Nancy Faeser schickt sich ja nun an, die dritte (mir bekannte) Verschärfung des Waffenrechts ihrer Amtszeit in Deutschland einzuführen, da die Zahl der Messerangriffe vermeintlich zunimmt. (Nancy Faeser: Waffenrecht verschärfen wegen Messerattacken - DER SPIEGEL) Wir hatten ja schon Messerverbotszonen und Schusswaffenverschärfung rund um die Reichsbürgerrazzia.
Was mir in dem Zusammenhang total fehlt: Es wurden von ihr bereits Messer-/Waffenverbotszonen eingeführt, um Messerangriffe zu verhindern. Nun stellt man fest, dass die Zahlen von Messerangriffen („Tathandlungen, bei denen der Angriff mit einem Messer unmittelbar gegen eine Person angedroht oder ausgeführt wird.“) trotzdem steigen, jetzt soll es zu noch mehr Verboten kommen. Dabei hätte mich wie immer zunächst einmal interessiert, warum die letzte Messerverbotsrunde nicht den gewünschten Effekt gebracht hat. Stattdessen kommen - im schlechtesten konservativen Sinne - einfach neue Verbote.
Dass die Zahl der Messerangriffe „vermeintlich“ zunimmt habe ich oben übrigens geschrieben, weil dieses Jahr, also 2024 das erste Jahr ist, in dem die PKS die Zahlen zu Messerattacken wohl fehlerfrei erfasst - ein Vergleich mit den Zahlen aus 2023, die laut BR noch fehlerbehaftet sind, ist also nicht unproblematisch. Zudem wird das wieder alles auf der Zahlengrundlage für die Polizeichliche Kriminalstatistik (PKS) aufgebaut, die - wie in der Lage ja schon mehrfach besprochen - durchaus einigen Raum für Interpretationen bzw. gar Tricksereien bietet, um da Resultate rauszulesen. Keine Ahnung, ob das jetzt auch so ist, dafür versteh ich vom Lesen der PKS zu wenig. (Aber sie bildet nur einen Bruchteil der Messerdelikte überhaupt ab: #Faktenfuchs: Warum die Messerangriff-Zahlen intransparent sind | BR24) Zudem ist das alles auf einem einmaligen Anstieg von 5% im ersten Halbjahr basierend und dies wäre ja gegebenfalls auch noch durch Einmaleffekte (Fußball-EM-Gruppenspiele und dadurch einfach viel mehr (betrunkene) Menschen auf einem Haufen) erklärbar.
Meine Sorge ist, dass das die letzte Verbotsrunde (offensichtlich) nichts gebracht hat, jetzt einfach noch mehr Verbote kommen, die nicht geeignet sind der Problematik Herr zu werden. Die Wirkung auf der Täter/Deliktseite ist also unsicher. Sicher ist nur, dass die bürgerliche Freiheit dadurch eingeschränkt wird, weil die anlasslosen Kontrollen durch die Polizei jetzt massiv ausgeweitet werden dürften, wenn zusätzlich zu den neuen Messerverboten auch noch mehr Verbotszonen ausgewiesen werden sollen, wie die Innenministerin fordert. (Faeser will Waffenrecht verschärfen: Messerverbot ab 6 Zentimetern - WELT) Ohne weiteres Personal - so hat die GDP verlauten lassen - ließe sich das aber gar nicht stemmen. Also dieser Weg führt nur zu noch mehr Polizei und Kontrollen und angesichts der erfolglosen letzten Verbotsrunde ist die Frage, ob damit die öffentliche Sicherheit tatsächlich erhöht wird.
Die einzige Alternative die ich zu dem Faeserschen Gießkannenprinzip gefunden habe, stammt vom Bundesverband legale Zivilwaffen, der Lobbyvereinigung diverser waffeninteressierter Gruppen (Sportschützen etc.): Die fordern erstmal, dass vor einer Ausweitung genereller Verbote erstmal straffällig gewordene Gewalttäter mit individuellen Verboten belegt werden, die sich ihrer Aussage nach deutlich weniger personalintensiv kontrollieren ließen. (Gewerkschaft der Polizei wirbt für Waffenrechtsverschärfung und Messer-Amnestie - BZL) Ob das jetzt wirklich ne bessere Alternative ist, vermag ich nicht zu entscheiden - es zeigt nur auf, dass es für legislativen Aktionismus wenigstens noch eine zweite Stellschraube gäbe.
Ich stelle mir wirklich die Frage, ob einfach mehr Verbote das Problem wirklich lösen werden.