Fleisch Konsum kann mensch abschalten, günstige BEV für die Krankenschwester vom Land sind allerdings Mangelware. Mieter sind auf die Gnade ihrer Vermieter beim Thema CO2 angewiesen (kalt Duschen und Heizung auf 18 Grad hilft ein weinig). Vermögende im Passivhaus mit BEV werden vermutlich weniger einzahlen als sie rausbekommen.
Darum finde ich es auch nachvollziehbar, dass die Grünen nicht ganz so stark auf das Klimageld drängen.
Diese Logik erschließt sich mir nicht. Viele Häuser mit relativ hohem Wärmebedarf sind noch weit entfernt davon, dass man sie ohnehin komplett sanieren müsste. Dächer z.B. haben eine weit längere Lebensdauer als Heizungen. Zudem wurden in den letzten Jahren mit niedrigem Gaspreis oft auch Maßnahmen gemacht ohne in Sachen Dämmung wirklich auf den aktuellen Stand zu kommen.
Wenn also jemand ohne technische Notwendigkeit einmal komplett Dach, Fenster und Fassaden neu machen lässt um eine kleinere WP einbauen zu können, dann frage ich mich schon, inwiefern sich das während der Lebensdauer dieser WP bezahlt machen soll. So groß könnte eine Förderung dieser Maßnahmen gar nicht sein.
Die Herstellungskosten einer etwas kleineren WP dürften auch nicht so viel geringer sein, sodass man sagen könnte das würde sich bei einer verschobenen Nachfrage grundlegend ändern.
Wenn wir in Sachen Gebäuden schnell den CO2 Bedarf senken wollen, dann ist wohl ein schneller Umstieg auf WP, vor allem dort wo ohnehin eine neue Heizung gebraucht wird sinnvoller als drauf zu warten, dass alle Gebäude komplett saniert werden um den Bedarf zu senken.
Optimal wäre natürlich wenn man Dämmung und WP kombiniert, aber das sprengt dann eben bei vielen das Budget und hat zur Folge, dass weder Dämmung noch WP eingesetzt wird sondern einfach eine Neue Gasheizung.
Ob sich die Technologie bei WP wirklich in 10 Jahren so grundlegend ändert, dass es wert wäre sich für den Übergang nochmal eine Gastherme zu holen wage ich auch zu bezweifeln. Wärmepumpen sind schließlich keine Kernfusion sondern eine Technologie die bei diversen Anwendungen bereits lange im Einsatz ist, z.B. auch in der Kühltechnik.
Um mal zur Ausgangsfrage zurückzukommen:
Ob der Einbaue einer Wärmepumpe in ein individuelles Haus sich lohnt, lässt sich immer nur individuell unter der Berücksichtigung aller Faktoren beurteilen. Neben dem konkreten Angebotspreis ist dabei vermutlich in vielen Fällen entscheidend, welche Prognose man für den Gas- und Strompreis ansetzt. Ich persönlich wäre extrem vorsichtig mit der Annahme, dass Gas billig bleibt. Es gibt politische Gründe, Gas teurer zu machen (CO2), die so bei Strom nicht vorliegen und Gas ist zu 100% ein Importgut in einer tendenziell volatiler werdenden Welt.
Um auf die konkrete Frage von @Niedersachse einzugehen: Eine 7 Jahre alte Gastherme würde ich aus wirtschaftlicher Sicht ohnehin nie auswechseln. Das kann sich gar nicht rechnen. Für den Vergleich mit der Neuanschaffung einer Gastherme solltest du außerdem die Kosten der Gastherme höher ansetzen. 6.000 Euro wird dich vermutlich allein das Gerät kosten, der Einbau kommt noch obendrauf.
Insofern bist du da ohnehin bei eher moralischen Fragen: wie viel Geld ist es dir wert, CO2-frei zu heizen?
Grundsätzlich würde ich vorsichtig damit sein, von deinem auf andere Fälle zu extrapolieren. Selbst wenn sich bei dir eine WP nicht rechnet, kann das in anderen Altbauten durchaus der Fall sein. In Neubauten und bei Kernsanierungen sowieso, da haben WP Gasthermen inzwischen fast komplett verdrängt.
Das halte ich eben für gefährlich. Ich erlebe es bei mir und vielen anderen, dass diese Frage schon lange nicht mehr moralisch ist, sondern schlicht finanziell. Denn mit immer weiter steigenden Belastungen, die durch die Schuldenbremse und Rentengeschenke ja ehr noch weiter steigen, wird es auch schwerer moralisch zu handeln. Ich würde gerne elektrisch mit PV fahren und mit Wärmepumpe heizen. Kriegen wir nicht gestemmt. Man fühlt sich deswegen übrigens schon schlecht und wenn man dann noch mit Moral konfrontiert wird macht das zunehmend wütend.
In diesem Fall meinte ich das explizit an @Niedersache gerichtet, nicht allgemein, und es war auch nicht wertend gemeint. In dem Sinne das eine WP für @Niedersachse offensichtlich wirtschaftlich keinen Sinn macht, es für ihn also eine rein moralische Entscheidung wäre. Damit war nicht gemeint, dass er darum sich auch für eine WP entscheiden muss und sonst ein schlechter Mensch ist.
Wer nicht kann, der kann nicht. Habe ich ehrlich gesagt überhaupt kein Problem mit. Das habe ich eher mit Leuten, die könnten, es aber nicht tun. Und sich zum Beispiel einen neuen dicken SUV kaufen, anstatt ein Elektroauto.
Ja und nein. Dinge wie die WP-Förderung, das angedachten Klimageld, der CO2 Preis usw. haben ja das Ziel, moralisches und wirtschaftliches Handeln zunehmend in Deckung zu bringen. Da ginge natürlich sicher mehr, aber sich gegenseitig ausschließen tut es sich auch nicht.
Ich nehme es nicht so wahr, dass unsere Gesellschaft Menschen mit geringer finanziellen Leistungsfähigkeit bei Umweltfragen übermäßig „mit Moral konfrontiert“. Insbesondere die in der Klimadebatte sehr progressiven Organisationen (z.B. Grüne, Greenpeace, Fridays for Future, etc.) betonen an jeder Stelle, dass CO2-Neutralität auch eine Frage der sozialen Gerechtigkeit ist und die Belastungen primär von den Bessergestellten getragen werden müssen. Moralisch wird vor allem gegen jene argumentiert, die könnten, aber nicht tun (womit wir wieder bei den SUV wären).
Das ist so nicht korrekt. Nehmen wir mal den Extremfall von 190 kW/m²/a hin zu 50 kW/m²/a. Das spart bei einem Gaskessel dann knapp 75% des Energiebedarfs. Wenn dass nun eine Wärmepumpe übernimmt, dann hängt es vom erreichbaren COP ab, aber es wird immer noch eine Einsparung des Energiebedarfs gegenüber dem Gaskessel im ungedämmten Fall sein. Auch wenn der Energiebedarf eines energetisch saniert Gebäudes so nicht erreicht werden kann, ist es aus Klimasicht doch vorteilhaft.
Gas ist fossil und damit bleibt der CO2 Ausstoß bestehen, nur eben reduziert. Bei der Wärmepumpe haben wir schon jetzt einen entsprechenden Anteil im Netz, der auch bei den geringen COP für eine bessere Klimabilanz sorgt. Absehbar wird dieser Anteil auch immer weiter steigen und damit auch der Systemtausch über die Lebensdauer deutlich im Vorteil sein, als wenn ich im Fall des notwendigen Tausches noch mal einen Gaskessel einbaue.
Das wird nicht der Haupttreiber der Investitionskosten sein. Das Problem ist viel eher, dass Wärmepumpen aktuell einfach überteuert sind. Die Preise sind zuletzt immer weiter angestiegen und nicht gefallen, wie viele aufgrund von erwarteten Skalierungseffekten prognostiziert hatten. Das hat mehrere Gründe, aber es liegt nicht an der Technologie an sich. Diese kann grundsätzlich schon jetzt deutlich günstiger produziert werden, als es die Preise vermuten lassen. Ein Aspekt ist sicherlich die Nachfrage, die über dem Angebot liegt und Anbietende entsprechend mehr verlangen lässt. Aus rein ökonomischer Sicht sollte das aber wieder sinken, gerade weil es Anbietenden den Anreiz gibt durch eine gesteigerte Produktionsmenge mehr zu verdienen.
Wo wir uns vermutlich eher einig werden ist, dass auch die Förderung in der aktuellen Situation dazu beiträgt die Preise steigen zu lassen. Das klingt erst mal kontraintuitiv, aber die Anbieter nutzen es in der Situation der hohen Nachfrage einfach aus. Es gibt also immer noch genug Menschen, die nicht so stark auf die hohen Preise reagieren und sich die Wärmepumpen leisten können. Hier hätte man sicherlich mit Anreizen für eine Steigerung der Produktionsmenge einen besseren Effekt erzielen können.
Sorry, wollte ich dir auch nicht vorwerfen und sollte so nicht rüber kommen. Ich hatte es als Aufhänger nehmen wollen, mehr nicht
Und ich weiß schon was du sonst meinst, aber mir geht es ja auch darum, dass ich immer weiter durch den CO2 Preis belastet werde, während Menschen, die vorher schon sehr viel emittiert haben (mehrere Autos, viele Urlaube usw.) sich jetzt schon mit staatlichem Geld locker aus den Folgekosten rauskaufen konnten. Denn ich sehe keine Perspektive, dass diese Menschen an anderer Stelle belastet werden.
Ich hier bei @ped . Die Bessergestellten sind die wirklich Wohlhabenden. Die obere Mittelschicht kann sich dieses alles kaum mehr leisten. Dadrunter sehe ich komplett schwarz.
Trotzdem wird fast jeden Abend, richtigerweise, darauf aufmerksam gemacht wie es ums Klima steht und das wir uns schnell umstellen müssen. Kinderfragen müssen beantwortet werden, mit „ich würde dir gerne einen halbwegs guten Planeten hinterlassen, kann es mir jedoch nicht leisten“. Das drückt schon sehr aufs Gemüt.
Es ist nicht grade motivierend zu wissen, was getan werden müsste, aber es nicht zu können, weil man es schlicht nicht leisten kann.
Lass es uns mal überschlagsmäßig rechnen.
WP bei schlechter Dämmung hat einen Wirkungsgrad von 1 zu 2,5 (eine kWh Strom sind 2,5 kWh Wärme). Der ist dermaßen schlecht, weil die Vorlauftemperaturen nicht gesenkt werden können.
100m² Wohnfläche mit einen Wärmebedarf von 150kW/m²/a sind 15000 kWh.
Mit Wp müssen wir 6.000 kWh Verbrauch rechnen. 2020 lag der CO2 Ausstoß für den Strommix bei 369 gramm/kWh. Das sind dann 2,214to/a. CO₂-Emissionen pro Kilowattstunde Strom stiegen in 2022 | Umweltbundesamt
Wird das Gebäude auf 80kW/m²/a ist ein Wärmebedarf von 8000kWh erforderlich.
Ergas stößt 201 gramm/kWh aus. Dann sind das 1,6 to/a.
Ja, dass sind alles Beispiel zahlen, die man niemals Pauschal betrachten darf und ja, der Strommix CO2 Ausstoß wird weiter sinken.
Trotzdem ist die Dämmung im Moment eigentlich wichtiger, als das Heizungssystem.
Sollten in naher Zukunft Technologiesprünge im Bereich WP erfolgen und der COP wird auch in diesen Anwendungsfällen auf 4-5 steigen dreht sich die Rechnung natürlich.
Gehe für den Fall WP bei deiner Aussage mit. Trotzdem müsste Dämmung in viel stärkeren Maße gefördert werden.
Genau, dass ist das Problem. Die Wirtschaftlichkeit einer energetischen Sanierung ist komplett nicht gegeben. Aber ohne energetische Sanierung (Dämmung in erster Linie) müssen überdimensionierte WP angeschafft werden, die, weil sie überdimensioniert sind, hohe Investitionskosten nach sich ziehen. Damit ist auch die Anschaffung einer WP nicht wirtschaftlich und wird verweigert.
Was haltet Ihr eigentlich von der Idee im Neubau auf low tech Elektroheizung zu setzen? Der Stromverbrauch ist natürlich um ein vier-faches höher als mit Wärmepumpe, aber wenn das Gebäude extrem gut gedämmt ist und man im Sommer Warmwasser mit überschüssigem Sonnenstrom erzeugt, dann wird über das Jahr doch ein Schuh draus?
Die Leute vom Autarkie Team behaupten zumindest, dass ihre Häuser mit 40 kWh/a/m² für Heizung, Warmwasser und Strom hinkommen.
Man spart sich eine große Menge Wasserleitungen und low-tech hat noch den zusätzlichen Charme der Wartungsfreiheit.
Ich wohne in einem Neubau (2019) und die Heizung hier funktioniert immer noch nicht zuverlässig. Alle vier bis acht Wochen müssen die Installateure in einer anderen Wohnung einen hydraulischen Abgleich durchführen (ich weiß es weil ich im Beirat der WEG bin und die Mails CC bekomme)
Haben wir bei unserem Neubau vor 3 Jahren gemacht: Holzständerbau mit Holzfasedämmung auf Passivhausniveau (aber wegen der Form des Baukörpers insgesamt kein Passivhaus). Die Decke ist aus Lehmplatten, in die ein Stromkabel eingelassen ist. Das wird ein wenig warm, dadurch wird die Decke insgesamt warm und gibt die Wärme an die Raumluft ab. Dazu dezentrale Lüfter mit Wärmerückgewinnung. Sehr angenehm. Heiswassererzeugung mit Durchlauferhitzer.
Wir hatten letztes Jahr mit 4 Personen und sehr viel Home Office (wir sind beide Freiberufler) 66 kWh/m2 für Strom (einschließlich alles außer E-Auto). Die Form unseres Baukörpers ist wie gesagt alles andere als optimal – mit einem Würfel als Haus hätten wir vermutlich erheblich geringeren Bedarf.
Die „Heizungsanlage“ (also die Deckenmodule, Befestigungsmaterialien, Stromkabel und Steuereinheiten) hat gut 16.000 Euro gekostet. Die Installation war vernachlässigbar, da wir das alles in Eigenarbeit erledigen konnten (und das würde ich jedem zutrauen) und der Elektriker dann nur noch ein paar Kabel anklemmen musste. Auf die Kabel gibt es 30 Jahre Garantie, solange man da aber nicht irgendwie reinbohrt gibt es keinen Grund, warum die in der Decke nicht auch 100 Jahre liegen bleiben sollten – das ist einfach nur ein normales Kupferkabel. Keine Wartung, extrem low-tech.
Das hier ist der Hersteller (ich packe das hier nur rein, weil die extrem nett und hilfreich im Kontakt waren): https://argillatherm.de
Wenn die WP so dimensioniert ist, dass sie gerade den Wärmebedarf des Hauses decken kann, dann ist sie nicht überdimensioniert sondern für den Zweck genau richtig dimensioniert. Eine Gasheizung, Ölheizung, Pelletheizung oder auch jede andere erdenkliche Heizung müsste genauso groß dimensioniert werden um den Wärmebedarf zu decken. Der Mehrpreis in der Anschaffung ist dabei auch gar nicht so groß. Ins Gewicht fällt dann vielmehr der kontinuierliche Mehrbedarf an Energie, aber auch das gilt dann ja für jede Art der Heizung.
Eine Konstellation wo das ungünstig wäre, wäre in erster Linie wenn eine zeitnahe Komplettsanierung geplant ist. Dann sollte man den Einbau der WP wohl eher nicht vorab anhand des Bedarfs im unsanierten Zustands machen.
Meine LWWP ging am zweiten Weihnachtstag kaputt. Wir sind dann ins Notprogramm gewechselt (Heizstab) und haben pro Tag zwischen 40 und 50 kWh Strom für Heizung und WW benötigt. Unser Haus ist Baujahr 2023 und braucht circa 20 kWh/m2*a.
Kurz: Da kann man auch mit Geld heizen. Im Monat ist man im Winter bei über 300 Euro.
Kann mensch sich gegen sowas versichern?
Die Verbrauchskosten sind da nur eine Seite der Gleichung. Auch die Anschaffung-, Installations- und Wartungskosten der Heizung (umgelegt auf die Betriebsjahre) müssen eingerechnet werden. Und dann kann sich eine Strom-Direktheizung bei verbrauchsarmen Häusern eben schon rechnen. Außerdem ist es definitiv weniger störungsanfällig.
Das geht bestimmt. Ich hätte spontan eine klassische Garantieverlängerung im Kopf. Allgemein ist das aber erst mal ein Gewährleistungsfall. Danach dann die Garantie, die meines Wissens mit der Vorgabe der regelmäßigen Wartung umsetzen.
Wie die Hersteller das in der Praxis genau umsetzen kann ich allerdings nicht im Detail beantworten. Im Zweifel ist aber vermutlich eher eine Rechtsschutzversicherung für den Zeitraum von Gewährleistung und Garantie eine bessere Investition als eine Versicherung des bestehenden Rechts.
Die Betriebskosten lägen bei uns, gerechnet mit 25 Cent pro kWh, bei circa 2600 Euro im Jahr statt bei 800 Euro. Die reine LWWP hat circa 10.000 Euro gekostet. Die amortisiert sich wahrscheinlich in weniger als 5 Jahren. Sollten die Strompreise wieder steigen, heizt man vermutlich wirklich besser mit Euronoten.
Mal abgesehen davon, dass eine reine Elektroheizung gar nicht mehr erlaubt ist.
@mifr: keine Ahnung. Stiebel Eltron war eine Woche später zur Stelle. Der Schaden war also überschaubar.
Das ist definitiv falsch. Elektroheizungen sind legal.
Abgesehen davon: ja, ob sich eine reine Elektroheizung rechnet, ist eine Fallfrage. Man muss eben jedes Renovierungs-/Bauprojekt individuell betrachten und alle Möglichkeiten einmal durchrechnen. .
Erwähnen sollte man vielleicht auch noch Pellet/Holzscheitöfen mit Heizungsanbindung. Wer in den bewaldeten Regionen Deutschlands wohnt (vielleicht sogar mit eigenem Wald), für den kann sich sowas lohnen.