Wärmepumpe, lohnt die sich wirklich?

Ich bin Vermieter und habe in einem Objekt (Baujahr 1968, marginal energetisch saniert, 151 kWh/m2 laut Energieausweis) eine Ölheizung, die der Vorbesitzer noch 2015 hat neu einbauen lassen (wie bescheuert kann man sein?), obwohl dort auch ein Anschluss ans Gasnetz möglich gewesen wäre.

Bei 46,9 kg CO2/m2 CO2-Emissionen laut Energieausweis muss ich als Vermieter derzeit 70% der CO2-Kosten tragen. Dieser Anteil variiert je nach Energieträger und energetischem Zustand des Hauses.

Aktuell ist der CO2-Preis bei 45 Euro/Tonne, die CO2-Kosten sind also 2,11 Euro/m2, 70% davon sind 1,48 Euro/m2.

Bei 250m2 Wohnfläche macht das 370 Euro/Jahr, die ich als Vermieter für meine Ölheizung „draufzahle“. Dieser Betrag wird in den nächsten Jahren aber vermutlich deutlich steigen, denn für 2025 ist ein Preis von 50 Euro/Tonne gesetzlich vorgesehen und ab 2027 werden die Zertifikate in den Europäischen CO2-Handel eingebunden. Ich rechne dann mit Preisen von mindestens 100 Euro/Tonne, also dann Mehrkosten für mich in Höhe von 820 Euro/Jahr.

Staatliche Förderung für einen Heizungswechsel für Vermieter gibt es derzeit keine. Das entsprechende Programm wird laut kfw im August 2024 aufgelegt, mal schauen.

Die Miete darf ich beim Heizungstausch um 8% der um 15% geminderten Investitionskosten erhöhen. Allerdings liegt in meinem Fall die Kaltmiete schon am oberen Ende von dem, was der Markt hergibt. Den Bestandsmietern könnte ich eine Mieterhöhung also „aufzwingen“, aber spätestens wenn die ausziehen, kann ich die höhere Miete dann nicht mehr durchsetzen.

Bei 40.000 Euro Investition müsste ich also knapp 50 Jahre (ohne Mieterhöhung bei 100€/Tonne CO2) oder gut 11 Jahre (mit der vollen Mieterhöhung von knapp 1 Euro/m2/Monat) warten, bis sich die Investition gelohnt hat. Zinsen habe ich nicht berücksichtigt. Vermutlich wäre die nötige Investition aber höher.

Unterm Strich für mich also im Moment eher uninteressant. Das kann aber in 5 Jahren schon wieder anders aussehen.

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Ob die WP die beste Lösung für ein Bestandshaus ist, muss sowieso immer individuell entschieden werden. Für eine generelle Aussage gibt es einfach zu viele Variablen und zu viele Heizungsarten. Insbesondere größeren Mietshäusern ist das BHKW immer eine ernstzunehmende Alternative. Aber zum Beispiel bei meinen Schwiegereltern, die in der Niederbayerischen Provinz in einem 100-Einwohner-Dorf leben, kommt jetzt vielleicht Nahwärme: Da wird ein „Neubaugebiet“ (10 Häuser) erschlossen und ein Unternehmer aus der Region würde dort ein Biomasse-BHKW dazu bauen, wenn genug der Bestandshäuser sich ebenfalls ans Netz anschließen lässt. Da gibt’s eben viel Wald und dementsprechend günstiges Holz.

Grundsätzlich sehe ich aber keinen Grund, warum eine WP nicht auch „im großen Stil“ rentabel sein soll. Das Prinzip ist ja das selbe, die Investitionskosten könnten pro m2 in großen Gebäuden sogar geringer ausfallen.

Das kommt auf die Anreize oder Regulierung an.
Ohne eines von Beiden wird kein Vermieter freiwillig das Investment angehen. Der Mieter zahlt den Gaspreis und die 50/50 Lösung bei der CO2 Abgabe (ist das eigentlich schon Gesetz?) ist kein Anreiz, weil Investment vs. Einsparungen in keinen wirtschaftlichen gutem Verhältnis stehen für den Vermieter.

Vielen Dank für die Antworten.

Das macht das Thema auch für meine Situation transparenter. Das ich auch noch recht lange mit Gas heizen werde, was aktuell aber noch recht gut bezahlbar ist.

Allerdings bezieht sich die Aussage „WP ist ein No-Brainer“ somit eher auf die eingeschränkte Klientel von Eigenheimbesitzern, für Vermieter kann so eine Kalkulation schon wieder völlig anders bzw wirtschaftlich weniger reizvoll aussehen.

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Das UBA hat ein Papier zu Wärmepumpen im Gebäudebestand veröffentlicht: ,
https://www.umweltbundesamt.de/sites/default/files/medien/11740/publikationen/2023-05-25_factsheet_loesungsoptionen_waermepumpen_gebaeudebestand.pdf

Da wird die angenommene Verteilung von Heizsystemen im Bestand analysiert. Kurzum: Etwa die Hälfte der Häuser im Bestand kommen aus Effizienzsicht in Frage für eine Umrüstung auf LWWP. Technisch möglich wäre es für 95% des Bestands, dann allerdings mit größeren Umbaumaßnahmen.

Im Bestand ist noch zentral, ob das Gebäude freisteht oder nicht. In dicht bebauten Lagen werden sich keine LWWP im Bestand nachrüsten lassen, da kein Platz für die Außengeräte vorhanden ist und die Grenzen für Schallschutz nicht eingehalten werden können. Vermutlich betrifft das 25% der Mehrfamilienhäuser.

Was mich überrascht hat, ist die niedrige JAZ für MFH im Bestand (Seite 6). Mit einer VL-Temperatur von 55 °C kommt man auf eine JAZ von ca. 2,7. Damit wäre die Heizung mit LWWP für die Mieter teurer als z.B. ein Gaskessel aktuell. Da - wie oben beschrieben - die CO2-Kosten vom Vermieter bezahlt werden müssen, kann es für die Mieter hierdurch zu einer Nettosteigerung kommen.

Das gilt aber ja für eine er Erneuerung ohne Not. Spätestens wenn die Erneuerung eh ansteht musst du ja die Kosten für WP vs Kosten für eine andere Art der Heizung rechnen.

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Die Regierung könnte den Heizungswechsel (egal ob zu WP oder einer anderen nachhaltigen Heizungsart) relativ einfach für Vermieter zum „no brainer“ machen: Großzügige Förderung und/oder erheblich höherer CO2-Preis und/oder ein höherer Anteil des Vermieters daran. Letzteres wäre vermutlich im Sinne einer guten Sozialpolitik deutlich besser.

Wenn beispielsweise der CO2-Preis bei 200 Euro/Tonne wäre und der Vermieter davon 100% zahlen müsste, dann wären das in meinem Fall 3.500 Euro/Jahr Mehrkosten. In dem Szenario würde ich heute noch 10 Energieberater um ein Angebot für die Sanierungsplanung anfragen, insbesondere wenn die kfw auch noch einen (angemessenen) Teil der Kosten übernehmen würde, z.B. über zinsgünstige Kredite und Tilgungszuschüsse. Ich sehe da auch keine grundlegende Notwendigkeit, die Investitionskosten auf die Mieter umzulegen.

Ich fände das ordnungspolitisch auch durchaus angemessen: Mieter haben i.d.R. keinerlei Einfluss auf den Energieträger der Heizung. Warum sollen sie also mitverantwortlich für die aus den Emissionen entstehenden Kosten sein? Und ein hoher CO2-Preis wäre in jedem Falle sinnvoll und weniger bürokratisch als andere Maßnahmen zum Klimaschutz.

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Ich fände ja angemessen die Förderung so zu gestalten, dass erstmal überall dort wo ohnehin ein Wechsel nötig ist der Wechsel zu einer Nachhaltigen Heizung finanziell der einzig sinnvolle Weg ist.

Zusätzlich zur Förderung könnte man, z.B. die Aufteilung des CO2-Preises auf eine Laufzeit einer Bestandheizung begrenzen, z.B. 20 Jahre ab Einbau. So könnten neue Heizungen auch noch längere Zeit betrieben werden, der Einbau einer neuen Gasheizung zum heutigen Zeitpunkt wäre aber nicht lukrativ.

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Die Hälfte muss aber nochmals unterteilt werden, weil die Wirtschaftlichkeit nicht betrachtet wurde.
Die JAZ von ca. 2,7 ist Ausdruck dieses Faktors. Es wird immer mit den 55°C VL gerechnet. In Wirklichkeit sollte mit 50°C besser 45°C VL gerechnet werden, denn hier ist die Wirtschaftlichkeit (JAZ) über 3 geht (Siehe Abbildung 3).
Jedoch würden dadurch weitere Maßnahmen ergriffen werden müssen (Heizkörperfläche, Dämmung).

Trotzdem gutes Papier.

Wobei die Heizkörperfläche oftmals gar nicht in allen Räumen erhöht werden müsste. Zudem ließe sich eine niedrigere Vorlauftemperatur oftmals auch durch Lüfter an den Heizkörpern realisieren. Es ist keineswegs immer die große Investition mit Komplettsanierung nötig.

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201 Gramm/kWh CO2 Ausstoß bei Erdgas. Das sind 0,000201 tonnen/kWh.
3500Euro/Jahr bei 200Euro/tonne sind 17,5 tonnen/Jahr CO2 Austoß
87065 kWh/Jahr Ergas Verbrauch/ Wärmebedarf. (Ja, die Rechnung ist nicht genau und soll nur zur Verdeutlichung dienen).
Eine WP in dieser Leistungsklasse kostest hunderttausend Euro + x.
100.000€/3500€/Jahr = 28 Jahre ROI und damit länger als die Betriebslebenserwartung einer WP.
Warum soll der Vermieter diese Investition durchführen?

Ja, es ginge wohl nur, wenn der Staat fördernd oder regulierend eingreift.
Der Markt selbst würde es wohl allein nicht (in absehbarer Zeit) regeln können

Was kostet denn die Installation einer vergleichbaren Gasheizung in Relation? Der Fokus auf den Heizungstausch ohne Not verstehe ich nicht. Der wird doch auch nirgends gefordert? Entscheidend wäre die Differenz für die Installation einer WP gegenüber einer anderen Heizung.

War da nicht das Argument der Immobilienbesitzenden bislang, dass sie keinen Einfluss auf das tatsächliche Heizverhalten haben. Wenn also eine Mietende (polemisch gesagt) Sommer haben will, dann kann das nicht auf die Vermietenden umgelegt werden. Da hatte sich doch die GroKo noch drum gestritten. Persönlich kann das gerne mehr sein, nur sehe ich es in der aktuellen Regierung noch unrealistischer da mehr bei den Immobilienbesitzenden anzusiedeln.

in der Leistung ca. 20000€-30000€ laut Gasheizung erneuern: Noch sinnvoll? | EnBW.

Der Vergleich ist jedoch unfair, weil bei Austausch der Gas-Heizung nur die Heizung betreffen würde. Bei der WP muss in dieser Leistungsklasse die Elektro-Infrastruktur zu hoher Wahrscheinlichkeit neu kommen, was wiederum hohe Kosten verursacht.

…bei kommenden anderen Regierungen wohl auch unrealistisch

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Dann müssen wir bei den Gebäuden mit Uralt-Ölheizung aber auch den Anschluss ans Gasnetz rechnen.

20-30 k für Gasheizung in der Größe kommt mir zudem wenig vor, denn schon das Angebot für das EFH meiner Eltern lag bei über 20k. Denn da kamen aufgrund des Alters noch mehr als rein die Gastherme zusammen.

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Das Argument war und ist meiner Ansicht nach ziemlicher Blödsinn. Egal ob ein Mieter seine Wohnung zu Sauna macht oder nicht: auf die CO2-Bilanz der Heizung hat er keinen Einfluss. Einen Anreiz möglichst wenig zu Heizen hat er außerdem schon durch die Kosten des Energieträgers (Öl/Gas/Strom), die ja vollständig an ihn durchgereicht werden.

Als Mieter erhalte ich nur ein Nutzungsrecht, kein Eigentum an der Immobilie. Die Heizung gehört zur Immobilie. Warum sollte ich mich also an den Kosten beteiligen müssen, um das Eigentum des Vermieters einem gesamtgesellschaftlichen Ziel anzupassen? Das sollen bitte schön der Vermieter und die Gesellschaft unter sich ausmachen.

(Und ja, dieser Standpunkt steht im Widerspruch zu meinen wirtschaftlichen Interessen als Vermieter, aber man muss ja nicht jede persönliche Überzeugung seinen wirtschaftlichen Interessen unterordnen :wink: )

Eine einfache, aus meiner Sicht sehr viel „sauberere“ Möglichkeit Mieter und Vermieter jeweils angemessen an den Kosten der „Wärmewende“ zu beteiligen ist eine großzügige staatliche Förderung, finanziert durch Steuergeld. In den Steuersäckel zahlen ja erstmal alle Menschen ein.

(Und ja, dieser Standpunkt ist für mich persönlich finanziell vorteilhaft.)

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Absolut.

Und wenn es 40k€ sind. Es gibt einfach keinen wirtschaftlichen Anreiz.

Eins möchte ich auch mal los werden: Einen Totalschaden an einer Heizung (Öl oder Erdgas) zu haben ist wirklich sehr schwer. Da müssen entweder die Bauteile nicht mehr erhältlich sein oder die Heizung kann die Abgasnorm nicht mehr halten.
Beides ist relativ unwahrscheinlich, selbst nach 30 Jahren Betrieb.

Darum finde ich das Wort Uralt- Ölheizung sehr passend.

Und diese Heizungen mit Alter über 30 sind keine Seltenheit. Meine Eltern mussten zuletzt für Ihre Gasheizung Teile auf Ebay aus Osteuropa kaufen, weil die Teile über den Hersteller schon seit fast 10 Jahren nicht mehr verfügbar sind.
Gleiches hatte ich auch einst in einer Mietwohnung. Zum Glück hatte der Vermieter neben der Ölheizung noch eine Holzheizung, sonst wäre ich längere Zeit im Kalten gesessen, weil auch der Teile auf dem Gebrauchtmarkt beschaffen musste.