Man kann beides tun. Was hindert dich daran vorzuschreiben, dass Branche v im Jahr x nur noch y tCO2 erzeugen darf und diese dann zu z% auffangen und speichern muss? Oder der Kohleindustrie einen Ausstiegsplan vorzuschreiben.
Bei klimabesorgten Menschen scheint mir stets eine sehr ausgeprägte Angst vorzuherrschen, technologische Innovation in den fossilen Unternehmen würde gegen sie verwendet. Leider verschenkt man damit unglaublich große Potenziale.
Aus welchem Grund sollte ein fossiles Wirtschaftsunternehmen die CCS Technik einsetzen, wenn nicht um mehr CO2 erzeugen zu können? CCS wäre eine Investition wie jede andere, die sich nur amortisiert, wenn man damit mehr Gewinne erzielen kann. Und die gehen bei fossilen Unternehmen leider mit mehr Umsatz (=mehr CO2) oder höheren Preisen einher.
Die Frage ist doch, was die Regierung daran hindert. Und da muss man leider sehen, dass die fossilen Unternehmen mehr Lobbyisten bezahlen und Vorstandsposten vergeben können.
Für die fossile Industrie mag das zutreffen, zum Teil. Können wir schnippen und die fossilen Brennstoffe sind ersetzt? Befürchte nein, sowohl technisch als auch wegen dem Preis. Ist dem Klima geholfen, wenn wir möglichst schnell Emissionen vermindern. Auf jeden Fall.
Ist sich die Wissenschaft einig, dass wir Abscheidetechnologie benötigen? Denke schon.
Aus Imagegründen? Wir (Unternehmen in der Energiewirtschaft) arbeiten heftig an der Senkung unseres ökologischen Fußabdrucks, sowohl durch Neubau von EE und Speichern, als auch durch die Optimierung unserer fossilen Bestandsflotte, die wir nicht von heute auf morgen abschalten können ohne, dass es dann in Deutschland duster oder sehr, sehr teuer würde.
Nicht alle Projekte sind dabei kostenneutral, geschweigedenn ein Gewinn, aber wir glauben daran, dass der Schaden eines schlechten Images viel negativer ist, denn niemand will bei einer destruktiven Dreckschleuder arbeiten. Und wenn junge, gut ausgebildete Leute nicht bei dir arbeiten wollen, wird es auch nichts mit der Transformation des Unternehmens.
Und dennoch werden auch fossile Unternehmen versuchen müssen Gewinn zu machen und ein positives Geschäftsmodell vorzuweisen, denn anders wird sich die Transformation nicht finanzieren lassen. Kein(?) privates Unternehmen hat den Luxus, den Deutschland hat - trotz roter Zahlen quasi zu negativer Realverzinsung an Kredite in beliebiger Höhe ran zu kommen.
Mir scheint deine Betrachtung (szenetypisch) etwas eindimensional zu sein.
Aber wäre nicht die größtmögliche Einsparung die bei der man mit dem wenigsten Kapitaleinsatz am meisten CO2 einsparen kann?
Wenn das nunmal aber kein CCS ist, dann wäre es doch kontraproduktiv Geld in diese Technologie zu stecken wenn man durch Investitionen in Speicher oder Erneuerbare Energien mehr Einsparungen erzielen könnte.
Dem Klima ist es ja auch egal wann der CO2-Ausstoß erfolgt, es muss also nicht der Peak während einer Dunkelflaute reduziert werden sondern erstmal der kumulierte Ausstoß.
Da wären wir wieder bei Technologieoffenheit. Wer sagt dir, dass das Unternehmen mit EE mehr CO2 zum gleichen Preis einsparen kann als mit CCS? Es gibt Nischen, in denen das nicht immer möglich ist.
CCS wird also ab einem bestimmten Punkt ohnehin für Klimaneutralität notwendig sein. Solange ich aber rechtlich keine Perspektive zu CCS habe werde ich daran als Unternehmen weder forschen noch testen und stattdessen auf das Beste hoffen.
Nur werden wir dann 2035 CCS doch erlauben und plötzlich feststellen, dass es keine ansässigen Unternehmen mit Expertise und Infrastruktur gibt und die Technologien auch nicht von heute auf morgen eingeführt werden können.
Daher sollten wir lieber jetzt CCS legalisieren als bspw. Cannabis, aber daran sieht man ja sehr gut wie stark unterschiedliche Lobbys sind. Die Unternehmen können schon selbst rechnen welche Projekte sich langfristig finanziell rechnen (vorausgesetzt es wird ein realistischer CO2 Preis angesetzt).
Die Frage stellt sich eigentlich in einer idealen sehr Welt nicht. Jeder eingesparte Tonne ist eine gute Tonne CO2. Die Welt ist leider nicht ideal.
Nach der Logik wäre die Einsparung durch ein Tempolimit, durch weniger Tierhaltung (vor allem Rinder) sicherlich die billigsten Varianten.
Und was kommt davon?
Ein idealer weltweiter Emissionshandel würde genau diesen Effekt erzielen. Wird es nie geben, leider.
CCS kommt ja erst dann ins Spiel, wenn der Betreiber günstiger CO2 rausholt und speichert und dafür ein Zertifikat verfügbar macht, welches er dann zu einem höheren Preis als die Kosten pro Tonne verkaufen kann.
Das Problem ist doch, dass CCS aktuell so teuer ist, dass es einer Förderung bedarf, um die Technologie im breiteren Stil nutzbar zu machen. Die Finanzen sind dafür leider begrenzt. Insofern ist es sinnvoll den Einsatz in manchen Branchen auszuschließen. In der Energiewirtschaft sind erneuerbare nun mal eine vorhandene, günstigere Alternative. Da ist es also besser, wenn ich dann auch das private Kapital direkt in die langfristig notwendige Technologie leite, weil nicht in CCS investiert werden kann.
Wie gesagt, an der Stelle herrscht glaube ich weitgehend Konsens. Nur, dass sollte sich eben auf die Sektoren beziehen, wo CCS eine no-regret Option darstellt. Da ist es aber nicht mehr ganz so düster, wie hier behauptet. Das BMWK steht da inzwischen mit einer anderen Einstellung da. Gerade in industriellen Aspekten soll es zukünftig entsprechende Programme geben und die Gesetze angepasst werden: https://www.bmwk.de/Redaktion/DE/Artikel/Industrie/weitere-entwicklung-ccs-technologien.htm. Ja das dauert vermutlich länger, als es gut ist. Aber es ist denke ich nicht mehr so, dass das ein Tabuthema ist und wir in 2035 plötzlich doch darauf angewiesen sind und kein Know-How aufgebaut haben. Da bin ich an der Stelle positiver eingestellt.
Auch auf lokaler Ebene gibt es da wieder Aktivität. Z.B. Bayernets hat sich mit einem potentiellen Netz für den CO2-Transport beschäftigt: bayernets: CO₂-Transport.
Ansonsten kann hier ein Teil der Diskussion sicher in eine neue zu CCUS überführt werden. Es geht ja nicht mehr um Wasserstoff und Derivate.
Zum Glück tun viele es trotzdem. Schließlich ist glasklar, dass die Technologie benötigt wird.
Es gibt inzwischen ja auch eine soziologische Erklärung, warum CCS und CCU in DE abgelehnt werden.
Es ist schlicht Unkenntnis. Sorry, dass ich keine Quelle zitieren kann.
Für Fachleute ist es ein Allgemeinplatz.
Leider gelingt es in DE nicht die Bevölkerung auf ein Mindest Niveau zu bringen. Hat man prima beim GEG gesehen. Selbst die primitivsten Fakes werden gedruckt und
verbreitet
Meine Aussage bezog sich konkret auf folgende Frage, was ich leider nicht als Zitat mit aufgenommen habe:
Und da denke ich, dass es wenig sinnvoll wäre eine Vorgabe zu machen, dass ein bestimmter Anteil als aufgefangen und gespeichert werden muss, sofern es alternativ effizienter wäre anderweitig Einzusparen. Selbst die Chemiefabrik wäre also unter Umständen effizienter wenn Sie irgendwo einen Windpark hinstellt statt in CCS zu investieren.
Was ich nicht aussagen wollte ist, dass es CCS nie brauchen wird. Es wird Emissionen geben um die wir nicht rum kommen und die wir so kompensieren müssen.
Soweit ich das verstehe scheinen sich mittelfristig neben dem genannten Ammoniak und Methan auch noch Formiate als Speicherlösung anzubieten.
Zumindest geistern diese ja zwischenzeitlich durch die Presse: Fester Brennstoff aus CO2
Bei dem Verfahren werden aus einem Hydrogencarbonat unter Zugabe von CO2 und eben H2 in einer Elektrolysezelle Formiat-Salze erzeugt.
Diese lassen sich als Feststoff handhaben um so H2 (und indirekt auch CO2) zu speichern bzw. zu verteilen. Der hohe Aufwand für die Wasserstoff-Verflüssigung etc. wird damit umgangen bzw. reduziert.
Bei Bedarf lassen sich die Salze in Wasser lösen, um damit eine Formiat-Brennstoffzelle zu betreiben.
Das schöne Wasserstoffgas ist damit natürlich als chemisches Grundprodukt verloren…
Ich halte Heise für eine seriöse Quelle.
Was da beschrieben wird ist allerdings derart disruptiv, dass mir doch Zweifel kommen.
Muss man sich mal vorstellen, einfach nen Salztank in den Keller stellen und Langzeitspeicherung ist kein Problem mehr. Träumen darf man ja. Ich drück die Daumen
Interessant ist auf jeden Fall die hohe Energiedichte. Zumindest im Vergleich zu li-ion batterien.
Es sind über 2 kWh pro kg.
Die Li-Ion Akkus in Massenproduktion erreichen gerade 280 Wh/kg.
CATL hat dieses Jahr 500Wh/kg angekündigt.
Gegenüber klassischen Energieträgern sieht es leider nicht so gut aus:
Benzin: etwa 12,5 kWh/kg
Diesel: etwa 13 kWh/kg
Erdgas: etwa 14 kWh/kg
Kohle: variiert zwischen 6,7 und 9,7 kWh/kg, je nach Art
Wasserstoff: etwa 39,5 kWh/kg (wobei hier natürlich der Behälter wieder mehr wiegt)
Nur die Effizienz bezieht sich hier offenbar leider auf carbon-efficient nicht direkt energie effizienz.
Die Verwendung von Trocknungsanlage und einer Brennstoffzelle, die Wärme und Elektrizität erzeugt erscheinen mir als mögliche Haken an der Lösung.
Aber zum Wegspeichern von saisonal überschüssiger Energie und als Ersatz von KWK-Kraftwerken, fällt das vielleicht nicht so ins Gewicht.
Hab gerade den Bericht angeschaut. Könntest du bitte noch erklären, was die Speicherung in Salzen mit Membranen für die CO2 Abscheidung zu tun hat?
Verstehe es gerade nicht
Die in dem Bericht genannten Membranen sind ein wichtiger Teil des Verfahrens diese Salze herzustellen. Es sind aber keine CO2-Abscheide-Membranen. Das CO2 muss schon konzentriert vorliegen. Man bräuchte also zwei Membranen - eine zur CO2 Abscheidung aus der Luft und eine in dem Elektrolyseur.
Das macht es es entweder zu einer Nischentechnologie, weil es nicht so viele konzentrierte CO2 Quellen geben soll oder es verringert den (mir noch unbekannten) Wirkungsgrad erheblich.
Auf der anderen Seite muss das CO2, das man zur Herstellung braucht, ja bei der Nutzung wieder abgegeben werden. Also könnte man einen CO2 Kreislauf aufmachen. Bei Saisonalspeichern hieße das allerdings, dass man es mehrere Monate speichern muss.