Wie kann ich als Einzelperson am effektivsten die Klimakrise bekämpfen?

Immer mal wieder habe ich Phasen, in denen ich die Klimakrise in ihrer Schrecklichkeit mehr wahrnehme und einen Beitrag dagegen leisten möchte. Dann frage ich mich, was ich als Einzelperson außerhalb der Politik am effektivsten tun kann. Lieber die allgemein bekannten Maßnahmen in meiner Lebensweise noch mehr etablieren oder doch in Richtung Aktivismus fürs Klima? Oder beides? Wie ist mein Geld und meine Zeit denn am sinnvollsten investiert? Natürlich ist das eine höchst individuelle Frage, die mich aber immer wieder überfordert und dadurch lähmt, irgendwas zu tun. Welche meiner Verhaltensweisen hat welche Auswirkungen? Oder sind das alles nur Peanuts und es muss doch auf politischer Ebene passieren, und wie könnte ich dann dazu beitragen?

Ich wage zu träumen, dass mein Lieblings-Podcast mir dabei irgendwie weiter helfen könnte…:slight_smile:

Liebe Grüße

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Zu dem Thema gibt es ja viele mediale Beiträge, die zeigen, dass es einige Dinge gibt, die der einzelne sehr gut direkt tun kann - z.B. weniger / andere Mobilität, weniger Fleisch / Milchprodukte etc. Und dass es auf der anderen Seite systemische Hemmnisse gibt, die der einzelne nur sehr bedingt direkt beeinflussen kann.

Ich will nochmal eine etwas andere Perspektive geben. Ich glaube, dass die Aufgabe des Einzelnen auch sehr stark darin liegen muss, das Bewusstsein für das Problem im eigenen Umfeld aktiv zu etablieren. Das meine ich relativ analog z.B. zum Thema Impfen, bei dem der Einzelne ja auch sehr in der Verantwortung steht, seinem Umfeld deutlich zu machen, dass die Impfung sinnvoll ist, statt schulterzuckend durch die Gegend zu laufen und sich selbst toll zu fühlen, weil man besser als der Impfskeptiker ist.

Es herrscht inzwischen recht stark die Vorstellung, dass beim Klima-Thema ideologisch eigentlich fast alle an Bord sind. Das stimmt aber nur so halb, denn was Leute sagen und wie sie handeln ist doch oft sehr unterschiedlich.

Dazu mal ein sehr anschauliches Beispiel aus dem eigenen Umfeld. Seit die neue Zugstrecke München Berlin fertig gestellt wurde, liest man viele Artikel, die davon schwärmen, wie die Zugfahrten auf dieser Strecke sich verdoppelt haben und der Anteil der Flugreisen runter gegangen ist. Daraus wird dann geschlussfolgert, dass die Leute reihenweise vom Flugzeug auf den Zug umgestiegen sind. Das wäre nur logisch, denn warum sollte ich noch fliegen, wenn ich in 4 ½ Stunden von München City (!) nach Berlin City (!) fahren und dabei fast durchgehend ungestört am Laptop arbeiten, telefonieren und im Internet surfen kann.

Wenn man jetzt allerdings mal die Zahlen (laut statistischem Bundesamt) von 2016 (vor Fertigstellung der Bahnstrecke) und 2019 (nach Fertigstellung aber vor Corona) vergleicht, wird man feststellen, dass die Zugfahrten zwar massiv gestiegen, die Flüge aber … praktisch unverändert geblieben sind. Die Leute sind also nicht vom Flugzeug in die Bahn umgestiegen, sondern in die Bahn eingestiegen – mehr Mobilität – mehr CO2. Kann natürlich sein, dass die PKW Fahrten abgenommen haben (das kann man ja schlecht messen).

Den entscheidenden Punkt finde ich aber: jedem intelligenten Menschen ist die Klimakrise bewusst. Jetzt gibt es eine Top-Alternative zum Flugzeug. Warum (zum Teufel) fliegt auf so einer Strecke noch jemand? Und wie ich im Gespräch mit vielen Arbeitskollegen und entfernten Bekannten feststellen musste, ist die ernüchternde Antwort: aus Gewohnheit. Tatsächlich gibt es unzählige Dienstreisende, die gar nicht groß darüber nachdenken, die einfach in alter Manier ein Ticket buchen und bei denen die Firma auch Null Initiative zeigt, sowas zu ändern.

Tatsächlich konnte ich schon eine Menge Leute ganz sachlich und ziemlich unspektakulär davon überzeugen, die Strecke ab sofort mit dem Zug zu fahren und zwar ohne dabei das Wort Klima oder CO2 in den Mund genommen zu haben. Das Beispiel zeigt finde ich, wie viel Potential es da noch bei der Schaffung eines Problembewusstseins gibt und was uns in den nächsten Jahrzehnten, wenn wir die wirklich dicken Bretter bohren müssen, noch bevorsteht.

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Ich glaube sie ist gar nicht so individuell. Ich habe z. B. ein paar große Baustellen die ich mit vertretbarem Aufwand nicht ändern kann. Da ist z. B. der Weg zur Arbeit oder Heizkosten. Wenn ich mir überlege, was ich durch mobiles Arbeiten und den Wegfall der arbeitstäglichen Fahrt einspare, ist alles was ich sonst machen könnte relativ egal. Und ich denke die meisten von uns haben noch große Baustellen, die wir ohne Hilfe/Regelungen kaum ändern können. So lange die da sind, ist aus meiner Sicht die Beschäftigung mit individuellen Maßnahmen nicht dauerhaft befriedigend. Zudem ist es tendenziell passiv.
Ich würde Dir empfehlen etwas aktiv zu machen, am besten etwas, wo Du sehen kannst, was Du gemacht hast und wo auch andere Personen beteiligt sind. Ich z. B. engagiere mich ehrenamtlich in einem Verein, der Wald umbaut bzw. wiederaufforstet.

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