe ich das Gefühl dass es wieder mehr eine Bewegung zum „Leben im Grünen“ gibt.

Diese Idee ist gar nicht schlecht. Man könnte ja die Eingriffsregelung dahingehend modifizieren das die Versiegelung extra ausgeglichen werden muss. Zum Beispiel: ein Haus und Pflasterflächen darum versiegeln 250m². Dafür muss an anderer Stelle 250m² entsiegelt werden. Das könnte man ja ähnlich dem Ökokontomodell regeln und das könnte eine neue Dynamik erzeugen die Böden umweltverträglicher zu nutzen.

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Leerstand ist sicherlich ein Problem, aber ich glaube nicht, dass es nur um Leerstand geht. Oft ist es auch eine Unterbelegung großer Wohnungen/Häuser durch Wegzug der Kinder. Ich erlebe das bei meinen Eltern: Meine Geschwister und ich sind seit über zehn Jahren ausgezogen und nun wird das eigentlich zu große Haus von zwei Menschen bewohnt. Als das Haus vor 60-70 Jahren gebaut wurde, wohnten darin (wahrscheinlich noch sehr beengt) drei Familien. Ich fände es zum Beispiel großartig, wenn meine Eltern Teile des Hauses an Studierende oder eine junge Familie vermieten würden, denn da gäbe es wahnsinnig viele Synergien: die Alten haben den Wohnraum und oft auch die Zeit - etwa, um Kinder kurzfristig zu betreuen - die Jungen sind gesund, fit, mobil und können mittelfristig der älteren Generation ermöglichen, gut alt zu werden und lange in vertrauter Umgebung zu bleiben. Aber ich sehe auch, dass es da wahnsinnig viele kulturelle, organisatorische, bauliche und wahrscheinlich auch mietrechtliche Probleme gibt.

Wahrscheinlich ist das ist kein Einzelfall und viele große und schöne Wohnungen, nach denen Studierende oder junge Familien händeringend suchen, werden von der älteren Generation aus Gewohnheit besetzt, obwohl sie ihnen eigentlich zu groß sind. Deshalb glaube ich, dass eine Entwicklung weg von der monolithischen eine-Kernfamilien-Wohnung, hin zu einem generationenübergreifen elastischerem Wohnkonzept viel Wohnraum freisetzen könnte. Nicht von heute auf morgen, aber neu bauen (die derzeitige Antwort der Politik) kann auch nicht sofort passieren. Wenn es uns gelänge, derartige Wohnkonzepte zu etablieren, dann würden wir nicht nur viel Flächenversiegelung, Zersiedelung und Beton sparen, sondern könnten auch Antworten auf viele Herausforderungen unserer alternden Gesellschaft finden.

Allerdings bin ich mir total unsicher, wie man so etwas gesellschaftlich anstoßen kann. Finanzielle Anreize sind meiner Erfahrung nach eher nicht relevant, weil Menschen, die im Ruhestand im eigenen großen Haus sitzen, eher ausgesorgt haben. Vielleicht wäre ein Ansatz ja auch das deutsche Mietrecht, welches fließende Wohnverhältnisse („Du hast ein zweites Kind bekommen, also mietest du ein Zimmer mehr.“) meiner laienhaften Einschätzung nach derzeit nur schlecht abbilden kann. Aber vielleicht habt ihr hier ja mehr Überblick oder Ideen.

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Einige Leute haben das mit dem dank Pandemie besser umsetzbaren Arbeiten von zu Hause aus gemacht oder in Erwägung gezogen.
In New York standen sogar einige Viertel fast ganz leer so dass mit kostenfreien Monaten um Mieter geworben wurde.
Klar die gut bezahlen Jobs die auch remote funktionieren, da wohnt man doch gerne ländlich und gibt nich 75% des Gehalts für Miete aus, sondern für andere Dinge.

Mal ein paar allgemeine Anmerkungen:

große Mietwohnungen nach Wegzug der Kinder werden zu großen Teilen deswegen weitergenutzt, weil sie billiger sind als eine kleinere Wohnung nach Umzug und niemand hier würde davon ausgehen, dass die Eltern gerne mehr für weniger Zahlen.

Es müsste also ein Ausgleich her.

Was den Leerstand auf dem Land angeht so ist dort meistens das Problem, dass es kaum/keine Arbeit gibt. Gerade Brandenburg hebt sich da heraus, alles was nicht mehr Pendelbereich von Berlin ist, liegt im sterben.

Dem könnte man entgegen wirken, wenn man Bundesbehörden oder auch Landesbehörden besser verteilt, so ist es z.B. möglich diverse Statistiker in irgendein Dorf mit Glasfaser zu verfrachten, schon braucht es dort wieder einen Lebensmittelladen, eine Schule einen Kindergarten, eine Tankstelle, ein in paar Handwerker u.s.w.

Und die Statistiker sind Beamte, die können geschickt werden. Auf diese Art und Weise ließe sich so manches Dorf beleben.

Ist aber nicht gewollt.

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Für mich ist der entscheidende Punkt, dass sie ihr gewohntes Umfeld und die gewohnte Wohnung nicht verlassen wollen. Je älter man wird desto schlechter kann man mit Veränderungen umgehen bzw. desto wichtiger wird das gewohnte und vertraute.

Ja die gute alte Infrastruktur-Thematik. Die wirkt in beide Richtungen wie ein sich selbst-verstärkender Kreislauf.
Hoffe ja das man im Zuge der Klimaschutz-Politik sich auch die Verkehrsinfrastruktur anschaut und stillgelegte Bahnstrecken in Betrieb wieder nimmt und auch ländliche Gebiete besser anbindet. Kleine Rufbusse sind da sicher wirtschaftlicher als ständiger Dauerbetrieb mit festen Linien und Fahrplan.

Hatte Bayern nich Behörden deswegen schon verlagert? Zumindest die Idee zirkulierte mal.

Ich könnte mir vorstellen dass mit dem HomeOffice auch nach Corona die Leute sich besser verteilen lassen.
Allerdings blockieren wir uns mit der momentanen Art schnelles Internet auszubauen selbst
Wie oft heisst es schon „wir bauen aus wenn genug Leute unterschreiben“ und dann hast du nur noch , vorsicht radikale Zuspitzung, „alte Leute“ die die Notwendigkeit nicht sehen, die Quote wird nicht erreicht und dann gibts eben keine moderne Internetinfrastruktur weil es sich für die Firma nicht rechnet.
Förderanträge sind zäh und langwierig und nich jeder Bürgermeister tut sich das an.

Warum sollte es nicht gewollt sein?
Alle Leute in dutzenden von Stockwerken übereinander zu stapeln , den letzten Quadratmillimeter zuzubetonieren und dennoch die Mieten nich deckeln zu können, würde ICH als Politiker auch nich wollen :slight_smile:

Mit shared space habe ich bisher immer schlechte Erfahrungen gemacht. Ob in Studentenwohnheimen oder einfach nur gemeinsam genutzte Flächen in Mehrfamilienhäusern. Sie werden fast ausnahmslos in meiner Erfahrung verwahrlost. Niemand fühlt sich zuständig, es ist absolut widerlich teilweise, sich dort aufzuhalten und dennoch ist man gezwungen, in dem Dreck zu kochen, sein Geschirr zu spülen (wenn man nicht den Luxus hat und auf zumindest ein eigenes Waschbecken zugreifen kann, was aber natürlich auch sehr unbequem ist mangels ablageflächen und flacher Beckentiefe), seine Wäsche zu waschen.

Im Flur stinkt es fast immer nach Rauch, weil es immer einen Raucher in jedem Haus gibt. Es gibt immer einen garstigen (meist) Rentner, der Leute aufschreibt und anfaucht, die es wagen, ein Rad zu haben und das wegen Überfüllung des Radständers am Pfosten der Wäscheleine oder hinter den Garagen festzunehmen, wo es niemanden stört. Drr aber selber immer alle Radwege zuparkt.

Hat man Pech, gibts auf der Eigentümerversammlung einen Haufen (Entschuldigung) Idioten, die im Hinblick auf ihre Pflichten nichts tun, sodass der Fiskus alle Abgaben erstmal beim zuverlässigsten Gesamtschuldner holt. 3x darf man raten, wer das natürlich immer ist und wer seinem Geld hinterherrennt. Ja, man kann klagen, aber wer hat darauf Lust, die Zeit und das immer wieder? Baumängel, die das Haus betreffen, werden oft gar nicht erst angefasst - zu teuer und knackende Heizungen oder fehlendes Kaltwasser wegen zu eng verbauter Rohre stören ja keinen - zumindest nicht in den unteren Stockwerken, die das Wasser auf dem Weg nach oben aufwärmen. Besonders im Sommer bedankt man sich recht herzlich für die Erfrischung aus dem Hahn!.

Je nach Dämmung hat man es immer mit Lärm zu tun und andauernd soll man irgendein Paket für eine wildfremde Person annehmen, wo ich schon Geschichten von so Gemüseboxen gehört hab, die dann einfach vor Ort verschimmelt sind und niemand kam. Mangels Garten kommt bei Corona noch die Vereinsamung und die fehlende Nähe zu irgendeinem Grün dazu. Nein Danke.

Aber Spaß beiseite:
So sehr ich ein Verfechter von Verdichtung in Städten bin, von weniger Fläche für Autos und mehr für Mensch, Rad und Grün, von weniger einstöckigen Aldis und dergleichen mehr. Es gibt bestimmt sehr viele Menschen, die Wohnungen und shared spaces und den engen Kontakt zu Fremden toll finden. Mein Traum ist und bleibt aus o.g. Gründen aber das Einfamilienhaus mit Garten und ich finde das unter Bedingungen (!) auch gar nicht so negativ, wie vielerorts immer dargestellt wird. Auch nicht ein 180qm EFH.

Gerne kann man das nämlich mit der Auflage in Zukunft verbinden, dass der Garten dann naturnah zu gestalten ist (Schottergärten sollten sowieso verboten werden) und es sollte eine Versiegelungsabgabe gezahlt werden - zumindest für das nicht dauerhaft genutzte Haus.

EFH sollten autark sein, also mit Photovoltaik, ggf einer Zisterne und Wärmetauschern arbeiten, damit sie einen eventuell höheren Energiebedarf selbst decken.

Die Neuausweisung von Flächen muss zwingend unter viel höhere Voraussetzungen als jetzt gestellt werden und nur bei gleichzeitiger Renaturierung oder Ausweisung von Naturschutzgebieten geschehen dürfen.

Sofern das aber gewährleistet ist, dient das Einfamilienhaus für die, die daran wirklich einen Gefallen finden, einem guten Zweck - es bleibt eben für einen guten Batzen ein Lebenstraum. Es ist zudem optisch ansprechender, idyllischer und besonders außerhalb der Stadt und wenn die Nachteile der Versiegelung ausgeglichen würden und das Haus autark arbeitet, wäre das Haus auch kein Problem mehr.

Ist durchaus richtig, aber oft genug hört man auch von Leuten deren Wohnungen verwahrlosen, weil sie es gar nicht mehr schaffen 150qm auch zu bewohnen.

Das mit dem Umfeld ließe sich ja relativ problemlos lösen, gerade in der Stadt:
Erdgeschoss - Rollstuhl gerechte Wohnung

  1. Etage - 2-3 kleine Wohnungen für Paare (ältere Menschen)
    2.Etage - 2-4 kleine Wohnungen für Singles
  2. Etage - 2-3 kleine Wohnungen für Alleinerziehende
  3. Etage - 2 große Wohnungen für 4-5 köpfige Familien

Sind die Kinder raus ziehen die Eltern halt nach unten.

Vorteil ist bei dieser Anordnung, dass sich die Leute gegenseitig helfen könnten wenn sie denn nicht aneinander vorbei leben.

Ich bin in einer Hochhaussiedlung groß geworden und unsere Umzüge wurden immer kürzer.
Der erste war noch 2 Aufgänge weiter, der zweite war im selben Aufgang. Das Umfeld war konstant, die Freunde waren auch nicht weiter entfernt und ich bin mir sicher, wäre die Siedlung nach der Wende nicht abgerissen worden, meine Eltern würden heute noch dort wohnen.

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Das Hauptargument nicht in eine kleinere Wohnung zu ziehen ist 1. auf Eigentum zu verzichten (Möbel, Geräte, Kleidung, etc). und 2. der Mietpreis der neuen, kleineren Wohnung, der nicht selten höher ist als die Miete der grösseren, länger bewohnten Wohung. Klar kann man dann das Argument bringen dass die neue Wohnung einen generell besseren Zustand hat, aber rein psychologisch fällt es wohl jedem schwer bei einem Verzicht (Größe) mehr zu bezahlen.

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Auch wenn das Wort „besetzt“ in dem Fall negativ wirkt, ist es grundsätzlich zu treffend was du schreibst.
Meine Eltern bewohnen ein 2-Familien-Haus und so lange es finanziell geht, werden sie die 2. Wohnung (die aktuell als Übernachtungsräume für Besucher genutzt wird) nicht vermieten.
Die Gründe sind weniger rational als aus der Gewohnheit, wie bei meinen Eltern ist alles offen im Haus. Mit Mietern müsste Räumlichkeiten abgesperrt/aufgeteilt werden. Das bedeutet, wenn man es Jahrzehnte gewohnt ist sich im eigen Haus frei bewegen zu können, eine massive Einschränkung.

Es ist einfach etwas anderes, die selbst bewohnte Immobilie zu vermieten, als eine ETW wo man die Mieter nur zum Ein- & Auszug zu Gesicht bekommt.

Auch diskutiere ich mit Ihnen seit vielen Jahren über einen möglichen Verkauf, sich einen Wohnung zu nehmen mit weniger Haus- & Gartenarbeit und mit dem Kapital könnten sie sich einen entspannten Lebensabend machen, aber auch das wird wohl nicht passieren obwohl rational alles dafür spricht.

Allein das, was sich über ein Leben an Erinnerungsstücken bei meine Eltern angehäuft hat, macht einen Umzug zu einem komplizierten Unterfangen :smirk:
Ich bin ja froh, dass sie vor einigen Jahren ebay Kleinanzeigen entdeckt haben, um den Sachen vom Dachboden ein zweites Leben zu ermöglichen.

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