Hallo Lage,
in dieser (LdN358) und der vorherigen Folge (357) habt Ihr in Nebensätzen erwähnt, dass wir ein „Wasserstoff-Netz“ aufbauen müssen.
Das Thema Wasserstoff wurde hier im Forum bereits kritisch diskutiert und eine der Bitten dort war der Wunsch nach einem Interview mit einem Experten.
Ich möchte die Bitte wiederholen, denn meines Wissens ist es völlig utopisch, dass Deutschland jemals ein Wasserstoff-Netz, ähnlich des heutigen Erdgasnetzes haben wird und Ihr wiederholt nur den offiziellen Standpunkt der Bundesregierung.
Wasserstoff ist das kleinste Molekül des uns bekannten Universums. Es diffundiert praktisch durch alles und lässt sich nur unter großem Aufwand mit sehr tiefen Temperaturen (weniger als -200°C), oder hohem Druck (großer als 300 bar) speichern.
Kann sich jemand eine Pipeline vorstellen, die solche Randbedingungen erfüllt, oder ist mein Wissen veraltet?
Erhöht sich nun aus irgendeinem Grund die Umgebungstemperatur des Speichers wird es erst richtig lustig, denn dann hat man plötzlich zu viel Wasserstoff in seinem Speicher und muss den loswerden. Ein etwas humoristisches Video mit den Herausforderungen die BMW mit seinem mobilen (nicht stationärem) Wasserstoffspeicher gelöst hat findet sich hier.
Meines Wissens liegt die alternative (Lösung) bereits auf der Hand: man wandelt den grünen Wasserstoff direkt beim Erzeuger in Ammoniak (Haber-Bosch-Verfahren) oder Methan (Sabatier-Prozess) um. Beide Reaktionen sind exotherm.
Das hat den Nachteil, dass man einen Teil der Energie wieder verliert, aber den Vorteil, dass man vor Ort Wärme erzeugt. Falls die Anlage in der Wüste steht, dann ist die erzeugte Wärme natürlich Verlust, aber ich glaube dieser Verlust ist immer noch geringer als derjenige, den man mit dem Speichern und Transportieren von Wasserstoff in kauf nehmen müsste. Denn Ammoniak und Methan sind beides Stoffe, deren Transport und Speichertechnologie auf der ganzen Welt Verfügbar ist.
Falls es politische Hürden für Methan oder Ammoniak gibt, würden mich diese auch interessieren, denn eigentlich sollte es ja im Interesse der Chemiekonzerne, Erdgasnetzbetreiber und Analgenbauer sein auf Ammoniak und Methan statt Wasserstoff zu setzen.